aber ein schöner Mann ist, trifft der Strahl eines brennenden
Lichtes, und augenblicklich ist er in eine Taube verwandelt und muß
ieben Jahre mit den Tauben fliegen. Aber alle sieben Schritte
ãßt die Taube einen roten Blutstropfen und eine weiße Feder
'allen, die jollen seiner Frau den Weg zeigen, damit sie ihn er—
õsen Lann. Als die sieben Jahre um sind, hört die Spur auf.
und die arme Frau fragt bei Sonne,
Mond und den Winden nach der weißen
Taube, bis der Südwind zu erzählen
weiß, daß dieselbe nach dem Roten Meer
log und dort wieder ein Löwe geworden
ist. Gleichfalls eine doppelte Verwandlung
hat der Königssohn zu erdulden, den die
Alte im Walde verzaubert hat. Er ist in
reinen Baum verwünscht, und alle Tage ein
paar Stunden in eine weiße Taube. Als
olche bringt er dem armen Dienstmädchen,
dessen Herrschaft im Walde von Räubern
erjchlagen ward, nacheinander drei goldene
Schlüselchen, durch die es sich Nahrung, ein
Nachtlager und Kleidung verschaffen kann,
und das ihn nachher durch einen King, den
es der Alten entwendet, erlöst.
In dem Märchen „Der Meisterdieb“
jchleppt der Dieb den Sack, in dem er Pfarrer
und Küster gefangen hat, in den Tauben⸗
jchlag, und als die Tauben flattern, jagt er:
„Hört ihr, wie die Engel sich freuen und mit
den Fittichen schlagen!“
In dem Märchen vom Schlauraffenland
heißt es, daß dort zwei Tauben einen Wolf
zerrupften.
Die dicke Trine, nicht minder faul als ihr Mann, ist der müh—
amen Siegenzucht überdrüssig und will die beiden Siegen dem
Nachbar gegen einen Bienenstock vertauschen. „Den Bienenstock
tellen wir an einen sonnigen Platz hinter das Haus und bekümmern
ins weiter nicht darum. Die Bienen brauchen nicht gefüttert zu
verden; sie fliegen aus, finden den Weg nach Haus von selbst
wieder und sammeln Honig, ohne daß es
uns die geringste Mũhe macht.“ Heinz ist
mit dem Vorschlag einverstanden, denn er ist
der Ansicht, daß der Honig beseer schmeckt
und nährt als die Siegenmilch und sich auch
ãänger aufbewahren läßt. Als sie dann im
zlũcklichen Besitz des Bienenstockes sind,
heißt es weiter: „Die Bienen flogen uner-
nüdlich vom frühen Morgen bis zum späten
Abend aus und ein und füllten den Stock
nit dem schönsten Honig, so daß Heinz im
Zerbst einen ganzen Krug voll herausnehmen
onnte.“ Leider hat die dicke Trine das
Mißgeschick, in ihrer Heftigkeit den Honig-
opf zu zerschlagen. Heinz hält es noch für
ein Glück, daß ihm der Topf nicht auf den
Kopf fiel, und sagt weiter: „Wir haben alle
Ursache, mit unserem Schicksal zufrieden zu
jein.“ Und da er in einer Scherbe noch
etwas Honig bemerbte, so langte er danach
und sprach ganz vergnũgt: „Das Restchen,
Frau, wollen wir uns noch schmecken lassen
ind dann nach dem gehabten Schrecken
ein wenig ausruhen; was tut's, wenn wir
etwas später als gewöhnlich aufstehen, der
Tag ist doch noch lang genug.“ „Ja,“ ant-
wortete Trine, „man kommt immer noch
zu rechter Seit. Weißt du, die Schnecke
war einmal zur Hochzeit eingeladen, machte
sich auf den Weg, kam aber zur Kindtaufe
an. Vor dem Haus stürzte sie noch über den
Zaun und sagte: „Eilen kut nicht qut.“
Die Biene.
Obwohl wilde Bienen im MWärchen
nehrmals vorbommen, werden doch nur in
em Märchen vom faulen Heinz Blenen als
Hausfiere erwähnt.
Denkmal der Gebr. Grimm in Hanau
Copyright: Foto Zinn
—
Auf Heimatwegen.
Grimm⸗Stätten.
Welches deutsche Kind bennt nicht den Namen der Gebrũder
Grimm, der sich schon in Großvaters Lesebuch unter den schönsten
und lustigsten Stücken fand! Ein solches Kind würde eine leere
A
Kindern die beglückenden Sauber⸗
»orstellungen und erhebenden
Hemũtskräfte lagern. Noch auf
Erwachsene pflegt ein Hauch von
Märchenpoesie einzuströmen und
ie über die Hetze des Alltags
zu erheben, wenn der Name der
Hebrüder Grimm dankbar und
ehrfurchtsvoll genannt wird. Und
wo wäre gar das hejssische Kind,
das nichts wũßte von diesen Hessen⸗
söhnen, die mit der Wäünschelrute
durch die Dörfer gingen und die
berborgenen Märchenquellen er—
schlossjen Welches Hessenkind
hätte noch nichts von ihnen ver—
nommen, von ihnen und von der
Märchenfrau Katharina Vieh—
mann geb. Pierson zu Nieder-
zwehren! Von den wunderschönen
Kinder- und Hausmärchen, in
denen verzauberte Königs- und
hirtenlinder, Kiesen und Swerge,
Soldaten und Bauern und alle
Bewohner Himmels und der
Erde ihre Rolle spielen! Sogar
„das liebe Dieh“, wie der hessische Bauer durchaus nicht ironisch
jagt, und alle unsere bekannten Haustiere, wie aus dem nunmehr
abgeschlossenen Beitrag von Olga Stückrath⸗Stawitz hervorgeht.
Anjsere Bilder zeigen die bedeutendsten Grimm-⸗Stätten.
Das Wohnhaus der Gebrüder Grimm in Cassel brachten wir
bereits in Ne. 2 unserer Seitschrift vom vorigen Jahre, worauf
hiermit verwiesen sei.
Jakob und Wilhelm Grimm, das wahrhaft edle und treue
Brüderpaar, nennen Hanau ihre VDaterstadt. Dort wurde Jabob
im 4. Januar 1185, Wilhelm am 24. Februar 11860 geboren. Die
ꝛrsten Eindrücke empfingen sie in Skteinau, wo der Dater von
791 - 1796 als Amtmann kätig war. Nach dem frühen Tode des
Ddaters besuchten sie das Lyceum zu Cassel und die Universität
Marburg. Durch Johannes von
Müller, den Kabinettjebretär des
Königs Jeéerôme von Westfalen,
erhielt Jabob eine Anstellung als
Bibliothekar, während der börper-
liich schwächere Bruder Wilhelm
von einem Herzleiden Genesjung
uchte und später (1814) eben-
alis ein Amt in Cassel erhielt.
In der Casseler Seit sammelten
die Brũder eifrig die fast ver—
jessenen schönen Dolksmärchen
und gaben sie in drei Bänden
1812, 1815 und 1822) als die
Kinder - und Hausmärchen“
heraus. Damit vollbrachten sie
zine Großtat. Im Jahre 1829
jolgten die Brüder einem Ruf
nach Göttingen. Doch wurden
sie 1831 ihres Amtes entsetzt,
weil sie zu den Göttinger Sieben
zgehörten, die gegen den Ver—
ahungsbruch des Königs von
Hannover protestierten. Das
—A
Wirkungskreis an der Abademie
»er Wissenschaften in Berlin. Von ihren zahlreichen wissen⸗
chaftlichen Werben sei nur noch das „Deutsche Wörterbuch““
ewãhnt, an dem gegenwärtig noch die namhaftesten Germanisten
rbeiten. Wilhelm Grimm starb am 16. Dezember 1859, sein
Zruder Jabob am 20. September 1868. Beide fanden auf dem
friedhof der Matthäi Gemeinde zu Berlin-Schöneberg ihre leßte
Zuhestätte 2