Ansere Haustiere im Spiegel der Grimmschen VDolksmärchen.
Von Olga Stückrath-Stawitz.
uhn und Hahn. einem Hahn neben die Koönigstochter in den sechsspännigen Wagen.
Hubh Hab Doch bald schickt er die falsche Braut zurück und reitet auf seinem
zõockelhahn in ein zweites Königreich. Dort wird er mit bönig-
schen Ehren empfangen, findet die rechte Braut und wird endlich
ntzaubert.
In dem Maärchen vom Herrn Korbes wollen Hühnchen und
dãähnchen zusammen eine Keise machen. „Da baute das Hähnchen
inen Wagen, der vier rote Käder hatte, und jpannte vier Mäuschen
abor. Das Hühnchen setzte sich mit dem Hähnchen auf, und sie
uhren miteinander fort. Nicht lange, so begegnete ihnen eine
Zahe. die sprach: „Wo wollt ihr hin?“ Hähnchen antwortete:
„Als hinaus
Hjach des Herrn Korbes seinem Haus.“
„Nehmt mich mit,“ sprach die Katze. Hähnchen antwortete:
Kecht gerne, set dich hinten auf, daß du vorne nicht herabfällst
Nehmt euch wohl in acht,
Daß ihr meine roten KRäderchen nicht schmutzig macht.
Ihr Käderchen schweift,
Ihr Mäuschen, pfeift,
Als hinaus
Nach des Herrn Korbes seinem Haus.“
Als Fahrgäste kommen nacheinander noch ein Mühlstein, ein
Fi, eine Ente, eine Stecknadel und eine Nähnadel hinzu, und alle
ujammen vollziehen das Strafgericht an dem bösen Herrn Korbes.
Auch in dem Märchen vom Lumpengesindel baut das Hähnchen
inen kleinen Wagen, doch ist er diesmal aus Nußschalen hergestellt.
—E nämlich bis auf den Abend
iuf dem Nußberg an den jungen Nüssen gũtlich getan und ziehen
s nun vor, heinwärts zu fahren. Doch es gibt einen Streit.
ũhnchen setzi sich hinein, und Hähnchen joll sich vorspannen. Das
Zãhnchen aber sagt: „Du bommst mir recht, lieber geh ich zu Fuß
ach Haus, als daß ich mich vorspannen lasse: nein, so haben wir
ucht gewettet. Kutscher will ich wohl sein und auf dem Bock
tzen, aber selbst ziehen, das tu' ich nicht.“ Die Frage nach dem
dorspann löst sich, als Hähnchen eine anmaßende Ente mit seinem
harfen Sporn gezũchtigt hat. Sie muß ihren UÜbermut büßen und
is Pferdchen den Wagen ziehen, auf dem Hähnchen als Kutscher
hront. Eine Stecknadel und eine Nähnadel, die noch des Weges
ommen, dürfen als magere Leute mitfahren, nachdem sie ver⸗
hrochen haben, Hühnchen und Hähnchen nicht auf die Füße zu
relen. Mit vielen guten Worten und Versprechungen bestimmt
as Lumpengesindel einen Wirt, es die Nacht ũber zu beherbergen,
och er muß seine Gutmütigkeit teuer bezahlen. Das boshafte
hũhnerpaar verzehrt das Ei, das es dem Wiet versprochen, steckt
ie NRähnadel in den Sessel und die Stecknadel ins Handtuch und
liegt über die Heide dabvon. Auch die Ente, die der Wirt be⸗
alten sollte, schwimmt eilends davon, und der Armste hat am
Norgen einen Arger über den andern auszustehen, so daß er
chwoͤrt, jein Lebtag kein Lumpengesindel mehr ins Haus zu nehmen.
Das unternehmungslustige Paͤrchen macht auch in dem rũhren·
en Märchen von, dem Tode des Hühnchens einen Ausflug auf
en Nußberg, um die jungen Nüsse zu versuchen. Wer einen Nuß-
ern findet, joll ihn mit dem anderen teilen. Hũhnchen aber will
ꝛinen gefundenen Keen allein essen, doch er bleibt ihm im Halse
secken und es muß bläglich das Hähnchen bitten, ihm Wasser zu
olen. Das Hähnchen eilt zum Brunnen: „Born, du solljt mir
Vasser geben; das Hũhnchen liegt auf dem Nußberg, hat einen
roßen RHußbern geschluckt und will ersticken.“ Der Brunnen aber
bili erst von der Braut rote Seide haben, und Hähnchen eilt zur
Zraut. Doch die will erst ihr Kränzlein haben, das an einer
Veide hãngen blieb. Das besorgte Hähnchen holt eilig das Kränz-
an von dem Weidenast und bringt es der Braut. Die gibt ihm
oie Seide dafür, und für die rote Seide gibt der Born ihm Wasser.
für das Hühnchen aber kommt die Kettung zu spät, es ist erstickt.
Da war das Hähnchen so kraurig, daß es laut schrie, und
amen alle Tiere und bebliagten das Hühnchen; und sechs Mãuse
aufen einen bleinen Wagen, das Hühnchen darin, zum Grabe
zu fahren; und als der Wagen fertig war. spannten sie sich davor.
ind das Hähnchen fuhr.“
Auf dem Wege fragt ein Fuchs, ob er mitfahren darf.
„Ja, aber setz“ dich hinten auf den Wagen,
Dorn bönnens meine Pferdchen nicht vertragen.“
Dann jetzt sich noch ein Wolf hinten auf, dann ein Bär, ein
dZiesch, ein Lowe und alle Tiere aus dem Waͤld. Als sie an einen
Sach Lommen, bietet sich ein Strohhalm als Srũcke an, doch er
uischt und die sechs Mäuse ertrinßen. Eine Kohle will helfen,
Von unserem Haushuhn weiß das Wärchen viel zu erzählen,
und nafũrlich ist es vor allem der stolze Pascha jeines Volbes, der
Hahn, der federbunt und stimmbegabt die größte Kolle spielt.
Er siht auf dem Brunnen, als die schöne und fleißige Tochter
der Witioe aus dem Wolkbenreich der Frau Holle heimbehrt und
ruft, als er die Keichbeschenkte. Goldũberschũttete sieht, mit heller
Stimme:
Kiberiki,
dinjere goldene Jungfrau ist wieder hie.“
Doch als die häßliche, faule Tochter zurũckkommt, noch oben-
drein ũüber und ũber mit Pech besudelt, da ruft er:
„Kiberiki,
Unsere schmutzige Jungfrau ist wieder hie.“
Die Schoönheit und den Wert des Hahnes preist jehr heredt der
älteste der drei Sͤhne in dem Märchen von den drei Glũckskindern.
Er hat als sein Erbteil von dem sterbenden Dater einen Hahn er⸗
halten und sucht ihn an den Mann zu bringen. Doch allerorten hat
nan Hähne genug. „...in den Städten jah er ihn jchon von
weitem auf den Türmen sitzen und sich mit dem Wind umdrehen,
in den Dörfern hörte er mehr als einen krähen, und niemand
wollte sich über das Tier wundern.“ Endlich aber bLommt er auf
eine Insel, auf der noch niemand den Hahn kbennt und man noch
nicht geiernt hat, die Stunden der Nacht einzuteilen. Dort zeigt
er seinen Hahn. „Seht,“ sprach er, „was für ein stolzes Tier, es
hat eine rubinrote Krone auf dem Kopf und trägt Sporen wie
ein Kilter: es ruft euch des Nachts dreimal zu bestimmter, Seit an,
und wenns das letzte Wal ruft, so geht die Sonne bald auf.
Wenn's aber bei hellem Tag ruft. so richtet euch darauf ein. dann
gibts anderes Wetter.“
Die erstaunten Leute ũberzeugen sich, daß der, Hahn des
Nachts um 3wei, vier und sechs Uhr laut und vernehmlich die Zeit
abruft und fragen, was er bosten joll. Sie bezahlen mit Freuden
soviel, als ein Esel Gold tragen kann.
Ejel, Hund und Katze bommen als Bremer Stadtmusikanten
des Weges gezogen, und der Esel fragt einen Hahn, der auf einem
Hoftor sitzt und aus Lelbesbräften schreit, nach der Arsache jeiner
Aufregung. Der Hahn spricht: „Da hab ich gut Wetter prophe⸗
zeit, weil unserer lieben Frauen Tag ijt, wo sie dem Christkindlein
die Hemdchen gewaschen hat und sie trocknen will; aber weil
morgen zum Sonntag Gäste Lommen, so hat die Hausfrau doch
Lein Erbarmen und hat der Köchin gesagt, sie wollte mich morgen
in der Suppe essen, und da soll ich mir heut' Abend den Kopf
abschneiden lassen. Nun schrei ich aus vollem Hals. solang ich
noch kbann.“
Es hraucht denn auch kein langes Sureden und der Rotbopf
zieht mit als Bremer Stadtmusikant. Und als sie den letzten
Käuberspion aus dem Haus jagen, ruft er ihm vom Dache her⸗
unter sein Kiberiki nach, daß der Käuber seinem Hauptmanne
erzählt Der Kichter saß auf dem Dach und rief: „Bringt mir
den Schelm her!“
In den beiden letzten Märchen ist noch besonders die Kolle
des Hahnes als Wetterprophet zu beachten.
Dos Marchen vom Hahnenbalken erzãählt von einem SZauberer,
der vor einer Menge Volbes einen Hahn einen Strohhalm tragen
ließ und es durch seine Künste fertig brachte, daß alle Leute
alaubten, er höbe und trũge einen schweren Balben. Ein Mãdchen
edoch, durch ein vierblätteriges Kleeblatt gegen seinen Sauber
gefeil, sseht die Wahrheit und klärt die anderen auf, die den Heren-
meister mit Schimpf und Schande davonjagen.
Sogar als Keittier wird der Hahn im Märchen erwähnt.
Hans mein Igel bittet jeinen Vater: „VOäterchen, geht doch vor
die Schmiede und laßt mir meinen Gockelhahn beschlagen, dann
will ich sortreiten und nimmermehr wiederkommen.“ And er reitet
fort mit seiner Herde und läßt im Walde den Hahn auf einen
hohen Baum fliegen und hũtet von dort aus seine Schweine und
Ejel. Als er dann die übergroß gewordene Herde zum Schlachten
ins Dorf gebracht hat, laßt er sich von seinem Dater noch einmal
den Hahn beschlagen und reitet wieder ab. In dem ersten König⸗
reiche, das sein Siei ist, weisen ihn auf des Königs Befehl die
Soldaten mit Waffengewalt ab, doch Hans gibt seinem Hahne die
Sporen, daß er aufflegt ũber das Tor bis vor des Königs Fenster.
Und als der König auf die Drohungen dem Hans seine Tochter
samt Pferden, Wagen, Geld und Gut gibt, seht sich Hans mit
Siebe Heimat-Schollen Ne. 2. 3. 10 und 22 1028 und Ne. 83. 8. 10 und 12 1026.