Full text: Heimatschollen 1921-1925 (1. Jahrgang - 5. Jahrgang, 1921-1925)

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VDom Pulsschlag der Heimat. 
Die seltenste Pflanze. — enee — arbeiten — 
hochaufgeschichtet liegen die Steine und harren der ahrt. Es 
Sie saßen beijammen, die Herren, nach einer geologijchbotanischen eht langsam, auf achzenden, bnarrenden Wagen. Doch schon 
Wanderung durch einen Teil des Hessenlandes und unterhielten sich hwingt sich ein starkes Seil bon Mast zu Mast, und bald werden 
iber seine seltenen Pflanzen. „Nur an unzugänglichen Stellen,“ bie Steine eine luftige Fahrt beginnen, zusammengeschottert und 
agte einer, „geschützt vor der zufassenden Hand der Menschen. usecinandergerijjen. Sis hinauf ins Kheinland zu rauchenden 
indet man sie noch ..“ schloten und sausenden Maschinen geht die Reise, um zum Aus— 
Am Nebentisch blebten ein paar Spießbürger. „Ja,“ begann nauern mächtiger Ungetüme, der Hochöfen, zu dienen. — Manch 
einer, „das ist so im Leben, ich habe neun Kinder großgezogen, und ockend Geheimnis behüten diese Steinriesen: rohe Werbzeuge aus 
weil ich nun alt und stumpf bin, da will mich nicht eins haben.“ ⸗ʒtein, von Urmenschenhand geformt, bünden aus den ersten Tagen, 
„Es geht dir so, wie dem alten Lehrer in Boxtehoi“, bemerkte vo der Mensch eine Last überwunden, die ihn erdwärts zog. — 
der zweite, „ꝛ0 Jahre hat der die Kinder das A BC gelehrt und Vie lange wird es dauern? Und die brauné Heide wird einsam 
hnen gezeigt, daß man die Nase nicht an den Armel, sondern ans legen, und der Bauer braucht nicht mehr um den Stein herum— 
Zubt bei 8 nd Ne ist er edermann n uacbern. „Schwälmer.“ 
ausenderlei Dingen zur Hand gewesen, und nun, als er wegge 3 3 
»on Soxtehoĩ, da hat ihm niemand den Kock vor Abschiedsweh Schnurrpfeijereien. 
gJerisen — 's wär' auch schad drum gewesen — sang- und blanglos Suppe aus Kieselsteinen. 
ist er abgezogen.“ 3 
Aber der dritte behauptete: „Ist das schon was! Seht doch er —53 Aeen bbte en 8 7 In aufmann 5. 
nal die Fürsten an. Gewiß, die waren nicht ohne Fehler. Sind kines Tages kbam er auf einer Geschäftsreise in die Dörfer 
siie aber an allem schuld, das uns heute drückt? Hatten sie nicht —5 5 es. Anterwegs suchte er aus dem Flußben der — 
auch hre guten Seiten?“ ———— wusch sie Ve r und steckte sie in die A —* 
Und der vierte trumpfte auf den Tisch und sprudelte heraus: * 8 atwiesch at Line —5 — ——— * n 
„Ist das was! Haben unsre Feldgrauen nicht ihre Gesundheit und genen —— 
erlangte von dem Wirt bochendes Wasser zur Sübereitung einer 
hr Seben für uns aufs Spiel gesetzt. And nun· duppe Nis ihm solches nebst Rapf Teller uad Lofel eet 
Und der fünfte warf ein: „jJa .. Seht nur unsre Apfelbäume α na a —9 — —*— 
uind Biernbäume und Swetschenbäume, wie sie besonders in obst— 5 ** g sleu gevrochton 
eichen Jahren ihre dersclagenen Aste wie Huͤte sugend un ?teine, legte sie in den Napf und goß das bochende Wasser darauf. 
*3 Werd g dach seiner Belehrung bedürfe es einiger Seit, bis das Wasser 
So gingen die Reden am Stammtisch der Spießbürger noch eieen — — — gungen 
ein Weilchen weiter, zuletzt hingen die fünf schweigend die Köpfe. asre as Wasere Nach der Aiten Ren 54 — 
Die Gelehrten hatten stumm gelauscht. Und dann meinte einer: 3. jo heiß egesen als —— n h d — 
ee Nerren Kollegen. die seltenste Pflanze, das ist ohne geage ãtten die Steine ihre magische Kraft abgegeben. Ba begann er 
. zine Mahlzeit. Die Leute sahen zu ihrem Erstaunen, mit welchem 
„Abseits. eewe er si dien ne Mewen ließ. Vor Bewunderung 
A—— verrten sie Maul und Nase auf. 
2. An den Quarzitbrüchen auf der Struth. Da geteilte Freude doppelite Freude ist, so war Heer F. so 
Wie eine Herde weißer, weidender Lämmer auf brauner Heide astfreundschaftlich und ließ sie die Suppe auch kbosten. Sie fanden 
iegen die Quarzitblͤcke am Hang. Ab und zu oͤröhnt von der e viel wohlschmeckender als solche, die sie nach ihrem alten Kezept 
Höhe ein dumpfer Schlag. Lange hatte das KRand Kuhe. — cereiteten. Herr F. erblärte nun, daß es einer besonderen Kenninis 
Srachland! — Der Bauer wußte nichts damit anzufangen. Und edũrfe, solche geeigneten Steine herauszufinden, und daß diese 
wo sich ein solcher Kiese auf dem Acker breit machte, da wurde Vissenschaft nur jsehr wenigen Leuten bebannt sei. Einige Wunder— 
zꝛübsch sacht drum rum geackert. Dann bamen eines Tages zwei eine wolle er ihnen bostenlos überlassen, da es für ihn ja leicht 
Herren mit Stehkragen. — „Bos wonn die of der Struth?“ Däß ei, Ersatz zu haben. Mit großer Freude wurde das Geschenk 
ee sech nur net die Fenger dreckig mache!“ — Doch baid hieß es: nutgegengenommen und der edie Geber beim Abschied mit Dankbes- 
Kranze Konn gett of die Steuth, do wonn se Stee bräche!“ Und vortken überschüttet. DVon den enttäuschten Gesichtern beĩ dem erfolg- 
o war es. In harter Arbeit wurden die Nester bloßgelegt, die »sen Bemühen, aus diesen Steinen eine wohlschmeckende Suppe her- 
Patrone wurde angesetzt, und der erste Laut menschlichen Wagens orzuzaubern. mag sich der geneigte Leser seibst ein Bild entwerfen. 
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Dom Büchertische der Heimat. 
Hessischer Dolkskalender auf das Jahr 1022. Cassel, iuch noch nicht vollkommen verwieblicht ist, so verdient doch schon 
Derlag von Fr. Lometsch. Herausgegeben bon Fre. Ellenberg, as ernste Bestreben Anerbennung. Poeten wie Alfons Petzold, 
Pfarrer in Großenritte, Bez. Cassel. Zeinhold Deanne e Carl Wn — e— n a. 
Das ijst allemal ein Festtag, wenn der „Hessische“‘“ von der Post ragen e heisches Geschmeid für liebesglückgesegnete Seelen 
bei mir abgegeben 58 Alles bleibt 6 nsp liegen, 38*— erzu. Sumal Petzolds, des Wiener Arbeiterdichters Verse leuchten 
erst zu lesen. And das ist er wert, der Hessische Volkobalender, die feingeschliffene, rubinrote Schmuckstücke am Gewand einer 
der eben im 89. Jahre erscheint und für den Spottpreis von 330 Me. eliebten Frau. Einige Gedichte (wie auf Seite 16, 61, 69 u. a.) 
u haben ist; denn darin finden sich launige Geschichten, aber auch ?weisen, daß beĩ der Auswahl noch schärfer gesiebt werden durfte, 
ernste Abhandlungen, Gedichte und Verse und Kätsel und Stücklein. as bei einer Veuauflage nachzuholen sein würde. „Nimm all die 
aller Det. Daß alle diese Seiten nicht zu kurz Lommen, dafuͤr ual“ von Kurt Bock lost bei lautem Vorlesen eine gelinde Heiter 
oegen der geschickte Herausgeber und ein Stab ruhriger Mitarbeiter. Lit aus. Solche Gedichte sind nicht naturnotwendiger Ausbruch 
Diesmal ist der Hejssijche Volkskalender, der jeinen Namen mit ines von einer Empfindung übervollen Herzens, ausgelöst von 
Kecht trägt, ganz besouders gut ausgefallen, trotz der Nöte der Lfem Erleben, sind nicht lyrische Kunst im Sinne Storms, sondern 
Seit. Greife darum heuer jeder wieder zu seinem „Hessischen“. Nanier. Die Schriftleitung des Verlags schreibt: „Die hier 
Und einen Kalender, den hat doch jeder uötigl Dap das hier esammelten Liebesgedichte sind zum größten Teil aus, dem 
ands ein hessischer sein muß, das ijt eigentlich für jeden selbstredend, esten Preisausschreiben hervorgegangen,“ Also ist anzunehmen, 
er och guf, seine hessische Eigenart etwas gibt. wie dies der aß die nachempfundenen Gedichte nicht von den Preisrichtern 
Hessische Volbsbalender getan hat in den fast 40 Jahren seines usgewählt wurden. Doch sind es dieser Gedichte nur wenige, 
Lescheinens und fürder immer kun wird, dafür bürgen Verlag, nd das Gute und Feine ũberwiegt, wie das ja von preisgebrönten 
Herausgeber und Mitarbeiter Schw. dersen nicht anders erwartet werden bann. — In Druck und 
J Ausstattung ist die Sammlung recht vornehm und gediegen und 
Preisgebrönte Liebesgedichte. Geb. etwa 10 Me. mit ein schönes Buchgeschenb für junge, liebesselige Menschen. K. 
Geschenbband etwa 12,50 Mꝑp. Edda· Verlag zu Cassel. Glücksvogel. Von Heinrich Kuppel. Neulandhaus-Verlag 
„Es lag dem Verlag nahe, in einer Seit erotischer Auswũchje Ldeipʒig. Preis 8,50 Mb. 
schlichte, reine Liebeslyrib lebender Dichter zu jammeln.“ Wenn In diesem Büchlein hat Kuppel zweifellos sein Bestes gegeben, 
diese lobenswerte Absicht des Verlags in dem vorliegenden Buche es ist eine reife Kunst. Während die „Khönbauern“ grobschlächtig
	        
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