nach Homberg verschluckt hat. Dem Tunnelmund entquillt dicker
Qualm wie dem Mund eines starken KRauchers.
Wie friedsam kuschelt sich Forsthaus Wüstelirche in die Wald—
ꝛcke! Still und geborgen liegt es unter den alten Föhren, die das
Idyll umschirmen. Hier oben soll einst eine Kirche gewesen seim.
Die Sage nennt Heinz von Lüder als Stifter des Gotteshauses,
das im Vreißigjährigen Kriege der Serstörung anheim gefallen sei.
Serade auf der Grenze zwischen Oberbeisheini und Kemsfeld
hütete einst ein Schweinehirt
seine Borstentiere. Da wühlten
sie eine vergrabene Glocke aus
dem Boden. Den Streit, der
sich zwijschen beiden Gemeinden
um die gefundene Glocke ent—
pann, ließ man durch ein blindes
Pferd entscheiden. Das wandte
ich mit dem Wagen, darauf die
Blocke lag, Kemsfeld zu und
entschied jomit für diese Gemein⸗
»e. Die tauschte die gefundene
Slocke gegen eine bleinere von
Harle um.
Eine weite Sicht lohnt hier
den Rückblick des Wanderers.
In die flache Mulde unter ihm
hat sich das stattliche Dorf Ober-
deisheim gebettet, das Philipp
der Großmütige Heinz v. Lüder,
dem wackeren Hüter der Feste
Ziegenhain, schenkte. Von ihm
dam es an das Geschlecht derer
oon Hund und später an die von Falbenberg. Aus beiegerischen
Seiten vermag uns wohl der mauerumhegte Wehrkirchhof inmitten
des Dorfes mancherlei zu berichten, vielleicht noch mehr der von
Berndshausen, das hinter der niedrigen Hügelwelle im Norden
liegt. Dem Berndshäuser Wehrlirchhof sollte jeder Heimatfreund
einen BSesuch abstatten. Swei uraltie, balkengestüßte Sinden vbor
dem Kirchhof, das bugeldurchlöcherte Tor aus Eichenbohlen und
das hohe Mauerviereck geben einen starken Eindruck. Sie erinnern
an Seitläufte, die Kaub, Mord, Brand und Plünderung mit sich
brachten, und zeigen uns noch heute, wo die drangsalierien Dorf⸗
eute mit ihrem Vieh Schutz und Anterschlupf suchten. Wer da will,
daß ihm die Steine lebendig werden sollen, der lese auf einem solchen
Wehrfriedhof „Wallensteins Antlitze von Walter Flex, besonders die
erste Erzählung vom Tod der Almuth Petrus. Doch heute almet
die Landschaft Sonntagsruh und Frieden. An dem Feldweg Sipper⸗
hausen — Dagobertshausen ragt auf bahler Hügelkuppe die weithin
ichtbare „Sipperlinde“. Weiter rechts erheben sich jenseits des Beise⸗
tales der Beiseberg und sein größerer Bruder, der Eichelskopf.
Das Auge wendet sich wieder dem Naheliegenden zu. Wald
nummt die Wanderer auf, zuerst Nadel-, dann Laubwpald. Da und
dort trifft der Blick schon auf bunte Herbstfarben. Die ersten
gilbenden Slätter im grünen Laub der Baumbronen sind wie erste
silbergraue Fäden im Baarschopf eines tatenfrohen Mannes. Ihre
Entdeckung yflegt von gemischten Gefühlen begleitet zu jein. Ohne
namhafte Steigung führt der Höhenweg mit dem Wegezeichen H
tiefer und tiefer in den Wald hinein. NAuf einer der einsamen
Waldwiesen hũtet ein Bäuerchen am lieben Sonntagmorgen seine
Kühe. Er muß aus Lichtenhagen sein, das da zur Liuben irgendwo
in einem weltentlegenen Tälchen liegt. In der Volkssprache heißt
das Döorfschen „Lichtenhääng“. Heuer ist das Futter knapp. Da
treibt das Kuhbäuerchen sein Vieh hier herauf. Ein freundlicher
Sruß wird den vorüberwandernden Fremden. Hier gönnt einer
dem andern noch einen „Guten Morgen!“ Möge es so bleiben.
Vor dem Aschenberg öffnet sich der Wald und bietet einen
iberraschend schönen Blick auf Homberg, die Stadt am Boerge,
ind seine Umgebung. Der Himmel hat sich erhellt und läßt sein
Slau hervorschimmern. Milder Sonnenglanz liegt auf den hoch·
tãmmigen Buchen des Aschenberges, der 521 Meter Hohe erreicht.
Steinpilze, groß und ungestalt, locken den Pilzfreund und verschwinden
chleunigst im bunten, abgrundtiefen Familienpilzbeutel. An einem
Sasaltbruch vorũber erreichen wir ein freies Triesch. Der Slick
ns Tal wird frei. Kengshausen mit dem segensreich wirbenden
Burschenheim Beiserhaus tritt hervor. Bie Wälder dahinter
stehen in blauem VBuft. Die Sonne wirbt weiche Schleier in die
Luft. Herbststimmung! — Aber das Triesch hinüber zu dem „Gropßen
Fenster“, durch das sich das Efzetal mit der Eisenbahnhochbrücke
und Homberg in entzückendem Rahmen darstellt. Vom hohen
Knüll, unter dem Oberhülsa liegt, schweift das Auge über zahllose
Valdberge, wie Eisenberg mit Borgmannsturm, Holsteinsuppe,
Oberste Liesbura und Alheimer. Da schweigt der Mund. 84
lingt das Herz: O Täler weit, o Höhen! O schöner, grüner Wald! —
cinjam stehen auf dem Triesch einige zerzauste Wetterföhren, die
ch jedes Sonnenblickes freuen, um im Winter desto mutiger dem
xchneesturm aus Nordost standzuhalten. Im Wai blühen hier
Arnikasterne und Hasenpfötchen mit taujend anderen Slumen-
eschwistern. Jetzt sind nur noch blaßrote Heide, später Thhmian
ind Larminrote Steinnelken zu finden. Aber was leuchtei denn
ort? Ist's ein Thymianteppich? Nein, ganz junge Heide prunkt
noch mit frischem Rot. — Sur
KRechten schauen wir auf den
nahen Ecksberg hernieder, auf
dem die Sage eine Sibylle hausen
ließ. Als die Christen die heid⸗
rijchen Götter aus dem Chatten-
ande verdrängt hatten und den
Dom Sanbt Peter zu Fritzlar
auten, da schleuderte die Sibylle
rinen gewaltigen Felsblock nach
dem erstehenden Gotteshause.
Der Felsblock fiel aber schon weit
oor'm Siel in eine Schlucht
um Eichelsbopf bei Kelbehausen.
Diese Sage findet sich in man—
herlei Gestalt auf den Bergen
des Hessenlandes.
Nach Aberschreitung der
Straße Nausis — Menterode, an
der vor dem Walde Forsthaus
Gläjserbach liegt, wird eine Wald⸗
blöße auf dem Hasenbopf erreicht,
die einen Fernblick auf Rengs
ausen, Niederbeisheim, Elfershausen in 330 Meter Höhe vor dem
falbenbopf (404 Weter) und auf den Heiligenberg gestattet. Kechts
nten im Talbessel liegt Nausis, von dem nur einige Säuser zu
ehen sind. Dort ließ man noch vor zwei Jahrzehnten zu Ostern
das Feuerrädchen“, das Symbol des erwachenden, siegenden Lichtes
on den Hängen zu' Tale rollen, ein alter, sinnvoller Brauch, der
n den Sonnwendfeuern des Wandervogels wieder lebendig geworden
jt. Wieder tut sich der Blick auf das schön gelegene Gberhülsa
nd den Knüllkopf auf.
ODom Klosterstein führt der Weg nach dem Bärenwinbel, dessen
lame uns an die Seit erinnert, da noch Meister Braun, der Bär,
1den heimatlichen Wäldern hauste. Sur Rechten lockt der Aus
lick ins Breitenbachtälchen und auf mild übersonnte Buchenhänge.
Zräunliche Farne im herbstlichen Kleid jsaäumen den Weg, und in
er Nähe der Straße nach dem Pommer stehen sie auf einer
ꝰchonung in zierlichen Wäldchen beisammen. Wir überqueren die
otraße, die vom Pommer über Ersrode nach Kotenburg führt,
nd verlassen im Forstort Kirchrück das Wegezeichen H, das nach
)ersfeld geht, um dem Kreuz zu folgen, das von Treysa über
en Knüll nach Rotenburg geleitet.
Anter hohen, lichtdurchbrochenen Buchenbronen steigen wir
is Malbkustal, das Tal des Friedens, nieder. Bald säumen freund-
che Buchen, bald finstere Tannen das schmale Wiejental. Am
ãgerhãuschen reocken sich riesige Klefern empor; darunter laden Tische
ind Bänbe zum Verweilen ein. Einige bleine Blautannen bringen
inen ungewohnten Wechsel in das stumpfe Grün. Der steingefaßte
Zduell am Waldrand drüben ist versiegt. So hat der heiße Sommer
as Erdinnere ausgepreßt. Nur noch nach dem WMalbusteich
ieselt das Sächlein hinunter. Dessen Spiegel liegt jetzt anderthalb
Neter tiefer als im Vorsommer. Da sah ich ihn zwischen das
elle Grũn der Birben und Erlen gebettet, mit dem dusteren Grůn
er Tannen im Hintergeunde. Blühender Wasserhahnenfuß lag
ie Silberschmuck auf schimmernden Wellen, die vor dem Winde
erliefen und sich im Schilfe des Teichwinkels versteckten. Auch
im sonnigen Septembertag hat der Malkusteich seine Keize, die
r wohl zu jeder Seit des Jahres haben mag. Wie der Damm
m Nordufer beweist, ist der Teich eine künstliche Anlage von
Nenschenhand, vormutlich als Fischteich angelegt, aus dem die
erren auf Ludwigseck ihre Fastenspeije bezogen. An dem Damm—
»ege erheben einige gewaltige Buchen ihre Kronen wie Dom—
uppeln zum Himmelsblau. Eine runde Köohlerhütte, fast in
Vigwamform, birgt Hamen und andere Fischergeräte. Auf den
Zänben liegt Stroh; in der Spitßze ist ein Rauchabzug. Bänkbe
ind Tische neben der Hütte bedürften der Ausbesserung.
Unterhalb des Teiches erfreut uns ein eigenartiges Landschafts⸗
ild: hohe Einzeltannen und Wacholderbüsche geben dem Talgrund
ꝛin besonderes Gepräge. Im Sommer standen da zwischen
Ameisenbüppeln fleischrote Knabenkräuter, prächtige Farnwedoel,
elbes Fingerkraut und feines Frauenhaar. Jetzt bräun die Heide
en Talgrund. in den von Norden Schloß Ludwidgsecc bhereinschaut.