Eindruck. Doch verleidet einem die Schwüle des Mittags alle Lust,
die malerischen Ecken und Straßenbilder mit Muße zu genießen.
Die große Straße am Buchenbach entlang geht es dem Siel
der Wanderung entgegen, das mitten in einem Talkbessel liegt, von
grünen Waldbergen umgeben. Asterode ist's, ein schimuckes
Schwälmerdorf. Mag sich die Heerstraße die Wasserscheide hinduf-
winden und ins Aulatal weiter laufen — im schönen Ajterode
winben Rast und Atzung dem müden Wanderer.
Die Glashütte am Walbkusteich.
Don A. Albrecht, Beenhausen.
GSchluß.)
Der Glasofen wurde aus Steinen hergestellt, die zu Groß—
almerode aus dem schon erwähnten Ton feuerfest gebrannt waren
und von, dort weithin versandt wurden. Ebenso bestanden die
Schmelztiegel oder Häfen aus Ton von Großalmerode. Mancher
Meister verfertigte sich die Häfen selbst, andere bezogen sie fertig
von dort. Auch der unentbehrliche Ofenstein war aus diesem Ton
bereitet. Die Herstellung des Glases war die gleiche wie heute.
Das Gemenge bestand aus Sand und unausgelaugter Holzasche.
Es wurde auf dem Ofenstein fein zerrieben, ehe man es in den
Hafen oder Schmelzofen brachte. Seichteres Schmelzen suchte man
durch Hinzusetzen von Glasscherben zu erreichen. Wenn die Masse
flüssig war, so wurde sie durch die Fenster, deren jeder Ofen ein
großes und ein bleines hatte, herausgeholt und zu Hohl- oder
Tafelglas verarbeitet. Obgleich käglich große Mengen hergestellt
wurden, ist wohl nicht mehr viel ganze Ware aus den hojfischen
Glashütten, die in vergangenen Jahrhunderten am Knüll gestanden
haben, bis in unsere Tage erhalteu geblieben, denn das Glas ist
bebanntlich so zerbrechlich wie das Gluͤck der Menschen. Dielleicht
weiß ein Leser der Heimat-Schollen mehr davon als der Schreiber
dieser Seilen, wo etwa noch Gläser vorhanden sfind, die einst in
unseren Knüllbergen verfertigt wurden. und keilt es hier uns
allen mit.
Die Funde bei der Glashütte am Malkusteich zeigen, daß
man auch hier, wie wohl überall, beide Arten, Hohlglas sowohl
als auch Tafelglas, herstellte. Sur Verfertigung von Tafelglas
diente der sog. Streckofen. Die Glasergesellen schieden sich ja nach
der Beschäftigung in Trinbkglaser oder Blaser und Strecker oder
Virber. Noch weiß man im einzelnen nicht genau, welche Stoffe
die Glaser benutzten, um dem Glas die verschiedenen Farben zu
geben. In der Hütte im Malbusgrund hat man in der Hauptjache
grüngefärbtes Glas verfertigt; wenigstens sindet man fast nur
Scherben dieser Farbe, ganz vereinzeit sind rötliche und gelbliche
dazwischen, während wahserhelle wie unser heutiges gewöhnliches
Fenstorglas gar nicht vorhanden sind. Sobeit man vei den Schoerben
noch Formen feststellen kann, sind außer Tafelglas viele Reste von
Fläschchen und Gläschen in der Größe und Art unserer Arznei-—
gläser zu erbennen, in denen man wohl allerlei Mirturen und
Tinbturen verwahrte. Der alte „Thüringer Glträger“ steht vor
mir auf, wie er in jedem Winter mit grünen und anderen Tropfen,
Augenwasser und ähnlichen Hausmitteln, auch Schneeberger
Schnupftabab, vor Jahrzehnten in meine Heimat bam und die
Hausapothebe des Landmanns wieder vervollständigte; bei ihm
zuerst jah ich als wißbegieriger Junge solche Gläschen im wohl—
gefüllten Lederranzen. Er ist längst dahingegangen und seine
Gläschen, die wir als Kinder so erstaunt musterten, wenn er sie
wie Soldaten nebeneinander auf den Tisch stellte, liegen wohl auch
heute, zexbrochen wie die am Malbusteich, vorgessen in irgend einer
Scherbenecke und träumen von den Seiten, da sie eins in Keih
und Glied blitzblank in der hellen Mittagssonne vor der Türe des
Glasmachers standen, nachdem sie dem feurigen Ofen glüchlich
entronnen waren. Ja, da drinnen war es gar ungemütlich heiß
gewesen, weil der Glaser Scheit auf Scheit in den Ofen schob,
daß Sand und Asche bald durcheinander flossen wie das Wasser
draußen im munteren Bergbach. Es bedurfte freilich großer Hihe,
das Gemenge zum Schmelzen zu bringen; deshalb wurden die
Glashütten mit der Seit eine große Gefaͤhr für den Waldreichtum
unserer Heimat. Der jäheliche Holzbedarf einer einzigen Hütte
wurde auf 800 Klafter angeschlagen. Dabei muß man bedenben,
daß es eine Anweisung des Holzes durch den Forster nicht gab.
Der Glaser fällte Holz, wo und wie viel er wollte, und nahm gewiß
nicht die jchlechtesten Stämme. Streitigbeiten ließen sich so wohl
aicht immer vermeiden, deshalb wurde später, als die Sahl der
Hũtten immer zunahm und die Wälder halb verwüstet waren, jeder
Hütte ein bestimmtes Waldgebiet zugewiesen, über das hinaus der
Glaser nicht abholzen durfte.
Da der BSundesbrief der Sunft bestimmte, daß nur solche die
Kunst des Glasmachens betreiben durften, deren VDater sie schon
zeübt und zum Bund gehört hatte, so blieb die Kunst jahrhunderte⸗
ang auf bestimmte Familien beschränkt. Am Walkbusteich übte sie
ie Familie Strecker aus, die vermutlich von Großalmerode nach
em MWalkustal kam und, soweit die Kirchenbücher zu Beenhausen
Aufschluß geben, von 1713 bis 1730 die Glashũutte am Walkusteich
etrieben hat. Mit dem Jahre 1130 hören plößlich alle Nachrichten
iber die Glashüttenbewohner auf, auch wird vom weiteren Geschick
der Hütte in den vorhandenen Abten nichts mehr erwähnt.
dandau sagt in dem genannten Büchlein, der Glasermeister Gundlach
abe mit zweĩ Genossen eine Hütte im Gericht Ludwigsech betrieben,
ie sie im Jahre 1180 in die Nähe von Neuenstein in eine Wäallen.
teinsche Waldung verlegten, wo sie sich 1740 noch befand. Ich
ann die Angaben' nicht nachprüfen. Mit der Hütte im Gericht
dudwigsech Lann nur die am Malbusteich gemeint jein. Die
Kirchenbücher weisen den Namen Gundlach für die Glashütte nicht
ach. Immerhin ist möglich, daß ein Hüttenmeister Gundlach dort
elebt hat, vielleicht unverheiratet oder ohne daß in jenen Jahren
aufen oder andere kirchliche Handlungen in seiner Familie zu
ollziehen waren, die in den Büchern verzeichnet werden mußten.
deben dem Glasmeister Johannes Strecker wird von 17138 an,
ber nicht als Glasmeister, Johannes Hofmeister mit Weib und
zindern erwähnt, desgleichen seine Eltern. Am 2. Obtober 1720
vurde Franz Strecker, des Glasmeisters Johannes Strecker Sohn,
ait Anng Elisabetha, Christophel Hofmeisters Tochter, Lopulieret.
Da Christophel Hofmeister, der Vater des Johannes Hofmeister,
chon in 1708 im Beenhäuser Kirchenbuch genännt wird — in diesem
sahre wurde seine Tochter Anna Elisabetha in der Kirche zu
Zeenhausen bonfirmiert und am 26. November 1708 jeine Tochter
Anna Maria Elisabeth begraben — so ist wohl anzunehmen, daß
r in jener Seit zu Beenhausen zugezogen ist, weil er dort weder
jetauft noch getraͤut ist, auch seine Kinder dort nicht getauft sind,
er Name Hofmeister auch sonst nicht vorkommt. Sein Sohn
Johannes, dessen Trauung ebenfalls nicht erwähnt wird, ist dann
vohl mit jeiner Frau nach der Glashütte gezogen, wo am 10. Januar
113 sein Söhnlein Christophel geiauft würde, dem bis zum Jahre
125 noch vier Schwoestern folgten; bei deren einer wird aͤls Goddel
senannt Anna Katharina, Friedrich Dalks Ehefrau, Einwohher
nuf der Glashütte bei der Sieburg. Am 23. Januar 1730 wuürde
der 14 jährige Christophel Hofmeister zu Beenhausen christlich
»egraben, seine Ehefrau Anna Elisabetha war schon 1728 als
zjahrige heimgegangen. Acht Kinder wurden in den 17 Jahren
om 10. Januar 1118 bis zum 11. März 1730 in den Familien
sohannes, Hofmeister, Johannes Strecker und Franz Strecker auf
er Glashütte getauft, eins davon, des Johannes Hofmeisters
öchterlein Anna Katharina, starb im Alter von zwei Jahren.
in den genannten 17 Jahren war vermutlich der Wald rings um
ie Hütte soweit gelichtet, daß die Holzbeschaffung zu jchwierig und
eitraubend wurde, und deshalb hat man es wohi vorgezogen, um
iicht darben zu müssen, den Malbusgrund zu verlassen und in
ichteren Wäldern das Handwork wieder aufzunehmen. ODielleicht
eben die Kirchenbücher von Neuenstein weileren Aufschluß über
as Schicksal der ehemaligen Bewohner der Glashütte am Walkbusteich.
Anhangsweije sei nur noch erwähnt, daß nach LSandaus
enanntem Büchlein die von Berlepsch eine Giashütte in ihrem
sßesamtholz zu Atzelrode unfern Rotenburg hatten, die Landgraf
Vilhelm niederzulegen befahl wegen der durch diejelbe vorursachten
derwüstung des Waldes. — Weiter berichtet Landau, jschon 1592
»abe eine Glashütte am Widenbach zwischen Ellingshausen und
hainrode auf der Grenze der Kreise Kolenburg und Homberg
estanden, und die daselbst schon damals vorhandenen Waldnamen
ßlasgehau und Glasewald“) deuteten auf einen schon langjährigen
Zetrieb. NAuch auf dem Krötenberg am Eisenberg unfern Wallen—
tein seien zu derselben Seit Glashütten im Betrieb gewesen. Wer
oescht nach und berichtet mehr darüber?
Daß die hessischen Glasmeister tüchtig in ihrem Fach waren,
ann man wohl auch daraus schließen, daß schon 1574 der Herzog
on Holstein den Landgrafen Wilhelm um SZusendung eines Glas
neisters bittet zum Swecke der Aufrichtung einer Glashütte. Und
390 spricht Herzog Karl von Schweden die gleiche Bitte aus um
inen tüchtigen, besonders zur Bereitung von Fensterglas geschickten
Slasmacher. Daraufhin ging 1591 Engelharoͤt Becker dus Groß⸗
ilmerode nach Schweden und legte dort die erste Glashütte an.
Können wir die Kunst des Glasmachens, die einst in mehreren
hütten in den Wäldern des Knüll blühte, heute hier auch nicht
dieder aufwecken und dadurch die märchenhaften gegenwärtigen
Reise jür Glas auf ein natürliches Maß zurückführen, so woüen
vir doch der Künste nicht ganz vergessen, die einst bon den Vätern
iuf den Heimatschollen geübt wurden, und diese Ausführungen
ollen nur dazu dienen, auf ein fast ganz vergessenes Gebiet heimat.
*) Auch Forstort Glaäserbach