Full text: Heimatschollen 1921-1925 (1. Jahrgang - 5. Jahrgang, 1921-1925)

seider thut verdriesen, jo gehet es doch nach Gottes Rath. Nun 
wom o Gott und wohne bey mit deinen Gaben mancherley. Was 
Kirchen und Schlösser erhielten verhältnismäßig früh Inschriften, lle mein Thun unt Anfaug ist, gescheh im Nahmen Herr Jesu 
Wappen oder Jahreszahlen, um von der Errichtung des Bauwerkes cheist. Der steh mir bei fru und spat, bis all mein Thun und 
und womõglich auch von dem Erbauer späteren Geschlechtern Kunde eben ein Ende hat. Behüt uns Gott und wohne bey mitt deinen 
zu geben. Man wandte in der Regel die lateinijsche Sprache und zaben mancher ley. Behüte dis Haus für Feur und Noth und 
Schrift an und bürzte häufig und willkürlich ab. Um die Wende iib hernach einen seligen Todt. (Albungen.) — Der eine erdachts, 
vom 15. zum 16. Jahrhundert bam die Sitte auf, auch die Wohn- er eine ächts, der andere erlachts, was machts? (Duderstadt.) — 
hauten mit Inschriften zu schmücken. Das Gebälk wurde reich Villkbommen, Freund, an dieser Stelle, hier wohnt des Bürgers 
geschnitzt, verziert und bemalt, und Türsturz und Schwelle mit illes Glück. Treitt froh herein, laß an der Schwoelle, was dich 
Sprüchen versehen. Ein starbes Lebensgefühl, das heute unserer eschweren bann, zurüche (Duderstadt.) — Ich schnitze Bilder und 
Zeit fehlt, spricht aus den marligen Worten. Sie stammen vielfach Altäre zu Menschen Freud und Gottes Ehre. Swar blein und 
aus der BSibel und haben religiösen Inhalt. Oft wird die Bitte binfach ijt mein Haus, doch geh ich fröhlich ein und aus. (Duder⸗ 
um Abwehr von Feuers- und Gewitternot ausgesprochen, auch tadt.) — Hille, die mich kennen und meinen Namen nennen, den 
ein Gruß an die Vorübergehenden und Eintretenden oder ein kurzer jebe Gott, was sie mir gönen. Alle, die mir nichts gönnen und 
Spottvers an die Schwaͤthzer und Neider. — Ich lasse hier eimge jeben Müssen sehen, daß ich doch ohne sie Lann leben. (Berns— 
Sprüche folgen, die ich auf Wanderfahrten aufzeichnete. orf. — Wer Tugend legt zum Fundament, auf beinen Sand 
Es ist auf Erden oft wohl schwer, hier Wohnung zu erlangen, hut Bawen, wer sie aufführed bis ins End, sein Haus bei Gott 
dort werden wir sie ohn Beschwer gus Gottes Güt empfangen. vird schauen. 1784. (Duderstadt) — Durch Krieg und gros Mis— 
Man kann zwar hier im irdschen Haus wohl nicht für immer unst, inein Nahme war verlohren, die Muͤtter adiller Kunst, aufs, 
bleiben, doch dort in unserm Vaterhaus wird Niemand uns vertreiben. eu mich hat geboren. 1663. (Duderstadt.) — Wer unter dieser 
(Germerode.) — Meliora sperantur. 1680. (Eschwege.) — Die Leute rür geht ein, der soll daran erinnert sein, das unser Heiland Gesus 
sagen immer, die Seiten werden schlimmer. Die Zeiten bleiben hrist die beste Tür zum Himmel ist. (Breitenbach.) Gib Friede, 
immer, die Leute werden schlimmer. (Motzenrode.) — Der UAUn— ende Glück und Heil, auf daß mein Haus woert uns Heil, gleich 
gewitter schwere Tage, des Feuers Noth, des Jammers Klage, vie Hiob und Abraham KReich und Segen überkam. Oh so schütte 
der schnelle Tod mög Gottes Huld von diesem Bau entfernen. iber mich deinen Segen mittiglich. (Dollmarshausen.) — Ein jeder 
Der Himmel leuchte ihm mit seinen Sternen. (Albaxen.) — Bauen ziebt dem Herrn seinen Trebut, der edelmann spricht ich habe ein 
hier in dieser Welt bostet Müh und vieles Geld. Bauen aber in reygut, der pfar spricht ich bin freh, der Schulmeister schreibt sich 
jene Welt erfordert Glaube, Liebe ohne Geld. Gehova segne uuch dabei, der soldat spricht ich gebe nichs, der arme spricht ich 
dieses Haus, Herr Jesu weiche nicht heraus, der heilige Geist abe nichs, so spricht der arme bauersmann wir müssen den lieben 
erleuchte die, so hier gehen ein und aus. (Kammerbach.) — Abgunst Sott lasen waälten und müssen sie alle Sechse erhälten. (Alten- 
der leude thut mir nicht Schaden, was mir Gott gönnt, das muß auna.) — Glaube, Liebe, Treue, Kecht, haben sich lange schlafen 
mir gerathen. 1750. (Ellershausen.) — Scharfe Schwerter schneiden elegt, wenn sie wieder auferstehen, wirds besser in der Welt 
jehr, scharfe Sungen noch viel mehr. Laß sie neiden, laß sie hassen, ussehen. (Elgershausen.) Wee üÜbles retet bon mir und den 
müssen sie mir doch Gottes Segen lassen. (Weidenhausen. — Ailen neinen, der gehe erst nach Hause, und beseh das seine, findet er 
Gefallen Bedarf Kunst. 1686. (Eschwege.) — Vieles hören, wenig darunter bein verprechen. So kann er frei von mir und den meinen 
sagen, seine Not nicht jedem klagen, sich in Glück und Anglück zprechen. (Weimar.) — Wenn Neid und Haß brennten wie das 
schicken, sind die größten Meisterstücke. (Bahlhorn.) — Dein und feuer, dann wäre das Holz kaum halb so teuer. (Nordhausen.) — 
draus schau fröhlich in die Welt hinaus. (Sooden.) — Wier bauen All die Ihr hier vorüber geht Bedenket, wie es umb uns steht. 
alle veste und sein nur fremde geste. Und da wir sollen ewig sein, Vas Ihr itzt seid, warn wir auf Erden, was wir nun sind, müßt 
da bauen wier gar wenig ein. 1712. (Eschwege.) — Mit Fleis habe ö5ohr auch werden. 1624. (Kreusburg, Gottesackerportal.) 
ich mich beflissen dies Haus zu bauen an diese stat. Obsschon die Walter Holzapfel-Eschwege f. 
* —2 
VDom Koehrichthaufen der Meinungen. 
Haussprüche. 
Eine lustige Gespenstergeschichte. 
Der Aufforderung zu „Das graue Männchen“ auf 
Seite 62 in Nummer 8 der Heimat-Schollen bommt Lehrer 
Scheufler, Ellenberg bei Guxhagen, folgendermaßen nach: 
Es war ein trüber Novembertag im Jahre 1900. Da ging 
ich nach W., der Kreisstadt. Liebe Freunde saßen bei mir, und 
ich versäumte, vielleicht absichtlich, die Post, die von W. nach N. 
tuhr und in U., meinem Wirbungsorte, hielt. Schwer wuchteté die 
Nacht auf dem Felde, Laum waren die Straßenbäume zu erbennen. 
Herzhaft schritt ich in der dunklen Nacht dahin. Swischen dem 
Dorfe B. und der Stadt W. — das Dorf B. mußte ich durch— 
schreiten — liegt an einer bleinen Anhöhe hart an der Straße 
der Totenhof des Dorfes B. Mancher „Hasenfuß“ eilte, noch 
vor Einbruch der Nacht an dem Orte des Friedens vorbeizukommen, 
und warf wohl einen scheuen Blick auf den Platz, wo Kreuz und 
Leichenstein ihm ein stilles memento moril zuriefen. 
So kam auch ich dem Kuheplatz der Toten immer näher. Es 
war nachts ,12. Ahr, die Geisterstunde war da. Da dringen 
Töne an mein Ohr. Ich stehe still und lausche. Wahrhaftig, ich 
höre die Melodie: „Was Gott tut, das ist wohlgetan“ singen. Zum 
Donner —r! Sollten die alten Weiber mit ihren Erzählungen 
„von dem nicht richtig hier jein? wahr werden! „Ouatsch!“ Ich 
ziehe weiter; das Herz fängt an zu blopfen. Dummer Kerl! 
Gespenster gibts nicht, weiter.“ 
Immer deutlicher wird der Gesang. Jetzt kann ich sogar die 
Worte unterscheiden: „Die Herrlichleit der Eeden muß Skaub und 
Asche werden““ Ich weiß nicht. was wohl mancher an meiner 
ztelle getan hätte. Ein Ausweichen in der Dunkelheit war un— 
nöglich. Fürchten ... habe ich bis heute noch nicht gelernt. Fest 
asse ich meinen treuen Begleiter, der die Gestalt eines Weichsfel- 
tockes hat. 
Der Gesang wird immer deutlicher, aber der Sänger kommt 
ucht weiter bis: „— — — werden“. Ein rascher Enijchluß, ein 
ühner Schritt, und ich seße über die niedrige Kirchhofsmauer weg. 
kin Griff in die Tasche, ein Streichholz slammt auf, und da sah 
h die Bescherung. 
Ein mir bebannter Dachdecker hatte in der „Steinkammer“ 
n W. mehrere über den Durst getrunken. Mit schwerer „Schlag- 
eite* war er aus der gastlichen „Steinkammer“ geschwankt, um 
ich seiner Frau vorzustellen. Singen war neben seinem Berufe 
ine seiner liebsten Beschäftigungen, besonders in einer gehobenen 
»timmung. Um sich zu erholen, hatte er sich auf die niedrige Kirch- 
ofsmauer gesetzt und war dann rückwärts über die Mauer auf ein 
ßrab gefallen. 
Mit einem freundlichen: „Angenehme Ruhel!“ wandte ich 
nich weiter. Was ihm wieder über die Mauern geholfen hat, ob 
igne Kraft oder ein andrer Nachtwandler, das weiß ich nicht. Ich 
elfe grundsätzlich Leinem Betrunkenen mehr auf die Beine; denn 
ch brachte einen solchen, den ich unterwegs fand, aus purer Gut— 
nütigkeit mit Mühe heim und wurde von seiner teuren Gattin 
nit wenig Dankbarkeit begrüßt. Darum .... 
So oft ich aber an dem Platze vorbeiging, mußte ich lachend 
in das Novembererlebnis denken und tue es auch jetzt noch gern. 
Schön war's nicht! ... Mber die Lehre aus der Geschichte: 
Uberzeuge dichl Mur WMahrheit schafft Klarheit“. 
Auf der Hoeimatwarte. 
Eine heimatkundliche Studienfahrt durch Hessen, an 
der sich mehr als 120 Lehrer und Lehrerinnen aller deutschen 
Stämme beteéiligten. fand unter Leilung des Prof. Dre Küster an 
er Aniversität Gießen vom 24. -80. Juli statt. Sweck der Studien⸗ 
ahrt sollte sein, den Teilnehmern eine wissenschaftlich begründete 
Anschauung des hessischen Landes und Volkstums zu vermitteln. Das
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.