sttanden und aus Sand und Asche das helle Glas bereiteten. Kleine
und kbleinste Glasscherben siehst du in großer Sahl am Boden
liegen; wenn du Glück hast beim Suchen und Nachgraben, stößest
du wohl auch noch auf ein unversehrtes zierliches Fläschchen. Sieh
da die glasierten Steine, die Trümmer der Schmelzöfen oder Häfen,
in denen das Gemenge, auch „Fritte“ genannt, zum Schmelzen
gebracht wurde. Und dort die Schlacken in gar wunderlichen
Formen und mancherlei Farben. Sie reden von einer Kunst, die
zinst auch in den Wäldern des Knüll geblüht, während sie heute
in weitem Umbreise nicht mehr bekannt ist. Du mußt schon bis
zum Kaufunger Wald wandern, wo sie seit Jahrhunderten bis auf
diesen Tag geübt wird. Vergessen liegen jetzt die Scherben unter
den hohen Tannen am Malkbusteich, nur die Kinder aus den
Dörfern in der Nähe wissen davon und graben danach an den
ichönen Sonntagnachmittagen, um damit zu spielen und sie in den
Teich zu werfen. In dieser vergessenen Ecke stand vor 200 Jahren
eine Glashütte, in der Hüttenmeister Johannes Strecker und
Johannes Hofmeister mit ihren Gehilfen manch Glas verfertigt
haben. Ob sich durch eine planmäßige Ausgrabung die Größe der
ehemaligen Anlage noch feststellen läßt, ist schwer zu sagen. In
solcher Waldeinsamkeit hat wohl der Kriegssturm beine Ruinen
geschaffen, wie einst dort auf Ludwigseck, das er 1630 in Trümmer
legte. Das vermodernde Laub und der vom Regenwasser fort—
geführte Sand, dazu der neu angelegte Holzabfuhrweg bonnten nur
geringe Veränderungen an der früheren Bodengestaltung hervor—
eufen. Aber so fest wie die stolze Burg dort oben ist auch die
Blashütte nicht gebaut gewesen. Da sie jedoch nachweislich von
zwei, jahrelang sogar von drei Familien zu gleicher Seit bewohnt
war, auch in den Wintermonaten, so bönnen wir wohl annehmen,
daß außer dem Glasofen auch ein festes Wohnhaus vorhanden
gewesen ist, dessen Grundmauern sich vielleicht noch aufdecken ließen,
wenn es ihnen nicht ergangen ist wie den Mauerresten der Kapelle,
die eine halbe Stunde weiter oberhalb im Malkustal am Kirchrück
stand, deren Steine von den Bewohnern der Nachbardörfer zum
Bau der Häuser und Straßen noch vor 80 Jahren weggeholt
worden sind. Wahrscheinlich wohnten außer den Hüttenmeistern
mit ihren Familien auch noch ein oder zwei ledige Gesellen oder
Sehilfen auf der Glashütte. Außerdem mußten Stallungen vor—
handen sein für die Ochsengespanne oder Pferde, die notwendig
varen, um die großen Holzmengen, die der Glasofen verschlang,
aus den umliegenden Waldungen herbeizufahren oder zu schleifen.
Kühe oder Siegen, Schweine, Hühner und Gänse werden auch
hre Behausung dort gehabt haben, da ohne solche Küchenlieferanten
rin Leben in dieser Einsamkeit nicht wohl möglich war.
Die Glashütte am Malkbusteich ist nicht die älteste im Hessen-
jau gewesen. Etwa 800 Jahre vor ihr, im 15. Jahrhundert,
verden schon Glashütten in Hessen erwähnt und zwar im Kaufunger-
ind Reinhardswald. Wann die Kunst des Glasmachens zuerst in
Hessen bekannt geworden ist, weiß man nicht genau. Die hessischen
Hlashütten gehörten mit denen der Nachbarländer zu einer großen
Sunft, deren Bundesstätte zuerst am Spessart. später in Groß—
almerode war, das wohl lange Seit die
Führung hatte. Dort gab es verschiedene
Hlashütten, denn dort fand man den vor—
züglichen, heute noch weltbekannten Ton,
aus dem die Glaser von ganz Mittel-
deutschland ihre Schmelzöfen und Ofen—
teine bereiteten. Auch lieferte der Boden
bei Großalmerode den zur Glasbereitung
notwendigen Sand für viele Hütten,
odaß von allen Seiten reger Verkehr
dorthin unterhalten wurde. Vermutlich
hat die Glashütte im Malkusgrund ihren
Sand nicht so weit hergeholt, da nur
venige hundert Meter von der Hütte ent—
ernt brauchbarer Sand in reichen Lagern
dorhanden war.
Für den Betrieb der Glashütten und
ie Mitglieder der Glasmacherzunft gab
2s eine ganze Keihe gesetzlicher Be—
timmungen, deren Übertrektung streng
pestraft wurde. Die Hütten durften nur
pon Ostern bis Wartini betrieben werden und mußten von Martini
bis Ostern balt liegen. Es gab genaue Vorschriften darüber, wie-
piel Trinkgläser täglich angefertigt. wieviel Sentner Fensterglas
gemacht werden durften. Waer mehr herstellte. mußte es wieder
erschlagen.
Auch die Preise für die einzelnen Gläser waren genau vor—
geschrieben. Das Glasmachen durften nur solche lernen, deren
Dater auch Glaser gewesen war und zu dem Bunde gehört hatte.
Ldehrlinge mußten mindestens zwölf Jahre alt sein, ehe sie ange-
Judgendherberge
ommen werden durften und jeder von ihnen wurde sofort auf den
Zundesbrief verpflichtet. Keine Hũtte durfte zwei Strecköfen, auch
eine mehr als einen Ofenstein haben. Welche Bedeutung die
lasmacherzunft einst hatte, Lann man unter anderem daraus ersehen,
aß Landgraf Philippder Großmütige 1534 das Amt des Ober—
ogts übernahm. Alljährlich am Pfingstmontag wurde in Groß—-
lmerode großes Bundesgericht abgehalten, das mit allen Glocken
ingeläutet wurde. Su ihm mußten alle Hüttenmeister mit ihren
nechten und Lehrlingen erscheinen. Alle Vergehen gegen den
Zundesbrief wurden dort vor dem Bundesmeister verhändelt und
ach Gebühr bestraft. Schwerste Strafe war die Ausstoßung aus
em Bund.
Da die Glashütten sehr viel Brennstoff nötig hatten, wurden
e in der Kegel mitten in großen Waldungen angelegt, denn
kijenbahnen und Kohlenzüge waren noch unbekannte Dinge, die
derfeuerung von Holz das gegebene. Selbstverständlich bedurfte
s zur Anlage einer Hütte der Genehmigung des Gruͤndheeren.
zie ist wohl meist gegeben worden, weil man auf diese Weise bei
em früheren Holzreichtum und den geringen Absatzinsglichkeiten
ch eine feste Einnahme sicherte. Für jede Hütte mußte ein
astimmter Sins bezahlt werden, der im 15. Jahrhundort 13 Gulden
etrug, bis zum Jahre 1516 auf 120 Taler stieg. Weiter mußten
ie Hütten, die sämtlich freies Beholzungsrecht hatten, ein bestimmtes
sorstgeld entrichten, das z3. B. 1582 im Kaufunger Wald auf
0 Taler für jede Hütte festgesetzt war. Auch für Sand und Ton
außte durchschnittlich jaähriich ein Gulden vergütet werden. Außer—
»em war jede Hütte verpflichtet. eine bestimmte Menge fertiger
Vare abzuliefern. (Schluß folgt)
Die Jugendherberqge in Niederaula.
Müde nun bin ich am Siel, von der sinkenden Sonne beleuchtet,
Ladet das qastliche Dach ein mich zu Kuh' und Genuß“
Dieser Wandspruch, der an einem Bild in der Hamburger
unsthalle sich findet, RLam mir in den Sinn, als ich, auf froher
erienfahrt der Großstadt entronnen, mit meiner kleinen, jugendlichen
char nach herrlicher Wanderung durch die Wälder des Knülls,
om Eisenberg her, vor der Jugendherberge des Knüllgebirgs—
ereins in Niederaula stand. In einem nah am Dorf gelegenen
zarten, dessen Uberwucherung mit Gras und Buschwerk den Keiz
ur erhöhte, öffnete uns der Herbergsvater die Tür eines freundlichen
ʒartenhauses. „Hier ist's fein!“ riefen meine Jungens, und für-
»ahr das war's auch. Mit einem wohligen Gefühl fiel unwill
ürlich unjser Blick zunächst auf die sechs ruhespendenden. mit hoch⸗
efüllten Strohsäcken und mit Decken ausgefiatteten Betten, und
ann ließen wir uns behaglich am großen Ecktisch nieder. Aber
inge sitzen blieben wir nicht, denn wie waren nicht nur müde, wir
aren auch hungrig. „Es ist ja alles dal“ rief Heinz, der Mund—
och. als er den Kessel auf dem Ofen gewahrte. Bald war Wasser
geholt und Feuer gemacht, und während
die Suppe bochte, hatten wir Muße, uns
den freundlichen Hoerbergsraum noch
näher zu betrachten: Den alten Bauern—
chrank, der allerlei nũtzliches Gerät
»irgt, die Bilder und Landkarten an
den Wänden. And als wir dann wohl-
gesättigt waren, da zog es uns in's Freie.
Wohl schien der Ausenthalt auf der im
Buschwerk versteckten bleinen Deranda
aach der Straße hin verlockend, wir aber
treckten die Glieder auf dem Grasplatz
an der Giebelseite, an dem die Aula
kräge vorüberfließt, und von wo aus
der Blick über den Wiesengrund schweift,
hinüber zu üppigen Feldern und zu
waldigen Höhen. Friedliche Stille über—
all! Nur auf der Landstraße ist noch
etwas Leben, Erntewagen werden noch
eingefahren, und die Dorfkinder treiben
die Gaänse heim. Wir holen die Supf-
Lieder. bis die Nacht uns zur Ruhe
n Niederaula.
zeigen und singen unsere
reibt.
„Hier bleiben wir noch länger!“ hieß es am andern Tag.
Und so wurde es gemacht. Wir gaben noch einen Tag zu für das
tnüllgebiege, dessen Lieblichkeit und Innigkeit es uüns angetan
atte, besuchten den Kimberg und Herzberg und behrten am Abend
wch einmal in Niederaula ein, um dann andern Tags frohgemut
‚ur Rhön hinüberzuwandern.
Habt Dank. Ihr lieben Niederaulaer, für Euere Gastlichbeit!