Südosten vorgelagerte Dorf im Efzegrund.) Die Straße, die von
hier zum Stadtmittelpunkt führt, heißt Hoizhäuser Straße.
Im Süden (bei e) lag das Freiheiter Tor. Nach einer Ansicht
Dilichs von unserer Stadt aus dem Jahre 1501 Pönnen wir uns
eine Vorstellung von beiden letztgenanũten Stadttoren machen.
Sehen wir uns im Plan alle die Nebengassen an, so finden
wir, daß sie nur den Swweck haben, von den Hauptstraßen und
vom MWarkbt her die Wohnviertel erreichbar zu machen. —
Der letzte große Krieg schnitt, wie wir alle erfahren haben,
tief in den Gang unseres täglichen Lebens ein; und doch berührte
er Leben und Gesamtbild unserer Landstädte nicht so durchgreifend,
wie es die mittelalterlichen Fehden getan haben, die unsere uneinigen
VDollbsstämme miteinander durchzufechten hatten. Die Befestigungen
bilden die schönste Seistung des Mittelalters auf dem Gebiet der
Saubunst. Sie übten überall den bedeutendsten Einfluß auf den
Stadtgrundriß aus.
Unsere Heimat ist besonders reich an Bruchstücken alkter Wehr-
hauten, nach denen wir uns einen lebendig-anschaulichen Begeiff
von ihrem dereinstigen Sustand bilden bLönnen. Es sollte jeder
dazu beitragen, diesen geschichtlichen Schmuck würdig zu erhalten
und vor weiterer Verwüstung zu schützen.
tätisch braust der Sturm über das Land. Die junge Saat läßt er
n, Wellen fluten. Das Kleefeld peitscht er hellgrün. AUnd jetzt
ährt er durch die hundertjährigen Eichen auf jenem Hügel. Volle.
nächtige Abborde werden zu mir getragen, stärber und jchöner als
on der größten Orgel. Himmelsbrausen für mein Ohr.
Eine bönigliche Nacht beginnt. Ich hole meinen Mantel und
Stock und wandere hinaus in den Sturm. Drunten im Seulings—
vpald toben Gewitter, zwei, drei auf einmal. Drüben am westlichen
sNachthimmel leuchtet es rot auf. Aber weit weg. Man hört fast
leinen Donner. Feuerballen zerreißen die beginnende Nacht und
rleuchten auf Sebunden das Land taghell.
Es wird dunbler. Plötzlich stehe ich in einem Feuermeer. Und
chon deckt die Nacht wieder ihren schwarzen Mantel über Flur
ind Feld, Berg und Tal und den Naturfreund da unten, der einsam
ind allein im Rabenwäldchen steht.
Die Feuerballen werden stärker, der Donner rollt näher. Lang-
amen Scheittes gehe ich nach Hause. Mit den ersten Tropfen für
ie Nacht Lommoe ich unterm schützenden Dache an. Meine Haus
ame ist ganz entsetzt, daß ich bei dem Wetter und in der Nacht
erumlaufen kann. Sie ist erregt, daß die Haustür bei einem so
furchtbaren“ Wetter geöffnet werden muß. Ich erzähle ihr vom
Brausen des Hochwaldes, vom majestätischen Kollen des Vonners
ind dem wildschönen Serreißen der Nacht durch Feuerschlangen.
entsetzt und mit bleichem Angesicht stöhnt sie: „A böw!“ was so⸗
iel heißen soll als: „Gehe mir weg mit deinem Spukl!“
Noch lange stehe ich an meinem Fenster, und noch in meinen
Schlaf hinein singen Donner und Sturm ihr gewaltiges, schönes
died. Ein Lied ungezügelter Freiheit, mächtigen Schaffens. GEswie
lein sind wir Menschen gegen dich, böniglicher, alles bezwingender
turm! Wir liegen gefesselt am Boden. Du aber fährst frei und
tarlb wie ein Titane über die Erde, das Morsche, Alte zerstörend,
ber zugleich auch das Starbe, Gesunde fördernd und aufbauend,
Srause weiter, göttergleicher Sturm! Aber Hessen, unser siebes
Ddeutschland und die ganze Erde. Fege alles Unwahre und Falsche,
llen Haß und alle Verblendung der Bölber unserer Zeit zur Hölle!
Triff mit deinem Himmelsstrahl alle Habgierigen und Selbstsüchtigen
mnserer Seit/ Wecke in unseren Herzen wieder die rechte Menschen-
iebe, die Liebe, die alles versteht, alles trägt und alles verzeiht!
die allein ist doch das Höchste im Menschen. Brause weiter, du
ʒturm aus der Höhe! Triff weiter, du zündender Slitz! bis dieses
ohe Siel erreicht ist. Und dann, o Gott, lasse ein stilles, sanftes
Sauseln über die Erde dahingehen und alle Wunden heilen! Kichte
as Gute, das Wahre wieder auf! Belebe wieder die Geängsteten!
Stärbe wieder die einfachen, ehrlichen Gemũterl Wann wird dieser
choöne Tag der rechten Menschwerdung Lommen? Wir warten auf
hn wie der Ertrinbende auf Rettung.
Sis dahin aber brause weiter, du starber, du mächtiger, du
eiliger Sturm! Heinrich Schweitzer.
Sturm und Wetter.
Ein, wildschöner Tag, der siebente im Monat Mai. Heiße
Sonne lag bis zum Nachmittage auf der Erde, so dick und voll
wie im Juli. Da tüermen sich plößzlich Wolken im Westen. Gleich—
zeitig dunkelt der Himmel im Osten. Ein fernes Kollen wird hörbar.
Jetzt trifft ein feuriger Strahl das Rabenwäldchen. Tropfen
fallen. Die Himmelsschlacht tobt. Schwere Wolben rücken vor
zum Kampfe gegen die Sonnenarbeit, gegen Hitze und Schwüle
des Tages. Schon bracht und blitzt es in allen Ecken wie in der
schönsten Schlacht. Noch zeigt sich bein Erfolg. Da brechen ganze
Wolben auf, und Himmelsströme trinkt die durstige Erde. Ein
frischer Hauch dringt durch die offenen Fenster in mein Simmer.
Obwohl Sieger, räumen die Wolken doch das Feld, und bald scheint
wieder die Sonne. Aber mild und freundlich, jetzt ganz ohne
Leidenschaft. Die Lerchen singen wieder, und unser Gochelhaͤhn
zieht mit seinen Damen hinaus in die blare, frische Luft auf die
Kegenwürmerjagd.
Es wird Abend. Mit einem Male setzt ein Sturm ein, vor
dem selbst die hohen Eschen vor meinem Häuse an der Heerstraße
ich verbeugen. Der Kabenwald singt ein schaurig-schönes Lied.
Die Fensterscheiben klirren. Warieé, mein braver Hausgeist, rennt
treppauf, treppab, schließt alle Fenster und Läden und dreht selbst
den Schlüssel in der Haustüre um, als wenn die Russen bämen.
Ich lache und trete zum Hause hinaus. Welche Pracht! Majse-
— —
VDom Kehrichthaufen der Meinungen.
Das graue Männchen.“
Es war Winterabend. Fahler Mondschein ging über die Erde.
Kalt funkelten die Sterne...
So lange hatten sich die Kinder des Dorfes auf dem Eise ge—
tummelt. und Kurt war einer der Ausgelassensten dabei gewesen.
Nun erst fiel ihm das Nachhausegehen beblemmend ein, denn
der Dater verstand in der Beziehung beinen Spaß und schlug un—
barmherzig und ohne Verhör darauf „wie auf alt Eisen“. Kurt
dam darum unter bösen Vorahnungen bis ans Elternhaus.
Kichtig, da sah er auch schon die Trage neben der Haustür
hängen, das Warterinstrument, das ihm bisher einzig und allein
Furcht eingeflöst hatte. Andre Furcht bannte er nicht, nein. die
war Kurt völlig fremd.
„Die Trage hängt dir lange gut,“ dachte er, und bog in einem
großen Bogen ums Daterhaus dem Walde zu. Dann führte sein
Weg durch „Hessen⸗“ und „Kichards Garten“, weiter durch den
„Schulgarten“ und endlich in „Schmerers Garten“.
Dort stand er am Kande einer kleinen Vertiefung. Doch halt,
vas sah er da im blassen Mondschein baum acht Scheritt vor sich?
kin graues Männchen. Grau waren seine Hosen, grau war seine
jacke, grau sein tausendfach durchfurchtes Gesicht, grau seine Sipfel·
nütze, die es trug.
Nun zog der Kleine die graue Jacke aus und legte sie neben
ich auf einen Baumstumpf bei einem Weidenbaum, ergriff eine
leine Hacke und fing emsig an, ein Loch zu hacken.
Kurt sah deutlich die sonderbar geformte Hacke im Mondschein
linben, sah wie die Erde über den kleinen Hügel kullerke, der sich
iach und nach bildete, sah das alles verwundert ohne jedes Furcht-
jefühl und auch, wie das Loch immer tiefer wurde, aber er hörte
nichts, es herrschte lautlose, unheimliche Stille dabei.
Wie lange Kurt das alles so bestaunt hatte, wußte er hernach
elber nicht anzugeben; aber jedenfalls haite er das Ganze nicht
lüchtig gesehen, sondern eingehend betraächtet ohne die geringste
Angst, nur mit staunender Verwunderung im Herzen.
Endlich ging er langsam und stillschweigend zurück und legte
ich, um der väterlichen Süchtigung zu entgehen, in den Holzschuppen
ruf Waldstreu, nicht ohne auf dem Rückwege noch verschiedene
Mal stehen zu bleiben, um dem eifrig arbeitenden kleinen Arbester
uzusehen.
Angefähr eine Stunde mochte Kurt auf seinem Lager gelegen
aben, da kam ihm der Gedankbe: „Willst doch 'mal jehen, vb das
zraue Männchen noch da ist, und was es macht.“
Leije schlich er der Stelle zu. Aber sie war — leer und von
»em Loche beine Spur mehr zu sehen. Nur der Mond überdeckte
vie immer die kleine Mulde im Gelände und die abgestorbenen
) Die unter dem Titel „Das graue Männchen“ zusammengefaßten Begeben⸗
heiten sind Erlebnissen nacherzählt. Es liegt darum kein Grund vor, diese Tatsachen
oon vornherein abzustreiten. Der Berichterstatter hat vielmehr tatjächlich die Er⸗
cheinungen gesehen. Wie weit das objektive Vorhandensein des „grauen Männchens“
und der „großen Schwarzen“ anzunehmen ist. muß eine offene Frage bleiben. Der
Oerfasser gehört weder zu den Allesleugnern, noch zu den Allesglaubenden. Es würde
aber zur Klärung der ängeschnittenen Frage über Geistererscheĩnung und Geistersehen
in etwas dienen, wenn weite Kreise durch Beiträge mit ihren Erlebnissen wider
und für auf den Plan träten. Deeen sind zu richten an die Schriftleitung
in Melsungen, oder den Verfasser, Schwalm. Kreisschulrat, Ziegenbain.