Ostseite des Hainer Hofs stand ein Haus mit der Inschrift anno 16003;
es ist das Hinterhaus zu einem in der Fahrgasse gelegenen Vorder.
haus. Daneben liegt die frühere Hessen-Casselijche Post. Das
alte, 1529 vom Abte Dittmar erbaute Haus war im 18. Jahr—
hundert umgebaut worden. Der jeweilige Postmeister wohnte darin.
In der anstoßenden Bernhardskapelle befaͤnden sich die Süros der
Srief-· und der Fahrpost; später enthielt sie eine Gastwirtschaft und
chließlich ein Bretterlager. Jetzt ist sie die Burg der Sqhlaraffia
rankofurta. Neben der Kapelle lag das Gasthaus „Sum Hirsch“,
auch „Sum goldenen Hirsch“, „Sum bleinen Hirsch— oder Sum
braunen Hirsch‘— genannt. Es wird als solches schon 1601 erwähnt.
Damals waren die Brunnennachbarn des Kepplerbrunnens därin
bersammelt und Andreas Sparr versprach, bei seiner silbernen
Hochzeit der Nachbarschaft eine Mahlzeit zu geben. Das lehzte
Haus auf dieser Seite war das Haus Sum alten Schweizer“, an
dem bis 1801 ein Schweizer in Lebensgröße und Schweizertracht
nit einem Spieße angemalt war. Ansere beiden weiteren Abbildungen
und I stellen den Franbfurter Hainer Hof in seinem jetzigen
Zustande dar.
Auf dem Hofe befand sich ein Brunnen, der bereits 1240
bporhanden war. 1459 wird er der Hainerborn genannt. Die
Nachbarn dieses, des Grabenborns und des Lumpenborns hatten
schon vor 1596 eine besondere Brunnenordnung errichtet. 1750
berlor der Brunnen sein Wasser und mußte mit einem Aufwande
on 409 Gulden tiefer gegraben werden.
Außer den erwähnten Hainer Höfen hat das Kloster jedenfalls
uch noch an anderen Orten Höfe besessen, über die ich aber nichts
rmitteln Lonnte. Auch einzeine Hauser besaß das Kloster, so 3. B.
1Marburg und in Cassel, wo sich ein solches am Steinweg vor
em Sack befand.
Wie sich aus dem Mitgeteilten ergibt, ist von dem Besitztum
es Klosters Haina nach der Säbularisation mancherlei anderen
zwecken gewidmet worden. Dem Kloster blieb aber immer noch
eichlich sopviel, daß daraus die großartige Stiftung, das Landes“
os)pital Haina, geschaffen werden Lonnte. Noch heute verbündet es
ühmend und dankbar den Namen seines Stifters, des Landgrafen
hilipp des Großmütigen. Inmitten der Stiftsanlagen, deren gewal⸗⸗
igen Umfang unsere Abbildung 8 ersehen läßt, steht sein Deukmal,
as im Jahre 1904, dem 400. Jahre seiner Geburt, im Seisein des
dereins für hessische Geschichte und Landeskunde enthüllt wurde.
Quellen:
Batton, Oxrtliche Beschreibung der Stadt Frankfurt a. M. Frankfurt. Verlag
des Vereins für Geschichte und Altertumskunde. Band 3. 1664.
Volfß. Ie Sdnlar Meruns der Stijts- und Klostergüter in Hessen-Cassel. Gotha
rthoes.
dersch, —2*x Klosterbuch. Marburg. Elwert. 10915.
faulhaber, Geschichte der Post in Frankfurt a. M.. Archib für Franbfuets
Geschichte und Kunst. R. F. Band 10. Frankfurt. Völber 1888.
Folenbeigr Vnichte hessisjcher Städte und Stifter. Band 2. Cassel.
ẽ. A. v. —— Sie Bau⸗ und Kunstdenkmäler im Keg.BSezirk Casjel. Band 2.
Kreis Fritzlar. Marburg. Elwert. 1009.
stassauer, WMas die Frankfurter Brunnen erzählen. Frankfurt. Goldstein. 1021
Auf Heimatwegen.
Homberg an der Efze.
Mit Aufnahmen von Walther Goebel.
III.
Sevor ich weitere Bildchen aus AltHomberg bringe, will
ch hier vor allen Dingen einen Stadtplan (Abb. 9) einfũgen.
An der Hand desselben werden meine weiteren Ausführungen
janz bedeutend an Klarheit gewinnen. Denn die Schönheit
riner alten Stadt erbennt man nicht nur, wie man gewöhnlich
zu glauben pflegt, aus ihren Einzelheiten, ihren sogenannten
„Sehenswürdigkeiten“, nicht nur aus ihrem Gesamtbild, sondern
vielmehr durch Aufnahme beider, verbunden mit einem Dritten,
das erst die eigentliche Verschmelzung herbeiführt: durch Betrachtung
des Stadtplanes. Er sollte mehr als
bisher in unsere Heimatschriften auf-
genommen werden. Es würde dann
nicht mehr so häufig vorlommen, daß
hn viele verständnislos beiseite legen,
veil ihnen das Straßennetz jo verworren
erscheint. Greifen wir bei unserm Stadt⸗
bild zunächst die großen Linien heraus.
Wir erbennen auf den ersten Blick zwei
gesonderte Stadtteile. Der nördliche
ist die in sich abgeschlossene älteste
Anlage, die „wie ein Schwalbennest
an den Berg geblebt‘ wurde. Der
alte Mauerring, wenn auch zum Teil
recht verfallen, ist heute noch deutlich
zu erbennen.
Südlich schließt sich — ähnlich wie
bdei unserm Nachbarort Fritzlar — eine
Vorstadt, die sogenannte „Freiheit“, an.
Homberg verdankt sie dem Landgrafen
Heinrich ĩl, dem Eijernen. Dieser Stadt⸗
eil erhielt außer eigener Kirche und
eigener Derwaltung seine besondere
Mauer.
Von den außerhalb der Kingmauern
neu entstandenen Stadterweiterungen
vill ich hier absehen.
Wir erbennen weiter, wie die große
Straße von Cassel nach Heesfeld sich
mühsam krümmend am Fuße des Berges
süber a) bis zum Mittelpunkt der Stadt
heraufschraubt, um den Ort östlich
bei c) wieder zu verlassen. Eine Kürzung
und Erleichterung für den durchgehenden
Oerbehr bildet die Untergaässe, die
ich parallel der Stadtmauer (zwijchen
Alt- und Neustadt) und hart nördlich
zon ihr hinzieht.
Abhildung 9
VDon Nordosten (Spangenberg, Melsungen) her führt eine zweite
Landstraße in die Altstadt hinein (bei p).“ Dort, wo sie im Stadt.
nneen mit der ersten eine Gabelung bildet, entsteht natürlicherweise
in Brennpunbt für den Derbehr, eine Ausweitung: der Marktplaß.
Die Fußgänger schufen sich (zwischen b und c) einen bürzeren Woeg
nder Webergajse, die parallel dem Ostteil der alten Stadtmauer
erläuft, allerdings steiler und beschwerlicher ist.
VDon Südwesten (Siegenhain) her trifft schließlich eine dritte
jahrstraße auf die Stadt (bei e). Hier gabelt fie sich. Die Lange
5traße (parallel dem westlichen Mauerstück) stelit die Verbindung
nit a her, während die Krumme Gasse auf d führt. a und
ind in der „Freiheit“ durch die Schulstrabe verbunden. Für
Durchgangsverkehr von und nach Siegenhaäin wird heutzutaäge
allerdings die bequemere Bahnhof—
traße bevorzugt, die durch den der
Neustadt vorgelagerten, modernenStadt-
teil jührt und (bei a) in die Casseler
Straße einmũndet.
An den Stellen, wo die genannten
Hauptverbehrsadern den mittelalter⸗
—DO—
varen dereinst große, feste Tortürme
errichtet, die feindsichem Ansturm wehren
und heimlichem Aus- und Eingéhen
verdãchtigen Gesindels Riegel vor⸗
chieben sollten. Leider hat die Stadt
diese größeren Tore sämlich verlieren
nũssen, und nur aus alten Ansichten
Lann man sich ein Bild davon machen,
vie sie ausgesehen haben.
Im Westen (bei a) befand sich das
Westheimer Tor. Auf einem Sild
von Homberg vom Jahre 1810 ist es
ür die Nachwelt festgehalten worden.
Zurhessische Jäger halten strenge Tor—
vacht. Der Straßenteil von da ab
his zum Marbt führt noch jetzt den
Namen- Westheimer Straße.
Den Nordosteingang (bei b) schützte
)as hochgelegene Obertor. Es war
»stwãärts bastionartig verstärkt. Mauer⸗-
verk läßt heute noch darauf schließen
ind ein erwähnter Merian zeigt deut-
ich zweĩ weitere Torbogen und einen
Wartturm vorgelagert. Die Strecke
»om Marlt bis zum Tor heißt jetzt noch:
Obertorstraße, die östliche Fortjetzung
erselben: Bor dem Oberktor.
Im Südosten (bei c) erbennen wir
die Stelle des Holzhäuser Tors.
Holzhausen ist das erste, der Stadt im