Full text: Heimatschollen 1921-1925 (1. Jahrgang - 5. Jahrgang, 1921-1925)

urtnur ein burzes Dasein beschieden. 
Die Reichsstadt Jeantert war 
mittlerweile die auptstadt des 
Staates des Fürstenprimus Karl von 
Dalberg geworden. Dieser eeließ 
nun unterm 21. November 1801 von 
Paris aus eine Voerordnung, durch 
die alle fremden Posten in seinem 
Staate aufgehoben wurden. Darauf- 
hin wurde am 1. Dezember 1807 
das burhessijche Postamt im Hainer 
Hof durch den fürstprimatischen 
Polizeidirektor Itzstein aufgelöst. Im 
Jahre 1811 wurden das Postgebäude 
und das dazu gehörige Stallgebäude 
an den letzten hessischen Postmeister 
Küppel verbauft und bamen dadurch, 
wie bald auch die übrigen Gebäude 
des Hainer Hofs, in Privatbesitßz. 
Wir haben aus der Feder des 
Geistlichen Kats Johann Georg 
SBatton in Franbfurt a. M. eine 
genaue Beschreibung des dortigen 
Hainer Hofs. Wie bereits erwähnt, 
zeigt der Hof noch heute die Gestalt 
ziner gegen den Domplatz durch eine 
Tordurchfahrt abgeschlossenen Gasse, 
die auf der Nordseite durch drei 
Häuser abgeschlossen wird. Das eine 
dieser Häujer gehörte zum Gost⸗ 
haus „Goldener Löwe“ in der an— 
stoßenden Fahrgasse. 1804 stand hier 
eine vom Kloster Haina zur Anter— 
bringung seiner Sehntfrüchte benutzte 
Scheuer. 1517 war es bereits ein 
Wirtshaus; der Wiert hieß Tiel 
Kauch. Daß es damals schon Sech- 
preller gab, und sogar aus besseren 
Kreisen, beweist die Nachricht, daß 
530 Philipp von Daun zum Oberstein 
Abb. 7: Eingang zum Hainer Hof in Franbkfurt a. M. 1021. 
Die Abbildungen 5, 6 und J sind mit Genehmigung des Verlags von A. Gold- 
sttein. Franbkfurt a. M., dem Werke: Nassauer, „Waäs die Frankfurter Brunnen 
—22ñlon“ cfrnommon) 
dem Bürgermeister von Frankfurt 
Handgelübde tun mußte, nicht aus 
der Stadt zu ziehen, ohne zuvor den 
Wirt im Hainer Hojse zu befriedigen. 
Das Haus war später eingestürzt 
und lag als Schutthaufen, bis 1808 
an seiner Stelle ein neues, aus 
Stallungen und Boden bestehendes 
Haus erbaut wurde. Das daneben 
befindliche Haus, das sog. Stallhaus, 
gehörte zur hessijchen Post und wurde 
1781 neu gebaut. Das hinterste 
Haus war das Haus „Sur Eule“ 
und stieß auf den Stadtgraben. 
Auf der Westjeite stand das Haus 
„Sum Palmbaum“. Es war ein 
Kanonikathaus des Domstiftes, das 
es 1590 für 2000 Gulden Lbaufte. 
Batton erwähnt, daß am Abend 
des 8. August 1118 die Base des 
Kanonikus Hornick in diesem Hause 
mit ihrem KReifrock hängen geblieben, 
in den Keller gestürzt sei und den 
Hals gebrochen habe. Einer anderen 
Insassin des Hainer Hofs wurde 
dagegen ihr Reifrock zur Kettung. 
Im Monat Soeptember 1713 reiste 
eine französische Gouvernante durch 
Frankfurt in ihre Heimat zurück. Sie 
war tiefsinnig geworden und wurde 
von ihrem Ehemann begleitet und 
dewacht. Beide behrten im Hainer 
Hof im Gasthof „Sum Hirsch“ ein. 
Hier gelang es der Frau, zu ent- 
ommen; sie lief auf die Mainbrücke 
ind sprang in den Fluß. Ihr Keif- 
eock hieltf sie aber über Wasser, 
odaß sie von einigen Fischern gerettet 
ind wieder in den Hainer Hof zurück- 
gebracht werden konntfe. An der 
Abbildung 8: Stiftsanlagen des Klosters Haing 
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