VDom Büuchertische der Heimat.
Dom Herzschlag der Stunden. Gedichte von Karl von
Berlepsch. Verlag Velhagen und Klasing, Leipzig und Bielefeld.
Wie ein edler Schrein tut sich dieses Versbuch auf und läßt
uns seine Kostbarbeiten entgegenleuchten: stimmungsschwere, erlebnis
gesättigte Strophen. Hier erlauscht ein hellhöriger Mensch den
Herzschlag aller Dinge in Glück und Not, er fühlt ihr tiefstes Sein
und formt es zu lyrischen Bebenntnissen: einiges Enospenhaft zart
läßt Unsagbares beglückend ahnen; anderes voll erblüht in sommer—
lichen Farben; vieles reif und glänzend wie goldene Trauben im
Herbst. „Mondkbrank“, das seltsam feine, und „Sommertag“, das
allerinnigste mit den erlesensten Spiegelbildern einer brunnentiefen
Dichterseele:
Aus Blumen eine Streu
Hat sich mein Herz bereitet,
Der Honigduft von Heu
Ist drüberhin gebreitet.
Du feierblare Welt,
O meine stille, jüße Sommerwelt!
Ein grünes Sonnensieb
Ist meine Blätterkäammer:
Ohn Ende hab mich lieb!
Singt eine gelbe Ammer. —
In meiner heißen Hand
Liegt eine bleine, bühle Kinderhand. —
Die Geschicke der Menschen, der Gewesenen, meistert der
Dichter in epijchen Gedichten im Balladenton. Deren wirkungs
vollstes ist die ergötzliche „Probefahrt“, an der ihr Verfasser seine
wunderbare Worthunst beweist. 8.
Führer durchs Werratal. Ein Heimatbuch. Heraus—
gegeben von Osbar Engelhardt. Verlag Johs. Braun, Eschwege
15 und 10 Mh. Es ist ein gewagtes, aber auch verdienstvolles
Unternehmen, ein solches Buch in dieser Seit herauszugeben. Es
Auf der H
Der Knüllgebirgsverein wird sein Familienfest am 8. Juli
in Wallenstein feiern. Wie wir bestimmt hören, werden einige
Zweigvereine zur Anterhaltung der Teilnehmer beitragen, so
Wallenstein durch gemischte Chöre, Treysa durch heitere Vorträge,
Homberg durch Keigen, Kingelstechen und eine Aufführung im
Freien (wozu das lustige Spiel „Magnum bonum“' von H. Ruppel
in Aussicht genommen ist), Hersfeld durch bayherische Lieder zur
Laute; Oberaulaer Wandervögel werden das Stuͤck Der gestohlene
Schinben“ von Hans Sachs zur Aufführung bringen. So darj
wohl ein guter Besuch und froher Verlauf des Festes erwartet
werden.
VDom 25. bis 21. Mai hatte Homberg Gelegenheit, sich an den
deutschen PVolkswanderspielen zu erbauen. Viele versäumten
sie leider. Manche dachten wohl auch, es sei weiter nichts als ein
geschäftliches Unternehmen, wie es deren jetzt so zahllose gibt, daß
einen allgemach ein gelindes Grausen befällt. Aber weoit gefehlt.
Es ist eine gute Sache, getragen von jungen, schwungvollen Seelen,
ein Dienen am Volke in edler alter Kunst, die so lange vergessen
war. Da werden zunächst Hans Sachs-Schwänbe hervorgeholt
und in urwüchsiger Derbheit und ewig frischer Lebenswahrheit
dargeboten. Dabei ist des Lachens und Freuens kein Ende. Dann
Lommen für ernste, reife Menschen geistliche Volksspiele des Mittel
alters zur Aufführung (Das Paradeisspiel und Seth, die goldene
Legende der Derheißung). Von den alten Legendenspielen zu den
neueren Spielen (wie Feldpredigt von Kegina Ullmann und Spiel
von den Seelen von Max Haase) ist nur ein Schritt. Dort wie
hier tiefes Deesenken in die Gottgeheimnisse, frommes Hingegeben-
sein an den Allumfassenden. Weiten Volkskreisen mag noch das
Verständnis für solche Kunst fehlen, weil ihnen das religiöse Erleben
fehlt. Andere, die Gott erlebt haben, mögen meinen, er sei viel
zu hehr und erhaben, als daß man ihn und die Dinge des Heils
überhaupt im Spiele zeigen dürfe, ohne zu bedenben, daß doch
alles, Wort und Spiel, nur Symbol des Unnennbaren ist. Ob Gott
bermenschlicht und im Mysterienspiel oder gar im heiteren Schwanb
(Sankt Peter vergnügt sich unten auf Erden) dargestellt werden
darf, ist eine Frage. nicht allgemein zu lösen, sondern von ijedem
erscheint als eine notwendige Erganzung zu dem trefflichen Wander⸗
»uche Alrichs (Kerlag O. Vollprecht, Eschwege), das zum Wandern
ind Schauen anregt, ohne sich in Einzelheiten zu verlieren und
yhne Wandervorschläge zu machen, Kilomeétersteine zu zählen und
Hasthäuser zu empfehlen. Dieses muß aber auch sein, besonders
ür fremde Wanderer, die mit der Seit haushalten müssen. Es ist
ielleicht ein Fehler, daß das Buch zu schneil geschrieben wurde.
Es entbehrt zuweilen einer gewissen Gründlichbeit der Darstellung,
ibergeht viel Interessantes und Wertvolles und arbeitet mit an—
weifelbaren Hypothesen. Auch wäre zu erwägen, ob eine Wege—
hejchreibung nach Brunnemannschem Muster nicht zweckmäßiger sei
als die recht summarischen Wandervorschläge. Das Abbildungs-
material, ist reich, leidet aber an Klarheit und Deutlichkeit durch
das wenig gute Papier. — Man bann dem rührigen Werratalverein
und seinem Vorsitzenden, Herrn Studienrat O. Engelhardt, jedoch
nur dankbar sein für die Herausgabe dieses Buches, das viel Neues
bringt und den BSlick für manches Schöne öffnet, an dem man sonst
achtlos vorübergegangen wäre. Der erstaunlich billige Preis er-
möglicht weitesten Kreisen die Anschaffung. wW. Holzapfel, Eschwege.
Ein altdeutsch Schelmenspiel von Hugo Landgraf. Neu—
andhaus-VDerlag, Walther Tietz, Leipzig 19. Aufführungsrecht
8 Textbücher) 24 Marb. Nach dem „Prologus“ schauen wir hieer.
„Gesetzt in schöner Worte Sier,
Ein Büberei und Schelmenstücken
VDon einem Stallknecht voller Tücken,
Der seinen Herrn betrügen tut,
AUm zu gewinnen zeitlich Gut.“
Das Stück zieht in frischer Derbheit gegen Eigennutz und
chnõöde Mammonjagd, Faulheit und Völlerei zu Felde. Seine
Aufführung bereitet nicht die geringsten Schwierigbeiten und ist von
hester Wirkung. Das gute alte Volbsstück ist allen, die noch Sinn
ür das Gute haben, sehr zu empfehlen. K.
—
imafwarte.
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inzelnen für sich allein zu beantworten. — Bei den geistlichen
Dolbs- und den neueren Spielen erwies es sich, wie mit einfachsten
Mitteln stärkjste Wirkungen erzielt werden kbönnen. Bühnenbild
ind Spiel waren in jeder Beziehung stilvoll und vollendet. Eine
eine Sprechkunst nahm das Ohr gefangen; es war zu merben, daß
ie jungen Künstler Verse zu sprechen verstehen. — Swischendurch,
n den Nachmittagsvorstellungen, bkam auch die Kinderwelt durch
Märchenspiele zu ihrem Kecht. Wie köstlich waren das tapferèe
ʒchneiderlein, die kLluge Bauerntochter, Bruͤder Lustig und der
Similibergl Und wie dankbar ist das kbleine Volk für solch feine
Kunst! Hier finden die Darsteller beglücktes Mitgehen und Ver—
tehen. Doch wird auch sonst das Verständnis für diese schlichte, hohe
Dollskunst wachsen. Diese Hoffnung berechtigti uns zu dem Wunsche,
»aß die Volbswanderspieler auf dem von ihnen eingeschlagenen
Vege trotz aller Widerwärtigkeiten beharren mögen! K.
Aus Spangenberg wird von einer Verschandelung des
rãächtigen Boergschlosses berichtet, die jeden niederhessischen Heimat—
reund mit schmerzlichem Bedauern erfüllen muß. Aus Sparsambeits-
ründen, die sonst jehr zu billigen sind, hier aber unangebracht sein
ürften, ist die Burg ihrer charabkteristijschen Sugbrücke verlustig
egangen. Wo jonst in unserer Heimat finden wir eine bewohnte
Zitterburg, die so wie Spangenberg noch Wall, Graben und Sug—
rücke hat? Der Niederhessische Gebirgsverein, der am 6. Juni
u seiner 36. Jahresversammlung in Lichtenau zusammentrat, erhob
n entschiedener Weise Einspreuch dagegen. Es ist zu wünschen,
aß der Einspruch von Erfolg sein möge, damit die Burg in alter
zchonheit erhalten bleibt. Sollte es an der Geldfrage scheitern,
o will man vom zuständigen Ministerium die Genehmigung ein—
»olen, das Geld durch eine Sammlung aufzubringen. Gleichzeitig soll
õheren Ortes die Absicht bestehen, die im Schloß untergebrachte Forst-
chule zu verlegen. Das wäre ein schwerer Verlust für das alte Hessen-
tädtchen. Und wo in aller Welt könnte es denn für junge Grünröcke
in schöneres Nest geben als das Spangenberger Schloß, von wo
Otto der Schũtz seinen Flug ins Weite nahm, seiner Liebe und seinem
Slück am Niederrhein entgegen! Hoffen wir, daß die grüne Farbe
der Stadt am Liebenbachbrunnen treu bleibt. K.
noeen Konrad Bernecker-Melsungen, unter besonderer Mitarbeit von; Kreisschulrat Schwalm-Obergrenzebach und Taubstummen-Lehrer H. Kuppel-Homberg.
Alle Heimatfreunde sind als Mitarbeiter willkommen. — Verantwortlicher Schriftleiter: Paul Woicke-Melsungen. — Alle Zuschriften an die eee sind an
die Schriftleitung in Meljungen zu richten. Unverwertete Manusbripte werden nur auf Verlangen zurückgejandt. Der Nachdruck aller Arbeiten mit Namenszeichnung
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