Full text: Heimatschollen 1921-1925 (1. Jahrgang - 5. Jahrgang, 1921-1925)

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»eimat· chollen 
Slätter zur Pflege hessischer Art. Geschichte und Heimatbkunst 
Die Heimat.Schollen, werden den Kreisblättern in Homberg, Melsungen, Kotenburg. und Siegenhai 
Nr. / 1021 
Die Enbkeltochter der Hex 0 Von Joh. H. Schwalm. 
5. Kapitel. 
Sonnenschein und linde Luft. Bienengesumm im Linden- 
daum. 
Anter der alten Dorflinde in Wiesenbach spielten die 
Kinder. 
Kohlräberchen, Kohlräberchen, 
Das sind die schönsten Pflanzen; 
Venn das Bärbchen Hochzeit hat, 
Dann woll'n wir alle tanzen. 
Weißer Wein, roter Wein, 
Morgen soll die Hochzeit sein! 
Und was dann? Und was dann? 
Helwig heißt der Mann. 
So blang's im Kingelreigen. Swei waren dabei die 
Anstifter, die gaben den Ton an, ein Junge und ein 
Mädchen. Dem Mädchen saß wohlgesträhnt und wohl- 
geflochten der dunkelblonde Schnatz!)) wie ein Krönchen auf 
dem Haupte, dem Jungen aber flatterten hellblonde, un— 
geberdige · Locken um den Kopf, als wenn niemals ein 
Kamm dazwischen hindurchgegangen wäre. 
Bärbchen hieß das Mädchen und Schmitthenners Helwig 
var der Junge. 
Treu hielten die zusammen, und wenn's zum Sank kam 
unter dem bleinen Volke, standen sie, da konnte man Gift 
darauf nehmen, auf einer Seite gegen die andern. 
Solbst gegen den Lehrer hatte Helwig neulich die Partei 
jeiner Lleinen Freundin ergriffen. Den jungen Mann hatte 
die Kegierung in Wiesenbach angestellt, weil die Kinderzahl 
dem alten Kantor zu groß und der Atem zu kurz geworden 
war. 
— 1J Jopf 
4. Fortjetzung. 
Nun, der junge Herr Lehrer fragte dann, um seine bleine 
Schar kennen zu lernen, nach dem Namen der Kinder, nach 
»en Eltern, und was man da so fragt. 
Da kam er auch zu Bärbchen. 
„Wie heißt du denn, mein Kind?“ 
„Bärbchen Berg,“ antwortete sie frisch. 
„Und dein Vater?“ 
Bärbchen wurde blutrot und blieb stumm. 
„Nun,“ drängte der junge Mann — etwas zerstreut —, 
Kind, du weißt doch, wie dein VDater heißt.“ 
Aber immer noch erfolgte beine Antwort. Schon 
icherten ein paar der größeren Schüler. 
Kleinbärbchen sah sich wie hilfejsuchend um. Das sollte 
licht vergeblich geschehen sein, denn der fast zwei Jahre 
ingere Schmitthenners Helwig stand auf und sagte: 
„Herr Lehrer — Herr Lehrer — —.“ 
Jetzt schaute der Lehrer nach ihm hin. 
„Bärbchen hat beinen Vater nicht, der war kot — eh's 
luf die Welt kam.“ 
„O,“ machte der junge Lehrer bedauernd. Er begriff 
ndlich und errötete ein wenig über sein Angeschick. 
„Komm her,“ sagte er dann zu Bärbchen, „gib mir 
eine Hand.“ „And du, Schmitthenner, du bist ein braver 
junge,“ lobte er. 
So blang die bleine Szene für alle Beteiligten be— 
riedigend aus. 
SBärbchen aber sagte auf dem Wege nach Hause: „Du, 
delwig, kKomm mal hierher, ganz nah bei mich, ich will dir 
aal 'was ins Ohr sagen. Hier hast du mein schönstes 
ßildchen, vom Onbel Pfarrer — das, wo der liebe Herr
	        
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