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»eimat· chollen
Slätter zur Pflege hessischer Art. Geschichte und Heimatbkunst
Die Heimat.Schollen, werden den Kreisblättern in Homberg, Melsungen, Kotenburg. und Siegenhai
Nr. / 1021
Die Enbkeltochter der Hex 0 Von Joh. H. Schwalm.
5. Kapitel.
Sonnenschein und linde Luft. Bienengesumm im Linden-
daum.
Anter der alten Dorflinde in Wiesenbach spielten die
Kinder.
Kohlräberchen, Kohlräberchen,
Das sind die schönsten Pflanzen;
Venn das Bärbchen Hochzeit hat,
Dann woll'n wir alle tanzen.
Weißer Wein, roter Wein,
Morgen soll die Hochzeit sein!
Und was dann? Und was dann?
Helwig heißt der Mann.
So blang's im Kingelreigen. Swei waren dabei die
Anstifter, die gaben den Ton an, ein Junge und ein
Mädchen. Dem Mädchen saß wohlgesträhnt und wohl-
geflochten der dunkelblonde Schnatz!)) wie ein Krönchen auf
dem Haupte, dem Jungen aber flatterten hellblonde, un—
geberdige · Locken um den Kopf, als wenn niemals ein
Kamm dazwischen hindurchgegangen wäre.
Bärbchen hieß das Mädchen und Schmitthenners Helwig
var der Junge.
Treu hielten die zusammen, und wenn's zum Sank kam
unter dem bleinen Volke, standen sie, da konnte man Gift
darauf nehmen, auf einer Seite gegen die andern.
Solbst gegen den Lehrer hatte Helwig neulich die Partei
jeiner Lleinen Freundin ergriffen. Den jungen Mann hatte
die Kegierung in Wiesenbach angestellt, weil die Kinderzahl
dem alten Kantor zu groß und der Atem zu kurz geworden
war.
— 1J Jopf
4. Fortjetzung.
Nun, der junge Herr Lehrer fragte dann, um seine bleine
Schar kennen zu lernen, nach dem Namen der Kinder, nach
»en Eltern, und was man da so fragt.
Da kam er auch zu Bärbchen.
„Wie heißt du denn, mein Kind?“
„Bärbchen Berg,“ antwortete sie frisch.
„Und dein Vater?“
Bärbchen wurde blutrot und blieb stumm.
„Nun,“ drängte der junge Mann — etwas zerstreut —,
Kind, du weißt doch, wie dein VDater heißt.“
Aber immer noch erfolgte beine Antwort. Schon
icherten ein paar der größeren Schüler.
Kleinbärbchen sah sich wie hilfejsuchend um. Das sollte
licht vergeblich geschehen sein, denn der fast zwei Jahre
ingere Schmitthenners Helwig stand auf und sagte:
„Herr Lehrer — Herr Lehrer — —.“
Jetzt schaute der Lehrer nach ihm hin.
„Bärbchen hat beinen Vater nicht, der war kot — eh's
luf die Welt kam.“
„O,“ machte der junge Lehrer bedauernd. Er begriff
ndlich und errötete ein wenig über sein Angeschick.
„Komm her,“ sagte er dann zu Bärbchen, „gib mir
eine Hand.“ „And du, Schmitthenner, du bist ein braver
junge,“ lobte er.
So blang die bleine Szene für alle Beteiligten be—
riedigend aus.
SBärbchen aber sagte auf dem Wege nach Hause: „Du,
delwig, kKomm mal hierher, ganz nah bei mich, ich will dir
aal 'was ins Ohr sagen. Hier hast du mein schönstes
ßildchen, vom Onbel Pfarrer — das, wo der liebe Herr