und ging zuerst auf eine Gruppe von Rhedern (armadores) und
darauf an eine private Unternehmung über, welche bald die ganze
Kohrprodubtion der Umgegend aufarbeitete. Die Suckersiederei
hieß zu jener Seit, um 1550,. Engenbo de Sao Jorge dos Eras—
mus, nach dem Deutschen Erasmus Schetz (auch Schetzer, Schettler,
Schette, Schatz, Esquetes, Esquertes). der in Antwerpen ein Banb.
und Handelshaus betrieb und gemeinsam mit einigen Verwandten
das Engenho von Martin Affonzo und der Rhedergruppe ge
bauft hatte. Die Fabtorei führte auf eigenen Schiffen Waren
aus Brabant und Flandeen in die Kolonie ein und Sucker, Brasil-
holz und Baumwolle nach Europa aus. An dieses Unternehmen
zelangten auch die ersten Haustiere, Kinder, Pferde und Schafe,
welche von Portugal herbeigeschafft wurden. Die Leitung der Ge⸗
schäste lag in den Händen des Fabtors Peter Kösel. Die Fabtorei
blieb bis Anfang des 114. Jahrhunderts im Besitze der Antwerpener
Familie und ging von Erasmus Scheß auf seinen Sohn Kaspar,
dann auf dessen Söhne Melchior und Lancelot über. Die flämischen
Handelsherren haben allerdings wenig Freude an ihrem äber⸗
eeijchen Unternehmen erlebt. Ungetreue Verwalter haben ihnen den
Sesitz verleidet und veränderte Verhältnisse in Europa schließlich
den Entschluß zum Verbauf der Pflanzung gefordert, der in einer
am 18. Juni 1593 an Geronimo Maya erteilten Vollmacht zum
Ausdruck bommt, aber nach einem Briefe der Schetz vom 15. Mai 1603
an die Jesuitenpater in Sao Vicente bis dahin noch nicht erfolgt
gewesen zu sein scheint. — In der erwähnten Vollmacht wird als
derzeitiger VBerwalter des Engenho Paul Werner genannt. —
Neben der Suckersiederei der Schetz entitanden bald weitere
Engenhos in Sao VDicente. Leiter einer Suckersiederei, die den
Adornos, Edelleuten von Genuejser Herbunft, gehörte, war unser
Landsmann Heliodoro Eobanus. ein Sohn des berühmten Ge—
—I
Heimat für tot galt, hat bis zum Jahre 1565 in Sao Vicente
gelebt. In diesem Jahre ist er an der Spitze von 800 Eingeborenen
und Mamelucken nach Rio zur Unterstützung Estancios de Sa
marschiert, des Begrũnders und Verteidigers Rio gegen die
Franzosen, wo Heliodoro darauf seinen Wohnsitz genommen hat.
kr hat sich später noch einen Namen bei der Erschließung und Er—
oberung der Gebiete im Sũden der heutigen Staaten S. Paulo
und Parana gemacht. 7
In die aufblühende portugiesische Niederlassung von Sao
Oicente führt uns unser Landsmann Hans Stade aus Homberg
in Hessen. dem die Nachwelt eine der ersten Beschreibungen des
neuen Landes und seiner Bewohner verdankt, die etwa zwanzigmal
gedruckt, viel gelesen und sogar in fremde Sprachen übersetzi
vurde, sodaß der Name dieses Deutschen für immer mit der Ge⸗
schichte der ersten Besiedlung des Landes verbunden bleibt. Hans
Stade hatte, vom Drang nach Abenteuern getrieben, den Ent—
schluß gefaßt. Indien zu besuchen. Um diesen Vorsatz auszuführen.
reiste er von Bremen nach Holland und fand in Kampen Schiffe,
die Salz für Portugal luden. Auf einem derselben gelangte der
junge Deutsche nach einer vierwöchigen Reise am 20. April 1547
nach dem portugiesischen Hafen Setubal und von dort nach Lissabon.
Ein deutscher Gastwirt namens Leuhr jr. belehrte unseren Hans,
daß so bald beine Gelegenheit wäre, nach Indien zu reisen, da
zrit bürzlich eine Kgl. Flotte dorthin abgesegelt sei, verhalf ihm
aber zu einer Anstellung als Artillerist auf einem Schiffe. das
Jagd auf Freibeuter an der marobkbanischen Küste betreiben und
zann Brasilien zu Handelszwecken aufsuchen sollte. Der aut aus⸗
gerũsteten Expedition, die aus einem größeren und kleineren Begleit-
chiffe bestand, schlossen sich außer Hans Stade auch die Deutschen
Hans von Bruchhaufsen und Heinrich Brant aus Bremen an.
Nach erfolgreicher Tätigkeit an der berberischen Küste wurde die
Insel Madera angelaufen und schließlich nach einer langen Fahrt,
auf welcher Windstille mit Stürmen abwechselte, der Hafen von
Pernambuco erroeicht, wo die Seefahrer nach 88 Tagen zum ersten
Male wieder Land erblickten. Da die Eingeborenen gerade auf⸗
jäsig gegen die portugiesischen Kolonisten waren, wurden die An⸗
ommlinge gebeten, sich an der Niederwerfung der Ausständischen
zu beteiligen, was auch geschah. Mit Danbk verabschiedeten sich die
Ansiedler von den Seefahrern, die darauf wieder in Soe gingen
und burz nachher einen Kampf mit einem französischen Freibeuter
zu bestehen hatten, der an der Küste Brasilholz lud. Es delang
dem Franzosen zu entweichen, nachdem er dem porftugiesischen
Schiffe den Großmast abgeschossen und ihm Tote und Verwundete
beigebracht hatte. Da der Wind aber ungünstig war, bonnte die
brasilianische Küste nicht wieder angesteuert werden, sodaß die
Räckfahrt nach Portugal beschlossen wurde. Die Lebensmittel waren
inzwischen so knapp geworden. daß die Mannschaft fast dom Hunger⸗
tode erlegen wäãre, als endlich nach 108 Tagen, am 12. August 1548.
die Azoren Insoln erreicht wurden. Hier bonnten die Seefahrer
sich erholen und schließlich noch ein Piratenschiff aufbringen, ehe
sie Anfang Obtober 1548 in Gesellschaft einer großen Flotte von
Schiffen. die alle aus Amerika und Indien gekommen waren, in
dißabon einliefen.
Die Erlebnisse dieser ersten Keise hatten aber den Durst
Hhans Stades nach MAbenteuern noch nicht gestillt. Nach einer
urzen Kast in der portugiesischen Hauptstadt machte er sich nach
»em bastilijchen Hafen Sta. Maria und von dort nach Sevilla auf
den Weg, wo Stade drei Schiffe fand, die nach dem La Plata
»estimmt waren und auf denen er sich anmustern ließ. Am vierten
Tage nach Ostern 1549 ging es wieder in See. Die kleine
panische Flottille lief Lissabon an und segelte darauf nach den
Zanarischen und den Kap Verdischen Inseln und nach Sao Thomé.
ach der Abfahrt aus diesem letzten Hafen verlor man in einem
zturme zwei der Schiffe aus den Augen. Das dritte, auf dem
ich Hans Stade befand. mußte vier Monate auf günstigen Wind
varten und bonnte erst Anfang September die Keije nach Amerika
ortsjetzen. Am 24. November. nach einer Seefahrt von 6 Monaten,
eblicᷣͤte man endlich Land. Da der Steuermann aber nicht wußte,
vo er einen guten Anberplatz finden bonnte, kreuzte er vor der
Aüste, als sich ein Sturm erhob, der das Schijf an einem Felsen
eck schlug, jo daß nun nichts ũbrig blieb, als das Land aufs Gerate-
vohl anzusteuern, wo sich schließlich im letzten Augenblick ein guter
hafen dffnete. Von ansässigen Portugiesen erfuhren die Spanier,
aß sie sich in Superaguy, an der Bucht von Paranagua, 18 Meilen
ãdlich von Sao Vicente und 80 Meilen nördlich von der Insel
Zanta Catharinad befänden. Nach burzer Kast und der erforder⸗
ichen Reparatur des Seqglers ging es mit gutem Winde weiter
iach Sũden, aber ein neuer Sturm warf die Seefahrer wieder
urück. sodaß sie erneut vor Anber gehen mußten, diesmal an der
Insel Santa Catharina und gerade am Tage der Heiligen, welche
er Insel den Namen geliehen hat. Hier traf schließlich auch nach
inigen Wochen das eine der verlorengegangenen Schiffe, und
war das Pilotenschiff, ein, wãährend das dritte für immer ver⸗
chollen blieb. Nun wurde gerüstet, um den letzten Teil der Fahrt
sach dem La Plata anzutreten; als aber alle Vorbereitungen
Woengen waren, ging das große Schiff im Hafen unter, sodaß die
Abfahrt unterbleiben mußte. Das kleine Fahrzeug, zu dessen
SBefahung Hans Stade gehört hatte, das aber zur Aufnahme
iller Mannschaften unzuréichend war. blieb schließlich zwer Jahre
n diesem Hafen liegen. Die Spanier hatten hier viele Entbehrungen
u erieiden, da es an Lebensmitteln mangelte, bis endlich beschlossen
purde, daß der größere Teil der Leute über Land nach Asuncion
ufbrechen, wãhrend der Kest versuchen sollte, zu Schiff nach Sao
dicente zu gelangen. Von denjenigen, welche die 800 Meilen
peite, gefahrvolle Landreise nach Asuncion unternahmen, sind
iele in der Wildnis durch Hunger umgekbommen und nur ein Teil
sat das ferne Siel erreicht. Das kleine Schiff mit den verbliebenen
Seeleuten, zu denen auch unser Landsmann gehörte, erlitt schließ
ich noch Schiffbruch bei Itanbaen, zwei Meilen südlich von Sao
dicente. Hierhin gelangte endlich Hans Stade mit seinen Begleitern
ind wurde von den ansässigen Portugiesen auf das freundlichste
ufgenommen.
Wenn Hans bisher die Gefahren und Abenteuer zur See
ennen gelernt hatte, so sollte er jetzt die nicht minder gefahrvolle
Zekbanntschaft mit der eingeborenen brasilianischen Bevölberung
om Stamme der Tupinibins machen, die in ständigem Kampfe
nit den porfugiesischen Kolonisten lagen. Da die Aberfälle der
Vilden auf die Berölberung von Sao Vicente von Norden her
urch den Kanal von Bertioga zu erfolgen pflegten. hatten die
Anfiedler einige Jahre zuvor zum Schuße der Kanaleinfahrt ein
»stes Haus errichtet. das aber nicht standhielt, als die Ein⸗
eborenen eines Tages mit T0 Kanoes angriffen. wobei es viele
ote auf beiden Seiten gab. Darauf beschlossen die Behörden
ind die Kolonisten, den Ort stärber zu befestigen und auf der
egenũberliegenden Kanalseite, auf der Insel Santo Amaro, ein
leinos Fort zu erbauen, das mit einer Besatzung und mit Kanonen
ersehen sein sollte. Der Bau dieser Befestigung war begonnen,
ber nicht vollendet worden, denn es fehlte an einom portugiesischen
Artilleristen, der es gewagt hätte, an dem Platz zu wohnen.
dans Slade machte sich dorthin auf, und kaum haiten die Kolonisten
jehdört. daß er ein Deutscher und im Artilleriewesen bewandert
ei, als sie in ihn drangen, daß er in dem Fort bleiben und ihnen
eifen mũßte, den Feind in Schach zu halten. wofũr Hans nicht
ur woitere Mannschaften. sondern außerdem auch einen guten
Sold empfangen sollte. Die Kolonisten malten unserem Lands-
nanne aus, wie der Köniq von Portugal ihn für seine Dienste
elohnen wũrde, denn der Monarch wisse alle diejenigen zu schätzen,
ie sich in den neuen Ländern mit Rat und Tat wirksam betätigten.
50 kam denn Hans Stade mit den Ansiedlern dahin üborein,
er Monate in dem Fort zu dienen. Nachher soilte ein kgal.
djfizier von drũüben Lommen. und es sollte eine Festung aus Steimen