VDom Pulsschlag der Heimat.
Schnurrpfeijereĩen.
Hannpeter*).
„Er“ hatte „sie“ nicht beim ersten Laib Brot gezogen. Das
ꝛächte sich nun. Dem Hännpeter jeine Frau Ann naͤhm bei einem
Ehestreit den Napf, mit Linsensuppe, die beide gerade aßen, und
lug ihn ihrem lieben, Peter“ so heftig auf den Kopf, daß die
Scherben in der Stube 'rumflogen und die Linsensuppe Hannpeter
ne blutende Gesicht tropfte. Sedächtig sah der seinen Schaden in
ein aiten Stuck Spiegel, das an der Wand hing, und wusch sich
die Suppe ruhig aus den Haaren. Ein andermal fängst du's
Anders an“, murmelte er, „es müßte doch mit dem Deitjscher
Teufel) zugehen, wenn das Mensch nicht zu bannen wäre.“ Und
o machte er's: Zuerst baufte er sich ein Kappelding“ (Kausch)
sm Wietshaus, und dann ging er, das Gehirn voll Krabeel, nach
Hause. Gleich nahm seine Frau den Streit auf. Hannpeter nicht
faul, nahm ein Stück von dem Irdengeschirr nach dem andern und
warf's zum Fenster hinaus, zum gröpßien Gaudium für, die Nach⸗
harsjungen, die draußen standen und lauerten“ (horchten). Die
Hannpetersche ließ das ruhig geschehen, nicht ein einziges Wort
Fer Widerrede sagte sie. Bei der nächsten Mahlzeit brachte sie
Per das Essen in den Scherben auf den Tijch, soweit sie noch
azu tauglich erschienen. Wieder war Hannpeter der Lackierte
Slamierte). Er ergriff stilljchweigend einen Korb, ging zum nãächsten
Topfer und baufte neues Geschirr ein. „Das war auch nichts“,
achte er, „aber das Mensch muß selber seine „Dresche“ kriegen,
Jas wird's tun.“ Wieder boufte er sich eine tũchtige „Chaije“
Kausch), kam dann lärmend, nach Hause und fing da an, seine
Frau zu verprũgeln. Die, als hatte sie schon darauf. gewartet,
zackte alsbald nach dem Kartoffelstümper· (Keule, mit der die
Jaren Kartoßfeln zu Brei zerstoßen werden,) und hieb damit, was
hHast du, was gibst du, so kräjstig auf Hanupeter ein, daß dieser
Deckung unter dem Ehebett suchen mußte. „Gehst du 'raus, du
nischanter Kerl“, bLeifte Hannpeters Frau, er aber brummte trotzig:
Nun geh ich grad nicht 'raus. ich will dir zeigen, wer der Herr
m Haus ist.“ Schw.
Der Ejelhännes.
Wer, der so um 1880 lebte, hat den Ejelhãnnes nicht gebannt
ind ũber ihn gelacht, ũber den kleinen dicken Kerl mit dem geist
osen Gesicht! Wenn von nareschen Kerlen die Rede ist, muß
auch seiner gedacht werden. Geboͤren war er in der „Kaserne“
Gemeindehaus) des Vorfes Steina. Schon während der Schul ·
ahre zeigte er einen „bleinen Hieb“ (Schwachsinn) und stotterte
zum Erbarmen. Kaum der Schule entwachsen, beförderte ihn seine
Armut zum „Schweinemajor“ (Schweinehirten). Spãter wurde er
Knecht auf dem Schafhof. Dort übertrug ihm dann die Herrschaft,
vohl weil er zu etwas anderem nicht recht gebraucht werden
onnte, das Eseigespann, das jeden Tag die Hefe nach dem frũheren
Bahnhof Treysa brachte. Daher kbam der eine Anname, den er
alie; der andere lautete: „On da“ (und dann), womit er jeden
einer wenigen Sätze, die er sprach, einleitete. Auf den Ejel-
annes bonnte sich die Herrschaft perlassen wie aufs Evangelium.
Nur wenn in Steina die Kirmestrompeten bliejen, Lam's ũber ihn
vie der bose Geist weiland ũber den Konig Saul. Noch als „griße⸗
grauer“ (griesgrauer) Kerl jeierte er dort als Platzbursche mit,
zum größten Ergötzen für die Stemaer Burschen. Seine Waden
bededten lange Siiefein, wildlederne Hosen jeine Schenbel und
her Kirchenmantel seinen Leib, auf dem Kopfe prangte ihm die
Httermũhe, und in der Rechten ein schneidiger“ Spazierstock ·mit
hieschhorngriff, wahrend aus dem Munde eine messingene Sigarren⸗
pite hervorragte. Die hielt der Eselhãnnes in jeiner Einsalt jür
hzur golden. Es war eines der pielen bleinen Geschenbe seines
Herru. So beging Ejelhännes die Kirmes in Steina von A bis 8
it. Dann begab er sich demütig nach dem Schafhofe zurũck und
jeß wie ein begossener Pudel alle Scheltworte ũber sich ergehen.
Die fielen auch nicht allzuarg aus, bannte doch die Herrschaft ihren
Eselhannes ganz genau, auch jeine bleinen Schwächen. Gleich soll
hier die zweite genannt werden, sie bestand darin, daß der Ejel⸗
hãnnes ailes, was wie Gold glãnzte, auch dafür hielt. So bebam
denn eines Tages auch für „eeine langjährigen treuen Dienste“,
pie man ihm sagte (es war natürlich Jux) einen Orden aus —
Mejsingblech. Eselhaännes aber war gar stolz darauf und trug den
hermeintlichen goldenen Orden Tag für Tag, auch auf seinem
Sonntagsbittel. Eins nur, mit seinen Ejeln verjfuhr der Eselhännes
als streñger Herr, die prũgelte er tãglich „ganz gottsjãmmerlich“.
Das erschien seinem Herrn denn doch zu gramm (arg). und weil
xv VJophann MDeter,
r mit dem Amisrichter gut stand, so veranlaßte er diesen (wieder
Jux), den Eselhännes „wegen Tierquãlerei“ vor die Schranben des
zerichts zu laden. Dort ließ Hännes folgende Verteidigungsrede
os Ddie längste Kede, die er in seinem ganzen Leben gehalten
at —: ‚On da —, ogenommehehe —, de⸗de⸗de Härr — Amts-
stsrechter⸗r·r — wer de de ·de — Ejelhännes —; bas weddeded
derde⸗de Härr — Amts-ts-tsrechter — mem· mache —, bann
ie — die — die Eseln — net f5.foötginge —, on die — die, die
dew mem — mißt — zur rer⸗rechtige Zeit — om⸗m·m Bahnhob
eng?“ (And dann, angenommen, der Herr Amtsrichter wär der
zseihãnnes; was wũrde der Hoerr Amtsrichter machen, wenn die
ẽjel nicht fortgingen und die Hefe muͤßte zur richtigen Seit am
Zahnhof jeind) Das wirkte. Ejelhännes Lam mit einem Verweis
abon“ und wor taujendfroh. Wenn jemand ihm und seinen zwei
kjeln begegnete und fragte: „Wo wollen denn die drei Langohrn
ine usdßortete er prompi: „On da —, om-mem vierte —
prvebeil“ (And dann, am vierten porbeis) Einmal brannte
bährend der Nacht eine große Scheune am Schafhof nieder. Am
nderen Morgen broch Ejelhännes von seinem „Soocht“ (Lager)
nd bemerbte die Brandstätte. Der ganze Lärm war ihm bei
rinem guten Schlaf entgangen. Fast neugierig sagte er; „On da —,
— — dann, was ist mir denn
as?) So hat der Eselhännes waͤhrend seines ganzen Lebens
einen Mitmenschen vieli Stoff zum Reden gegeben, Eine biedere
ʒeele, deren großeste Hälfte von der Marrschigkbeit“ ausgefüllt
var, lebte in ihm. Schw.
Kindermund,
Orũckbnacke.
Der 3weieinhalbjährige spricht; „Gib mir bitte eine Drück
macke, Mũtterchen!“ „Was ist das?“ „Ich lege sie auf die Erde,
rũcke mit dem Fuß drauf und dann Enackt sie.“ Ach so. du meinst
ine Nußl“ „Nuß. warum heißt das Nuß?“
Meojssern.
„Mejsere mir bitte mal hier den Apfel, den möcht' ich essen.“ —
Zwei Herzen.
Der Dreijährige fragt: „Mũtterchen, wo ijt dein Herz?“ „Hier
n der Brust, leg mal dein Händchen hierher, dann hörst du's
lopfen.“ Ach ja.“ Am nächsten Tag. „Hat jeder Mensch ein
derz ,fJa.“ Ich habe aber z3weiĩ, ein Srustherz und ein Arm-
erz, horch mal hier (in der Brust Llopfts) und hier (Puls) fũhl'
chs auch klopfen.“
Fachmann.
„Was ist ein Fachmann?“ „Das ist einer, der jein Handwerb
hesonders versteht.“ „Ich will mal ein Fachmann werden.“ —
Herr Tuch.
Sesuch Lommt, ein Herr Stoff. Ich sage: „Das ist der Onkel
5tojf.“ Nach zwel Stunden fragt Bubi ernsthaft: „Onbel Tuch,
annst du auch was erzählen?“ „Ich heiße doch Stoff und nicht
kuch.“ „Ach, Stoff ist ja Tuch.“ —
Die Karte fehlt.
Nachbars Kälbchen soll verbauft werden. Bubi hört das, geht
n den Stall und kommt zweifelnd zurũck. „Es ist nicht wahr, es
at noch keine Karte am Bauch.“ Was für eine Karte?“ „Ei—
bie auf meinem Anzug, den du von Fulda mitgebracht hast. Da
teht doch auch drauf. was er bLostet.“
Selbstgejpräch.
„Ich esse jetzt viel, daß ich schnell groß werde. Ich meine,
vpachjen geht nicht schnell, wenn aber mein Magen voll ist, dann
che der den Kopf immer höher, und das ist so wie gewachsen.“
Die traurigen Löffel.
„Warum sind die Löffel in der Küche so traurig und die
ilbernen so glänzig? Wie heißen die traurigen?“ (Blechlõffel.)
Kindermund.
Der Vierjährige beschließt eine Gedanbenreihe mit folgender
jrage: „Marum sind immer ein Mann und eine Frau zusammen
ind nicht zwei Frauen? Gell, weil vielleicht Einbrecher Lommen
ind zwei Frauen Angst haben, der Mann aber stark ist.“
J A. G.S.
Nachdruck nur nach Abereinkunst mit dem Herausgeber gestattet.
derausgeber· Konead Bernecher. Deud und Verlag: M. Saernecker, Melsungen.
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