Schmied von einem scharf ausgeprägten Gefühl seines Wertes und
einer Bedeutung erfüllt, der seine Schmiede in Bahlhorn bei
Lasjel mit den Dersen schmücken ließ: J
q. „Der Schmied arbeitet für Stahl und Eijen.
Die Schmiedekbunst muß man nicht billig preijen.
Kaiser, Könige, Fürsten und Herren
Können beinen Schmied entbehren.
Bauern, Bürger insgemein
Können ohne Schmied nicht sein.“
Fromme Töne schlägt sein Berufsgenosse in Amönau an,
der an jeiner Werbstatt die Worte anbringen ließ:
13. „Gott, fördere du die Werbe meiner Hände,
Hesegnet sei der Anfang und das Ende.
Bib guten Rat, damit, was ich vollbringe,
Mir wohl gelinge“.
porunter der ländliche Künstler die Handwerksembleme Hufeijen,
Hammer, Sange und Bohrer in wappenartiger Anordnung setzte.
Ein Schmiedemeister in Biedenkbopf, der bei seiner Arbeit
nicht gern durch müßige Schwätzer gestört sein möchte, wurde nach
einer Angabe durch den Krieg verhindert, an seinem Häuschen
n der Stadtgasse Ne. 21 den Spruch anbringen zu lassen:
14. „Seit ist Geld, das merbe die,
Nur geschäftlich komm zu mir.
Willst du unterhalten sein,
So stelle dich des Abends ein.“
nicht sonderlich höflich blingt die Schlosserinschrift:
4 a. „Wenn an jedes lose Maul
Ein Schloß müßt angeleget werden,
Dann wär' die edle Schlosserkbunst
Die beste Kunst auf Erden.“
Die in der Volks⸗ und Kunstpoesie so oft besungenen und ver⸗
herrlichten Mũhlen und ihre Besitzer, die jüũr den Bauer so wichtigen
Müller, spielen auch in den Keimen der Hausinschriften eine ge—
wvisjse Koille. Mühleninschriften mit Mülleriprũchen gibt es auch
m Hessenlande hier und da.
Am Wohnhaus der Rauchmühle bei KReimershaufsen im
beren Salzbödetal (Kreis Marburg) steht der Spruch:
9. „Die Müũller, die sein wacker,
Die Mähle ist ihr Acker,
Ddie Welle ist ihr Pflug,
Damit verdienen ssie Koͤrn und Weizen genug.“
Nach den Ausführungen des Gießener Professors Hepding
n den „Hessischen Slättern für Volkskbunde“ liegt diesem Mäller-
pruch der alte Schreiberspruch zu Grunde:
154. „Daß Papier ist mein Acker,
Darumb bin ich so wacker,
Die Feder ist mein pflug,
Drumb bin ich so Klug.
Der Dinte ist mein samen,
Damit schreibe ich den Nahmen.“
Dieser Spruch wiederum geht vermutlich auf eine viel ältere
niederdeutsche Telierinschreift zurück, die neben der bildlichen Dar—
sttellung eines mit zwei Pferden arbeitenden Pflũgers angebracht ist.
Auf der Bartenhäuser Mühle in Rauschenberg bei
Kirchhain las ich vor einigen Jahren die Inschrift:
16. ,‚Wenn der Mäller nur immer
Mahlen täte und das Molter
Gar nicht nähme, möcht' das
Mehl jein schwarz oder
Fein. es würde stets das beste sein.“
In Anlehnung an einen formelhaften, Spruch, der eine all-
gemeine Wahrheit ausspricht, heißpt es auf der Dammühle bei
Marburg und in Kaldern:
„Wer ist in der Mäller Sachen,
Der's einem jeden recht Lann machen?
Solcher Mensch ist nicht auf Erden,
Kann auch nicht gebohren werden.“
Ahnlich lautet der Spruch in Schönbach bei Herboen.
Mit den Leinewebern beschäftigen sich zwei Hausinschristen
in Dittershausen im Landkreis Cassel. Sur Geduld bei seiner
mühsamen Arbeit mahnt die eine:
18. Leinewãwer las dier raten:
Knifft mit geduld die Faten:
Und wenn gleich rohr und Vaten pricht,
So mache doch Lein ärger nicht.“
Spott auf das wenig Gewinn einbringende Gewerbe, das
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19. „Die Leinewäwer nemen Lbeinen Lerjungen an,
Wenn (er nicht) sechs Wochen Hunger leiten ban.
Bott wird dir rechen (BSild eines Rechens) an.“
Hier wird die Inschrift rebusartig.
Aber auch städtische Berufe und Stände, mit denen der Bauer
n Berührung kommt, werden von ihm in seinen Hausinschriften
urchgehechelf. Allzu hoch denkt der Bauer offenbar nicht von
en Angehõrigen dieser Berufe, den Advobaten oder Juristen,
en Dobtoren oder Arzten. Wie in zahlreichen Lustspielen aller
dölker und Sungen, wie in ungezählten bildlichen Darstellungen
iuf fliegenden BSlättern aus allen Seiten, die unsern heutigen
Vitzblãttern entsprechen, wie in so manchen Sprichwörtern der
erschiedensten Länder und Sprachen werden sie auch in Haus—
nichriften nicht gerade glimpflich behandelt.
Sahen wir schon in dem oben unter Neerwähnten Spruch
den Doktor mit dem Barbierer, der mit Schröpfköpfen und ähn—
lichen Mitteln seine Heilbünste an der leidenden Menschheit ver—
uchte, auf gleiche Stufe gestellt, jo blingt die Geringschätzung des
irztlichen Standes noch viel krasser, wenn man der dritten und
ierten Seile dieses Spruches die Fassung gegeben hat:
20. „Vor Dobtoren und Barbieren,
Das sind gar böse Thieren.“
Des Bauers Abneigung erstreckt sich auch auf den Advobaten.
Daher bekommt der fromme Schutzspruch, der jo manches Bauern-
ind Bürgerhaus ziert, eine etwas bissige und recht weltliche Fort-
rhung, die bei abweichenden Reimen und sonstiger Umbildung
mmer denselben Kerngedanken enthält.
21. „O Gott, bewahre dieses Haus
Und lasse Doktor und Advobaten draus.“
Dem ' entspricht die niederdeutsche Fasjung:
212. „Ach Gott, nimm du dit Hus in Hut,
Dat Dobtor un Apbaten bliewen ut.“
Oder es heißt:
21b. „Dies Haus, Herr Gott, bewahre fein
AUnd laß keinen Arzt und Juristen herein.“
Braunschweigijche Volbsreime, die ich in diesem SZusammen-
sn erwähnen möchte, bleiden den gleichen Gedankben in die
orm:
21c. „Gott, bewahr' uns hũte
Oor allerlei Lüe,
Hor en Düwel un vor en Vogt,
Dor en Afbaten un Juristen:
Dat sünd ser böse Cheisten.“
SZum Hessenlande behren wir zum Schluß zurũck. Bei einem
einer Söhne, dem nach Riga ausgewanderten und später nach
dessen zurũckgebehrten Burkard Waldis, dem Verfasser einer Fabel-
ind Schwanlsammlung, die er 1548 unter dem Titel: „Esopus““
ʒerõffentlichte, findet sich schon die Stelle:
21d. „Man sagt: Gut arzt und gut juristen
Seind gemeinlich böse Christen.“
Wie das Volb denbt, wie es ungeschminkt seine Gedankben
iusspeicht, wie es frommen Regungen ebenso zugänglich ist wie
veltlichen Gedanben, das haben uns diese Hausinschriften gezeigt.
Möchten sie dem Leser einige unterhaltsame Minuten verschafft
aben! Möchten sie gezeigt haben, daß es sich lohnt, sich auch
mit diesen Denkmälern der Volkbskunst zu befassen! Wöchten sie
n Stadt und Land zu eifrigem Sammeln der Hausinschriften
inregen, damit alles ans Tageslicht gezogen wird, was auf diesem
ßeblete noch vorhanden ist, und damit es der wissenschaftlichen
Zehandlung zugäãnglich gemacht werden bann!
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