furt), Hegewoge (Hegewage) und Wegebach, einem Distribt bei
Ziegenhain. Ein deutlicher Fingerzeig, daß wir bei diesen Ge—
wäßern nicht immer an etwas blar Fließendes denken dürfen, ist
auns der Eitterbach (Eidracha), in dessen erstem Teil Aitar geboten
wird, d. i. Eiter; doch hatie dies jrüher die Bedeutung von Gist;
gistig konnte es aber wohl nur als faules, sumpfiges Wahser sein.
Struth ist ein mit Gebũsch bewachsener Sumpf; wir finden es wieder
in Eschenstruth und dem Struthgraben auf dem Schöneberg. Schlade
bedeutet Schlamm. Pfuhl, in Entenpfuhl, lateinisch palus, spricht
für sich; ebenso die heute allerdings ausgestorbenen Meljunger
Sezeichnungen: Bruch, Bruchgasse, Bruchwiese und Bruchborn,
worin wieder auf Morast hingewiesen wird.
Neben diesem ungeheuren Reichtum an WMasser begegnen uns
riesige Waldungen. Das zeigen uns Endungen wie Wald, Hain,
Loh (Loch), Hoiz. Grũn, Hart, Kot (d. i. Nadelwald); ich erwähne:
Habichtswald, Eiterhagen (Eyterhayn), Lingenloh, Kesselloch,
Steinholz, Grünerweg, Haar (früher Kodenhard), Rotenburg u. a.
Darauf weisen uns aber auch die gerade in unserer Gegend über
reich vertretenen Ortsnamen auf Rode, eigentlich eine Stelle, wo
der vorhandene Urwald abgerodet worden ist. Beispiele lasen
sich hier ja häufen; ich führe nur Hesserode (Hasenrothe) an.
dessen Anfang has, d. i. grau, heißt.
Gfter werden auch die Namen einzelner Bäume genannt,
5. B. die Esche, früher Ask, in Eschenstruth und Eschwege, die
Eiche in Eichhoiz bei Schwarzenberg, die Buche in Büchenwerra
(Suͤhcehenenuuird), die Erle in Ernstberg (Erlisberg), die Linde
in Lindenberg und Lingenloh (Lyndenloe), die Ulme, früher Elm,
in Ellenbach, den Ahornbaum, früher Maz, in Mosheim (Mazheim).
Sonst wird noch die Binse in Binsförth und das Kohr in Röhren-
furth (Kornefurt) und Röhrda (Korenriet) erwähnt.
Natũrlich wuͤrde auch Getreide gezogen. Fast beĩ jedem Ort
läßt sich eine Mühle leicht nachweisen. Verbappt steckt sie noch in
Kehrenbach (Kurinbach); denn Quirn heißt Mühle. Körle, das
urkundlich als Chrulle oder Churle belegt ist, ist noch nicht ganz
geklärt. Nach einer nicht unmõglich scheinenden Deutung führt
man es auf Quirnloh, aljo Mühlwald, zurück.
An Bodenschätzen werden Lehm erwähnt in Leimsberg und
Leimenkaute, aiso Lehmgrube, sowie Sand in Sandgraben bei
Kehrenbach und Sand. Dagegen düurfte Kollberg trotz der vor⸗
handenen Kohlenlager sich weniger auf Kohlen als auf eine
I beziehen, worauf auch Brand im Melsunger Markwald
—X
Da das Sumpfland in der Ebene nicht selten eine Nieder-
lassjung verhinderte, so baute man sich bisweilen auf einem Hũgel
an, zumal sich von dort aus eine oft notwendig werdende Ver⸗
teidigung leichter ermöglichte. Manchmal wurde wohl auch der
schon vorhandene Bergname auf die an seinem Fuße entstehende
Siedelung übertragen. Das zeigt Schwarzenberg, Hollstein (von
Holz). Felsberg, Homberg (von hoch) und Hebel, frũher Hebilida,
bon heben, also hochgelegen. Spangenberg (von Spange, d. i.
Kiegel, Balben) ist nach der Lage des Ortes benannt.
Ebenso oft wird auch das flache Land zur Namenbildung
benußt. Hierauf deuten die Orte mit, Feld, wie Hersfeld, denn
Feid ijt eine unbewaldete Ebene. Ahnliches besagt das Wort
Sreite, wie in Breitenau. Die Heide bezeugen uns Namen wie
Heida und Heidenbrunnen. Für guten Ackerboden jpricht Möllrich
Melriche), das auf Melo, d. ĩ. Staub, Erde, zurückführt. Der
ehige Freitagsobach hieß einst Nijdenbach; hierin steckt der Name
Nis d. h. Unterhalt gewährend. was meist auf die Weide be⸗
zʒogen wird.
Der Anfang einer Niederlassung war größtenteils ein einzelnes
Gehöft; das bönnen wir noch häufig aus Endungen wie Haus
Hof und Heim erschließen; ich erinnere nur an Empfershausen
Mittelhof und Bergheim. Erst später kamen breitere Ansamm⸗
lungen auf, die sich den Namen Dorf, wie Sernsdorf, zulegten.
Da WoriStadt ist mit Statt zunãchst begriffsgleich, bedeutet also
sur eine Stätte, einen Ort, vgi. Heydstadt. Auch Lar darf man
wohl hierherziehn, obwohl der Streit darüber noch nicht beendef
ist. Es sind glücklich drei Meinungen, die heute darũber herrschen
Sie einen wollen es als Haus, Wohnsitz, die andern als unbe
haute Gegend, die Dritten als Wiese deuten. Von all diesen
scheint mir immer noch die erste am meisten einzuleuchten. Hier⸗
imter fallen also Brunslar, Fritzlar usw. Kaufungen (Cofunga)
kommt von Cofa, d. i. Gemäch, Hũtte (vgl. Koben). Beuern
sührt uns auf Buri, d. i. Behausung, VDorf; hierher gehört auch
Gottsbũren.
Dabei steckt in dem ersten Teil sehr oft der Name des ersten
Siedlers. Da die Familiennamen sich ja erst im 14. Jahrhundert
einbürgerten und man sich bis dahin nur mit den heutigen, aber
damals viel mannigfaltiger zusammengesetzten Vornamen begnãgte.
so stoßen wir hier auch nur auf diese, z. B. auf Gunter in Gunthers—
ausen, Engelmar in Empfershausen (Engelmareshuson), Medelher
n Melgershausen (Medelhereshuson), Hildeger in Hilgershausen
Hildegereshusen), Alfred in Eijershausen, Meinbrecht in Mörs⸗
ausen (Meinbrechteshusun), Unni oder Unno in Unshausen (Anes-
usen), Herulf in Hersfeld (Heriuljisfelt).
Auch Tiernamen verbergen sich öfters darin, 35. B. Habichts-
vald, Wolfershausen, Siegenhain, wobei die wilde Siege gemeint
st. In Hanstein (Hanenstein) steckt Hahn, und zwar Auerhahn;
n Bebra (Biberacho) läßt sich noch der Biber nachweijen; damit
st aljo Bebra namensgleich mit dem wũrttembergischen BSiberach.
Z Krieg gehörte bei den alten Germanen fast zur täglichen Be—
haftigung. Darauf deuten auch Namen auf Burg, wie Naum—
urg Muwinburg), also neue Burg, Doch darf man nicht ver—
esen, daß auch eine feste Stadt Burg genannt werden konnte;
elßen doch danach ihre Bewohner, Bürger. Denn Burg ist der
drl. wo man sich bergen kann. Hierher rechnet auch Sippers⸗
aujen (Swigburgehusjun), wobei der erste Teil jwintha, d. i.
rastig, heißt. Morschen (Mursina) von Muer, d. i. Mauer, ist ein
minduerfer Ort. Auch Brunslar, das mit Brun, d. i. Brünne,
danzer, verbunden ist, läßt auf einen umschirmten Platz schließen;
benso Fritzlar (Fridiolare), in dem wir Friede, d. h. Einfriedigung,
rlennen können; vgl. heute noch Friedhof. Dieselbe Einhegung
iegt bei Siegenhain (Zigenhagen) vor. Auch die Alte Schanze
ind die Hohe Wart zeugen von briegerijschen Seiten. Sum Teil
berden wWohl auch die Namen mit Graben unter diejen Punkt
allen, z3. B. Grebenau (Grabanowa). Rommerode (Kodemanner-
odah) jührt man auf Hrod, d. i. Sieg, zurück.
Heidnisches ist wenig zu bemerken, da ja von Fulda aus sich
rüh das Ehristentum verbreitete. In graue Vorzeit führt uns
illerdings Gudensberg, das urlbundlich noch als Wuodenesberg,
jo Wodansberg, festgelegt ijst. Doch dürfte die Gude bei Roten-
urg, die alte Wodacha, von wod, d⸗ i. wũtend, Lommen und von
er Schnelligkeit des Fließens benannt sein, wie die Eder (Adranq)
on altar, de . schnell, abzuleiten ist. Nicht zu entscheiden wage ich,
Wichie, das geweihte Stätte bedeutet, noch aus dem Heiden⸗-
um zu uns blickt. Noch unbestimmter steht es mit Adelshausen
ind Hlsfeld (Adelesfelt), in denen Ndel steckt.
Um so häufiger stoßen wir auf christliche Bestandteile. Hierher
echnen: Heiligenberg, Pfaffenberg, Oitilienberg, Monchsbopf,
Abterode (von Abl), die vorschiedenen Kappel (von Kapelle), das
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Einzelne Namen widerstehen hartnäckig jeder Erblärung. Sum
Teil sind sie noch beltijchen Urspeungs, wie die Pfieffe (Phiopha).
Ebenjo wartet Böddiger (Bodigereum) noch auf sjeinen Deuter.
Aber große Arbeit ist doch schon geleistet, besonders, wenn man
edenkt, daß in jedem Fall die älteste Form zu Kate gezogen
verden muß, da man ohne diese leicht auf den Holzweg geraten
sann, und wer hat sich noch nicht auf einem solchen Holzweg oder
Waldweg verlaufen?
Hessische Hausinschrijten von
verschiedenen Berufsen und Ständen.
Hon Paul Bender. Studienrat in Haspe, Westj. (Schluß.)
Ganz anders als die zuleßzt erwähnten, in ihrer vorschieden⸗
artigen Ausbildung weiter verfolgten Handwoerberinschriften mutet
uns der folgende an, der aus dem Kreise Kirchhain stammt:
10. „Ihr Mauersleut, fũgt Stein auf Stein,
Sraucht Winkelmaß und Senbel.
Ihr baͤut ja nicht für mich allein,
Ihr baut auch für den Enbel.“
Was die Simmerleute übrigens beim Richtefest für Genießer
ind, das mag uns eine Balkbeninschrift ũber einer Stalltür in
Amonau zeigen, die wohl auf einen alten Kichtespruch zurũckgeht
ind dem BSauheren einen janften Rippenstoß verjsetzt:
11. „Gute Schaafe, gute Lämmer
Sind dem Bauherren lieb und gut—
Hute, wohlgeratne Kinder
Sringen dem Bauherrn frohen Muth.
Ach, die Lämmer sind vergessen.
Hammelfleisch ist gut zu essen;
Hier und oft zu jeder Seit
Essen's gern die Zimmerleut'.“
Ahnlich wie der Bauer seine Anentbehrlichbeit für die ver⸗
chiedenen andern Stände in zahlreichen, von jtarkem Selbstbe⸗
pußtsein getragenen Hausinschriften ausspricht, so ist auch der