Aus alter Seit.
Leutnant Steigleder.
Eine historijsche Begebenheit aus dem Siebenjãhrigen Kriege.
Oon Georg KlinkbeBremen.
In einem Raum zusammengedrängt standen die hessischen Jäger,
chwarz wie die Teujel von Pulverdampf und Kauch, und schossen
d zusprmengebissenen Sähnen immer noch auf jeden Gegner, der
ich zeigte.
Erjt als das brennende Dach mit Goprassel und Funkenge⸗
tiebe zujammengestũürzt war, und Feuer und Kauch jeden ferneren
Aufenthalt unmoglich machten, erklärte sich die tapfere Besjatzung
ur AÜbergabe bereit.
An der äußeren Mauer erschien Leutnant Steigleder, Arme
ind Gesicht halb versengt. Einen weißen Tuchfetzen jchwenkte er
iber dem Kopf.
Was er aͤber forderte, war nichts Geringes: ehrenvollen freien
Abzug mit blingendem Spiel!
Das wurde ihnen vom jeindlichen General auch gewährt. —
Fast taghell erleuchtet von den hohen, züngelnden Flammen
es brennenden Schlosses war der Schauplatz des Kampfes, als
ich jeßt das einzige Tor des Schlosses ohfnete, und der eisgraue
corporal die Zugbrũcke herunterließ. Aber rasselnd und polternd
entglitt die Kette seinen Händen, wie vom Blitz getroffen stũrzte
»er Mann lautios zusammen; eine verirrte französische Kugel hatte
hn ins Herz getrossen. Das war der einzige Tote bei der tapferen
Schar an diesem Tage.
Aus dem Tor heraus zog das
Häuflein Männer, von Rauch und
Hulverdampf geschwärzt, das Haar
bersengt, uͤnd viele mit Wunden
edeckt. Voran schritten ein paar
Pfeifer und Trommler. And die
Teommler schlugen das Kalbfell mit
einer grimmigen Fröhlichbeit, als
gelte es Hochzeitszug und Tanz.
Und die Pfeifer taten nicht minder.
Hinter den Musibanten schwankte
auf einer Bahre der Körper des
koten Korporals, an dessen Seite
der Leutnant schritt. Im strammen
Tabkt der quinbelierenden Floten
zog das Häuflein dahin. Allen
Maännern äber zuckte es bei der
alten Landsknechlsweise wie in ver⸗
—X
hberten, bärtigen Gesichtern. Su bei-
den Seiten des Weges, den das
Haãuflein zog, standen die Franzosen
und sahen voll Staunen und Be⸗
vundern auf die Männer, sechzig an der Sahl.
Da stand auch inmitten seiner Offiziere der feindliche General.
Achtung, meine Herren!“ jagte der Graf Stainville, „man ehrt
apfere Soldaten!“ und legte salutierend die Hand an den tressjen-
esjetzten Hut.
Auf ein Kommando des Führers machte das Hãäuflein Halt.
ʒchweigend traten die Männer einer nach dem andern aus dem
hlied und warfen ihre Waffen auf einen Haufen. Als letzter
chritt Leutnant Steigleder auf den französijchen General zu und
ochaufgerichtet ũberreichte er ihm jeinen Degen.
Der hielt ihn einen Augenblick. Dann gab er ihn dem Leut⸗
ant zurück mit den Worten: „Trage Er seinen Degen in Ehren
peiter, Monfieur Leutnant. Er ist ein tapferer Soldat!“
Saluterend trat Steigleder an die Spitze seiner Jäger. Dann
chlugen die Trommeln von neuem ihre Wirbel, hell fielen die
Fiöten ein. Mit ihrem Toten zog die tapfere Schar ihren Weg.
And die Trommler schlugen wieder das Kalbfell mit derselben
grimmigen Fröhlichkeit, als gelte es Hochzeitszug und Tanz; und
die Pfeifer katen nicht minder.
Immer ferner, und im Dunkbel des Säulingswaldes als Echo
echend klang das Wirbeln der Trommeln und das Quinbkelieren
er Pfeifen...
Am · höchsten Ausguck des Turmes stand in Begleitung eines
eisgrauen Korporals der hannoversche Leutnant Steigleder und
auschte in den dämmernden Morgen. Verworrene Gerãusche, Waffen⸗
geklier und das Stampfen vieler Pferdehufe jchollen gedämpft durch
den Forst. Als es heiler wurde, bonnten die beiden Beobachter
auf dem Turm die Kolonnen der Feinde auf der Straße durch den
Hersfelder Forst heranziehen sehen. Und als an jenem Morgen
es 6. August 1761 die Sonne sich Bahn gebrochen hatte, da war
das Schloß Friedewald, der versonnene Siß der hejsijchen Land⸗
grafen, von den Feinden umzingelt.
Der französische General Graf Stainville lagerte mit 8000
Mann und 8 Geschuhzen vor dem bejestigten Schloß, um die preußen ·
reue Feste zu nehmen. Vrinnen aber stand die Besatzung, eine
Handvoil hessischer Jäger, mit ihrem Führer Leutnant Steigleder
uhig auf dem Posteẽn und wartete auf das Kommando ....
Schmetternde Trompetenstöße blangen bald darauf vor dem
Tor. Ein feindlicher Parlamentär
forderte im Namen des Generals
Graf Stainville die Besatßzung zur
Ubergabe auf.
Hoch reckte Leutnant Steigleder
hinter der Brüstung des Mauerwerks
seine Gestalt. Klingend scholl es zu
dem feindlichen Offizier herũber:
„Melden Sie dem General, daß sich
hessische Jãger noch niemals ohne
Kampf ergaben!“
Und der Kampf begann ....
Da hallte der Säulingswald
wvider von briegerischem Lärm und
Beschrei, als ob tausend Feuerrohre
der Feinde gegen das Schloß spicen.
Aber das dleine Häuflein der Be—
jatzung wich und wankte nicht, sie
standen an den Schießscharten und
jandten ebenfalls Kugel auf Kugel
in die Keihen der Feinde.
Finsteren Antlitzes befahl der
franzoͤsische General, die Feldschlangen
und Kartaunen einzusetßzen. Prasselnd
schlugen die Geschosse in das Mauerwerl der inneren Gebãude.
Alsꝰder General aber nun meinte, durch die Beschießung die
Sesatzung mürbe gemacht zu haben. da sollte er schnell eines
anderen belehrt werden.
Arploötzlich hob sich das Tor eines seitlichen Pfõrfchens, und
etwa zwanzig Verwegene der Besatzung machten einen Ausfall
mitten hinein in die Keihen der Belagerer. Allen voran mit
hlißendem Degen und der langen Reiterpissole in der Faust Leutnanf
Steigleder.
Sie schlugen rechts und links wie die Teufel in die zurũck⸗
weichenden Feinde, und ebenso plötzlich, wie sie gekommen, waren
sie wieder in dem schüßenden Mauerpförtchen verschwunden.
Sald sjechs Stunden währte schon der Kampf.
Todesmutig wehrte sich das bleine Häuflein der Sesaßung
gegen hundertfaäche Übermacht. Als es Abend wurde, lagen von
den Feinden zweihundert Mann tot oder blejsiert auf der Walstatt.
Zediglich die vor dem Schloß liegenden Gebäude waren von den
Franzosen besetzt worden. Von der Besatzung des Schlosses war
wunderbarer Weise nicht ein einziger Mann kampfunfähig geworden.
Zornrot befahl der französische General, die Feste im Sturm
ʒu nehmen. Die Vorbereitungen wurden getroffen, Holz zu Faschinen.
um die Schloßgräben zu füllen, war im Forst genug. Sei es jedoch,
daß der General an die bisherigen Verluste während des Kampfes
dachte, jedenfalls fand er es ratsamer, bevor er zum Sturm antreten
ließ, das Schloß durch Bomben und Feuerkugeln in Brand zu setzen
Die Nacht brach herein. Im Schutze der Dunbelheit wurden
die Feldschlangen und Kartaunen näher herangebracht. Dann zogen
Fie Brander und Brandbomben wie feurige Kometen ihre Bahn.
Glühend gemachte Eisenkugeln fielen in das Sparrenwerb des Daches.
Hier und da züngelte ein Flämmchen empor, das von den Belagerten
zu löschen versucht wurde. Aber die Löschmittel erwiesen sich bald als
uͤnzulänglich, da an drei und vier Stellen das Feuer zugleich ausbrach.
And es doucete Leine zwei Stunden. da brannte das Schloß lichterloh.
Schloß Ketterode, Krs. Witzenhausen.
und die Herren von Meysenbug.
Von H. Wenzel, Wilhelmohöhe.
Die ersten Besitzer des Gutes zu Ketterode waren die Herren
»on Meysenbug, die mit dem Landrat Heinrich von Meysenbug
1810 erloschen.
Die Herren von M. waren hessische Kitter von der Schwalm
ind Fulda, sie besaßen Burgsitze zu Felsberg, Immenhausen.
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