Full text: Heimatschollen 1921-1925 (1. Jahrgang - 5. Jahrgang, 1921-1925)

nicht wertlos, doch war der anfangs —X 
zu „prabtijch“, d. h. in diesem Falle: berechnend vom Nütlichbeits 
standpunkt aus. Die Einteilung der heimijchen Vogelwelt in zu 
hegende „nũtzliche“ Arten und zu verfolgende „Schädlinge“ entsprach 
ber mangelhaften Einsicht in die Nafurzusjammenhänge und der 
UÜberschäßung des „Wirtschaftlichen“. Die Võgel galten als Ver⸗ 
ãlgungsmaschinen jũr Raupen, Waikäjser und Mausje, ihr „Schutz“ 
var eine Sache, die von Behörden angeordnet und von deren 
Organen ausgeführt wurde. Überall wurden Nisthöhlen für Meisen 
aufgehängt und Brutgehölze für insektenfressende“ Singvögel 
angelegi, gleichzeitig die „jchädlichen“ Reiher und Raubpögel 
abgeschoßen, bis sie fast ausgerottet waren. Aber obwohl die 
Naturenifremdung im letzten Jahrhundert große Fortschritte gemacht 
hatte dank der in ihrem Wert stark ũberschaãtzten „Erfolge“ politischer, 
vieijchajtlicher und wissenschaftlicher Art. erwachte doch mehr und 
mehr wieder die Liebe zur Ratur der 
Heimat. Die Naturminne ist wieder 
lebendig auch in unserem Stamm und 
wird jehzt auch den bisher geächteten 
ogenannten „schädlichen“ Tieren als 
gleichberechtigien Mitgeschopfen gerecht. 
Tiere und Pflanzen der Heimat sind 
alle demselben Boden entstammt wie 
wir; sie gehören zu der Landschaft, 
deshalb wollen wir sie auch erhalten. 
Gorade die, zunächst verfolgten, jeltenen 
Kaubvögel u. dgl. verdienen unseren 
Schutz. Das Erwachen des Naturver- 
ffandnisses erweiterte den Vogelschut 
durch die Naturdenkmalpflege (seltene 
Pflanzen, Tiere u. dgl.), die Schaffung 
bon Seevogelfreistãtten und Naturparks 
Halten wir daran fest, daß die Vatur 
minne erst dann einen wirblichen Natur⸗ 
schuß zeitigen bonnte, als sie vor 
wemgen Jahrzehnten gewissermaßen 
als eine Tochter der neu erwachenden 
Heimatliebe wieder von unserem deut— 
schen, unserem hessischen Herzen Besitz 
ergriff, jo wissen wir, auf welchem 
Breund wir weiterbauen müssen. 
In der Heimat, in unserem Hessen 
lande, wo wir seit Jahrhunderten leben, 
sind wir Glieder der Natur, verbunden 
harmonisch mit der Kreatur und über 
Familie uͤnd Stamm mit dem Volb 
und VDaterland sowie mit der Menschheit; Tiere und Pflanzen 
find in der Heimat unsere Landsleute und uns daher teuer 
nd wert wie die anderen natũrlichen, landschaftlichen, vollstũmlichen 
und geschichtlichen Werte unseres Gaues. Wer diese Gesinnung 
hat, der kann keine Tierquälerei und beine Naturschãndung begehen; 
henn beides sind zwei verwandte Sünden wider die Natur und Heimat. 
Pflanzt in unsere Landsleute ein die Heimatliebe und die 
Naturminne; beides muß wieder Teil der Lebensanschauung werden. 
Sucht auch die schwerste Aufgabe, die heutzutage dem Naturschutz 
gestellt ist, zu erfüllen: unsere Landbevolkerung, unjere hessijchen 
Dauern zur Heimat- und Naturliebe zu erwecken! Swei Wege 
jühren zum Erfolg: Wiederbelebung der Vogelliebhaberei und 
zweitens Einwirkung auf die Schuljugend (Anregung zum Natur⸗. 
bejonders Oogelbeachten und ⸗schutz). 
Wir wollen eintreten für ein förderndes Susammenarbeiten aller 
heimatbewußten Menschen, mögen sie sich nun Tier⸗, OVogel- oder 
Naturschũher, Heimat. und Volkstumsforscher, Freunde der Natur. 
des Wanderns oder der Jagd nennen. Wir wollen auch unsere 
Tierschußbewegung auf den festen Grund der Heimat 
steilen. Hessen voran!“ werde Wahrheit und den deutjchen 
Sruderstãämmen ein Ansporn. Anseré hessische Heimat ist der 
feste Grund, auf dem die Naturliebe der alten Chatten erblũhte, dae 
jtarke Gefũhl für die Schöpfung, von dem Vermessungsrat Treusch 
auf der vorjährigen Heimatschultagung im schönen Lauterbach jagte: 
Dieses Naturempfinden ist die Vorstufe zur höchsten Sittlichkbeit“. 
Altenbauna. 
* * * « — 
Die „Dicke Eiche“ im Langenberge. 
Im Langenberge, im Waldbezirb Elsterloch“, unweit Ermetheis, 
steht eine aufällig starke, alte Eiche, genannt die „Dicke Eiche“. 
Ihr Wurzelstock ist weit herausgewachsen, und ũber ihm mißt der 
Siamm noch an 8 Meter im Umfange. Einige der —IX 
Aste sind bereits am Absterben, die noch lebenden aber treiben 
sedes Jahr neue Blätterbüschel. Die Eiche, die unter Naturdenb- 
malschutz gestellt ist, gehört zum Gudensberger Interesjentenwald. 
die Besitzer des Waldes sorgten auch für die Erhaltung des 
Valdriesen, indem sie den zum Teil ausgehöhlten Wurzelstock 
dentlich auszementieren ließen, wodurch dem Eindringen des 
erstörenden Wassers gewehrt wurde. Etwas abwärts stoßen wir 
uf noch einige ansehnliche Exemplare derselben Gattung. Die 
Dicke Eiche“ ist heute ein Wanderziel vieler Natur- und Heimat- 
reunde aus der Umgegend, namentlich aus Cassel. Die Wege 
zw. Pfade, die zur „Dicken Eiche“ führen, sind durch den Hessischen 
Sebirgoverein, Zweigverein Cassel, jehr gut bezeichnei, wie überhaupt 
ie ganze Wegebezeichnung im Langenberge gut durchgeführt ist. 
Opl. 
Altenbauna. 
Das Bild — nach einer Seichnung des bebannten heimatlichen 
Ldandschafismalers Feunel verietzt uns in eine schon lange besiedelt 
Nach einer Federzeichnung von Friedrich Fennel. 
gewesene Gegend, von deren Alter ein —XVEI 
„Dißjen, Deute, Haldorf, 
Kitte, Baune, Besse, 
das sind der Hessendorfer alle jesse.“ 
Altenbauna, sicher eine ältere Siedelung als das ebenfalls 
chon alte Kirchbaung, hieß 1008 Bunone, im Anfang des 
6. Jahrhunderts bereits Altenbune. Die Leute gehen dort heute 
roch, nach der Bune“, womit allerdings meistens Kirchbaune gemeint 
jst, wie man auch nach der „Deute“ jagt. Der Casselaner pilgert 
jach der Waldaul Das Wort Bauna wird von „Bune“ abgeleitet, 
as ein Weidengeflecht bezeichnet, das die Afer schützen soll. 
darnach wäre dann der an Altenbauna vorbeifließende Sach 
Zaunaha genannt worden. Ebenso mag der Ort dem nahen 
Zaunsberge den Namen gegeben haben. Nach einer anderen 
desung son der Name vom allhochdeutschen puan bauen, in der 
Sedeutung von wohnen, herkommen. Die Chatten hätten hier 
ine feste Siedelung gehabt, die sie gegen die vordringenden Sachsen 
u behaupten hatten. Der Platz wird als Station des Bonifatius 
jenannt. 
Seit 1881 besißt Altenbaung eine neue Kirche, die sich in 
hren Bauformen der Gotikb anlehnt. 
Im Hintergrunde erblicken wir einen Teil des Langenberges, 
oder wie der Volksmund bezeichnend sagt — der Langenberge, 
die mit dem Bilstein bei Besse abschließen. Opl. 
Hoessijche Hausinschrijten von 
berschiedenen Berufen und Ständen. 
Von Paul Bender, Studienrat in Haspe, Westf. 
Aus der großen Sahl der Hausinschriften, die in Dorfern 
ind Städten des Hessenlandes an oder in Häusern in der guten, 
iten Seit angebracht wurden, wo man für derartigen sinnigen 
Schmuck noch Verständnis besaß und für die ernsten Mahnungen,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.