Full text: Heimatschollen 1921-1925 (1. Jahrgang - 5. Jahrgang, 1921-1925)

önte seine Stimme in ihrer Runde: „Ich gebiete Lust und verbiete 
Unlust. Höret, was die Subunft birgt.“ Und, nun verbũndete er 
hnen das Anglũck, das ũber das Volk hereinbrechen werde. „Aber,“ 
õ schloß er und richtete sich dabei stolz in die Hoöhe, „mag Frau 
Hulda uns Böses bereiten, wir werden alles als Männer ertragen. 
Mag der Feind bommen, er wird uns gewappnet finden.“ Ein 
onderndes Schurri“ unterbrach ihn und wälzte sich durch die 
Keihen der Mannen. Die Ruhe ward wiederhergestellt, und weiter 
sprach Aktumer: „Jetzt aber, ihr Kämpen, haltet euch an das 
Mahi.“ Lauter Jubel folgte diesen Worten. Jünglinge in weiten 
Sewãndern eilten herbei und schleppten große Mengen Fleisch, die 
schnell zubereitet wurden, um ihren Sweck zu erfüllen. Und dann 
rbeiteien die Helden mit allen Kräften an der Vertilgung der 
Speisen. Unermüdlich war ihre Ausdauer, wacker war die Arbeit, 
und mancher Bissen 
ieferes Fleisch wur⸗ 
emit mächtigen 
Schlũcken hinunter⸗ 
gespült. In lärmen⸗ 
—V 
die Helden beisam⸗ 
men. Die Trinkb- 
höener in der linben, 
die unvermeidlichen 
Framen über den 
Knieen, wechselten 
ie heitere Reden. 
Trinkjprũche und 
heilrufe schwirrten 
hin und her. Immer 
ausgelassener wurde 
die Stimmung. Schon 
wallte einigen das 
Slut. Die unge⸗ 
heuren Meoengen 
Metes stiegen ihnen 
in den Kopf. Kampf- 
reden flogen von 
einem zum anderen. 
Alles schien sich be⸗ 
eits auf ein Messen 
der Kräfte im Kaufen 
»or zubereiten. Doch 
olößlich geschah et⸗ 
vas, das die Lage 
mit einem Schlag 
Die „Dicke Eiche“ im Langenberge. 
Aufnahme von W. Muhr. 
Auf Hein 
Die Heimat als Grundlage des 
Natur- und Tierschutzes. 
Aus einem auf der Hauptversammlung des „Tierschutzvereins 
Hessen“ am 28. August 1025 zu Lauterbach gehaltenen Vortrag 
sber Vogelschutz und Vogelleben in Hessen“ von Werner Sunkel, 
Marburg (Siologische Vereinigung fũr Hessen), seien die trefflichen 
Seitgedanben hier wiedergegeben und der Beachtung aller Heimat⸗ 
icholsenleiser empfohlen. 
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Liebe Landsleute. Schũtzer der bedrängten Kreatur, Freunde 
inserer deutschen, unserer schönen hessischen Natur und Heimat! Vom 
Hogelleben und vom Vogelschutz in unserem Hessenlande will ich 
u euch reden. Da wird vielleicht mancher erstaunt fragen: „Bestehen 
zenn z3wischen uns Hessen und der heimischen Vogelwelt besonders 
enge Seziehungen?“ Ja, allerdings! Unser Hessenvolk hatte schon 
bon jeher Sinn für die Vdgel: ihren obersten Gott, dem Wodan, 
gaben unsere Ahnen, die heidnischen Chatten, als stãndige Begleiter 
wei starke Vögei, mächtige Kolkraben. Ansere hessischen Landgrafen 
ind Adeligen pflegten das edle „Federspiel“, die Jagd mittels 
abgerichteter Falken mit der gleichen Begeisterung, wie die Oogel⸗ 
jebhaber den Fang, die Auszucht und Abrichtung der Singvõgel. 
Die vielen volkstümlichen Vogelnamen und sagen sprechen 
ebenso für das einst innige Verhältnis zwischen Mensch und Dogel 
vwie die ersten Anregungen zum Vogelschutz, die von den hessischen 
lund thüringischen) Vogelliebhabern und, ängern vor etwa 
oo Jahren ausgingen, als infolge der fortschreitenden Kultur die 
Lebensbedingungen der Vsgel sich verschlechterten. Einst ein 
hervorstechender Zug im Wesen aller Germanen, hat das Oerständnis 
sur die Natur sich in unserem Hessenvolb in starkem Maße erhalten 
inderte. Man hörte schwerfällige und dumpfe Schritte nahen 
ind in die Mitte der Versammlung beuchte ein junger Chatte. 
zr bot einen schrecklichen Anblick. Geronnenes Slut blebte 
ym an den Hagren, sein Körper war, mit Schweiß und Staub 
edeckt. Mit Mũhe wanbte er herein, er schrie mit letzter 
Traft die beiden Worte „Feindio, Waffeniol“ und brach erschöpft 
usammen. Der Ruf erzeugte eine ungeheure Nufregung. 
Als der Jüngling wieder zu sich Lam, erzählte er mit abgerisjenen 
Vorten bon dem Überjfall. Schnell berieten die Altesten, 
pas zu tun sei. Abtumers Vorschlag war, Weib und Kind, 
dieh und alle Habe schnell zusammenzurgaffen und alles in die 
fluchtburgen zu bringen. Die —— jollte sich jammeln 
ind dem Feinde entgegentreten. Dem widersprach der junge Chatte. 
ẽs sei zwecklos, so fuͤhrte er aus, die Kömer mit den Waffen in 
er Hand zu erwarten, beĩ ihrer großen AÄbermacht sei jeder Kampf 
nssichtslos, So beschloß man denn, die Dörfer und Gehöfte zu 
umen und sich zurückzuziehen. Der Sperrwald des Bilsteins 
ei Besje, der Eroͤwall des Burgbergs bei Großenritte und die 
derschanzungen des Hirzsteins bei Elgershausen boten ihnen Schutz. 
das waren alles Orte, die von Sũmpfen und undurchdringlichem 
lIrwald geschũtzt waren, und nur wenige Einheimische gab es, die 
ie geheimen Pfade bannten, auf denen allein der Sugang moglich 
var Die wertvbollste Habe aber schaffte man nach der Altenburg. 
das war eine hervorragend befestigte Burg. Um den Fuß des 
Zerges, auf dem sie lag, zog sich ein Graben mit tief ausgehobenem 
reiten Wall. Das Plateau selbst war geschũtzt durch eine Mauer 
ius Holz und Stein. Der einzige Sufuhrweg von Mitternacht her 
bar durch eine Keihe von Wällen zu voerteidigen. Außerdem 
agen rings um den Berg noch zerstreut Wolfsgruben und Fallen, 
ie den Feinden große Hindernise bereiteten. So war denn das 
deben der Menschen und die wertvollste Habe geschützt. Die 
diederlassungen der Chatten aber wurden alle zerstört. Die Felder 
burden verwüstet. die Häuser gingen in Flammen auf. Da ver—⸗ 
rannten die uralten Gehöfte des Teut und Tuisco. Es brannten 
sieder die anderen Ansiedlungen, die die Bewohner gebaut 
atten, es verbrannte auch Mattium, das größte Dorf im 
cChattengau. Heißen Grimm im Herzen, Tränen der Wut in 
en Augen, saͤhen die Flüchtlinge zu, wie am, Abendhimmel 
aächtige Flammen aufstiegen, sie wußten wohl, jetzt ging 
hnen die Heimat verloren, und sie Ldonnten nichts tun als 
ie Fäuste ballen und mit den Sähnen bknirschen. Der großte 
zchmerz aber bereitete ihnen die Serstörung Mattiums, das 
par ihr Stolz, ihre Freude gewesen. Ihre Hausungen selbjt 
auten sie schnell wieder auf. Unangefochten trat Germanikus 
einen Kũckzug an und bonnte nach Kom melden, daß der Kache 
in den Chatten Genũge geschehen sei. 
atwegen. 
his in die neuere Seit. Der Sinn für die Natur findet seinen 
zesten Ausdruck in dem nordischen Wort „Naturminne“. Sie 
ejeeite auch unjere Vorfahren, als sie noch stark, einig und frei 
paren. Naturminne ist nichts Weichliches, Schwaches, sondern ein 
Ausfluß der Kraft; Naturminne hat nichts gemein mit Schwärmerei 
ind Verliebtheit, sie ist ein Llares, willenstärkendes Gefühl der reinen 
diebe und andächtigen Verehrung. Die deutsche Naturminne, 
ie wir uns Hessen erhalten woilen, ist kein der Mode unterworfenes 
ẽ?rgebnis gelehrfer Grübelei, sondern aus unserer ureigenen 
* erwachsen und erftarkt auf dem festen Boden der 
deimat. 
Die große Bedeutung der Heimatliebe für unsere richtige 
kinstellung zur Natur wird blar, wenn wir die geschichtliche Ent- 
bicklung Lurz betrachten. Der seßhaft gewordene Mensch hing 
icht nur außerlich (Ernährung u. dal.) von der Natur ab, sondern 
ieß sie auch zu einem inneren, jeelijchen „Gut“ werden; auf diesem 
orntstandenen Naturgefũhl und dem Sinn für Familie und Stamm 
ntwickelte sich unsere Heimatliebe mit allen ihr entsprießenden 
dugenden. Danb seinen geistigen Fähigkeiten machte sich der 
Nensch, im Bestreben, sich moglichst stark zu vermehren, die Natur 
pirtschaftlich und technisch mehr und mehr dienstbar. Manches Tier 
hurde verderangt und ausgerottet. Das Gleichgewicht in der Natur 
hurde gestoört durch die „intensive Bodenkultur“ und die Springflut 
er Sivilifationserrungenjchaften. Ein Beispiel für die Wirkungen: 
ie Singodgel nahmen zu Beginn des vorigen Jahrhunderts jo 
ark ab daß die hesischen und thũringischen Vogelliebhaber und 
änger es als bedenklich empfanden und als erste Vorbämpfer 
ir Vogelschutz auftraten. Die Zeit des „praktischen“ Vogelschutzes 
egann: zunächst Starenbästen, dann die Nisthöhlen, Srutgehõlze, 
Vnterfũiterung, Schutzgesehe für „nũtzliche“ Dogel. Der prabtijche 
dogelschuß (prabtisch· ⸗ naturgemäß und deshalb erfolareich) ilt 
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