Humme“ und im, Heesfeldischen „Huppe“. — Die kleineren
Heschwister und all das Krabbelzeug aus der Nachbarschaft freuen
ich schon auf die bevorstehende Eroberung:
Zup F,hup. — Zup —. —.huu. upl
Die schadhafte Stéelle wird gleich abgeschnitten, das andere
Ende ein bißchen zusammengedrückt und“ mit den Wesser der
äußersten (grünen) Haut entledigt. Fertig ist die Laube: Hup,
hup. hu ..u .. pl!
Nun wird schnell ein hũbscher Ast von einem der Weiden—
bäume am Bach oder Holzgraben geholt. Da im Geäst bereits
ein guter Freund sitzt und bei „Saft, Saft, Siere“ tüchtig klopft.
hraucht unser junger Instrumentenmacher gar nicht exrst auf den
Baum zu blettern. Der oben wirft ihm das Material bostenlos
zu, und der unten braucht sich nicht erst das Hojenläht aufzureißen.
Diesmal gelingt aber die Pfeife besser. Ein wahres Wunder
verb ist entstanden, und die neiderfüllten Suschauer sind von Herzen
dankbar, daß auch sie mal „piffen“ dürfen.
Mitten in die lauten Töne der wohlgelungenen Pfeife und
das Getute der Faorze mischt sich aus unmittelbarer Nähe die
gedämpfte Musik eines Waldhorns — drüben im Hersfeldischen
sagt man „Schalmai“ —. Das ijst eine „Faorze“ aus einem dicheren
Stück Weidenholz (Erlenbast), die durch übereinandergewickelte, in
Streifen abgeschälte Weidentinde bünstlich verlängert ist. Diese Ver
ängerung wird durch Schlehendörner zusammengehaiten. —
O, die herrliche Frühlingsmusik: Pfeife, Faorze, Waldhorn.
Schön ist sie nicht, — aber laut und doch blingt es mir dauernd
nn den Ohren, das Kinderkonzert aus Jugendtagen. L. Mitzel.
Auf mundartlichen Wanderungen.
Schluß.)
An einem der darauffolgenden Tage sahen mich die Bäume
des Seulingswaldes so von oben herab an, als sob sie mir Vorwürfe
nachen wollten, daß ich nicht auch mit Sense, Sichel und Stroh—
seilern hinausginge“ Genau so war der Blisck des Gastwirts in
einem bleinen hochgelegenen Dörflein nach dem Landecker zu.
Früher bannte ich diesen Namen nur aus vder Sibel, dann hörte
ch in der Schule, daß es in der Nähe ein gleichnamiges, abgelegenes
Rest gäbe, wo sich die Hasen und Füchse „gute Nacht“ sagten.
Hier war ich jetzt, uͤnd wie schön war's! Es schien sich in den lehzten
Jahren, mancherlei verändert zu haben, seit auf zwei Seiten in
der Nähe die Eisenbahnlokomoliven vorbeiankten, weil sie so viel
zu dinsen hatten. Wenn es nicht spät abends gewesen wäre, ich
hätte noch ein paar Stunden im Freien zugebracht. Ich gehe ins
Wirtshaus: „Kann ich hier übernachten?“ Sedenblich sieht mich
der stämmige Wirt von oben bis unten und von unmen bi— oben
an, mustert meinen nicht gerade festtagsmäßigen Anzug — bekannt
lich zieht man auf Fußwanderungen nicht das Beste an — und
gibt mir zur Antwort, er müßte erst mit seiner Frau sprechen.
Hierzu findet er aber, wie ich sehe, vorläufig beine Seit, da es
oiele Gäste zu bedienen gibt. Auch ich lasse mir ein Schnäpschen
bringen und bestelle gleich darauf o, Bier. Anaufhörlich werde
ich vom Schenktisch aus mit Mißtrauen beobachtet, und auch mancher
Gast richtet seine Augen fortgesetßzt auf, mich. Die Seit verrinnt,
und der Wirt bommt vor Arbeit nicht zu seiner Frau. „Herr
Wirt“, rufe ich dazwischen, „ich habe Hunger! Was kann ich zu
essen bebommen?“ Vielleicht Butterbrot mit Wurst oder Eiern,
oder wollen Sie lieber gesottene Kartoffeln essen?“ Ich entschließe
mich kurzerhand für Kartoffeln mit aufgeschlagenen Eiern und will
ihm gerade noch klar machen, daß er nicht mit Speckgrieben sparen
soll, als mir meine Nachtruhe wieder durch den Kopf geht. Ehe
zr draußen war, frage ich ihn noch einmal: „Kann ich hier bleiben?
Ich muß es jetzt wissen.“ Die burze Antwort hieß: „Selbstver.
tändlich.“ Gleich ging's mit ihm auf die Oberstlai! Als ich mich
dort ein bißchen frisch gemacht und das Himmelbett, das meinen
müden Körper in dieser Nacht aufnehmen jollte, besichtigt hatte,
18. ich unten mein böstliches Abendbrot, au das sich nach einer
Aussprache über den Sweck meiner Keise eine fröhliche Anker
zaltung mit Wirt und Gästen schloß, die mir zutraulich biel böstliches
Sprachgut — darunter manches, was man so leicht nicht erfährt —
einbrachte. — Am schönsten war aber noch der folgende Morgen.
Vohlausgeruht sitze ich am Tisch und krinbe meinen erfrischenden
Morgenkaffee, ais mir mein Nachtwirt die Rechnung vorlegt. —
Den Betrag will ich nicht nennen, vielleicht würde mir's gar nicht
geglaubt, wenigstens von vielen. Heute würde man in Frankfurt
aum ein Ei für dies Geld bekommen. — In der anderen Hand
hält er ein Buch, und ich merle, daß er sich was überlegt. Bann
zrklärt er mir den Sweck dieser Einrichtung und bittet mich, meinen
Namen doch mit allem, was dazu gehört, hineinzuschreiben. Der
Sendarm sei sehr streng und jorge für Bestrafung, wenn dies
Buch nicht in Ordnung sei. Ich nehme also den Federhalter und
chreibe: Suname — Vorname — dann Seruf: Student usw. Als
ch fertig bin, hebt er den Eintrag gegen das Licht, sieht mich
chmunzelnd an und sagt „So ein hoher Herr hat doch noch nicht in
neinem Hause logiert“, faßt meine Kechte mit der bernigen seinigen
ind fügt hinzu: „Und wenn Sie wieder mal in de Nähe sind,
ejuchen Sie mich wieder!“ Ein halbes Jahr später hab ich seinen
»amaligen Wunsch erfüllt, übernachten bonnte ich nicht, da es früh
im Tage war und ich noch ein gut Stück Arbeif vor mir hatte. —
Das war im Frühjahr, als nach langer winterlicher Kuhezeit
ieder Leben auf den Feldern war. Hier wurde Mist gebreutet,
ort ackerte ein eben aus der Schule gebkommener Junge, drüben
ah man die Drillmaschine in Tatigkeit, und auf der anderen Seite
treute ein rüstiger Alter aus seinem Sätuch Samen adus. Asl—
iese Rührigkeit zu sehen, läßt einem das Hoerz höher schlagen,
ind ich freute mich von Herzen über den unermüdlichen Fleiß.
n Gedanben versunben, bebam ich bald einen Keisegefährten in
inem graubärtigen, aber noch wetterharten Sechziger, der die
arten, Scholpen kleingeklopft hatte und nun der Mittagsuppe ʒu-
trebte, die Hacke auf dem Kücken. Wie Pamen nach beiderseitigem
reundlichen Gutenmorgengruß ins Gespräch, und der Alte mochte
oohl merken, daß ich bein Handwerkbsbursche war. Bald waren
vir vor dem Dorf, und ich mußte mich beeilen, wenn ich noch
illerhand von meinem Nachbar erfahren wollte. Eben schlug die
Uhr vom nahen Kirchturm elf Ahr, und gleich darauf lautete es
Mittag, als mir einfiei, daß ja Mittwochs um diese Seit vielerorts
ie Schule schon aus sei. Woilte ich also noch ein paar Kinder
ũr meine Swoecke erwischen, mußte ich mein Marschtempo etwas
eschleunigen. „Um elf Uhr ijt wohl die Schule schon aus?“ fragte
ch. „Ja, aber nur für die Kleinen, die Großen sind bis um 12 Ahr
rin.“ Das Gespräch war plötzlich auf die Schule gekommen.
sch erbundigte mich danach, wiebiei Lehrer am Ort seien und wie
ie hießen. Das alles berichtete er mir wobei sich herausstellte,
aß ich den jüngsten ja auf der Seerdigung eines lieben Freundes
ennen geleent hatte — und fügte auch noch hinzu, wie lange der
inzelne schon am Orte sei und ob ihn die Leute gern hätten.
Doch, plötzlich machte er Halt, guckte mir voller Hochachtung in die
Jugen und sagte: Sie sind doch nicht der Herr Schulrat und wollen
nal revidieren, ob hier oben in der Ecke alles ordentlich zugeht?“
Für etwas ganz anderes wurde ich an einem anderen Tage
ehalten. In der Racht, die ich wie innmer in einer Wirtschaft, —
iesmal in einer mit uralter, vielleicht taujendjähriger, knorpeliger
zinde davor — zugebracht hatte, hauste ein fürchterliches Unwwetter.
der Sturm zauste die Bäume, als wenn man unartige Jungen
in den Ohren kriegt, dazu regnete es in Strömen, zu Noahs
deit Lonnte es nicht viel schlimmer gewesen sein. Früh am Morgen,
ls der Sturm sich gelegt hat und der Himmel sein Wajsser
urch ein feineres Sieb läßt, sodaß es nur noch fijselt, nehme
h den Wanderstab wieder zur Hand. Eine Stunde päter klopfe
h an die Schultür eines in Ehren ergrauten Schulmeisters. Wie
o manchmal, wird auch jetzt ein armer KReisjender draußen
ehen und auf ein Almosen warten, denkt er, entnimmt seinem
zeldbeutel ein Kupferstück, kommt allmählich vom Katheder herab,
ffnet die Tür und streckt, ohne mich zu Wort kbommen zu lassen,
zeine Kechte mit der „kleinen Gabe“ aus Aßper dann, welche
eẽnttäuschung, als ich mich verneige, und meinen Namen nenne und
u berichten anfange, daß ich von der Univorsität Marburg komme
jw. usw. Schließlich lachen wir beide herzlich. Ich berichte ihm
uf seine Fragen, daß im allgemeinen da, wo wichtige mundartliche
Interschiede vorhanden sino. meist alte Grenzen vorliegen und
war entweder zwischen Staaten oder Kreisen oder Aemteru oder
uch Kirchspielen. Dann unterhalten wir uns darüber, wie es
ommt, daß die Sahl der echten mundartlichen Wörter immer mehr
bnimmt, daß der Verbehr. die Schule und gauch das Militär
huld daran sind.
Die Kinder waren auch hier mit Leib und Seele dabei, als ich
hnen meine Fragen vorlegte, und ich merkte ihnen an, wie sie sich
reuten, daß man ihrer Sprache so viel Interesse entgegenbrachte, ja.
aß ihre Sprache über die „vornehme“ Sprache gestellt wurde.
Demgegenüber bann ich auch eine traurige Beobachtung nicht
erjchweigen, die ich häufig bei Erwachsenen gemacht habe. Wie
ft habe ich erlebt, daß man es ängstlich vermied, mir die
Vorte zu nennen, die ich suchte. Und wenn ich dreimal behauptete:
Hier müssen die Leute statt Kabe Kra“ ARer „Krab“ sagen“,
nmer wieder bebam ich zu hören „Kabe.“ Das hat mir in der
eele leid getan! Warum schämt ihr euch? Seid ihr nicht stolz
uf alles, was ihr von euren Elkern und Großeltern geerbt habt,
uf Haus und Hof. Felder und Wiesen? And die Sprache eurer
däter wollt ihr verleugnen vor einem, der sie so gut versteht wie
yr, selbst? Ein solches Verhalten ist nur zu entschuldigen, wenn
uch jemand gegenübersteht, der euch mit dem besten Willen nicht
erstehen kann OWitzel.