Full text: Heimatschollen 1921-1925 (1. Jahrgang - 5. Jahrgang, 1921-1925)

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Heimat · Schollen 
Slätter zur Pflege hessischer Art. Geschichte und Heimatkunst 
Nr. 20/ 1028 
Erscheinungsweise 2 mal monatlich. Bezugspreis 1,20 Mxb. im Vierteljahr. Frühere 
Jahrgãange bonnen. soweit noch porrätig, vom Heimatschollen-⸗Oerlag nachbezogen werden 
5. Jahrqanꝗ 
Seim Appelhannes off der 
Frei/VonJ. H. Berlenbach 
Daß das Döorfschen, wo unsere Geschichte passierte, gerade 
—A 
wald nicht gibt, sintemalen dieses Dörfchen in der „Fantasie“ 
des Verfassers seine Hausgiebel reckt, tut nichts zur Sache. 
An diese „Merkwürdigkeit“ dachte der Appelhannes 
aber nicht, als er seinem getreuen Karo versehentlich auf 
den Schwanz trat: das Hundevieh hatte sich auch gerade 
in den Weg gelegt, direkt vor den Ofen, und wenn man 
sein Pfeifchen ausklopfen will, um es mit den Weibsleuten 
nicht zu verderben ... Karo, dir geschah bein Anrecht! 
Appelhannes seufzte, derweil er die Irdene neu stopfte 
und mit vielen Umständlichkeiten in Brand setzte. Seine 
Gedanken hatten zwar beinen hohen Flug: trotzdem waren 
sie schwer, sehr schwerer Art: in den vier Wänden einer 
Hãuslichkeit gibt's genug zu denken. Der Appelhannes 
gehörte zu den Leuten, die sich innerlich zerreißen bönnen 
bor Arger; nach außen hin dabei ein seelenruhiges Gesicht 
zeigen. So kann man schon werden, — wenn — in Haus 
und Herrschaft der Frauen sanfter Arm das Septer führt 
und — das Stück von Mann gar nichts „to seggen? hat. 
„Ocherrijieel“ Appelhannes schnitt eine bomisch-zornige 
Hrimasse. „Meh Weisleu em Haus wie Schornste offem 
Dach, brengt Grom on Graus on Agemach,“ — das 
Sprüchelchen fiel ihm ein. Fünf — fünf Frauleut, er allein 
als — Mann; das war ein falsches Kechenexempel. So 
dachte Appelhannes, und die Betrübnis über das verlorene 
Herrscheramt in Haus und Hof legte sich fingerdick um sein 
empörtes Inneres. Das blopfte und wallte; — wo ein 
retlender Ausweg? Bei Tisch erst wieder der Zankl Er 
vollte auf der Versteigerung des Nachmittags Land kaufen. 
Hui! — Da greinte erst die „Schwiermoirer“: „Hannes, 
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»omm Schof, hoos doch Land genunk; doot gett naut.“ 
Dann fing die Kathrin an, seine Frau: „Enjo, Hannes, eich 
laawe, dir rappeltet; dau bleis schee hei; men Mamme 
‚oot ganz reecht“, und die Schwäherin hatte agemeint: „Mer 
naan, de wersch net gescheut!“ 
Ha — er als Wann mußte gehorchen, schweigen, zu 
hause bleiben. Nun auch noch dazu das Pech mit den Kindern 
sjelbstverständlich zwei Mädchen; wenn nur ein Knirps 
»on Bub da war; den wollte er sich schon ziehen; das verhieß 
och zum allerwenigsten eine bessere Subunft. „Ocherrijicel“ 
der Appelhannes ließ einen Seufzer fahren, der kam weit 
er. Karo blickte aus treuen Hundeaugen seinen Herrn 
orschend an und spitzte die Lappohren. Daß sein Herr in 
er Stube so laut seufzte und aufgeregt tat, war Karo etwas 
eltjam Neues. Sonst wetterte der Herr immer im Stall 
ind in der Scheune. Karo dämmerte etwas in seinem 
hundegehirn, doch er bonnte es ja nicht aussprechen, aber 
Appelhannes wußte. — daß nichts Weibliches in der Nähe 
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Er bewegte sich weiter in den zentnerschweren Gedankben. 
das Pfeischen gab längst keinen Kauch mehr, und Karo 
egte horchmüde seinen Kopf auf die Vorderbeine und schlief 
räumend. Tick — tick — tick sang die alte Kastenuhr 
azwischenhin ihr monotones Liedchen ... 
Was einem in stillen Stunden nicht alles einfällt? Besinnliche 
Kast hat schon manchen guten Gedanken geboren, den die 
Hast des wirbenden Alltags nicht gefunden hätte. 
Seim Appelhannes machten die Gedanbken jetzt einen 
zroßen waghalsigen Sprung. Es war ihm plötlich ein 
Kinfall gekommen — ein Plan —, unbezahlbarl Wenn er 
die Schwäherin verheiratete. dann käme doch ein Weibsbild 
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