tarke Segabung bereits in Seitschriften, wie der „Bergstadt!
Paul Kellers, dem Casseler „Hessenland“ und dem „Daheim“
piederholt beachtliche Proben abgelegt hat. In den vorliegenden
„Wandlungen der Seele“ hat er eine erste Auswahl seines
Schaffens zusammengestellt. Diejes beruht in der Hauptjache auf
deei Elementen: dem Suchen nach Gott, dem Empfinden der Natur
und dem Erlebnis der Liebe. Diese drei Elemente sind von einem
kiaren und selbständigen Bewußtsein getragen und werden von einem
ingewöhnlichen Willen zur Form gestaltet. Es kann sonach beinem
Zweifel unterliegen, daß Otto Blüje starben Widerhall finden wird
mit seinen Dichtungen, von denen wir nachstehend ein bennzeich⸗
nendes Beispiel bieten:
Gang durch die Nacht.
Wir sind so einsam nicht:
In uns ist Gott, in uns ist jedes Ding,
Das wird, wächst und zerbricht,
In uns ist Stein und Baum und Schmetterling.
Es rauscht AUnendlichkeit
Durch uns Gefũhle schauernd tief und groß,
Und eins mit KRaum und Seit
Kreist unsere Sehnsucht: Sie ist uferlos.
Millionenäugig lacht
Um uns das All, das nie noch schlafend lag.
Nacht ist's. Doch ist's denn Nacht?
Nein! Ewiggroß im Raume steht der Tag.
Martin Otto Johannes, Die AUbrainerin, Eine Geschichte
aus dem Herzen Deutschlands. Sweite Auflage. Heimatschollen⸗
Herlag. A. Bernecker, Melsjungen. In Halbleinen 8.50 Mb.
Troßz des in die Ferne wensenden Titels ein Heimatbuch und
zugleich ein durch und durch deutsches Buch, eins von den
penigen Werkben, die man immer wieder lesen kann, weil sie erst
hei wiederhoitem Lesen ihre ganze Tiefe und Schönheit offenbaren.
Eine Geschichte aus dem Herzen Deutschlands“, wie der Anter⸗
itel besagt. Das will wörtlich und bildlich verstanden sein. Schau
blatz ist das burgengekrönte Werratal, in das der jagenreiche
Moeißner hineinschaut. Schauplatz im übertragenen Sinne ist das
reue deutsche Herz mit seinem quellenden Gefühlsreichtum, seiner
Sehnsucht nach Stille und Gesundung, jeiner Liebe, Andacht, Er⸗
debung und Verehrung des Schönen und Guten. Der Dichter, auf
sie Seele des Landes lauschend, weiß seine Worte nach Klang
ind Farbe zu wählen und wie Edelsteine zu wägen. Aus den
Talern und bon den Höhen der Heimat läßt er seinen Blick oft
in unbegrenzte Weiten des Gedanbens gehen, mißt heimische Sitte,
Srauch und Art an fremdem Volbsleben und läßt den lauteren
Quell des Deutschtums kräftig fließen. Die starl spannende
ind ergreifende Handlung des Romans klingt jschmerzverhalten
pie die Molltöne der Peregeina Lieder von Eduard Mörike: „Ein
Iersal kam in die Mondscheingärten einer einst heiligen Liebe ...“
Ddaß Gernot, der Held des BSuches, aus aller Erschütterung heraus
en Weg zum tätigen Leben findet, gibt dem Werbe seine volle
Zeife. Wohl den Händen, die sich danach strecken! K.
Liz. Dr. W. Boette, Religiöse Volskunde — Verlag
d)hil. Keclam jun. Leipzig. Geh. 80.80 Mb., geb. 1.20 Mb.
Der Verfahjer der beiden Bände „Aus einer vergessenen
ẽcke“, denen der in Aussicht gestellte dritte Band hoffentlich bald
olgt, beweist in der „Keligibsen Volbskunde“ erneut sein völliges
—E
illen ihren Kegungen, auch in den geheimsten, zu erfassen Ge—
egenheit hatte. Was seinem Buche einen hohen Wert verleiht,
st die Tatsache, daß es ihm darauf anbommt, „die ganze Ent⸗
vickelung von innen nach außen zu geben. Nicht die ãußeren Sustände
es Volßslebens, wie sie sich in Sitte und Brauch bundgeben, sind
n erster Linie zu beschreiben, sondern es ist alles aus der Seele
es Volbes heraufzüholen. Bie Gelegenheitsursachen zur Er—
cheinung des eigentümlichen religiösen Bolksglaubens sind Krank-
eit und Tod.“ And nun entwickelt der erste Teil des Buches,
bas noch an Resten eines selbständigen religiösen Glaubens aus
ralten Seiten im Volke vorhanden ist, das neben dem christlichen
deben und Glauben hergeht und auf heimliche Weise sich behauptet.
der zweite Teil befaßt sich mit dem Einfluß des Christentums,
as die Sitten und Bräuche des Volbes durchsetzt und bestimmt
dat. Das Beweismaterial für jeine Ausführungen entnimmt der
derfafser hauptsächlich der „Dergessenen Ecke“, unweit der ich
ils Bauernjunge dufwuchs und später als Lehrer in einem Vörf-
hen wirbkte. Die religiösen und abergläubischen Vorstellungen, die
er Verfasser erörten, sind dort in den breitesten Schichten des
holkes noch lebendig. Allerdings gehört zur Erfassung dessen
ine scharfe Beobachlungsgabe und ein liebevolles Eingehen auf
as Denben der schlichten Dorfmenschen. Und das verdient An—
rkennung. Diese Anerbennung sei dem Buche hier gern aus—
esprochen, indem es jedem, für den das arbeitende Voll eine
zeele hat. zur Anschaffung bestens empfohlen jei. K.
Hessenland, Illustrierte Monatsblätter für Heimatjorschung,
Zunst und Literatur, 317. Jahrgang, Heft 9; Heinr. Franz, Tod-
neündigung; G. Siegel, Aus Witzenhausens schwoerster Seit;
A Woringer, Familienkundliche Auswirbung der westfälischen
zeit; Prof Dr. Stengel, Vom geschichtlichen Atlas jür Hessen
ind Nassau; W. Schweter, Hermann, Erzählung; A. Woringer,
dom Schmalkalder Keformationsfest; H. Gersch, Bei einem Wirte
hundermild; Prof. Grosheim, Jugenderinnerungen eines Witzen-
ãusers; Elje Groß, Die Harse; B. Leinweber, Wandel, Einsame
ztunde, Sie trugen Kränze (Gedichte); A. Latwesen, Vom
aßeler Theater; H. Witzenhausens Siebenhundert⸗Jahrfeier;
Aus Heimat und Fremde; Bücherschau. Dem Heft beigegeben war
u einem ermãaßigten Preis die Fritzlar⸗Mappe von Kramer-Jacob.
Auf der Heimatwarte.
Münzenfund im Kirchturmbnopf.
Sei Erneuerungsarbeiten an der Kirche zu Hönebach fand
man im Knopf des Turmes alte Mũnzen aus dem vorigen und
orvorigen Jahrhundert, außerdem interessante Urkunden, die 1798
ei der Erbauung des Turmes und bei späteren Ausbesserungs-
ebeiten eingelegt worden waren. Die von den jeweiligen Lehrern
berfaßten Arkbunden geben wissenswerte Aujsschlüsse ũber die poli⸗
tischen und wirtschaftlichen Verhältnisse der betreffenden Seiten.
Der Fund wurde unter Hinzufügung eines weiteren Schrijtstũckes
ãber dee Ereignisse seit 1887 dem Knopf des Turmes wieder
rinverleibft
Hessische Storchbilder
sind im Naturschutzverlag als Ansichtspostkarten erschienen und
tellen Szenen aus dem Familienleben des Storchenhorstes zu
Sickenhofen in Hessen dar, die Gg. Eberle und P, Nickelsberg
n meisterhafter Weise auf die photographische Platte gebannt und
o nicht nur der Nachwelt erhalten, sondern auch (als Postkartenreihe
zu 12 Gtũck) allen Naturfreunden zugänglich gemacht haben. Be⸗
herzigenswert ist die Mahnung, die den Karten mit auf den Weg
gegeben ist; „Bewahrt den Storch vor dem Aussterben in unserem
Daterland!“ Denn die auch bei uns in Hessen erfolgte starke Ab-
nahme bedroht diese mit der Volkbsseele so innig verbundene VODogel⸗
gesialt mit dem Aussterben. Soll wie an vielen anderen Orten
her Storch auch dort verschwinden, wo bei seiner Kückbehe im
Frũhjahr die Jugend ihm noch zujauchzt: „Storch, Storch, Steiner —
nit die lange Beiners“? Nehmt euch, des Vogels an; erhaltet
seine Horste und ersetzt zerstörte Nistplätze durch neue. Bewahrt
die leßten nahrungspendenden nassen Wiesen: tretet als Kläger
iuf, wenn dem Gesetz zum Trotz elende Schießer einem Storch das
deben nehmen! Den Sinn für die Erhaltung des Storches zu wecken,
ind die hesischen Storchpostkarten sehr geeignet, die auch von der
Siologischen Vereinigung für Hesjsen“ (Marburg) bezogen
vperden Lönnen. Die Natur- und Heiĩmatfreunde in unserem teueren
dessenlande Lönnen stols sein auf diese Natur-AUrkunden ihrer
Landsleute! W. 6.
Hessijche Baudenkmäler.
Die Stadt Wolfhagen läßt von ihrem Kathaus den Verpuß
ntfernen und den schönen Fachwerkbau in seinem ursprũnglichen
ussehen wieder herstellen. — In der Hersfelder Stifts-
»uine machen sich Ausbesserungsarbeiten zur Erhaltung der ehr⸗
vũrdigen Kirchentrümmer notwendig. Ein Teil der Turmmauer
wischen dem verfallenen Turm und dem Vorraum stürzte ein;
sie Steine wurden bereits wieder aufgesetzt. Schadhafte Stellen
m Kryptagewolbe bedürfen der Wiederherstellung, um weiterem
derfall vorzubeugen. — In Neustadt, stieß man bei Aus⸗
hachtungsarbeiten auf die Ringmauer, die ehemals die innere
Stadt umschloßb. Dabei fand sich auch eine große Steinkugel mit
em Mainzer Kad. Es ist anzunehmen, daß sie von dem Torturm
ammt, der an dieser Stelle stand. Solcher Tortürme besaß die
5tadt zwei, einen am Momberger- und einen am Alsfeldertor.
zie wurden wegen Baufälligkeif abgebrochen. An die Kingmauer
rinnern zwei Strabennamen; die Mauerstraße und die Kingstraße.
Zeste der Kingmauer finden sich heute noch am Alsfelder Tor
ind in der Rifterstraße
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Nachdruck nur nach Äbereinkunft mit dem Herausgeber gestattet.
derausgeber, Konrad Bernecker. Druck und Verlag: M. Bernecker, Melsungen