‚Will Gott bein Kecht mir geben,
Begehr dahier ich nichts,
Sollst auf den Handschuh heben,
Mein Seichen des Verzichts!“ —
Herteilig beut, zerrissen,
Den Handschuh sie dem Wind —
Manch Knapp' hat springen müssen,
Tein Stücklein beiner findt.
Da sagt er an dir Fehde
Und tut von Trug Bericht,
Virst zahlen harte Bede,
Kügt dort dich das Gericht.
Kiest nur das Land zu Hessen
fFlijabeths Geschlecht?
Thüringen, hast vergessen
deut Kitterehr und Recht,
Spielst mit dem Rautenbranze?
Vohlan: die Hessen treu
führt an im Kriegestanze
fFortan dein stolzer Leul!“
Unsere Haustiere im Spiegel der Grimmschen DVolksmärchen.
Von Olga Stückrath⸗Stawitz.
Der Esel.
Das Märchen „Die Lebenszelit“ erzählt:
„Als Gott die Welt geschaffen hatte und allen Kreaturen ihre
Lebenszeit bestimmen wollte, kam der Esel und fragte: „Herr,
wie lange soll ich leben?“ „Dreißig Jahre,“ antwortete Gott, „ijt
dir das recht?“ „Ach Herr,“ erwiderte der Esel, „das ist eine
ange Seit. Bedenke mein mühseliges Dasein: Vom Morgen bis
n die Nacht schwere Lasten tragen. Kornsäcke in die Mühle schleppen.
damit andere das Brot ejssen,
nit nichts als mit Schlägen und
Fußtritten ermuntert und aufge-
rischt werden! Erlaß mir einen
Teil der langen Seitl“ Da er—
darmte sich Gott und schenkte
hm achtzehn Jahre.“
Hier finden wir auch beĩ dem
Esel die schon erwähnte Furcht
des Haustieres vor dem Alt-
verden. Dosgleichen in dem
Mãrchen von den Bremer Stadt
musikanten, wo von einem Esel
berichtet wird, der lange Jahre
ireulich die Säcke zur Mühle
rug, dessen Kräfte aber an—
angen nachzulassen, sodaß sein
Herr daran denkt, ihn aus dem
Futter zu schaffen.
Der Esel macht sich aber
uuf und wandert nach Bremen,
im dort als Stadtmusikant die
Laute ge schlagen. Er findet unter⸗
vegs Leidensgefährten, mit denen
gemeinsam er die Räuber aus
hren 8 veragi .
ie dann, da es ihnen dort wo i. ei i Orferode.
dhe iendort wohl Joggeli. Linde bei Orferode
Ein rechter Wunderesel aber ist der Goldesel im Märchen
bom Tischlein deck dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack. Der
zweite Sohn des Schneiders erhält ihn von einem, Müller zum
Heschenk, nachdem er seine Lehrjahre hindurch sich brav gehalten
hat. Der Esel zieht nicht den Wagen und trägt auch beine Säcke,
boch er speit Gold. Wenn du ihn auf ein Tuch stellst und sprichst:
„Sricklebrit“, jo speit dir das guie Tier Goldstũcke aus, hinten und
horen, sagt der Mäller. Der Geselle dankt und zieht hocherfreut
mit seinem Goldesel fort, dessen Wunderbraft ihn reich macht, bis
der diebijche Wirt. bei dem er einbehrt, hinter den Sauber kommt
und das Tier gegen einen gewöhnlichen Esel vertauscht. Su Hause
angekommen muß der junge Müller samt seinen Derwandten die
Enttãuschung erleben, daß der mitgebrachte Esel bein Gold speit,
ind er muß wieder dienen gehn, bis der dritte Bruder mit Hilfe
eines jelbjttätigen Wunderknüppels den betrügerischen Wirt zur
Herausgabe des Goldesels gezwungen und denselben nach Hause
gebracht hat. Dort aber speit er auf die Aufforderung seines
techten Herrn soviel Goldstuͤcke, daß es ist, als käme, ein Platz-
regen, und hörk nicht eher auf, als bis alle so viel haben, daß sie
aichts mehr tragen bönnen.
Wenn auch bein Wunderesel, so doch ein verwunderlicher Esel
war jener, von dem es im Maärchen vom Schlaraffenland heißt:
Da sah ich einen jungen Esel mit einer silbernen Nase, der jagte
*Gieche Heimat⸗Schollen Ne. 2 und 53.
dich.
inter zwei schnellen Hasen her ...“ Dies wäre aber wohl der
inzige Esel im Märchen, dem man die sprichwörtliche Ejelsdumm-
eil oder eine Eselei nachsjagen bönnte.
Ein Esel spielt auch eine Volle in der Geschichte von der
lugen Bauerntochter. Als ihr der König aufgibt, zu ihm zu
ommen, nicht gebieidet, nicht nackend, nicht geritten, nicht gefahren,
aächt in dem Weg und nicht außer dem Weg, da wickelt sie sich
n ein Fischgarn, borgt sich einen Esel, bindet das Fijchgarn an den
Schwanz des Esels und läßt sich
»on ihm forltschleppen, doch so im
Fahrgleis, daß sie nur mit der
jroßen Sehe auf die Erde Lommt.
Damit hat sie ihre Aufgabe
gelöst, ihr VBater wird aus dem
Sefängnis entlassen und sie selbst
des Königs Gemahlin.
Hans, mein Igel, nimmt sich,
als er von zu Hause fortzieht,
Schweine und Esel mit und hũtet
diejelben im Walde, und in dem
Märchen von den drei Glücks—
riindern verlangt der Alteste für
einen Hahn „etwa so viel, als
ein Esjel Gold trägt“.
Von der Verwandlung von
Menschen in Esel weiß das
Märchen vom Krautesel zu er⸗
zählen. Sein Wunschmantel hat
den jungen Jäger und seine
Liebste, die die Tochter einer
alten Hexe ist, auf den Granat-
derg getragen. DVoch während
er jchläft, verschwindet die Un—
e dem ee
die Worte von drei wilden Riesen
Howhotograph Sberihe Casel erfährt der Jäger, daß er, sobald
x noch höher steigt, von den Wolkben erfaßt und fortgetragen
vird. Er erblimmt daraufhin die Höhe, wird von einer Wolkbe
nitgenommen und nach einer Seit sanft in einem Krautgarten
bgesetzt. Der Hunger treibt ihn, von einem schönen Haupt Salat
u eßen. „. .. aber baum hatte er ein paar Bissen hinabgeschluckt,
d war ihm so wunderlich zu mute, und er fũhlte sich ganz verändert.
ẽs wuchjen ihm vier Beine, ein dicher Kopf und zwei lange Ohren,
ind er sah mit Schrecken, daß er in einen Esel verwandelt war.“
In seinem Hunger jedoch ißt er weiter, und als er eine andere
Aert Saiat gegesjen hat, fühlt er aufs neue eine Veränderung und
rlangt sjeine menschiiche Gestalt wieder. Am andern Morgen
richt er je ein Haäuptchen des bösen und des guten Salates ab
ind jucht das Schloß seiner ungetreuen Liebsten. Nachdem er sich
nkenntlich gemacht hat, bittet er die alte Hexe um Herberge. Er
ibt vor, ein Bote des Königs zu sein, von diesem ausgeschickt,
en bostlichsten Salat unter der Sonne zu suchen, welches ihm auch
elungen sei. Er schenbt der lũüsternen Alten das böse Häuptchen,
ind cüs sie ihm zubereitet und davon bostet, wird sie alsbald
erwandelt und läuft als Ejelin in den Hos. Die Magd, die den
Salat auftragen will und nach alter Gewohnheit davon nascht,
bird ebenfalls zur Eselin, läßt die Schüssel fallen und läuft davon.
der Jäger siehl nach, wo der Salat bleibt, hebt die übrigen Blätter
uf die Schüßsel und bringt sie dem faljchen Mädchen an den Tisch.
Auch sie wird verwandelt. Nun bindet der Jäger die drei Eselinnen