gegen ihren Erlöser am besten dadurch Ausdruck zu verleihen, daß
sie an der Stätte ihrer Heilung ein Nonnenkloster zu gründen ge—
lobte und sich sofort ans Werk machte. Der Kaiser stattete die
ieue Grũndung mit allerlei Vorrechten und Schenkungen aus und
verlieh dem Kloster sogar die Würde einer Reichsabtei. Fast das
Janze Fuldatal von Wolfsanger bis nach Gudensberg und noch
piele weitentlegenen Orte an der Werra und sogar an der Mosel
gehörten zur Kaufunger Abtei. Doch schon im Jahre 1024, als die
umfangreichen Klostergebäude eben ihrer Vollendung entgegensahen,
raffte eine tũckische
Krankheit den Kaiser
dahin. Dies war ein
chwerer Schlag,
nicht nur für die
baijerliche Witwe,
ondern auch für ihr
eben aufblühendes
Werb.
Es war an einem
Julitage des Jahres
1025 — also genau
por 900 Jahren, —
als das sonst so stille
Kaufungen sich fest⸗
iich schmückte, um all
die hohen Gäste,
geistliche wie welt⸗
liche, zu empfangen,
die so zahlreich von
allen Seiten herbei⸗
geströmt waren.
Hlockenton und feier⸗
icher Sang durch⸗
»rausten die woeite
Halle der neuen
Klosterkirche. Sum
Altare schreitet in
Laiserlicher Pracht,
gefolgt von Rittern
und Edelfrauen,
Kunigunde, um vor der ganzen Gemeinde feierlichst zu geloben,
fürderhin als einfache Nonne ihrem Gotte zu dienen. Eine Kaiserin
will der Welt entjagen: ein großer Entschluß, ein rührender Augen-
blick. Diadem, Geschmeide und golddurchwirktes Seidengewand
legt sie nieder zu den Stufen des Altars und nimmt dafür das
haͤrene Kleid des heiligen Benediktus. And dann schließt sich
hinter ihr die Klosterpforte. F
Nach einem frommen, heiligmäßigen Leben, das sich durch Liebe
und Barmherzigbeit gegen die Armen auszeichnete, starb sie bereits
im Jahre 1030 dort oben in den liebgewonnenen stillen Kloster-
zäumen eines gottseligen Todes. Schnell verbreitete sich die Kunde
durchs ganze Land; aufgebahrt lag nun die fromme Kaiserin in
der Klosterkirche; von nah und fern eilten die Gläubigen herbei,
um ihr noch einmal ins Antlitz zu schauen. Fern im Franbenlande,
in dem von ihrem Gemahle erbauten Dome zu Bamberg, sollten
ihre irdischen Überreste die letzte Ruhstatt finden. Ein langer
Trauerzug zieht durchs Lossetal hinauf der Lichtenau zu, dann
hinab nach Eschwege und weiter ũber Kreuzburg im Werratal
aufwärts seinem Bestimmungsorte zu. Überall wird die Kaijerin
von frommen Betern unter Glockengeläut empfangen, Frauen und
Männer, Greise und Kinder eilen von weither an den Weg, um
hre Liebe und Verehrung zu bezeugen. Dort oben im hohen
Ddome zu Bamberg ruht sie nun noch heute in einem prächtigen
zarkophage an der Seite ihres baisjerlichen Gemahls.
Die Glanzzeit des Klosters Kaufungen war nun vorũber, ob⸗
vohl der Nachfolger Heinrichs II. es an Gunstbezeugungen nicht
ehlen ließ. Vornehmlich suchten die Töchter des vornehmen Adels
Aufnahme im Kloster. Dies geschah später umsomehr, als sich die
Abtei in ein Stift umwandelte. Die Stiftsdamen wohnten dann
n den sogenannten Kurien, die um das Kloster herumlagen, und
ahmen beine weitere Verpflichtung auf sich, als regelmäßig am
Hottesdienste teilzunehmen. Landgraf Philipp hob dann das Kloster
iuf und vermachte es der hessischen Kitterschaft zum Anterhalt
hrer ledig gebliebenen Töchter.
Die Suftsbirche lag dann lange Seit õde und verlassen da,
eute dient sie der evangelischen Gemeinde Oberkaufungen zu
jottesdienstlichen Zwecken. In der deutschen Kunstgeschichte spielt
ie als romanische Hallenkirche eine bedeutsame Rolle. Swar läßt
ich der ursprüngliche Bau, den Kunigunde aufführen ließ, infolge
er mannigfachen Zerstörungen und VDeränderungen heute kaum
ioch erbennen; von ihm sind nur noch der Unterbau und der
omanische Turm vorhanden. Dieser lehnt sich merkwürdigerweise
in einen bleineren Turm an, der als der Bergfried der alten
Zaijerpfalz angesprochen wird; von der alten Pfalzkapelle finden
ich ũbrigens noch Keste im Keller der heutigen Kenterei vor.
der gotijche Chorschluß (vergl. die Abbildung) wurde an Stelle
er alten romanischen Apsis 1470 angebaut, während bereits im
2. Jahrhundert das Chorjoch zwischen Apsis und Vierung umge—
taltet wurde. Nach dem Brande von 1564 wurde im Innern
ꝛine Holzdecke angebracht. Den Rittersaal des Herrenhauses zieren
ie Wappen der hessischen Ritterschaft. Die an der Ostjseite des
ztiftes gelegene ehemalige Pfarrbirche zum heiligen Georg (vergl.
Abbildung), die noch älteren Ursprunges als die Stiftskirche ist,
eigt sich dem Beschauer noch in der wohlerhaltenen romanischen Apsis.
Sʒie wäre wohl einer würdigeren Behandlung wert, denn sie dient
eute als Holz- und Siegenstall. An die fromme Kaijerin Kunigunde
iber, der Oberkaufungen seine historische und kunstgeschichtliche Be⸗
deutung verdankt, erinnert heute nur noch ein bei den Lossewiesen
elegener halbeunder Plotz, der bis heute noch ihren. Namen trägt.
Oberkaufungen: Turm und Langschiff der Stiftskirche.
A i
suf Heimatwegen.
Kund um den Eisberg—
Oon Heinrich Ruppel.
Trũbselig und herbstlich mutet die Frühe des letzten August-
sonntags an. Den Himmel bedeckt eine gleichmäßig graue Wolben⸗
schicht. Auf den Wiesen zwischen den Wassern flattern bunte
Fahnen, bauen sich Bänbe und Tribünen auf. Hombergs Schaulust
wird sich heute an dem großangelegten Keitsportfest des Bauern⸗
vereins weiden bönnen, wenn der Himmel ein wenig Einsehen hat.
Sweifelhaft genug sieht das Wetter schon aus. Dennoch wird der
Weg nach dem Wanderziel gewagt.
Malsfeld und das Fuldatal sind in Sonne getaucht. In den
Lindenwipfeln wũhlt der Wind und raunt von den Wundern der
Ferne, die er sah. Vom hochgelegenen Bahnhof aus schickt ein
Posaunenchor, der zu irgend einem Jugendfeste geht, weihevolle
Klänge über Dorf und Tal dahin. Hier und da hellt sich der
dimmel auf und läßt sein Blau durch graue Wolken leuchten. Von
er Hõhe grũüßt Dagobertshausen. Über den weißen Giebeln, den
raunen Dächern und dem massigen Kirchturm mit jeinem roten
5pitzdach liegt blanker Sonnenschein. Nun wandert er weiter, und
zraue Schatfen huschen ũüber das Dorf und löschen jeine leuchten-
en Farben aus.
Frohe Fahrtgenossen stellen sich ein. Über die Hochbrücke rollt
er Sug ins Pfieffetal. Hinter Domäne Fahre erhascht der Blick
m Vorũberfliegen ein Stũck Landstraße mit borallenroten Vogel⸗
eerdolden. Prächtig ist das tiefe Kot, das aus dem gilbenden
daub hervorleuchtet. Stadt und Schloß Spangenberg treten heran
ind bieten dem Auge ein schönes Bild. Immer wieder reizt es
um sinnenden Schauen, und sei es auf schneller Vorũüberfahrt.
In Burghofen nehmen wir den Weg unter die Füße. Blühende
deide umsäumt die Pfade. Durch Wald und Feld geht es Hetzerode
intgegen. Über den Eisberg herüber dräuen schwere Kegenwolken.