Full text: Heimatschollen 1921-1925 (1. Jahrgang - 5. Jahrgang, 1921-1925)

auf oder in den Hügel geraten. Man sieht, es 
stein reiches und wechselvolles Sild, welches 
ins die Ausgrabungen zu enthüllen vermögen, 
ind nie ist man vorher der Ergebnisse gewiß. 
Die Frielendorfer Gräbergruppe bestand 
aus vier 3. T. recht stattlichen Kundhügeln, 
enen sich im Osten einige flachere Erhebungen 
anschlojsen. Die Untersuchung der bedeutendsten 
dieser Erhebungen (Hügel 5) ergab aber, daß 
es sich hier um natũrliche Kuppenbildungen 
handelt. 
Huügel 1, der nördlichste und bleinste der 
Hrabhũgel, bestand aus einer Lehmschũttung 
mit innerer Steinpackung (Abb. 2), sein Durch- 
nesser betrug 17,25, seine Höhe 2 m. Sei der 
Ausgrabung stießen wir zunächst auf mehrere 
edersarbene Gefaße, die durch Form und Inhalt als eijenzeitliche 
Srandgräber (.Hallstatt 1119* 700 — 600 v. Chr.), durch ihren 
Stfandort ũüber der Steinpackung als Nachbestattung gebennzeichnet 
waren (Abb. 8, 128). Es handelt sich um eine große und bleine, 
durch Stempeleindrücke verzierte Urne, sowie drei mit je einer 
Schnurdse versehene Schalen, von denen die größte seitlich an die 
Jreoße Urne angelehnt war. An Wetallbeigaben jfand sich nur 
ine 10.2 cm lange Eisennadel im Leichenbrand der Haupturne. 
Fin kleines Trichterfragment (Abb. 8, 6) und Scherben mit „Kamm- 
tag AXb. 
uwpaιαν,. 
anden sich ein Steinkranz und ein durch mehrere 
Nachbestaitungen und eine jungere Raubgrabung 
tark gestörter Steinbern (Abb. 6). Dicht neben 
einer Spitze und nur wenig unter der Humus- 
decke stieß man auf zwei zerdrückte Urnen mit 
Deckeischalen (Abb. 8, 1-8), Brandgräber 
der älieren Eisenzeit (Hallstatt III, Abb. 6, 1). 
Die meisten Bestattungen des Hũgels gehörten 
der ãlteren Hũgelgrãberbronzezeit an, sie waren 
ast völlig zerstoͤrt, ihre Beigaben zerstreut. Die 
Tiefenlage der Funde schwankte zwischen 85 und 
suo cm. Es waren ein Dolch, ein schlichter 
Kinderarmring (nicht abgebildet), eine „ge— 
schwollene“ Radel, ein Lleinerer Dolch mit 
Scheidenresten und einer Pinzette und eine 
Radel mit Petjchaftende (Abb. 5, 4-8 und 
Abb. 6, 2-6). Auch diese bronzezeitlichen Gräber waren nicht 
ie altesten Seiseßungen des Hügels, denn in 1,50 m Tiefe fanden 
ich einige spätsteinzeitliche Streuscherben (Dbb. 6, 7) und etwas 
zstlich von ihnen die Spuren zweier Sbelettbestattungen ohne Beigaben. 
Hũgel 4 entsprach in seinem Flächenumfang etwa Hũgel 8, 
rreichte aber nur eine Höhe von 2 m. Sein innerer Aufbau 
nit Steinkranz und Steinkern war indessen weit gewaltiger und 
ingeordneter als bei den Nachbarhũgeln (Abb. 1). Anter der 
ibuchen Steinpackung befanden sich 
zwei einander entsprechende, 
Jo cm hoch aufragende 
Steine; zwijchen deren Fuß⸗ 
—X 
Sbelettjpuren westöstlich er⸗ 
treckten. Am Westende 
er Bestattung standen drei 
zerdrückte brũchige Becher 
on geschweifter Form, die 
ich nur 3. T. wieder her⸗ 
tellen ließen (Abb. 8) 
Der Ton ist beĩ allen Ge— 
ãßen fein geschlemmt und 
teinfrei, beim größten und 
leinsten rot, beim mittel⸗ 
großen lederbraun. Die 
derzierung besteht bei den 
leineren Bechern in schrã⸗ 
gen Einschnitten, während 
dei dem großen Becher 
horizontale Sparrenmuster 
n Schnittechnik mit Bändern aus 
ier parallelen Schnurlinien wechjeln. Gefäße dieser Form und 
derzierung gehören dem Ende der jüngeren Steinzeit an. Für 
iese Ansetzung sprechen in unserem Falle auch das Fragment 
iner fein polierten Streitaxt aus Quarzit sowie mehrere Feuer⸗ 
eingerate (Abb. 8) und zahlreiche Kiejeljchiefersplitter, die ver⸗ 
treui im Hügel lagen. Besonderes Interesse beanspruchen die 
eiden hohen Steine der Bestattung, sind sie doch letzte Anklänge 
in die Alteren Steinbistengräber. In der Humusdecke fanden sich 
vieder zahlreiche eisenzeitliche Siedlungsscherben, 3. T. mit Kamm- 
srichrnamonten und Fingertupfen, besonders auf den Gefäßrändern 
und Gefäßleisten. 
Huũgel 5, der, wie ja schon er⸗ 
vãhni, Lein Grab barg, erhöhte die 
Zahl der Siedlungsscherben noch be⸗ 
deutend und ergab außerdem ein 
Pfostenloch und Hũttenlehm, hier war 
aljo eine eisenzeitliche Wohnstätte an⸗ 
geschnitten. Seitmangel und die Un⸗ 
qunst der Witterung gejtatteten es leider 
hicht, diesen Spuren nachzugehen. 
Die beĩ der Ausgrabung gewon⸗ 
nenen Funde wurden sämtlich dem 
Hesischen Landesmuseum zugefũhrt. 
Was kLönnen wir nun aus dem 
Sefund der Wiedehauhũgel und einem 
Dergleich mit verwandten Denkmalen 
lernen? 
Es mögen knapp A! / Jahrtausende 
her jein, da brach von Norden her 
zin Romadenvolk in unsere Heimat 
ein. Die friedliche Ackerbaubevölbe⸗ 
eung, die vordem die fruchtbaren 
Sandstriche besiedelt hatte, wich vor 
ihm zurũck. Die neuen Eindrinalinge 
— 
— 
36————— 
3 — 
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Abb.e35 
trichornamenten“, die in der Nähe der Oberfläche lagen, sind als 
Siedlungsscherben aus der Eisenzeit anzusprechen. 
Dicht neben den Grabgesaßen zeigien sich zwei feinverzierte 
Bronzedemringe und eine Anzahl blau⸗grũner Glasperlen, die 
ber nichts mit den Brandgräbern zu tun haben, jondern einer 
bergangenen Sbelettbestattung der jüngeren „Hũgelgräberbronze⸗ 
zeit· (1600 1400 v. Chr.) angehören (Abb. 4). 
Die älteste Beisetzung, für die der Hũgel ursprũnglich allein 
bestimmt war, mußte unter dem Steinkern gesucht werden. Dort 
aber fand sich außer den Spuren zweier Sbeleite nur gain Dolch 
der älteren HVãgelgräberbronzezeit 
(1800 - 16000 v. Chr.) ganz am Kande 
der Packung (Abb. 8, 1). Die Siedler, 
die in der Eisenzeit den Hũgel zu Nach- 
bestattungen benutzten, hatten augen⸗ 
scheinlich die älteren Gräber ausge- 
aubt (Schacht im Steinbern). 
Huͤgel 2ist schon 1888 von dem 
damaligen Casseler Museumsdirektor 
Dr. Pinder geöffnet worden. Er ent- 
hielt nach Pinders Aufzeichnungen 
zinen Steinbranz und inneren Stein- 
ern, an Funden außer eisenzeitlichen 
Gefaͤpscherben eine „KRadnadel“ und 
eine Armspirale der älteren Hügel- 
gräberbronzezeit. Der gleichen Periode 
gehören auch ein „Tutulus“ und eine 
Spiralscheibe (der Kest einer Doppel- 
spiralnadel) an, die 1922 aus den 
Hügelresten gehoben worden sind 
Abb. 5, 2-38). 
Hüũgel 3 besjaß einen Durchmesser 
von 10,10 und eine Höhe von 8,60 m; 
im Inneren der lehmigen Aufschũüttung 
A—E. 
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