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Heimat · Schollen
Slätter zur Pflege hessischer Art. Geschichte und Heimatkunst
Nr. IN / 10258
Erscheinungsweise 2mal monatlich. Bezugspreis 1,20 Mb. im Vierteljahr. Frühere
Jahrgänge kbönnen, soweit noch vorrätig, vom Heimatschollen-Derlag nachbezogen werden
5. Jahrgang
Der Wildschütz õ Ballade von Heinrich Kuppel.
„Christtagl Und kLeinen Heller!
Schwernot, das geht nicht an!“
So flucht der Schlingensteller
Und schleicht sich in den Tann.
Im Forsthaus drunten gleißen
3wei Fenster lichterbunt.
Der Wildschütz wählt die Schneisen;
Sonst wittert ihn des Försters Hund.
Ein Hirsch, ein alter Kecke,
Läßt ihm nicht Kast noch Kuh.
Den bringt er heut zur Strecke,
Heh's mit dem Teufel zu.
Der Herrgott lädt die Frommen
Heut abend in sein Haus.
Da kann bein Grünrock kommen.
Kommt einer, dann — mit ihm zum Daus!
Der Förster stapft beladen,
Als Läm Knecht KRuprecht her,
Auf dornumhegten Pfaden
Und denbt der Weihnachtsmär,
Denkt seĩnes frohen Kleinen,
Der kaum fünf Spannen mißt.
Heut soll dem Kind erscheinen
Dor liebe, heil'ge. fromme Christ.
Doch eh' dem Kind beschieden,
Mas es im Traum gesehn,
Vill durch des Waldes Frieden
Der Föͤrster pflichttreu gehn.
Bill sehn, ob um die Föhren
Auch Friede webt und wacht,
Und ob nicht Frevler stören
Das Wild in Gottes hehrster Nacht.
Ihm folgt des Knaben Bitte:
O Vater, nicht so weitl“ —
Mur ein paar hundert Schritte“,
5pricht er, „bin da zur Seit.
Sieh, Christkind ist auf Keisen
Und muß auch übern Wald.
vch will den Weg ihm weisen;
dann kommt das wunderfeine bald.“
Fort ist er wie versunben.
Die Gattertür fällt zu.
Es gehn drei Himmelsfunken
Mit ihm durch Waldesruh.
Fin Quell schluchzt aus der Erde;
Das rührt ihn eigen an. F
„Halt! Wer da?“ Vor ihm querte
Den Weg ein sternescheuer Mann.
Fin Sprung — es rauscht die Dickung.
Der Wildschütz steht geduckt:
„Kommt er, ist's Teufels Schickung.
Dann drauf und nicht gezuckt!“
Er sieht im Angewissen
Den Feind und hebt den Lauf:
Stirb, Hund!“ Die Schrote bissen
Dem Förster Hals und Kehle auf.
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Er schleppt sich bis zum Gatter
Und tastet sich entlang.
Sein Herz schlägt matt und matter.
Bald stockt und steht sein Gang.
Nun lehnt er tot am Pfosten,
Als suche sein Gesicht
Den Wunderstern im Osten,
Des eignen Hauses Weihnachtslicht.
*
Im Kirchlein die Gemeine,
Die singt zur halben Nacht:
„Das Blümelein, so bleine ...
Die Kerzen sind entfacht.
Der Jugend Stimmen schwingen
Vie Dögel überm Meer.
Die Alten stehn und singen
NMie Bauern, wuchtig, breit und schwer.
Heut drängt auf der Empore
fFin Bauer sich vornan
Und singt, daß aus dem Chore
Ihn jeder hören bann.
Er hält das Buch in Händen
Und singt aus voller Kraft,
Schweigt jäh und muß sich wenden
Nach Schakften. teuflisch fratzenhaft.
Und jeder Schaͤtten, jeder
Trägt, deucht ihn, einen Hut
Mit einer Spielhahnfeder.
Das brinagt ihn fast in Wut.