Full text: Heimatschollen 1921-1925 (1. Jahrgang - 5. Jahrgang, 1921-1925)

Ech waiß net, ech doat abbes spurn, 
Ech glaibi) — min Moage?) doat sech ruhrn. 
Un weil se gerad am Wartshus wur, 
Do sett se zu me Määrer Bur: 
„Ech ho hiet Gald, ech ho gewunn, 
Ech doat mer au e Kaennche?) gunn!“. 
Un in dam Backerschhus denawe 
Doat se sech au en Wack erlawe, 
Moecht in doas Wartshus dann enie 
Un soaßt) sech o da Desch dohie. 
Do rief se dann ganz kack un frisch: 
„Hie Frau — e Kaennche o da Disch.“ 
Se beigts, bedroechts von vorn und henge 
Un dogt dersch goar so kback gefenge. 
Se legt ehrn Wack denawe hie 
Un denbt, ach wos, den dunkb?) ech nie. 
Se dunkt ehrn Wack dann in doas Gloas 
Un freit sech gorschdig off da Froaß. — 
Do wie se ziecht de Wack erus, 
Do sogg?) der dar so bomisch us. 
He woar geschwolln der dick un wie, 
Se guckt — ins leere Gloas enie 
Un sett zum Wack dann ganz bedroffe: 
„Du Strijfler — host min Fricht)) gesoffe! 
No wort, woas du bannst, bann ech au. 
Hel etzt brengt mer e Kaennche, Fraul!“ 
Se oß9) ehrn Wack in anner Wut 
Un alaibt's he schmoecht 're gor so gut. 
Fi's Saindigsmorn!) — wie annern au — 
Wollt in die Kerch die Määrer Frau. 
Se richt noch schnall die Middoagsopp, 
Duht Sauerkrut noch in de Dopp, 
Nu schnall dos Kercheblaid noch ewwer;: 
En feiner Stoat do gett nischt dewwer. 
Se moecht goar schnall in anner Hast, 
Es hat schu usgelede) fast. 
Es Sangbuch nimmt se in die Hand, 
Es Schnuppbͤuch au — so wie's bebant, 
Do full er jo noch abbes ie — — 
Se hat bein Spack i's Krut enie. 
Vie sje nor dos vergasse bonn, 
Soal hett' se sech im Ahrn!s) geronn!). 
noecht ganz geschweng, un helt der frei 
E groß Stick Solwerspack ebei. 
So, jchnall domet noch in doas Krut, 
Nu es der jo wohl alles gut. 
Se freit jech off doas Kerchegenn 
Un so wie sie sung bais do denn. 
Un's hott er werblich joa geblappt, 
Se es noch groad so niegedappt. 
Die Liet ho schu die Bicher liche 
Un doate groad es Lied gesiche). 
Die Frau se guckt sech net lang em, 
Woar's au schon Siet, 's woar doch net schlemm. 
Se soaßt sech henge bei ehr Woas 
An helt ehr Buch. — „Woas es dann doas? 
1) glaube. 2) Magen. 5) Kännchen Schnaps. 9 setzt. 5) tunke. 6) sah. 
) Fruchtschnaps. 8) aß. 9) glaubts. s0o) Mittagsuppe. *1) eines Sonntaasmorqen. 
ie Tusdeläuftet. 13y HGusdand. 19 andgerannt. 15) suchen 
Die fromm Middoagsopp'. 
Woas ho denn ech do metgebroecht? 
Es Sangbuch hett ech doch gedoecht.“ 
Die Liel, die lache der boal lut!). 
Do log de Spack, 's Buch — stock em Krut 
Do seft die Frau, hebt stolz de Kopp: 
„Mer brie'n hiet ei fromm Middoagsopp.“ 
Séebante Liet?). 
Die Määrer Frau im Säindigsstoat?) 
Moecht endogs“) werrer no de Stoadt 
Un liff do dorch die Strosse hie, 
Kiff“) hie un do un salte) woas ie, 
Do noecht se au in Heinze nenn 
Un sett sich do im Spiegel denn. 
Do krisch se: „Ach du gure Siet, 
Do sie jo au bebante Liet!“ 
E. Rühl. 
Kindermund⸗ 
Warum? 
Auf jede Feststellung, auf jede Antwort folgt ein „Warum?“ 
Eine neue Antwort beruhigt den Kleinen nicht, jondern löst wieder eine 
Frage aus. Um ihn nicht aufzuregen, sage ich: „Ou mußt nicht 
mmer fragen: Warum denn?“ — „Warum denn, Papa?“ fragte 
er gespannt. Oas Loch. 
„Wo bommt denn das Christbäumchen her?“ „Aus dem Wald!“ 
„Wer holts denn da?“ „Das Christkindchen!“ „Wo bommt denn 
das Christindchen her ?“ „Aus dem Himmel!“ „Da ist doch Lein 
Loch drin!“ Oie Frau. 
„Wenn das Karlchen groß ist, nimmt es sich eine Frau.“ „Ja, 
Papal“ Nach einer Weile: „Was mache ich denn damit?“ 
Studenten. 
Unterhaltung morgens im Bett. „Wenn du groß bist, bist du 
auch ein Student.“ „Da trink ich auch Bier!“ „Nu ja, aber nicht 
zu viell“ „Nein! Und dann brabbel ich zu dem Papachen ins 
Bettchen!“ Die Nase. 
„Wie ist denn die Nase festgemacht ?“ „Sie ist angewachsen!“ 
Wer hat sie denn angewachst?“ — 
Im bittierbalten Januar 1924 erwacht er eines Morgens 
und brũllt los: „Mama, die Naje ist mir zugefroren!“ 
Die Schraube. 
Als die Wasserleitung hat aufgetaut werden müssen, fragt 
er: „Mama, wie lötet man denn den Bach auf, wenn er zugefroren 
ist?“ Mama: „Das weis ich nicht. Was meinst du denn?“ „Da 
dreht man einfach die Schraube auf, da läuft's wieder!“ 
Gottes Auge. 
Karlchens Bettchen hat einen anderen Platz bekommen. Es 
steht in der Ecke, weit von dem dicht verhängten Fenster, sodaß 
er nicht mehr den Himmel sehen Lann. Als er gebetet hat; 
Dater, laß die Auglein dein über meinem Bettchen sein“, fragt 
er: „Kann denn der liebe Gott bis hier hinten in die Ecke 
aucken? Der Platzregen. 
Als plõtzlich ein heftiger Kegen einsetzt, briecht Karlchen 
unter einen Busch und ruft mit heller Stimme: „Lieber Gott. 
mach doch den Himmel zu!“ G. P. 
11 slauf. 2) bekanntfte Leufe. 82) Sonntafsstaaf. 9 einen Tag. 5) baufte. 6) dort 
Auf der Heimatwarfto. 
Heldenehrung⸗ 
Zur Ehrung der im Weltbrieg Gefallenen plant die Stadt 
Eschwege die Errichtung eines wuͤrdigen Kriegerdenkmals. Su 
dem Zwecke schrieb sie einen Wettbewerb für bünstlerijche Denkb- 
malsentwũrfe aus. VBen ersten Preis erhielt Prof. Alfred Docke, 
Lehrer an der Kunstabademie in Cassel, für einen Entwurf, der in 
der Gestalt eines überlebensgroßen Mannes von edlen, braft 
bollen Körperformen den Schmerz symbolisiert. Ein Denkmals— 
ausschuß ist bemüht, das monumentale Werk und den dafür vor⸗ 
gesehenen Platz in die rechten Beziehungen zueinander zu setzen 
und eine einheitliche Gesamtanlage zu schaffen. 
„Dörnberg“ von Karl Engelhard. 
Die Stadt Homberg an der Efze will ein wũrdiges Helden- 
gedächtnismal schaffen, um die Erinnerung an die gefallener 
Söhne der Stadt lebendig zu erhalten. Die Entwäürfeé soller 
ereits dem Reichskunstwart Dr. Kedslob in Berlin zur 
Begutachtung vorliegen. Die noch für dieses Jahr beschlossene 
finweihung des Denkmals soll durch die Uraufführung des Schau⸗ 
piels Dornberg“, das mit dem übrigen literarischen Nachlaß 
Engelhards in der Landesbibliothet zu Cassel ruht. besonders 
eierlich und eindringlich gestaltet werden. Die geschichtlichen Er⸗ 
ignisse des Jahres 1800, die der dramatischen Dichtung zu Grunde 
iegen, haben sich zum großen Teil in Homberg zugetragen. Deshalb 
ehen es viele Homberger als eine Ehrenpflicht an, das Stück 
gerade hier zur Erstaufführung zu bringen. Damit würde zugleich 
iuch eine Danbesschuld an den frühverstorbenen Dichter abgetragen. 
Der Heimatschollen-VDerlag bereitet die Veröffentlichung des fünf- 
abtigen Schauspiels Dz5rnbera“ vor. 
Nachdruck nur nach reeent mit dem —— ere 
derausgeber? Konead Boenecher. Deuch und Verlag: M. Bernecher in Melsungen.
	        
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