Pracht“ zeugen Lönnte. Bis auf den Sandstein ist an der Sũdjeite
der Basalt fortgenommen. Hier an der einstürzenden Wand finden
wir auch rotgetönte Schichten, die dem Wasser die rote Färbung
gegeben haben. Anterirdijsche Quellen spülen die Oxydstoffe
immer wieder herauf, sodaß ein dauerndes Mulmen sichtbar ist.
Auch nach längerem Stehen im Glase kann man in dem Wasser
des Koten Sees beinen Bodensatz feststellen.
Am eindrucksvollsten erscheint der Bruch von unten, wo man
durch einen schmalen Einschnitt in den riesigen Sirkus schauen
ann. Heut nimmt die helle Sommersonne diesem Orte alle
Schrecken. Weidenröschen und Fingerhut haben die dunbklen
Trümmer freundlich überwuchert.
Wer aber den See in seiner Unheimlichkeit bennen lernen
will, der muß ihn in einer Herbstnacht aufsuchen, wenn der halbe
Mond hinter schweren Wolkbenmassen geistert. Angstliche Ge—
mũter Lommt dann das Gruseln an; aber auch der naturvertraute
Wanderer wird einen starken Eindruck mithinwegnehmen.
Von der freien Höhe des Hesselbühls schaut man weit ũber das
Werraland und das Eichsfeld. An kblaren Tagen hebt sich die
ftumpfe Phramide des Brockens am fernen Horizontke ab.
Ein Gefũhl dieses weltfremden VDerlorenseins, dieser menschen-
ernen Einsamkeit hat auch unsere Ahnen angewandelt, wenn sie
as Kornfeld, besonders in der Sauberstille des glühenden Mittags,
zur Heimstätte von Geistern und Gespenstern machten. Bald waren
2s koboldartige Kleinwesen, die durch die leichtbewegten Halme
huschen, bald sind es hohe, ernste Frauen, die als Hüterinnen der
5aat wachen, bald schattenhafte Mittagsgespenster, die in brütender
s5tille ihe Wesen treiben. Wer offenen Auges und mit sinnender
Zeele an der Kornbreite entlangwandert, den ũüberkommt wohl
eine Ahnung jener weltentrückenden Einsambeit, aus der heraus
unsere Vorfahren ihre Flurgötter und Feldgeister schufen.
„Und wegemud' sitz' ich am Kaine wieder
And träume, wie ein Kind nur träumen kbann.“
Wie hat Mutter Natur sich bemũüht, den Rand ihres Kleides
nit Löstlichen Blumen zu zieren — obgleich der Landmann sie
„Unkraut“ nennt und ihr Überhandnehmen zu hemmen bestrebt
jt; schwefelgelber Hederich (Ackersenf und Ackerrettig), den gern
die Bienen besuchen, Kornblumen und Kornrade, weithin leuch—
tender Klatschmohn im Weizenfelde — wer möchte sie wohl missen?
Und z3wischen den braunen Erdschollen bemühen sich Ackervergiß-
meinnicht, Stiefmũtterchen
und Ackergauchheil, un—
scheinbare Blümchen, alle
Kisse und Anebenheiten
zu verdecken.
And einer ganzen Welt
kleiner, harmloser Tiere
bietet das Kornfeld Unter⸗
jchlupf und Nahrung, zu—
meist Leutchen ohne Wehr
und Waffen. Wachtel und
Kebhuhn, Lerche und
Ammer in Feldgrau, Laub⸗
und Grasfrosch, Feldmaus,
Grille und Freund Lampe —
sie alle bedrängen sich nicht
und wohnen in brũderlicher
Semeinschaft beieinander.
Sie bennen sich gegenseitig,
berstehen sich und warnen
vor drohender Gefahr.
Der Poet des Feldes,
jein Sänger und DVerkünder
all seiner Herrlichkeit und
Schönheit, ist unsere Feld⸗
lerche. Kunstlos liegt das
Lerchennest in einer Boden⸗
pertiefung oder unter der
Grasnarbe des KRains; die
Eier zeigen, wie der Dogel
elbst, die graubräunliche Schutzfarbe des Feldes. Während das Weib-
hen brũtet, steigt das Mannchen singend empor und trillert uner-
nũdlich seine Jůbellieder. Die sind arm an Strophen, aber reich in
Abwechslung — mit Laudat alauda deum tiroali ftiralaque canendo
ihmt der lateinische Hexameter die bunten Licder nach. Keine
Zehle vermag mit der unserer Lerche zu wetteifern, sowohl was Fülle
md Abwechslung des Gesanges, noch was Aushalten des Tones,
seschmeidigkeit und Unermũdlichkeit der Stimme anbetrijft. Freilich
st ihr Lied immer dasselbe, lange nicht so schön wie das der Nachtigall
der der Grasmücke, aber es entzückt durch seinen Naturklang, der
janz einzig in seiner Art ist. Kein Dogel wird im Volksliede
o hãufig und innig besungen wie die Lerche. die Verbünderin der
Zhoeelichkoit des Ahrenfeldes.
Im Rhrenfeld.
VDon Maul Bellardi“.
Kennst du, lieber Leser,
den seltjamen, geheimnis-
pollen Sauber, den ein wo⸗
gendes Ahrenfeld auf unser
Gemüt ausübt? Gibt es
etwas Lieblicheres, Wun—
dersameres, als den stillen,
der Ernte entgegenreifenden
Saatenwald, die lichtgrũnen,
wehenden Haferfelder, die
goldenen Gerstenbreiten, mit
langen Granen gleich
Frauenhaar? And wie selt—
sam schön ist der Anblick
eines wogenden Kornfeldes
um die Seit, da der schei—
dende Juni seine Reize
darüber ausbreitet! Wie
hebt es sich aus dem satten
Grün der Sommersaaten
wirkungsvoll heraus durch
das lindere Grün der Halme,
durch den eigenartigen
—XE
der über den Ahren liegt.
Wenn der frische Morgenwind über das Feld hinrauscht in
wundervollem Weben und Schweben, dann scheint es ein grau—
grũnes, flutendes Meer — der einzelne Halm verschwindet darin,
jede Welle hebt und senbt sich; sie scheint bis an den Rand zu
fluten und bleibt doch an ihrer Stelle. Kommt aber die schwüle
Mittagszeit — der Morgenwind hat sich gelegt, und heiße Luft
zittert über den Halmen — wie geheimnisvoll breitet sich da das
stille, weite Feld aus! Da wisperts und flüsterts, als zögen die
Geisterchen, die drin ihre Heimstatt haben, durch den Halmenwald,
und über der reglosen Breite liegts wie ein fläatternder Schleier,
den flimmernder Sonnenschein um die Ahren wob. Ist es denn
ein Wunder, daß es dem verirrten Kinde unheimlich wird zwischen
den hohen. undurchdrinalichen Mauern?
Am Roten Soee.
VDom Pulsschlag der Hoimat.
Schnurrpfeijereien.
Die Schlacht am Opferstrauch.
Die Sonntagsglocken sind verklungen, der Oergelschall ist ver⸗
rauscht. Sonntagnachmittagstimmung liegt über das Dorf aus—
gebreitet . .. In kriegerischem Spiele bewegen sich zwei Ab—
eilungen Knaben dem Opferstrauch zu. Die eine sucht ihren Weg
dorthin ũber die „Neue Straße“, die andere, den „Serg“ hinauf.
Uber „Rrems (Adams) Opferstrauch“ treffen sie aufeinander.
AUnd nun tun Flitzbogen und Holzsäbel ihren Dienst. Tapfer
wird aufeinander losgehauen und geschossen. Hin und her kobt
der Kampf, überlautes Hurrageschrei ertönt auf beiden Seiten.
F aul Sellardi. Rebtor i. R. (Berlin-Friedenau) vollendete sein 80.
kine Sorge nur hat jeder der tapferen Streiter, nämlich, daß ihn
ielleicht ein Schwerthieb ins Gesicht oder ein Pfeil in die Augen
reffe. Aber beide „Heere“ haben Glũck. So sehr sie auch auf-
rinander „losgehen“, „Tote“ gibt's nicht. und im Angesicht wird
niemand verwundet.
Stundenlang tobt der Kampf. Da ist es, als ob ein Wind-
virbel zwischen die Jungen gefahren sei, beide Abteilungen wenden
ich vereint gegen einen Angreijer, der heimlich von R. heran-
gezogen ist.
Statt der Flitzbogen wird nun der Steinwurf angewandt.
Nniemand scheut mehr vor einer Verwundung zurück. Sie gilt jetzt
hielmehr als Ehrensache. WMütend fliegen die Steine.
Der Himmel haͤt mit heiterem Gesichte diesem lauten Treiben
zugeschaut, jeßt verfinstert er sich aber und wirft Donnerbomben