eechtsab zum Langenberg hinauf. Da oben, am Waldrand wenden
vpir uns noch einmal um zu dem freundlichen Talblick. Da liegt
as ausgedehnte Dorf Hundelshausen mit seinem schlanken gotijchen
Kirchturm. Hart über dem Dorfe ragt der Gottesberg auf, der
iralte Gotterberg des Gelstertales. Die alten Götter sind tot,
ind eine geschãsistũchtige Seit geht in einem Gipsbruch dem
heiligen Berge zu Leibe. Doch wenn am Abend das tiefe Tal
angst im Schatten liegt, euht noch lange ein mystijches Glũhen
ruf seinem kahlen Gipfel. Dann verstehen wir wohl, warum
mjere Vorfahren gerade diesen Berg zur Wohnung der Götter
erwãhlten.
Hiles scheint in dieser Landschaft aufs Liebliche gestellt. Selten
ermag hier der Slick sich in der Weite zu verlieren. Immer
vieder halten nahe waldige Höhen ihn freundlich fest. Und wo im
Verratal einmal blaue Fernen sich öffnen, ist die Nähe so reizvoll,
daß man lieber bei ihr verweilt. Es fehlt hier ganz die Herbheit,
die sonst die bahlen Basalthöhen dem Hessenland geben. Nichts
‚on der Versonnenheit dieser Sandjchaften, die immer locken zum
Schweifen und Sichverlieren im Unendlichen. „Kichte dich hier
m Tale ein, so gut es geht, und laß die Ferne da draußen!“ So
oredigt die Werralandschaft allerorten.
And das haben auch die Leute da unten getan im Gelstertale.
Schwerer als anderswo gehen die Menschen hier aus ihren Dörfern
heraus. Der an sich schon geringe Landbesitz wird hier immer
Anter die Kinder geteilt. Ersirebenswert scheint es darum jedem,
eine Frau aus den Mädchen des Heimatdorfes zu wählen, die
ihm noch ein Ackerchen oder zwei in die Ehe mitbringt. So ist
das ganze Dorf eine große Verwandtschaft. Vom Rassestandpunkt
jt ja gegen solche Vefktern- und Sajsenwirtschaft allerhand einzu⸗
den- Doch wurden heiratslustige junge Leute doch nicht darauf
ören.
Mit welcher Liebe aber pflegen die Leute im Gelstertal ihre
chmalen Bergäcker! Da steigt ein Paar vom Dorfe herauf. Er
rägt ein sonderbares Gestell auf den Schultern, „Reff“ ge⸗
annt, auf dem ein schlankes Fäßchen ruht. Sie hat einen gleichen
Zehälter in der Köße. Auf dem Käbenland dicht unterm Walde
nachen sie halt und entleeren, die Fäßchen vor sich herschwenbend,
zen dustigen Inhalt. Wenn der Wanderer staunend hoch oben am
teinigen Bang noch das fette Korn gewahrt, dann sind die zahllosen
Deutsche Kolonialschule: Hauptgebäude vom Parb aus.
and erhoffter gegenseitiger Erziehung, die „Kameradschaft Wilhelms-
hof.“ BDiese eigenartige Form der inneren Lebensgestaltung läßt
uch die gejellschaftlichen, allgemeinbildenden und sittlich religiõsen
Sildungsideale der Deutschen Kolonialschule zum Ausdruck Lommen.
Aus dem Zusammenleben ergeben sich oft Freundschaften fürs ganze
Seben. Die wertvollste Wirkung diejer Lebensgemeinschaft und
— ist jedoch die gegenseitige Förderung der Charabter-
ildung.
Venn wir der Stadt Wißtzenhausen zu ihrer Jubelfeier mit
guten Wünschen gedenken, so soll auch der Deutschen Kolonial-
schule Wilhelinshos am Werrastrand ein froher Glückwunsch, zu⸗
ommen. Möge ihre, dem Deutschtum geweihte Arbeit daheim
uimd draußen, im Vaterland und in den überseeischen Gebieten
reiche Früchte tragen.
Eine Wanderung zum Voten See
bei Witzenhausen.
Von Adolf Häger.
Der Sommer ist auf der Höhe angelangt. Nun ergießt sich
der Strom der Stadtleute ferienselig ũüber die grüne Landschaft da
draußen.
Aber der Mensch, der jahrein, jahraus nah und vertraut den
Bergen und Wäldern iebt, beginnt nachdenklicher jeine lieben Wege
zu schreiten. Es scheint die Seit stille zu stehn, noch hält der Sommer
den Atem an. Sber unter den bunten Farben geht in Millionen
Zellen um uns das Leben den stummen, unaufhaltjamen Gang vom
Slühen zum Keifen, vom Grünen zum Verwelben.
Sängst jank die Blumenfülle der Talwiesen dahin. Im jungen
Grase, das nachwuchs, wagt noch nicht eine Blume das Kopfchen
zu heben. Eintönig, giftgrün liegen die weiten Flächen. Aber
noch prunkt das Ahrenfeld mit Mohn und Rittersporn, und mütter⸗
lich neigen sich die Ahren tief über dic, holden Slumenkinder.
Noch magst du dich am Rand des Kornfeldes lagern und dem
silbernen Sirren lauschen, das unaufhörlich durch die schwankben
Halme geht.
Vonñ Witzenhausen kommend, sind wir in dem lieblichen Gelster⸗
tal hinaufgesiegen. In dem VDorfe Hundelshausen müssen wir
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Deutsche Kolonialschule: Klosterstraße.