Full text: Heimatschollen 1921-1925 (1. Jahrgang - 5. Jahrgang, 1921-1925)

haupt noch nie ein so prachtvolles Schloß. Nach einigem Sögern 
aäherte er sich dem Palaste. Aber er jand alles zu; Türen und 
Fensterläden, alles war verschlossen. Als er jedoch mit der Blume 
n jeiner Hand die Pforte berührte, öffnete sich diese plötzlich vor 
hm, wie von Geiltern aufgetan, und mit bangem Sagen trat er 
hinein. Jetzt mußte er sich noch mehr verwundern. Denn inwendig 
ah das Gebäude noch biel schöner aus als von außen. Alles 
glitßzerte und funbelte von den edelsten Metallen und den köstlichsten 
Edelsteinen, und sein Herz hũpfte vor Freude, daß er jetzt ein 
reicher Mann werden würde. Aber dann zweifelte er wieder, 
VDom Büuchoertis 
Or. jur. Karl Aug. Eckhardt, Festichrift zum Too jährigen 
Sestehen der Stadt Witzenhausen. Selbstverlag des Magistrats 
der Stadt Witzenhausen. Preis 8. - Mb. 
Der Verfassjer will als Ergebnis wissenschaftlicher Forschungen 
and unter Vermeidung wissenschaftlichen Beiwerbs ein knappes, 
aber lebensvolles BSild der vergangenen Jahrhunderte entwerfen. 
Das ist ihm in anerlennenswerter Weise gelungen. Das Buch 
dringt reiches und gutes Bildmaterial nach Aufnahmen von Photo- 
graph Heinrich Huhn. Druck und Nusstattung besorgte die 
seistungsfähige Buüchdruckerei Chr. Trautvetter. Der geschmack. 
boile Umschiag trägt das Stadtwappen in farbiger Hochprägung. 
Die Festschrift verdient weiteste Verbreitung. K. 
Witzenhausen. Acht Federzeichnungen von Heinrich Knöpfel. 
Heimatschollen⸗Verlag . Bernecker, Melsjungen. Preis 2 Mbo. 
Als ceine Festgabe besonderer Art, recht geeignet, als schone 
Frinnerung an schoͤne Tage aufbewahrt zu werden, erscheint so· 
eben eine Mappe mit ————— aus Witzenhausen, dessen 
siebenhundertjaͤhriges Bestehen als Stadt demnächst gefeiert wird. 
Festliche Tage gehen rascher vorüber als der Alltag; um so will· 
ommener pfiegen die Andenken zu sein, die den Glanz glücklicher 
Stunden lebhaft in die Erinnerung zurückrufen. Solcherart isl 
auch diese Lleine Mappe, die in der bewußten Absicht geschaffen 
zu sein scheint, insonderheit den Teilnehmern an den Festlichkeiten 
n Witzenhausen ein Stück frohen, heimatlichen Erlebens in an⸗ 
mutiger Form zu sichern und für die fernere Subunft festzuhalten 
Der Känstler, Heinrich Knöpfel mit Namen, hat jedenfalls mit 
der Auswahl der Motive einen guten Blick für die charakteristischen 
Merkmale der Stadt Witzenhausen betätigt. Die massive Lieb⸗ 
frauenkirche bildet mit Kecht den Mittelpunkt, um den der Länjt. 
serijche Spaziergang sich bewegt; sie taucht bald von dieser, bald 
von jener Seite auf, über grünen Wipfeln, über bunten Dächern 
das pochende Herz einer echt deutschen Stadt. Sierlich wirb 
im Vergleich zu ihr die Kapelle St. Michadel mit ihrer aus- 
gesprochenen gotijchen Turmkrönung, und wie ein Märchenbild die 
St. Nicolausbirche am waldigen Hang. Der sonnige Marktplatz 
—XDDVV 
bor dem Kathaus spenden, die Werra äuß altertümlichen Brücken 
ũberquert und so im Sickzack das ganze trauliche Städtchen ver 
Inũgten Auges erwandert. Auch an seinem Kande noch gibt es 
nanche erquickende Schau: Den Blick etwa von St. Jabob aus 
die Stadt oder von der Höllenmũhle nach Schloß Arnstein oder 
auf Werleshausen und den Ludwigstein, die Sentralstätte neu⸗ 
deutscher Jugend. So sind diese sauberen BSilder durch den Reiz 
dünsilerischer Formung besser als jede Photographie geeignet, die 
Erinnerung an Witzenhausen und sein Jubeljfest anschaulich zu 
bewahren, und dürften darüber hinaus allen Freunden der 
Heßenheimat, namentlich des Werratals, heute und fernerhin will 
ommen sein. 
Ernst Koch (Eduard Helmer), Prinz Rosa⸗-Stramin. 
Diese spaͤte Blũte der deutschen Romantil ist fast duftpoller und 
sarbenreicher als das Beste von Eichendorff und Jean Paul. In 
einer Geschichte der Deutschen Literatur nennt Eduard Engel 
das Werkchen „ein Opfer der Literaturgeschichte, das ein besseres 
Seschick verdient... Heiterster Laung ist wie der Titel sjo der 
Inhalt entspreungen: ein humorvolles Durcheinander ernster und 
lustiger Gedanken, Gestalten und Abschweifungen .. immer mit 
einem sehr persönlichen Ton.“ Unsere heutige Ausgabe bringt 
eine Probe des sehr empfehlenswerten Büchleins. Es ist in ver 
schiedenen Ausgaben zu haben. Wer Opfer scheut, bann es schon 
für 0.80 Me. aus Keclams Aniversal-Sibliothek (No. 266 / 04) 
erstehen. Auch der Buchverlag fürs Deutsche Haus (Berlin. 
Leipzig) hat es in seine Bücherreihen aufgenommen. Die schönste 
Ausgabe (mit Bildjchmuck von Otto Abbelohde) brachte die N. G 
Elwertsche Verlagsbüuchhandlung Marburg ad. d. E. 1022 heraus. 
Alle Hessenleute, besonders aber die Witenhäuser bei ihrem 
b das alles auch Wirblichkeit sei, und er krat wieder aus dem 
Sebäude, um sich umzuschauen und sich zu überzeugen. In dem 
Augenblicke aber stürzte der Palast unter schrecklichem Krachen 
usammen, und alles war wieder spurlos verschwunden. Denn 
rhatte die Blume von der Wiese in Gedanken und beim An-⸗ 
chauen der Herrlichkeiten aus der Hand gelegt und sie verloren. — 
Auch andere haben schon dieses Sauberschloß erblickt. Aber sie 
ahen die blaue Wunderblume nicht, durch die sie es hätten öffnen 
dõnnen. Und ängstlich flohen sie fort. 
Schneider, Hessisches Sagenbuch. 
che der Heimat. 
Jubelfeste mögen sich dieses Schatzes, den uns ein hejsischer Dichter 
in einem Jahre des Glückes schenbte, danbbar erinnern. K. 
Oal. Traudt, Kraft der Tiefe. WeserMain-Verlag Cassel, 
Dreis geb. 8.50 Mb. 
Mit diesem neuen Roman verläßt Traudt, der Dichter der 
Leute vom Burgwald“ und der „Steinfeldbauern“, die heimische 
Scholle, um Menschenschickjale in der Welt zu gestalten. Nach 
em schaurigen Völkerbeben des Welltbriegs zerstoͤren von einem 
meribanischen Forscher vorausgesagte vulkanische und tebktonijche 
ẽrdbeben die Apenninenhalbinjel, Sizilien, Teile von Sũdfranbreich 
ind Nordafrika. Uberall hervorbrechende Höllenglut, Sterben, 
Untergang, Not. Verwilderung der fliehenden, um ihr nacktes 
dajeiũn kämpfenden Massen. Inmitten dieser Schrecken eĩn deutscher 
?rdbebenforscher und eine junge Amerikbanerin, die nur die „Kraft 
er Tiefe“ — die reine Liebe — aus dem Bereiche der Ver⸗ 
üchtung rettet und einem neuen Leben entgegenführt. Die 
wingende Kraft sjeiner Bauernromane hat der Verfasser in diesem 
zukunftsroman nicht erreicht. Aus der steten Berührung mit 
er Erde schöpfte der Riese Antäos unbezwingliche Kraft. 
dal. Traudis stärbste Gestaltungen wurzeln ohne Sweifel in der 
deimaterde. R. 
Zeitsichrift des Gesjchlechtes Stũck, Herausgeber Architebkt 
fritz Stũck, Casjel Niederzwehren, 6. Jahrgang, VNr. 831/38: Fort- 
etzͤng der Ahnenliste; Beilage zur Ahnentafel Stück (Linie 
Fahßehh. Ne. 30: AUber Stäücksche Familienwappen; Die Linie 
dangenhagen. Nr. 40: Die Stückschen Häuser in der Fuldagasse; 
die Linie Lauchröden; Erklärung. Alle Beiträge der genannten 
dummern entstammen der Feder des Herausgebers, dessen erfolg- 
eiche Forscherarbeit auf dem Gebiet der Familiengeschichte in 
iesen BSlättern schon mehrfach die gebührende Anerbennung fand, 
uletzt in den Héimat-Schollen Nr. 2 (Jahrg. 5). Dort wurde 
nit dem Hinweis auf die im Dezember v. Is. ins Leben getretene 
Boesellichaft jür Familienkunde in Kurhessen und Waldeck“ die 
hoffnug auf eine gemeinsame Arbeit und auf eine merbliche 
förderung der Familiengeschichtsforschung ausgejprochen. Inzwischen 
außten wir hören, daß F. Stück sich genötigt sah, die auf ihn 
einstimmig entfallene Wahl zum 1J. Vorsihenden und jede Mit 
virkung im Vorstand“ abzulehnen, da er die von den Witgliedern 
egen jeine Stimme beschlossenen Satzungen und NAufnahme- 
edingungen nicht billigen konnte. Im weiteren Verlauf der An- 
elegenheit wehrt sich der Herausgeber der „Seitschrist des Ge⸗ 
hlechtes Sltũck“ miti Recht gegen politische Tendenzen und Kampf ⸗ 
nethoden, die das wissenschaftliche Prinzip beĩ der Familien- 
eschichtsforschung beeinträchtigen müßten. Gegen diese Bestre⸗ 
ungen nimmt F. Stück eine seste und offene Abwehrstellung ein, 
hie ihn nur ehren bann. K. 
Hessenland, Monatsblätter für Heimatforschung, Kunst und 
diterätur. 81. Jahrg. Heft 5 (FrißzlarNummer): B. Jacob, 1200 
Jahre Fritzlar; Jestädt, Aus Fritzlars chattischer Oorzeit; ODr. 
florian, Sas Sunjstwesen in Fritzlar im Mittelalter; H. Bertel⸗ 
nann, Fritzlar; H. Kuppel, Jesumai; H. Gersch, Amjel, Orossel, 
fink und Star; Kabe, Das Eisenbergwerk bei Gombeth; Gedichte 
lon S. Nebel v. Türkheim, G. Buchmann und K. M. Schimmel- 
seng; Aus alter und neuer Seit; BSücherschau u. a. m. — Heft 6: 
. Wissemann, Friedrich Pfaff 7; Friedrich Ss Die Entstehung 
er hessischen Städte im Biemelland; Wilh. Schäfer, Das Fräulein 
om Stein; P. Graeber, Der Dichter Wilhelm Schäfer; Wilh. 
zchãfer, Das Perspebtiv; O. Wiepken, Blũtenfrũhling; T. Schnurre, 
das vereitelte Herbules Bergrennen; Dr. G. Struck, Um Otto 
Abbelohdes Schalten; A. Latwesen, Vom Cahsseler Theater; Aus 
alter und neuer Seit; Aus Heimat und Fremde. 
Nachdruck nuer nach Äbereinbunft mit dem Herausgeber gestattet. 
h eansgeber: Konrad Beruecher. Oeuck und Verlag: M. de in Molsungen. 
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