Full text: Heimatschollen 1921-1925 (1. Jahrgang - 5. Jahrgang, 1921-1925)

Trümmer verwandelt. Der Gesamtschaden wurde auf etwa 
300 oo00 Keichstaler geschätzt. Das furchtbare Unglück erregte 
Irößte Teilnahme. Der Erfolg einer umfangreichen Sammeltätig- 
deit ermöglichte den Aufbau der öffentlichen und privaten Gebäude 
inneehalb eines Jahrzehnts. Seit 1809 ist die Stadt von größeren 
Bränden und schweren Erschütterungen verschont geblieben. Sie 
nahm eine erfreuliche Entwickelung und wurde besonders durch die 
Begründung der deutschen Kolonialschule Wilhelmshof (im ehe⸗ 
maligen Wilhelmitenkloster) weit ũüber die Grenzen Deutschlands 
hinaus bekannt. Sum Schlusse sei nur ganz kburz der staatlichen 
kntwickelung in den letzten Jahrhunderten gedacht. 1020 behielt 
dandgraf Moriß ein Viertel seines Landes, die sogenannte „Koten- 
urger Quart“, zu der auch Witzenhausen gehörte, jseinen Söhnen 
lus zweiter Ehe vor. Als 1834 die Nebenlinie erlosch, wurde 
ie Rotenburger Quart wieder mit HessenCassel vereinigt. 
Der preußisch⸗ osterreichische Krieg von 1806 machte der Selb⸗ 
tãndigkeit Kurhessens ein Ende. Das siegreiche Preußen anneb- 
ierte das Kurfürstentum und vereinigte es mit den gleichzeitig 
rworbenen Gebieten des Herzogtums Nassau und der freien 
5tadt Frankfurt zu der Provinz HessenNassau. K. 
Auf Heimatwegen. 
Der Ludwigstein. 
Von Adolf Häger. 
SBald nach dem Weltbriege hat man sich allerorten bemüht, 
Denkmäler für die Gefallenen zu errichten. Es ist viel gutes und 
iel schlechtes Geld darin angelegt worden. Ob das allerorten 
— eob wohlmeinender Seratungsstellen — mit Geschmack ge— 
chehen ist? 
Merleshaufsen mit Ludwigstein. 
Aber das steht fest: unverzinslich liegen dort die bleinen und 
großen Opfer einer schweron Seit fest, wenn wir (um es einmal 
ganz nüchtern zu sagen!) die Befriedigung örtlicher Eitelkeit nicht 
unter die Sinjen rechnen wollen. 
Doch ein Denkmal für die Gefallenen benne ich, so schön und 
hochragend wie baum ein anderes: Der Ludwigstein! Freideutjsche 
Jugend hat die zerfallene Burg gebauft und ausgebaut als Horst 
aund Bleibe für alle jungen und alten Wandervögel, die durch das 
schöne Werratal ziehn. Der Ludwigstein soll ihr Denkmal jsein 
für die vielen Gefallenen aus der Jugendbewegung. — Hätten 
wir doch mehr solcher Kriegerdenkmäler] 
Kluge Leute werden der Jugend vielleicht vorrechnen, daß sie 
iel zu viel Geld in das alte Gemäuer gesteckt hätte und anderswo 
nit denselben Mitteln viel mehr hätte erreichen kbönnen. Mag 
ein. Aber hier ging es um den Geist, und der Geist macht lebendig! 
Ddrüben auf dem Hohen Meißner hatte die Jugend 19183 die 
inigende Formel gefunden, die den neuen Léebenswillen Lund 
at. Hier im Herzen Deutschlands mußte die Jugend ihr Haus 
auen! 
(Aus: WMiktenhausen. acht Federzeichnungen von H. Knöpfel.) 
Wieviel tausend junger Menschenkinder mögen nun schon in 
ieser, ihrer Burg geweilt haben, und die alte Seit deutschen 
Holbes ist in ihnen lebendig geworden wie nie zuvor! 
Und wer von dem wahren Geist dieser Jugend etwas schauen 
vill, der muß sie harten Arbeitsdienst tun sehen am Bau und 
venn sie singend heimlehren vom Tagewert. Der Geist drückt 
ich auch in den Opfern aus, die sie für den Ludwigstein gebracht 
aben. Nicht mit Spenden, sondern mit wirklichen Opfern hat die 
Jugend diese ihre Burg ausgebaut. 
Und diese Opfer tragen reiche Sinsen! Wie viele junge 
Menschen. denen die Burg für längere oder Lürzere Seit das gast-
	        
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