Diebesturm.
Aufnahme von H. Huhn-Witzenhausen.
jank von ihrer stolzen Höhe herunter. Der Handelsverbehr war
nicht erheblich genug, den Charakter des Ortes als Handelsnieder⸗
lassung auf die Dauer zu wahren. Allmählich vollzog sich ein
Abergang vom Marbtort zum Landstädtchen, das bejfestigt war.
Die noch heute großenteils erhaltenen Mauern sind wohl zwischen
1232 und 1264 entsianden. Ein alter Stadtplan von 1742/48 unter-
richket uns über den Zug der beiden Stadtmauern, die einen
doppelten Mauerring zum Schutz der Stadt ergaben.
Die Burg ist steis nur von einer oder einigen wenigen ritter
lichen Familien bewohnt und geschüßzt worden. Die Burg—.
mannschaft bildete den Kern der Witzen⸗
häuser Wehrmacht. Aber auch die
SBũrgerschaft mußte zu den Waffen
greifen, wenn Gefahr drohte. Mehr⸗
sach ist Witzenhausen in briegerische
AUnternehmungen verwickelt worden. Dazu
führte schon die Lage an der wich—
tigen Braunschweiger Grenze und die
Rachbarschaft Göttingens. Denn zwischen
Göttingen und Witzenhausen bestand
dauernd Kampfstimmung. Wiederholten
Angriffen der Goͤttinger erlag nur die
benachbarte landgräfliche Burg Bisch-
hausen, während Witzenhausen widerstand.
j462 wurde die Stadt in die Mainzer
Stijtsfehde verwickelt. Diese brachte
Streit mit Heiligenstadt. Ein Handstreich
der Witzenhäuser mißglückte, und sie mußten,
verfolgi von dem Hohn der Heiligenstädter.
wieder abziehen.
Im Jahre 1470, am Franziskustag
(4. Obtt.), erlag die Stadt einem über⸗
mãchtigen Feind, dem Feuer. An diesem
Tage „ward Witzenhausen an vier Enden
hrennend und erbrandten 225 Hauser“.
Die Bewohner ließen sich durch den harten
Schlag nicht entmutigen. Ohne Säumen
gingen sie an den Wiederaufbau. Die
Vüͤhelmiter erwarben Grundbesitz am
Steintor und ließen dort ihr Kloster
erstehn, das in der Keformationszeit aufgehoben und an die von
Sodenhausen'jche Familie verpfändet wurde.
Die Keformation brachte in die Lirchlichen Verhältnisje Witzen ·
haujens tiefgreifenden Wandel. Landgraf Philipp beriej 1529 den
Pangelischen Prediger Antonius Corvinus aus Goslar nach Witzen⸗
hausen. Corbinus nahm den Ruf an und enthaltete wãhrend
einer Wißenhäuser Tätigkeit eine umfangreiche literarische Pro-
huktion. In Witzenhausen wirkte er 3wölf Jahre lang (1520-
840). Sei jeinein Weggang nach Lippe war die Durchführung
der neuen Lehre in Witzenhausen gesichert. Das Jahr 1601 brachte
dann die obrigkeitliche ECinführung der sogenannten Verbesserungs-
unkte und damit den Ubergang von der lutherischen zur reformierten
Konfejsion.
Zwischen 1515 und 1001 liegt die zweite und größte Slũte·
oeriode Witßenhausens. Sie beginnt mit dem Amtsantritt des
Zchultheißen Hans Motz (1570) und endigt mit der Pest des Jahres
Ihoĩ. die einen großen Teil der Einwohnerschaft dahinraffte und
die Entwicklung der Stadt auf Jahrzehnie hemmte. 900 Menschen
wurden dahingerafft. Die vielen Opfer machten die Neuanlage
eines Friedhoss zwischen den Stadtmauern nötig.
Langsam erholte sich die Stadt. 1608 bonnle die —A
mit Anterstühung des Landgrafen die hölzerne Werrabrücke durch
die noch heute erhaltene Steinbrũcke ersehen. Bald brach der
Dreißigiahrige Krieg ins Land, der den bescheidenen Wohlstand
eestios bernichtete. 16028 wurde die Stadt von ligistischen Truppen
heseht und jchwer geschädigt. Bis zum Sommer 1925 blieb Tilly
in Hessen. Su dieser Zeit durchzog auch Wallenstein das schon
bollig ausgesogene Werratal. Im Mai 16082 lagen Pappenheims
Kroaten in den Werrastädten; ein Handstreich der hejsischen
Truppen säuberte sie wieder vom Feinde. Am besten gelang der
mier dem Befehl des Obristen v. Afjeln ausgeführte Aberfall auf
Vihenhausen. Nach dem Bericht an den Landgrafen sollen die
Strapen so voller toter Kroaten gelegen haben, daß man mit
Pferden kaum darüber hinweg bommen bonnte. Die Jahre 16385
his 1081 waren die schwersisen des ganzen Krieges. Mit den
Truppen kam die Pest ins Land. Oft mußten Pfarrer und Ge⸗
neinde nach dem befestigten Münden fliehen. Die Truppenein-
juartierungen dauerten bis zum Kriegsende fort. Die Schäden,
zie der Krieg zurückließ, waren unermeßlich. Die Stadt war auf
Henerationen ͤberschuldet und gänzlich entvölkert.
Wiederbholt haben noch Truppenzũge die Stadt berührt. So
lieb der Marsch des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Branden⸗
zurg. der mit 20000 Mann vom Khein kam, bei den Witzenhäusern
n bösem Andenken. Auch der Siebenjährige Keieg verschonte
ie Werragegend nicht. Von 18001813 hatte Witzenhausen unter
er französischen Fremdherrschaft zu leiden. Schwerer waren die
zchaͤdigungen, die eine abermaiige große Feuersbrunst verursachte.
der 31. Januar 1809 war vielleicht der schreckensvollste Tag in
er Geschichte der Stadt seit 1419. In zwei Stunden standen
janze Straßenzüge in Flammen. Aber 1000 Menschen wurden
Pdachlos. 241 Wohnhäuser und Nebengebäude waren in rauchende
Aufnahme von H. Huhn-Witzenhausen.
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