schon der Name des Ortes; die Ansiedlungen, deren Namen mit
haujen“ zusammengejetzt sind, gehen in vorkarolingische Seit zurũck.
AUber die Gauzugehörigkeit der unteren Werragegend ist viel
gestriltten worden. Doch wir bönnen die untere Werragegend
unbedenklich dem Gau Eichsfeld zurechnen, dessen Ausdehnung
mit den Grenzen des Archidiabonats Heiligenstadt übereinstimmt.
In der Seit der salijchen Kaiser zerfiel auch die Gauverfassung,
und die einzelnen Gaugrajschaften zersplitterten in unendlich viele
pleine Herrschaften. Neben den gräflichen Herren, die nur noch
iber unbedeutenden Güterbesitz verfügten, standen andere, die es
fertiggebracht hatten, sich bei dem allmählichen Verfall der alten
Sauverfassung den Sõwenanteil zu sichern und mehrere alte Graf
schaften in ihrer Hand zu vercinigen. Im Süden von Mitzen
haͤujen hatten die Grafen von Bisstein ihre Gerichtshoheit ũber
mehrere Gaue ausgedehnt und beherrschten die sogenannte Ger
maramark. Im Norden hatte Graf Otto von Nordheim einen
ansehnlichen Hausbesitz zusammengebracht, der sich bis an die
pn
Kapelle St. Michgei
[Aus: Wikenhausen.
Verra erstreckte und an der Südgrenze durch den Hanstein
jeschüht wurde.
Neben den aufstrebenden Grafengeschlechtern hatte noch eine
indere Macht den Serfall der Grajschaftsverfassung vortrefflich aus-
unuhen verstanden; das war die Kirche. Wie auf dem eigent-
ichen Eichsfeld das Mainzer Erzbistum auch die woltliche Ober-
oheĩt erstrebte und erlangte, so hat im unteren Werratal schon
rũh das Kloster Fulda festen Fuß gefaßt (erstmalig durch Schenkungen
Zaels des Großen). Es gelang den tatkräftigen Fuldenser Abten,
en zerstreuten Besitz ihres Klosters im unteren Werratal zu einem
eidlich geschlossenen Komplex zu vereinigen und darin auch die
veltliche Herrjchaft auszuũben. Fulda hat zumeist das wertvolle
Zebiel nicht selbst verwaltet, sondern als Pfand oder Lehen an
beltliche Große vergeben. 1212 dehnten die Thüringer Landgrafen
hre Herrschajt auf das untere Werragebiet aus; Landgraf Hermann
warb gegen Sahlung von 300 Mark die Güter der Kirche Fulda
n Westerd als Lehen. Seit dieser Seit hat Wißzenhausen mit nur
geringen Unterbrechungen zu der
shũringisch · hessischen Landarafschaft
gehört.
Gegen Ende des 12. und in den
ersten Jahrzehnten des 13. Jahr-
hunderts gingen die Landgrafen von
Thüringen daran, ihren hessischen
Landbesitz durch die Anlage neuer
Städte zu sichern. In der Oster-
woche 1225 wurde Witzenhausen vom
Landgrafen Ludwig, dem Gemahl
der heiligen Elisabeth, zum Warbt⸗
ort erhoben und erlangte damit Stadt⸗
rechte. Die Wahl des Ortes war
durch die Werrafurt mit dem wichtigen
Übergang ins Leinetal und die schon
borhandenen, sich Lreuzenden Straßen-
züge bedingt. Die Ansiedler erhielt
die neue Stadt hauptjächlich von den
kleinen Dörfern. Die Bauern zogen
in die Stadt, ließen ihre alten Gehöfte
zerfallen und bewirtschafteten ihren
Srundbesitz von der Stadt aus. Die
Dörfer verschwanden, und die städtijche
Feldmarl wuchs.
Nach wie vor bildeten Hessen und
Thũringen zwei gesonderte Graf⸗
schaften; ihre stets nur vorũbergehende
VOereinigung in einer Hand war nur
eine Personalunion auf Seit, die die
vperfassungsrechtliche Sonderstellung
der hessischen Gebietsteile unberũhrt
ließ. Einige Jahre waren die Werra⸗
städte Wißenhausen und Allendorf
fandweise dem Herzog Albrecht von
Sraunschweig ũbertragen, der mit
einer Tochter der Landgräfin Sophie
bermählt war. Doch im Friedensschluß,
der 12604 den thuringisch- hessischen
Erbfolgebrieg beendigte, wurden beide
Stãdte endgũltig hesijch.
Anter den hessijchen Landgrafen
nahm die Stadt einen bemerbens-
verten Aufschwung. Schon zur Seit
Heinrichs J. trat an Stelle der Werra⸗
fürt, die früher den Verbehr mit dem
enseitigen Flußufer vermittelte, eine
hölzerne Brũcke. Von Anrode aus
wurde um 1265 ein Tochterbkloster
der Sisterzienserinnen in Witzenhausen
ins Leben gerufen. Doch kbonnte sich
diejer Orden nur burze Seit in Witen⸗
hausen halten. An Stelle der Nonnen
raten bald die Wilhelmitermönche.
Handels- und Marktverkehr erreichten
eine staunenswerte Blũte. Die Hand⸗
werler schlossen sich in Innungen zu⸗
sammen. Ais älteste und vornehmste
Bilde ist die der Tuchverbäufer zu
nennen.
Doch bonnten die Kaufleute ihre
ũberragende Stellung in der Folge⸗
zeit nicht behaupten; die Kaufgilde
icht Federzeichnungen von H. Knöpfel.)
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