geschichte schreiben. und die römischen Könige etwas besseres,
als Rom auf sieben Hügeln bauen, was ich beweisen will.
Keden wir zuerst von Kaff. Als uns in der Rebtorschule
Raturgeschichte gelehrt wurde und wir an den Esel bamen,
Lonnten wir's unmöglich lernen, wodurch sich der Ejel von
den übrigen Geschöpfen vorzüglich distinguierte, weil nämlich
jeder von uns ein Esel sein sollte. Folgendermaßen ging's
her. Der Esel, lehrte der Kebtor aus Kaff pag. 534 ff.,
hat eine dicke, fast unempfindliche Haut! Hatte das nun
einer in der nächsten Stunde vergessen, so hieß es: Warte,
du Esel, ich will dich's lehren! Dann gab's Prügel, daß es
ein Jammer war, und wenn die vorbei waren, dann schrie
der Kebtor: Was hat nun der Esel? Dann heulte der Ge⸗
schlagene, Ellenbogen und Rücken befühlend: Eine dicke, fast
unempfindliche Hautl — Der Esel, hieß es weiter, hat
über den Kücken einen langen Streif! Hatte das einer ver⸗
gessen, so hieß es: Warte, du Esel, ich will dich daran er—
innern. Schnapp! gab's einen starken Wichs über den Rücken.
Was hat nun der Esel? Die schluchzende Antwort war:
Einen langen Streif über den Kücken. Der Esel, rief der
Kektor, wird 20 bis 25 Jahre alt. Wie alt wird der Esel?
Wie alt? 25 sausten auf den Küchen. Antwort: 25 Jahre
nicht einmal die 5 ließ er ab). Der Esel, wenn er schreit,
schrie der Esel, schreit: hinham! hinham! und ial ial“) Wie
schreit nun der Esel? Wir hatten's vergessen. Wartet, ich
will's euch lehren! Es regnete Schläge. Wie schreit der
Esel? Hinham! hinham! ial ial auwehl — Von der Esels-
haut, schrie er, macht man Trommeln. Aber auf dem Rüchen
dessen, der's vergessen hatte, jchlug der Kebtor eine Keveille
des Gedächtnisses. Was macht man nun aus der Esels-
haut? Trommeln! Herr Kebtor, ach du lieber Gott!
Trommeln! —
Mit den sieben Hügeln verhält es sich so. Die größeren
Jungen — es waren schon ziemliche Schlingel — hatten
heim Kebtor von 10-11 und wir Kleinen von 11 -512 Ahr
Privatstunde. Eines Tages nun kam ich um 11 Ahr, aber
doch etwas zu frühe, in die Schulstube, und drückte mich
bescheiden in die Ecke. Der Kebtor sah mich zwar, ließ sich
aber nicht irremachen und fragte eben einen von denen, die
vor ihm saßen, auf wieviel Hügeln Kom erbaut sei. Eine
Frage, die mich wegen ihrer Schwierigbeit in gerechtes Er—
aunen setzte. DVergnügt rieb ich mir die Hände, weil ich
dachte, es ist gut, daß du nicht da sitzest und die Frage zu
heantworten hast. Ein ganz großer Bengel antwortete nun:
auf zehn Hügeln! Entweder hätte er bein großer Bengel
ein oder richtig antworten sollen, denn beides kam mir zum
Schaden. Den Kebtor jagte die Sahl zehn wie ein Slitz
hom Stuhle auf, und sein Gesicht glühte in historischem
Zorne. „Du ErzGeneral⸗Schafkopf!“ war der erste Donner-
schlag auf jenen Blitz, und nun fuhr er fsort: „Dort der
Kleine in der Ecke (hier meinte er mich) soll dich beschämen!
Komm mal her, du!“ Mit Sittern naht' ich. „Auf wieviel
Hügeln ist Kom erbaut?“ Mir fiel zunächst eine sehr ange-
iehme LEustpartie bei Lenzbach ein, wo man eine schöne
Aussicht hat, und welche „Die neun Hügeln“ heißt. Sugleich
vollte ich von jenen zehn doch etwas abziehen und platzte
aljo heraus: „Auf neun Hügeln!“ Auf diesen neun Hügeln
zam das Gewitter zur vollständigsten Entladung, und wer be—
zam die Schläge? Ich, der Kleine, der mit aller Gewalt
heschämen sollte und es doch nicht bonnte, ich bekam die
Hiebe, der ich doch nur neun Hügel gesagt hatte und so der
Wahrheit doch um einen Hügel näher gerutscht war, während
der andere gar drei Hügel der Stadt Kom zugelogen hatte,
ohne nur einen einzigen Schlag dafür zu erhaschen.
e Ich folge hier einer authentischen Quelle. nämlich Kaff a. a. O.
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Anschwer wird der Leser aus diesem allen schließen, daß
ch in der Naturgeschichte sowohl als in der Geschichte wenig
rofitierte. Ebenso auch im Konjugiccen. DVon amare ist mir
»as Activum immer leichter geworden als das Passivum.
zch kbann hierbei nicht unbemerbt lassen, wie gewissenlos
Bröder seine Beisjpiele der lateinischen Konjugationen gewählt
at. Sind sie nicht ein wahrer Koman? Fängt nicht die
Janze Geschichte mit Liebeleien durch alle Tempora an, und
aßt er nicht, nachdem alles hortari, doceri, fateri, legere,
oqui und audire vergebens gewesen ist, die traurige ex-
erientia hinten nachhinben? Bröder ist allein schuld, wenn
er Schüler mit dem Konjugieren zugleich zu lieben anfängt.
Mehr dagegen, als in obigem, habe ich in der Naturlehre
selernt und über manche Dinge eichtigere Begrijffe erhalten.
5o fing ich z. B. als bleiner Knabe oft das Kegenwasser
juf und schmeckte es, in der Absicht, etwas ganz Besonderes
aran zu schmecken, weil es nämlich aus dem himmlijchen Brunnen
am, aus dem der liebe Gott und die Engel tranken. Später,
ils ich Naturlehre lernte, hat mir der Kebtor diese Dumm-
eit ausgebläut. Jetzt regnet's Kegenwasser statt Gottes-
runnen, und der liebe Gott und die Engel sind mir über
en Kopf gewachsen, und mein liebes bleines Kindertraum-
uch ist zum Katechismus geworden. Ach, ich möchte mich
och einmal sehen, wie ich das Kegenwasser bostete und dabei
indächtig nach dem Himmel sah, und den Glauben an das
Cheisteindchen möchte ich auch noch einmal wieder haben,
ind auch den Glauben, daß alle Menschen gut wären. Man
vird rasend vernünftig, wenn man erst groß wird.
Jetzt hat mir der liebe Gott bereits 25 Goldstücke ge—
jeben und mir dabei gesagt: ich sollte fröhlich damit spielen.
Sie sollten alle mein gehören, aber ich sollte keins davon
ʒerlieren, und wenn ich müde wäre, wollte er sie mir auf-
»eben und mir demnächst einen schönen Christbaum dafür
aufen. Ich wollte, ich bliebe noch lange leben. denn diese
Soldstũcke sind Jahre. —
Ich freue mich über diese Abschweifung und kann nun
iniges daranbnüpfen. Suvörderst muß ich bekennen, daß
h in des Kebtors Prügeljystem weiter nichts als einen
euen Beweis gründlicher Pädagogib erblicke und mich freue,
u dieser Erkenntnis gelangt zu sein. Die gewöhnliche irrige
NReinung vom Gegenteile rührt offenbar daher, daß die
)rügel den ersten Völkern als etwas Anangenehmes und
Anbehagliches erscheinen mochten. Aber so inbonsequent
st der Menschl Mir ist die Haferjsuppe schon als Knabe
uwider gewesen, einem andern ist es die Sagosuppe,
iĩnem dritten die Keissuppe uswv. Aber alle diese Suppen
ind sehr gesund. Warum sollte nicht auch eine gute Prũgel-
uppe, obschon sie nicht jedem Unkundigen mundet, zuträg-
ich jeinl So mochte mein Kebtor denken, und in der Tat
atte er recht, aus vielen Gründen. Es ist bekannt, daß
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Zehirn durch den Rückgrat ausläuft. Im Gehien sitzt aber
er Verstand, der Scharfsinn, das Gedächtnis. Es ist da-
her schlau, durch Kißeln und Anregen des Rückgrates
nittelst Schläge das Gehirn und somit den Scharfsinn zu
ecken und, wie der Keobtor auf diese Weise tat, in steter
Vachsambeit zu erhalten. Was bann überdies ein wohl⸗
vollender Kebtor, wenn er aus dem Knaben einen hoffnungs-
ollen Schüler bilden will, besseres tun, als daß er ihn
nit der Farbe der Hoffnung übermalt? Was kann er,
rag' ich, um sich das Andenben an die Lehren des Guten
tets im Knaben zu erhalten, besseres kun, als ihm die
farbe des Dergißmeinnichts sanft aufzudrücken? Was bann
r, frage ich weiter, um patriarchalischen Frieden in der Schule
inzuführen. besseres anwenden. als iedem Schüler die