Dom Pulsschlag der Heimat.
Aus der Schwalm.
Saste Ewebath).
Denn vor der Hochzeit,
Da war'n wir Schatzleut,
Und nach der Hochzeit,
Da war'n wir Ehleut.
Und du weißt es gar zu gut.,
Daß ich dich ewig lieben ku.
Und vor der Hochzeit,
Da gab es Küsse,
Und nach der Hochzeit,
Da gab es Schmisse.
Und du weißt es gar zu gut,
Daß ich dich ewig lieben tu.
hörte zu und gab mir hernach sechs gute Kreuzer, indem er fragte,
ob ich noch mehr solcher Dinger auf Lager hätte. Ich antwortete:
„Die gehen mir auch in langer Seit nicht aus.“ „Gut“, meinte
her Herr Hauptmann, „von heute ab trägst du jeden Tag einige
Hedichte vor und holst die weiter täglich deine sechs Kreuzer“.
Ich weiß eigentlich nicht, wie lange die Geschichte anhielt, aber
eine ganze Keihe von Wochen muß das gewesen jein ...“
Im Kriege 18710 hatte Johann Heinrich Schreiner einen
Nebenmann namens Geitz oder, wie er den Namen mundarktlich
russprach: Gekz, eine etwas rauhe Haut. „Schmeiß sie auf den
Kopf!“ das war einer seiner beĩi passender und unpassender Gelegen-
eit gebrauchten Sätze. Doch mag unser alter Kannhinerch wieder
elbst erzählen. „Gelangten wir da eines Tages nach Lafére (in
dordfrankreich) und quartierten uns auf Puff selber ein. Bei dem
zuchen nach einem recht guten Quartier bamen wir auch in ein
zroßes Haus; alle darin waren vor den Prussiens ausgerissen.
urückgeblieben fanden wir nur ein altes Mütterchen. Gar bald
nerbte ich, daß es eine Jũdin war, und fragte sie dann auch direbt.
zie bejahte lebhaft und erblärte sich bereit, uns aufzunehmen,
oenn wir einen Quartierzettel vorweisen Lönnten. Das war aber
jerade unjere wunde Stelle. Es entspann sich darüber eine lange
Unterredung. Sie bat um den Quarktierzettel, und ich erklärte,
ch wũrde sofort zum Kapitän gehen, wenn sie uns nicht aufnehme.
Nein Freund Gebz war für burzen Prozeß. Immer wieder
rummté er: „Schmeiß das alte Mensch auf den Kopfl“— Ich
naußte ihn bedeuten, daß dazu gar beine Veranlassung vorliege.
dun folgte eine sonderbare Wendung, die alte Frau verschwand
uf einige Augenblicke, bLehrte aber bald zurück und brachte eine
flajsche mit Kognab und zwei Gläser. Sie füllte diese und forderte
ins wiederholt eindringlich zum Trinken auf. Es war uns streng
erboten, eftwas zu genießen, da Vergiftungen vorgekommen waren.
Vieder ließ sich Gekz vernehmen: „Schmeiß doch das alte Mensch
iuf den Kopf, die will uns sicher vergiften.“ Ich machte der
jranzõösin bemerblich, sie möge erst trinken, da wir annähmen, sie
volle uns vergiften. Sie wehrte lange ab, indem sie uns begreif-
ich zu machen suchte, sie werde leicht betrunben. Jetzt ging es
ber wie Verstehen ũber ihr runzeliges Gesicht, sie nahm eins der
ßläschen und leerte es bis auf den Grund. Nun haben wir dem
juten Kognaß — und er war wirkblich vorzüglich — ordentlich
ugesprochen, fanden auch bei der alten Frau Unterbunft. Diese
vãrmte, während wir trankben, ihre Hände über einem offenen
leinen Feuer im Kamin und redete mit sich selbst: „Kamerad
Seit mischant (bõsartig), Kamerad Hari bon (gut). — Ein ander⸗
nal lagen wir in einem Quartier, in dem uns der Quartierwirt
zlleich am ersten Tage klar machte, daß seine Betten vorzüglich
eien. Er drückte eins der Sprungfederbetten nieder und ließ es
dann wieder emporschnellen. Dazu bemerbte er: „bon. trebon
gut, sehr gut)“.
So erzählte der alte Kannhinerch wohl einige Dutzend Stücklein
ius diesem Kriege. „Ich war“, sagte er wie entschuldigend, „der
dermittler, weil ich Französijsch Lonnte. Das hatte ich von meinem
Unteroffizier gelernt“ Kamerad Geitz aber spielte immer die
Kolle des „wilden Mannes“, wie oben angedeutet.
Außer den Kriegs- und Friedenserlebnissen waren es „Mären
rus Tausend und eine Nacht“, die erzählt und immer wieder gern
zehört wurden.
Es bam dann ein Roman an die Reihe, in dem ein gewisser
Zarl Schmidt eine ganz besondere Volle während des Beginnes
ind Verlaufes des Siebenjährigen Krieges inne hat. Der alte
5chreiner hatte sich das Buch irgendwo geborgt und war so
egeistert von seinem Inhalte, daß er sich die ganze Geschichte
ibschrieb. Oftmals mußte er den Inhalt dieses Romans erzählen.
Und das geschah mit einem bewundernswürdigen Gedächtnis.
Die Suhörer bebamen als Subost auch manchmal allerlei
Sesãtzer (Erzãhlnisse) von ‚Wahnerdingern“ zu hören: Am Opfer⸗
trauch sei an Herbstabenden eine wabernde Laterne gesehen
vorden; in dem und dem Hause im Dorfe spube es u. drgl. mehr.
Es folgte auf so etwas allemal atemlose Stille, und manch
inem der Zuhsörer hat sich an soslchem Abend, wenn er auf dem
sachhauseweg ein etwas verdächtiges Geräusch hörte, die Behel
Kappe) von selbst gehoben.
Ja, der alte Schreiner war ein spannender Erzähler, aber
zin näerscher Kerl insofern, als er aufs Wort alles das glaubte
— was er gedruckt fand. Schw.
Machdeuck nur nach re en mit dem —A gestattet.
derausqeber: Konrad Berenecker. Deuch und Verlag: MA. Berenecher in Melsunger.
Dieses humoristische Volkslied paßte sjo recht auf Baste Ewelath.
Ihr Mann „zog sie schon beim ersten Laib Brot“, und weiter
wuͤrde sie jeden Tag von ihm mörderlich verdowakt (verhauen).
Daran gewöhnte sie sich so, daß sie nicht eher ruhte, bis sie ihr
Fell vollkeiegte, und es geradezu darauf anstellte. Da fand diese
Drescherei eines Tages ein jähes Ende. Auf der Wiese hatten
Baste einen Wagen voll Heu geladen und der sollte gebunden
werden. Der Heubaum wurde auf das höchste Geleg geschoben.
und Baste Ewebath ihr Mann half drücken, damit der Wagen recht
fest gebunden werde. In dem Nugenblick brach der Heubaum in
der Mitte durch und Baste Ewebath ihr Mann fiel vom Wagen
schnurstracks auf die Erde. Dabei hatte er das Genick gebrochen.
Tot brachten ihn seine Frau, die Knechte und die Mägde nach
Hause. Das gab einen großen Aufmarsch und ein Wordsrird
(Durcheinander). Aber alle dicken Tränen, die vergossen, und
alle tiefen Seufzer, die ausgestoßen wurden, machten den Mann
nicht wieder lebendig. Er war und blieb tot und wurde bald
begraben. Baste Ewelath trauerte rechtschaffen ein ganzes Jahr
um ihn in tiefschwarzen Kleidern, wie das Sitte und Herkommen
verlangten. Dann heiratete sie ihren jetzigen Mann. Hatte sie
ihr erster menschlich und nach Noten verdroschen, so haute ihr dieser
zweite das Fell ohne Noten und unmenschlich voll. Er sagte dann
allemal bösartig und ingrimmig: „Dich brauch ich mal, wenn du
gestorben bist, nicht in den Schwarzenbörner Teich zu tragen, damit du
berfaulst (verwesest), wie das mancher Mann mit seiner Frau tun
muß; denn du bijst schon bei lebendigem Leibe weich gebllopft worden.“
Schreiend fährt der Hobel ũber das Brett und speit dabei
einen langen Hobelspan aus. Der das Werkzeug so gut zu führen
weiß, das ist der Meister Johann Heinrich Schreiner. Drei Jahre
war er in jeinen jungen Tagen Schreinerlehrling, und als Gejelle
hat er dann mehrere Jahre „gewandert“. Diese Wanderung breuz
uͤnd quer brachte ihn weit herum, und mancherlei bekam er auf
ihr zu jsehen und zu hören. Dann folgte die Militärzeit. In
Marburg mußte er sich stellen. Auf dem Marsche dahin machte
er die „dreückende“ Wahrnehmung, was ein von fürsorglichen
Eltern wohlgefüllter Gaͤrgesack (Sack, dessen beide zugenähte
Enden von einem in seiner Mitte befindlichen Schlitz aus voll⸗
gestopft werden konnten — zuletzt nur noch bei Samenhändlern
und Haarkäufern zu sehen) für den Träger zu bedeuten hat.
Während der Kreiege 1866 und 1810 stand Johann Heinrich
Schreiner beim Militär und kämpfte in diesen Feldzügen mit. Auf
seinem Lebensweg ist ihm viel begegnet, von dem er nun erzählen
kann. So weiß er von seinem Wanderleben manches lustige
Stũchlein, das er erlebt und erlauscht hat, zu berichten.
Auch der Krieg 1866 bietet ihm reichlich Stoff zum Erzählen.
Halb hochdeutsch, halb in der Mundart erzählt er: Befehl, uns zu
jtellen, hatten wir weiter nicht. Aber in meinem Militärpasse stand,
daß ich mich auf alle Fälle 3 Tage nach der Mobilmachung ein.
finden mũsse. Auf Umwegen, daß mich die Preußen, die schon
im Hesjenlande waren, nicht erwischten, ging's über Alsfeld und
Hanau nach Mainz. In Hanau wurde ich eingebleidet, auch viele
andere fanden sich ein, und wir hatten, nachdem wir einexerziert
waren, Vorstellung vor der Kurfürstin. Später bamen wir nach
Mainz. Es läßt sich nicht sagen, was dort für ein langweiliges
Leben herrschte. Wir halfen, wie wir später oft spottweise hören
mußten, dem Kurfüũrsten das Land ver—trinken. Eines Tages
irug ich so'n Ding (Gedicht) vor, auch unser Hauptmann
) Eva Katharina. *) Johann Heinrich.
Der alte Kannhinerch **).