wie starb und geschickt! Seine Käder rollten
zu Tale, erreichten das Siel, daß ich mich
schämte und zornig wurde. Doch er lachte
er verstand's.“ — Einprägsam ist auch die
Szene zwischen Eberhard und Sunhild, die
Eberhards hochherzigen Entschluß des VDer⸗
zichts besiegelt und Heinrichs Kommen be
deütungsvoll vorbereitet. Eberhard dankt der
Ahne: „Dank, Ahne! Es gibt so böse
Träume. Sur Klarheit hast du mich geweckt,
zur Treue mich zurückgerufen gegen den
SBruder, zur Treue gegen ein Herz, das
traurig ward. Hatte des Besten vergessen:
Den Schild der Ehren hochzuhalten mit dem
alten Spruch: Hesjjen sind treul“ In
unserem borüussifizierten Hessen mögen heute
gelinde Sweifel an der sprichwörtlich gewor⸗
denen Hessentreue berechtigt sein. Auf der
Bũhne sloriert sie noch; doch im Leben scheint
sie erstorben.
In dem vortrefflichen Spiel stört nur die
allzuhãufige Anwendung der Inversion, die
alteriüũmeind wirken sjoll, aber durch ihre
Häufung das Gegenteil bezweckt und den
runstlerijjchen Genuß beeintrãchtigt. Alle Per
sonen des Stückes, sogar die Hunnensendlinge
bedienen sich diejer Umkehrung der Wort
folge, gegen deren sparsamen Gebrauch durch⸗
aus nichts einzuwenden wäre.
Die Darsieller geben in nachempfindender
Oerlebendigung ihrer Rollen, in klarem Ausdruck und straffem
Zusammensoiel gute Leistungen. Herrliche Bühnenbilder, deren
Herweilen man wünscht, bieten sich den Blicken. Rauschender
Beifall lohnt zum Schluß Darsteller und Dichter. Dieje Seijalls-
bezeugungen find zugleich auch ein Danb an den Kegisseur des
Festjpiels Direbtor Scheurmann aus Cassel.
Ser Abend sieht die alte Stadt mit ihren Plätzen, Gassen
und Winbeln in strahlender Beleuchtung und die Menschenmenge
in froher Erwartung des Sonntags. Das 18. Kurhessische Bundes⸗
schießen in Cassel, das leider mit Fritzlars Jubelfeier zujammenfäallt,
scheint, nach dem Fremdenzustrom beurteilt, bLeine Beeinträchtigung
herbeizuführen. So kann der Bürgermeister auf dem Warkbtplatz
uͤnabjehbare Scharen der Festgäste begrüßen, die dann durch Gesang
und Musikvorträge auf dem Festplah bewillkommt werden.
Ochsengejspann mit dem Stumpf der Donareiche.
Hofphotograph Eberth, Cassel.
Zeiner der hohen Erschienenen nimmt zur Ehre der Jubilarin das
Vort, wie vielfach erwartet wurde. Deshalb werden sie uns auch
n diesem Festbericht die Nennung ihrer hohen Ramen gern erlassen.
Buhne und Vorbühne tragen reichen Flaggenschmuck. Nur
ie Reichsfarben fehlen. Dafür prangen Schwarzweißrot und die
ßanner des Jungdeutschen Ordens ũber der Schar der Erlesenen
iuf der Bühne. Um halb elf beginnt die Feier. Die Kegiments-
apelle des 5. Art. Kegts. (Fulda) unter Leitung des Musikmeisters
»ewers setzt ein. Feierlich und getragen schwellen die Klänge des
Fanget an!“ aus Kichard Wagners Meistersingern durch die
erãumige Halle. Ein Männerchor bringt der Heimatstadt einen
nachtvoll blingenden Gruß: „Traͤute Stadt am Edderfluß!“ dar,
jedichtet von Kiedel und Benl, vertont von Carl J. Altmann.
Nun fehjelt Dechant Jestädt die lautlos lauschenden Festgäjte
zurch eine Kede, die in Gedankenreichtum, Aufbau, poetischer
raft uünd Feinheit der Oiktion ein rhetorisches Meisterwerb ist.
æurzlebig ist der Mensch, so führt er aus, langlebig sind seine
zchoͤpfungen: Stãdte und Keiche. Doch auch sie sind dem Wandel
interworfen und erleben versonnene Jugendzeit, tatkräftige Mannes-
eit, schwunglose Greisenzeit. Dieser Rhythmus des Geschehens,
her sich im Heben und Senken, Kommen und Gehen auswirbt,
ist auch in der Geschichte Fritlars und des
deutschen Reiches zu erbennen. Beide sind
denjelben Abwandlungen des Werdens,
Slühens und Verblühens unterworfen. Mit
dem Keich und durch dieselben Männer, die
es schufen, geworden, darf Fritzlar, diese
alteste Stadt Hessens, füglich als ein Kind
des Keiches bezeichnet werden, das dessen
Herrlichkeit und Erschütterungen miterlebt
und Sinnbild des Glanzes und der Not,
doch ebenso hoffnungsvolles Wahrzeichen
eünftigen deutschen Aufstiegs ist. Fritzlar
in seinem Werden und in seiner
geschichtlichen Entwicklung ein Sinn—
bild und Wahrzeichen des Reiches im
wleinen — das ist der Kern der Kede.
An Fritzlars Wiege stehen drei Männer:
Bonifatius, Karl der Große und Heinrich J.
Sonifatius fällt die Donareiche und
gründet 124 Kirche, Kloster und Klosterschule
zu Fritßzlar. Fritzlar ist die erste Schule,
St. Wisbert der erste Lehrer Hessens. Fritzlar
jt der große Lichtherd, von dem sich die
Strahlen christlichen Glaubens, christlicher
Sitte und Kultur ins Land ergießen. Von
Feitzlar aus werden in den buchonischen
Väldern Hersfeld und Fulda gegründet.
Karl der Große nimmt 182 die Fritz
arer Kirche in böniglichen Schutß und begabt
sie mit reichen Schenkungen.
Festgottesdienste aller Bebenntnisse und Ehrungen der gefallenen
Helden durch Kranzniederlegung an den Kriegerdenkmãlern leiten
den Hauptfesttag ein, dessen Höhepunkt der Festabt mit der Rede
des Bechanten Mjgre. Jestädt bildet. Der Festabt vollzieht sich
in Gegenwart hoher und höchster Behörden oder ihrer Vertreter.
Kaiser Otto J. mit Gefolge
»photograph Eberth, Cassel.