aber nahm seine beiden Kinder an der Hand, ging mit ihnen
in die Küche und flüsterte dem Hofnarren ein paar Worte
zu. Der nickte, lachte und sprang mit gleichen Füßen auf
Eberhards Hackbloß und rief: „Hört an, ihr Köche,
Köchinnen und Küchengesinde! Der König will Euch das
aeue Fleischhackerehepaar vorstellen: die Küchenmagd Lore
und den Fleischhackerbuben Eberhard!“ Eine Weile war
alles mäuschenstill. Dann aber brach ein gewaltiger Jubel
los. Alles Küchengesinde umdrängte das junge Paar, und
als der Oberhofprediger kam, da gab es einen Hochzeits-
zug, der war schöner als je einer. Voran gingen zwei
Küchenjungen, die mit Kupferdeckeln eine schöne Musik
nachten, dann kamen Küchenmädchen mit Keibeisen, Koch-
öffeln und allerhand Gerät, und hinterdrein humpelte der
dicke Koch und trug einen eben fertig gewordenen Kuchen
uuf einer großen Platte. Die eigentliche Hochzeit wurde
n der Küche gefeiert, und der König war so fröhlich wie
in jeinem Leben. Als dann alles six und fertig war,
igte er: „So, nun hat der Scherz ein Ende. Mein Schwieger-
ohn zieht natürlich ins Schloß und wohnt bei mir, und
enn ich einmal sterbe, dann wird er König. Einer, der
as Hackebeil so tüchtig geschwungen hat, wird wohl auch
in Schwert führen lernen, und einer, der sich die Liebe
iner Königstochter erwerben bann, wird sich wohl auch die
diebe eines Volkes erwerben bönnen!“ Die Trompeten
liesen Tusch, Mützen flogen in die Höhe, und endloses
zurra und Hoch erktönte.
Eberhard und Lore aber lebten vergnügt und glücklich, und
das Band der Liebe, das sie zusammenfesselte, brach ebenso⸗
penig, wie das Seil, das Eberhard einst vom Fenster herunter⸗
eholfen hatte; ihre Lleinen und großen Schwächen aber trugen
je huckepack. wie Lore ehedem ihren Eberhard getragen hatte.
Slaue Stunde õ DVon MAdolf Häger.
Da bommt ein Sitronenfalter,
Ein sonnentrunbener Sommervogel,
Schwebt und schwebt
UÜber dem goldenen Strauß
zwei Spannen vor unsern Wimpern.
Meines Kindes Augen staunen
Das Wunderding an
So nah, so groß und seltsam fremd!
Und wie ich schaue und schaue,
Ist's meine Seele!
Die schwebt, ein trunkener Sommervogel,
Uüber dem goldenen Strauß
Dieser seligen Frühlingsstunde ...
Mein Kindchen und ich,
Wir liegen im silbernen Vorjahrsgraje,
Das von tausend jungen Häimchen durchsprießt ijst.
Slinzelnd liegen wir da,
Hon junger Sonne ganz vollgesogen.
Swei Spannen vor unseren lichtschweren Lidern
Holdet ein Strauß von Anemonen und Himmelsschlüsseln.
Ein Mässerlein singt sein silbernes Frühlingslied.
Das Fink und Amsel vom Waldrand
Mit hellen Cadenzen verzieren,
Der Specht lacht klingend darein —:
Du blaue Stunde!
⸗
Aus alter Seit.
Aus einer Dorfschronib.
VDon A. Albrecht.
Es ist schön, wenn die Eller erzählt von alten Seiten, was
hre Großmutter einst zu berichten wußte von vbergangenen Tagen.
Da hört jeder gern zu, und Leinem wird die Seit lang. Aber die
erzählenden Großmütter sterben leider
mmer mehr aus, und Lbeiner hat es
aufgeschrieben, was er einst gehört.
Darum geht vieles verloren, was
uns Kunde geben böonnte von der Der⸗
gangenheit unserer Heimat. Schrijt-
liche Nachrichten ũber unsere bleinen
Dörfer aus alter Seit finden sich
raum. Es ereignete sich ja nichts
Besonderes, was des Aufschreibens
wert gewesen wäre. Berũühmte
Männer und Frauen, Kriegshelden
vie Blücher, oder Gelehrte wie
Luther, und Dichter wie Paul Gerhard
oder Schiller sind auch nicht in unsern
Oörfern geboren; deshalb hat die
große Welt von uns beine Notiz
jenommen. Troßdem wüßten wir
gern auch von denen, die hier so
gleichsam im Verborgenen gelebt
haben, weil es ja unsere Däter waren
uͤnd ihr Blut noch in unsern Adern
sließt. Da werden uns die wenigen
Zeugen, die von den vergangenen Geschlechtern und ihrem Leben
unde geben, doppelt wertvoll, und wir sehen einmal alles, was
uins umgibt, daraufhin an, ob es uns nicht etwas erzählt aus der
Dergangenheit. Es gibt doch mancherlei, auf das man nur noch
nicht so recht geachtet hat, weil einen noch beiner darauf aufmerk-
jam gemacht.“ Da sind die Namen der Häuser und Fluren, die
ins schon manches künden, was in beinem Buche geschrieben steht,
Namen, deren Bedeutung man vielfach gar nicht mehr weiß und
persteht. Es finden sich ja nicht mehr ũberall, wie in der Glasdelle
die Glasscherben, Seugen, die uns den Namen erklären und seine
KichtigbLeit beweisen.
Wo die Schneidemũhle ist, das weiß jedes Beenhäuser
Kind. Wer aber jetzt die Schneidemühle betritt, der jucht vergebens
ach einem Mühlrad und einer Schneidjsäge; er sieht nur noch das
Vaßer durch den ehemaligen Mühlgraben am Hause vorbeifließen.
die Alten wisen noch, daß dieses Haus einst Glmühle gewesen
st, in der sowohl die Bucheckern aus den umliegenden Wäldern
als auch der Kaps, der früher auf
unsern Ackern gezogen wurde, zu Gl
und Glbuchen verarbeitet wurden.
Dor zweihundert Jahren wurde dort
auch noch Holz geschnitten, wobei
es ohne Unfälle nicht abgegangen
ijt. Im alten Totenbuch von Been—
hausen steht: „Im Jahre 1136 am
J. Juli ist Johann Henrich, Johann
Hermann Hahns von Mühlbach
Söhnlein, so auf hiesiger Schneide⸗-
mũhle von einem Schneidglotz getötet
worden, begraben worden, alt 11 Jahr
weniger 3 Monathe.“ Der Namen
Vl· und Schneidemühle ist haften
geblieben und wird bleiben, wenn
auch nichts mehr auf Beruf und
Arbeit der früheren Bewohner hin⸗
weist und auch der Mũhlgraben noch
perschwunden jein wird.
Nicht weit von der Schneidemũhle
Photoge. W. Muhr. liegt die Pulverwiese; die jahr⸗
hundertelang, bis zur Verkboppelung
n Jahre 1912, zur Pfarrei gehörte. Nun haben die Beenhäuser
ojarrer weder das Pulver erfunden, so bluge Leute auch manche
on ihnen gewesen sind, noch haben sie auf ihrer mageren Pfrũünde
as Pulvermachen als lohnenden Nebenverdienst betrieben, soweit
e alten Schriften darüber Kunde geben. Auch hat wohl beine
hulverfabrik dort einst geblũht oder ein Pulverturm dort gestanden,
n dem man Pulver verwahrte; wohl aber ist die Wiese einst im
Zesitz eines Pulvermachers gewesen. Wann er gelebt und wie
r geheißen hat, wird sich nicht mehr feststellen lassen. In dem
Kegister der heiligen Sinsen von Beenhausen vom Jahre 1685
ehl. daß „Haus KRoßings Erben an ablößlichen Geltzinsjen 23 KRthle.
Burg Hanstein.