jeinem Fensterchen und sagte mit einer jämmerlichen Stimme:
„Meine liebe, gute Lore, ich kann ja nicht hinunterkommen,
nan sieht ja im Schnee meine Spuren!“ Da lachte die
Peinzessin, wie sie seit langer Seit nicht mehr gelacht hatte.
Komm nur herunter, du Hasenfuß, du wirst schon sehen,
wie wirs machen!“ Und da ließ sich denn der Eberhard am
Seil hernieder. Ehe er aber die Füße auf die Erde setzte,
schob Lore ihren Rücken hin und nahm den Eberhard hucke⸗
pack und trug ihn bis zu einem bleinen Gartenhäuschen. Da
standen sie nun, unterhielten sich und redeten von ihrer Liebe.
ind wie sie einst heiraten wollten. Lore dachte, der Eber-
hard könne ganz gut König
woerden, Eberhard aber meinte,
Lore würde sich als Fleisch-
hackersfrau auch ganz gut
machen. Als sie ausgeschwatzt
hatten, nahm Lore den Eber⸗
hard wieder auf den Rücken,
trat sorgfältig in ihre Fußtapfen
und krug ihn bis zu dem Seil.
Da bonnte er denn ohne Not
hinaufklettern und lachte und
freute sich nachher in seiner
Kammer über die Schlauheit
seiner schönen Lore.
An demselben Tage aber
hatte die Kammerfrau argen
Husten. Sie dachte: „Ach,
ich gehe in den Kosengarten
und klaube mir ein Händchen
voll Isländisch Moos unter
dem Schnee hervor und boche
mir einen küchtigen Tee.“
Da sah sie auf einmal, wie der
Eberhard am Seil herunter⸗
eletterte, wie Lore ihn hucke⸗
pack nahm und dann mit ihm
im Gartenhäuschen stand und
Zwiesprache hielt. Da wurde
es ihr mit einem Male klar,
warum die Lore in der letzten
Zeit wieder so munter und
fröhlich war, und sie lief, so
schnell sie ihre alten Beine
trugen, zum König. Sie hätte
ihm die Neuigkeit gar zu gerne
brühwarm gebracht, aber der
König ließ sie nicht ein.
Der Hofnarr hatte nämlich
ein Eichhörnchen gefangen und
zu allerhand lustigen Künsten
abgerichtet; das führte er ge-
rade dem König vor, und das war wichtiger als die Mär
einer alten Frau. So mußte sie ihre Weisheit bis zum nächsten
Tage behalten, stand aber schon in der Frühe auf und wartete
zwei volle Stunden, ehe sie zum König bommen konnte. Der
König empfing sie mit einem erstaunten Blick, als sie so geradezu
heraussprudelke, was sich Furchtbares begeben habe. Dann
aber sagte er: „Das muß ich einmal meinem Hofnarren jagen!“
lief fork und ließ sie stehen. Die Kammerfrau raufte ihre
Haare. „Ja, ja, die WMannsleut, die sind noch jchlimmer
wie die Weibsleut!“ sagte sie und bonnte sich nicht beruhigen.
Da war aber der König auch schon wieder zurück und sagte:
„Komm mit, ich will die Geschichte einmal ansehen!“ Sie
stellten sch nun hinter ein Fenster. so daß sie von den Gar—
inen ganz verdeckt wurden, und spannten, bis die Prinzessin
n den Kosengarten ging. Dann schlupften sie hinterdrein.
der König Lauerte sich hinter einen Baum, und die alte
Zammerfrau kauerte sich hinter den anderen Baum. Der
hofnarr aber verbroch sich im Gartenhäuschen hinter ein
Zündel Erbsenstroh. Sie brauchten nicht lange zu lauern.
Das Turmfensterchen klirete, das Seil wurde herunterge—
afjen, Eberhard kletterte hernieder, und Lore trug ihn hucke-
äck ins Gartenhäuschen. Da trat der König zornig hinter
einem Baum hervor, ging geradeswegs auf Eberhard los
ind sagte: „Aha, mein Bürschlein, da hätten wir dich jal“
Eberhard sah nur seine Lore
an, und als er merbte, daß
ihre Augen tapfer leuchteten,
da sagte er beck: „Ja, lieber
Dater, da hättest du mich!“
und machte die Arme weit,
als wolle er den König um—
armen. Der Hofnarr hatte das
gesehen, sprang hinter seinem
Erbsenstrohbündel heraus, gab
Eberhard einen Schupps und
bums, flog er dem König
gerade um den Hals. Da
prang auch die Lore fix zu und
drückte ihren Dater so lieb, daß
der sich der beiden gar nicht
erwehren bonnte. Er rief nur
mmerzu: „Seid doch einmal
»ernünftig, ihr Kindsköpfe!
Seid doch einmal vernünftigl“
Da sagte der Hofnarr: „Herr
König, sagt Ja und Amen,
dann ist die ganze Geschichte
im Lot!“ Die alte Kammer—
srau bam hustend herbeige-
reucht: „Herr Königl Herr
Königl!“ schrĩe sie, „Ihr werdet
»och Eure einzige Tochter
nicht einem Fleischhackerbuben
geben?“ Das gab dem König
zinen argen Stoß. Er machte
sich frei, zog ein sehr, sehr
eenstes Gesicht und sagte:
Lore, sag einmal, willst du
virklich Frau Fleischhackerin
vperden?“ Lore neigte ihr
Köpfchen und flüsterte: „Da⸗
ter, ich will den Eberhard
zum Mann. Was er ist und
treibt, das soll mir ganz
einerlei sein. Sag einmal,
vas hätte ich von der schönsten Krone und von dem herr—
ichsten Prinzen, wenn ich ihn nicht lieb haben Lönnte?“ Da
ickte der Hofnarr und sagte: „Herr König, Eure Tochter
at recht!“ Die alte Kammerfrau aber schrie: „Die Prinzessin
st krank, Herr König, die Prinzessin ist Lrank! Sie redet
m Fieber!“ Da lachte Eberhard so herzhaft heraus, daß
ruch der König lachen mußte, und sagte: „Nein, liebe, alte
Mummelmusche, diesmal brauchen wir kbeinen Hofarzt, dies
nal brauchen wir den Pfarrer.“ And er steckte die beiden
finger in den Mund und pfiff einen hellen lauten Pfiff.
Da kam ein Kammerdiener angerannt und fragte nach des
Zönigs Begehr. Der König sagte: „Hole mir schnell den
ZoerrR Oborbofprediger.“ Dor Diener eilte fort. der König
α (SCE CDOCOCACOCC...
Forsthaus Heide im Habichtswald
Von Heinrich Ruppel.
Wo sich Halm und Holz berühren,
Waldesgrün und Ahrengold,
Wo die Pfade bergwärts führen,
Auf der Halde, blumenhold,
Unter winddurchrauschten Kronen
Muß des Waldes Heger wohnen.
Sonne, Nebel, Stürme, Sterne,
Heide, Fels, des Wildes Bahn,
Wunderwelt in Näh' und Ferne
Ist den Sinnen aufgetan.
Und die Einsambkeit singt leise
Ihre dunkle Märchenweise.
ü