cungen, um die Mitglieder des Hofmedizinalkollegiums zu-
sammenzurufen. Derweil trat der Hofnarr vor den König,
nachte einen fiefen Diener und fragte: „Herr König, warum
itzt Ihr da und denkt so scharf nach?“ Der König sah den
lustigen Kumpan mit einem ernsten Blicke an und kblagte ihm
sein Leid. Der Hofnarr sagte: „Herr König, die Sache
liegt ganz einfach! Lassen Sie der Prinzessin ihren Willen,
denn es ist eine alte Geschichte: wenn man Kindern und
ungen Mädchen den Willen tut, dann weinen sie nicht!“
Der König wurde um eine Spur fröhlicher und entgegnete:
„Ja, mein lieber Hofnarr, ich glaube, du hast wieder den
Nagel auf den Kopf getroffen.“ Nach einer Weile aber
jetzte er leise hinzu: „Ich will doch abwarten, was das Hof-
nedizinalkollegium jagt!“ Damit stützte er wieder den Kopf
in die Hände und dachte nach. Der Narr aber jetzte sich
ins Fenster, sing Fliegen und sah dem Gärtner zu, der im
Harten Kosen schnitt.
Kurz vor dem Mittagessen kam der Hofarzt wieder.
Auf seiner Stirne standen große Schweißtropfen, und sein
Scheitt war schwer und müde. Der König winkte ihm, sich
zu setzen. Nun begann der Hofarzt zu erzählen über das,
was im Hofmedizinalbollegium gesprochen worden war. Er
machte das schön umschweisig, und der König hörte auf-
merksam zu. Als er am Schlusse seiner Kede angekommen
var, da stellte es sich heraus, daß das Hofmedizinalbollegium
zu keinem wirblichen Bescheid gekommen war, denn die
Meinungen der Mitglieder gingen weit auscinander. Als
der Hofarzt seinen Bericht beendet hatte, lachte der Narr
so laut, daß der König ihm einen zornigen Blick zuwarf.
Der Narr aber ließ sich nicht beirren und lachte noch einmal.
Da wurde auch der König fröhlich, und er sagte: „Es ist
gqut, mein lieber Hofarzt, ich habe mir die Sache schon
überlegt. Die Prinzessin wird in der Hofküche Anterricht
'n der Kochkunst erhalten.“ Der Hofarzt machte drei tiefe
Buchlinge, der Narr schüttelte seine Schellenkappe und war
wie der rasche Wind draußen vor der Türe, während der
Hofarzt mit würdigem Schritt hinter dem König dreinging,
der sich sofort nach der Küche aufmachte.
Au dem Tage gab es im Schlosse gerade Huhn mit
Keis, und der Koch hatte seine liebe Not. Schon dreimal
war ihm der Keis angebrannt, und ein furchtbar brenzliger
Geruch erfüllte den Küchenraum. Da purzelte auf einmal
—
und Küchenbuben, der Kuchenbäcker und Metzger: „Der
König kommt!“ Es war, als hätte ein Donnerwetter ein-
geschlagen, so standen einen Augenblick die ganzen Küchen-
seute da. Dann aber griff jeder nach irgend etwas. Der
Koch erwischte einen großen Staubbesen und wutschl fuhr
er damit in seinen vierten Keis hinein, denn er dachte, er
hätte einen großen KRührlöffel. Lisa, die flinkste Küchen-
nagd, hatte ein Hackemesser gepackt und wollte damit den
Boden fegen, Anna, die alte Köchin, schüttete in der Auf-
regung Sucker an die Hühnerbrühe, Susanna, die Zuköchin,
warf die Klöße anstatt in die Suppe in den Keis, Kasper,
der Ofenbub, ließ einen ganzen Eimer Kohlen mitten in die
Küche fallen, kurz und gut: die ganze Küche war wie ver—
dreht. Nur Eberhard, der Fleischhacker, stand gleichgültig
hinter jeinem Fleischklotz und sah vergnügt auf das tolle
Treiben. Munter lachte er dem Hofnarren zu und rief:
„Sag' einmal, Kamerad, was will denn der König hier ?*
Der Hofnarr war einen Augenblick erbost, daß ihn einer
Kamerad nannte. Dann aber sah er sich den Sprecher
genauer an, und als er sein fröhliches, unbebümmertes Ge—
sicht sah, da ging er auf ihn zu und sagte leise: „Ansere
schöne Lore soll hier das Kochen lernen, und da will sich
zer Herr König einmal die Lehrstube und die Lehrmeister
nsjchauen.“ Eberhard fuhr lustig erschrocken zurück: „Anjere
Deinzejsin?“ Dann machte er mit dem Seigefinger der rechten
dand eine drehende Bewegung am Kopf und lachte hellauf.
Ja“, jagte der Hofnarr, „bei ihr ist eine Schraube los!
du hast recht, Kamerad!“ UAUnd lachend schüttelte er die
schellenkappe und setzte sich hinter einen Korb Birnen, der
mbeaufsichtigt dastand, und eine nach der anderen von den
echeren Früchten verschwand hinter seinen Sähnen.
Und nun bam der König selbst. Der Koch rief mit
ruter Stimme: „Achtung, der Herr König kommt!“ Da
ichtete sich alles von seiner Arbeit auf und sah den König
nit einem ehrfurchtsvollen Blicke an. Nur der Eberhard
ah nach dem Hofnarren hinüber, mußte lachen und vergaß,
as Hackbeil still zu halten. Da klang denn in die ehrfurchts-
olle Stille das laute Geblapper des Hackbeils, und der
Zönig sah mit einem erstaunten Blick auf Eberhard. Eber—
ard bemerkte das gar nicht, blapperte ruhig weiter und
ãchelte fröhlich dazu. Da ging der König zu ihm, lobte
einen Fleiß und sagte: „Aber gucken darfst du schon einmal,
nein lieber Bursch, wenn dein König in die Küche kommt!“
ẽberhard wurde über und über rot und deutete, ohne ein
Vort zu sprechen, auf den futternden Hofnarren. Da mußte
er König lachen und sagte: „Ja, ja, nun verstehe ich die
anze Geschichte. Wo mein lieber Hofnarr ist, da müssen
lle vernünftigen Leute lachen!“ Als das der Koch hörte,
achte er, daß ihm der Bauch wackelte. Der König runzelte
ie Stirne und sagte: „Laß das, Koch, ich will mit dir
eden!“ Da schwieg der Koch ganz bedebbert still, machte
ieben tiefe Bücklinge und hauchte mit leiser, demütiger
z5timme: „Herr König, redet, Euer Diener hörtl!“ Da
agte ihm denn der König, daß seine Tochter, die Prinzessin,
on heute ab als Lehrmädchen in der Küche sein solle und
aß jeder vom Küchenvolk ihr beizubringen habe, was nur
rgend zur edlen Kochbunst gehört. Der Koch machte noch
inmal sieben Bücklinge und neunzehn Kratzfüße, die
Zöchinnen und Beiköchinnen dienerten und bnixten, und
iur unser Eberhard stand steil und steif hinter seinem Hack-
lotz. „Nun, Eberhard,“ redete ihn da der König an, „was
virst du denn meiner lieben Lore beibringen?“ Eberhard
uckte die Achseln. „Herr König,“ sagte er dann, „ich bin
in armer Fleischhackerbub, das Fleischhacken ist Leine Frauen-
beit, was soll ich da der Prinzessin beibringen?“ Der
rönig nickte bedächtig mit dem Kopfe. Dann aber sagte
r leise: „Mach', daß mein liebes Kind das Lachen nicht
erlernt, denn hier das Küchengesinde gefällt mir nicht
esonders gut.“ Da nickte Eberhard tapfer mit dem Kopfe,
er Koch rief: „Achtung, der Herr König will gehen!“
Alles stand stramm da, auch Eberhard ließ sein Hackebeil
n Ruhe, der König verließ die Küche, und jeder ging
vieder an seine Arbeit und schüttelte den Kopf darüber,
aß er so verdattert und verwirrt gewesen war. Der Koch
hüttete seinen vierten Keis noch einmal in den Spülstein
ind sagte befriedigt: „Schadet nichts, dann bann unsere
fräulein Prinzessin gleich das Reisbochen aus dem Effeff lernen.“
Es dauerte beine Viertelstunde, so war die Prinzessin
a, der Koch stellte ihr alles Küchengesinde vor, und jeder
nachte seinen Knix und seinen Diener vor ihr. Dann aber
agte die Prinzejsin: „So, von nun an wird nicht mehr
jeknixt und nicht mehr gedienert, von nun an bin ich die
Züchenmagd Lore, und wer mich anders ruft, dem komm
ch auf den Kopf und hetze ihm auch meinen Dater auf den
hals!“ And so wurde es denn gehalten.
Der Prinzessin gefsiel das Küchenleben ganz gut. Nach
all der Langweiligkeit mit Kammerjungfern und Hofdamen