zrwähnt ist, darf man annehmen, daß Fritzlar schhon vor der Seit
des hl. Bonifatius als eine hessisch-fränkijche Ansiedlung bestanden
at. Als Skadk wird es zum erstenmal in einer Urbunde des
Jahres 836 erwähnt, der Seitpunkt, wann ihr das Stadtrecht
yeriiehen worden isi, konnte noch nicht festgestellt werden. Das erste
Frißlarer Kathaus wird schon im Jahre 1109 als „Pretorium“
ind als Sitz des Mainzer Vogteigerichts erwähnt. Nach neueren
Feststellungen war ihm eine nach drei Seiten offene Gerichtshalle
iach Wesien vorgebaut. Das neue, im 15. Jahrhundert erbaute
Kaihaus enthält noch die Keste des alten „Pretoriums“ von 1100,
o daß in diejsen Kesien Frißlar das älteste deutsche Kathaus
besitzt. Das zweite Kathaus wendete seine mit einer Freitreppe
und drei Sieriũrmen geschmückte Giebelseite dem Dom zu. Als es
im ersten Drittel des vorigen Jahrhunderts baufällig geworden
war, begnügte sich die Stadt mit einer notdürftigen Wieder-
herstelluñg, die jeßige Stadtverwaltung plant die Wiederherstellung
es Kathauses in der mittelalterlichen Schmuckform. — Mit der
Oerleihung des Stadtrechts waren die Befreiung von dem
»esjischen Grafengericht,
die Erwählung eigener selbst-
tändiger Kichter- und Der—
waltungsbeamten, das
Markt und Münzrecht
berbunden. Das Rolands—
tandbild auf dem Warbtplatz
ist das Sinnbild der eigenen
tãdtisjchen Gerichtsbarbeit. Die
Städtische Münze befand
ich nach einer Mitteilung
aus dem Jahre 1331 in dem
ehigen Lambert'schen Hause
am Warbt.
Die Stadtverwaltung
ag in den Händen von zwei
Bürgermeistern und dem
Kat, dessen zwölf Mitglieder
5choffen, auch Konsuln,
genannt wurden. Später setzte
her Erzbischof von Mainz die
Zahl der Katsschöffen auf 28
fest, von denen die eine Hälfte,
der „neue Rat“, von Lichtmeß
bis Lichtmeß den abtiven Dienst
ersah, während die andere
Hãlfte, der „alte Rat“, die be—
atende Behörde bildete. Da⸗
u wählte die Bürgerschaft
wei Vertreter: „Worte“ *),
„Gemeine-Worte“ genannt,
die ebenfalls ein Jahr lang
Sitz im Kat hatten. Su den
Pflichten der Bürger
zgehörten: die ODerteidigung
der Stadt und ihrer Feldmark
unter dem Oberbefehl des
Amtmanns (des Mainzer
Statthalters). Das städtische
Zeughaus war mit Geschützen
ind sonstigem Kriegsgerät wohl
usgerũüstet; zur Herstellung
der Geschũtze und des Pulvers
hatte die Stadt später zwei
Bũchsenmeister. ¶ Andere Büũrgerpflichten waren: Mitarbeit
an städtischen Bauten, Wegen usw., und die Entrichtung von Ab-
gaben an die Stadt, an den Landesherrn und an den Kaiser.
Der üũberwiegende Teil der Einwohner Fritzlars lebte
wie heute von Gewerbe und Handel. Im Jaähreé 1453 finden
vir folgende zwölf Sünfte in Fritzlar: die Brauer, die Michels-
»rũder (Tuchhãndler und Walber), Bäcker, Schneider, Schuster,
Schmiede, Metzger, Leinweber, Wollweber, die Krämer, Böttcher
und Simmerleute. Nur wenige trieben Ackerbau, dagegen blũhten
Obst- und besonders der Weinbau. Von dem unterhalb des
Domes gelegenen Benediltinergarten, wo St. Wigbert die ersten
Keben anpflanzte, hatte sich der Weinstock an dem ganzen sũdlichen
Berghang entlang rund um die Stadt ausgebreitet. Das Stijst
und der Mainzer Erzbischof waren die reichsten Weinbergsbesißzer.
In einer Stiftsrechnung von 1515 finden sich die Namen von 126
perschiedenen BSüũrgern, die den Sehnten aus ihren Weinbergen
n naiura entrichteten. Der Fritzlarer „Galberger“ war in ganz
Hessen geschãtzt und das Tafelgetrãnk am landgräflichen Hofe in Cassel.
xWorthalter. Wortführer
Ein malerisches Bild des mittelalterlichen Fritzlar
ibt die Abbildung auf S. 65 nach Bruyn-Hogenbergs Stich v. J. 1516.
em Vordergrunde des Bildes jührt die im Jahre 1221 erbaute,
ait einer Doppelkapelle geschmückte zwölfbogige Steinbrücke
iber die Eder und ihre Nebenarme. Über den mit. Weinpflanzungen
edeckten Bergabhang erhebt sich terrassenförmig aufsteigend in
hrem Mauerkranze die vieltürmige Stadt, gekrönt von der
5t. PetriStiftstirche. Der basaltene Mauerring jchließt
eute noch — 'bis auf eine bleine Lücke am Haddamartor —
einer Lange von A Kilometer die ehrwũrdige Stadt ein. Die
ztadimauer hat heute noch an manchen Stellen eine Höhe von
oMeser uͤnd eine Dicke von A/bis 3 Meter. Die mit
S„chießscharten versehene Brustwehr war etwan Meter hoch.
Sie Stadtmauer war von sieben stark befestigten Toren
urchbrochen, die leider im ersten Deittel des vorigen Jahrhunderts
Is Verkehrs⸗Hindernisse“ beseitigt worden sind. Aber die Stadt-
nauer ragten in Entfernung von 80-200 Schritten 14 stattliche,
neist noch erhaltene Mäuertürme empor, unter denen der
„Graue Turm“? (iehe
Abbildung „Grauer Turm“
Seite 61) mit 834,5 Meter
Höhe alle anderen über—
trifft. Er diente vor allem
als Signalstation für die
sieben in der Feldmark er⸗
eichteten Warten, die bis auf
eine noch erhalten sind. Außer⸗
halb der Mauern war die
Stadt — mit Ausnahme der
steil abfallenden Südseite —
noch mit einem etwa 0 Meter
hreiten Doppelwall und Graben
geschũtzt; die Stadttore waren
noch durch Vorburgen
gesichert. Die Stadtmauern
sassjen deutlich zwei Bauperio⸗
den unterscheiden: die Unteren
aus Sasaltblöcken erbauten
Teile sind wahrscheinlich auf
Anordnung Heinrichs J. und
Ottos des Gr. erbaut. Bei
der Serstörung Fritzlars durch
die Sachsen 10719 und durch
die Thüringer 1232 wurden
auch die Mauern teilweijse
zerstört, aber von dem Stift
und den Bürgern gleich
vieder aufgebaut: diese neuen
Teile sind aus Sandsteinen
erbaut. Im Wittelalter führte
Fritzlar mit Kecht die Bezeich⸗
iung „turmreiche Stadt“:
ragten doch damals neben den
10 Kirchtürmen noch 28 Stadt
ürme, also im ganzen 33
Tũürme, ũber die Stadt empor.
Die im Mittelalter entstandene
Neustadt zeigt in dem Stadt
dild ihre eigene Befestigung
mit dem Bleichentor im Sũden.
Als die Franzosen, die im
Siebenjährigen Kriege
fritzlar lange besetzt hielten, 1761 die Stadt räumen mußten, haben
e dor ihrem Abzug die Mauern und Türme nach Kräften durch
5prengung zerstört. Aber trotzdem ist uns in den Resten ein
nleresantes mittelalterliches Stadtbild erhalten geblieben! Die
chönsien Silder der Innenstadt zeigen neben dem Dom der
cizbosle Marktplatz und die Haddamarstraße.
Das frühere Kathaus (aus dem 15. Jahrhundert). Hofphotograph Eberth, Cassel
Gründungen und Bauten im Mittelalter.
Wie das Jahr 1019 war auch das Jahr 1232 ein Un—
lücksjahr für Fritzlar: In einem Kampf zwischen dem Erz
ischof von Mainz und dem Landgrafen Konrad v. Thüringen
roberte dieser Frihlar: Stadt und Stift, der, Dom und die
brigen Kirchen wurden geplündert, dann wurde Feuer angelegt,
odurch der größte Teil der Stadt zum drittenmal in
rümmer ging. Aber mit ungebrochenem Mut begannen Bürger⸗
haft und Suͤft die Wiederhersteilung der Stadt. AUnter Mitwirkung
Vormser Bauleute und mit Hilfe von weit und breit wurde in
en Jahren von 1282 bis 1240 der Petersdom glänzend
Aederbergestellt in der Form, wie wir ihn jetzt vor uns sehen.
*