giösen und staatlichen Mittelpunkt des Hessenvolbes
bildend. Sollte das Christentum bel ihm Boden gewinnen, so
mußte der Baum fallen! Deshalb entschloß sich Bonifatius, die
hl. Eiche zu fällen, um so ihren Sauber zu brechen und den Heiden
die Ohnmacht ihrer Götter zu beweisen. Im Jahre 128 legte er
in Gegenwart einer großen Volksmenge die Axt an den heiligen
Baum. And als kbein Slitz Donars den Frevler zerschmetterte,
als die hl. Eiche Lrachend zu Boden stürzte, da war auch der Trotz
her Heiden gebrochen, und die Hessen nahmen das Christentum an.
Aus dem kbostbaren Holz errichtete Bonifatius auf der bis dahin
heidnijchen Kultusstätte ein bleines, dem hl. Petrus geweihtes Bet⸗
haus. Weil aber die unfruchtbare, menschenferne Bergeshöhe zu
einer christlichen Ansiedelung nicht geeignet war, baute er die
eigentliche Erinnerungs-Kirche an seine „Geismartat“
auf der etwa J Kilometer entfernten sonnigen, die Ederebene beherr⸗
schenden Höhe von „Frideslar“, der heutigen Stadt Fritzlar.
Er verband mit dieser ersten Peterskirche ein ebenfalls dem hl.
Detrus geweihtes Benedibtinerbloster. Und damit war der Mittel⸗
hunkt zum Anwachsen eines größeren Gemeinwesens gegeben.
Die bleine, wahrscheinlich vor Bonifatius vorhandene hejsisch-
fränkische Ansiedlung Frideslar (Friedensort) wuchs nun
schnell, da christliche Ansiedler sich in wachsender Sahl um das
Kloster anbauten,
dessen Mönche hier
nach ihrer Ordens⸗
regel eine viel—
ijeitige Kultur—
arbeit entfalteten.
Neben Predigt und
Jeistlichen Ubungen
purden Wälder ge—
rodet, Acker und
Härten angelegt,
Fdelobst und Wein-
eeben an den sonnigen
Abhängen Fritzlars
angepflanzt. — Die
älteste Fritzlarer
Petersbirche war
wohl nur ein ein—
facher Holzbau, der
im Jahre 125 von
Bonijatius eingeweiht
vurde; sie war mit
dem Petersbloster der
feste Mittelpunkt
für die junge, sich
immer weiter aus—
breitende hessische
Kirche.
Als Bonifatius,
der vom Papsft zum
Sischof der Ger—
nanen geweiht wor⸗
den war, im Jahre
120 Frißlar und Hessen verließ, um seine Missionstätigkeit in
Thüringen aufzunehmen, da übertrug er die Leitung seines Fritz-
larer Klosters seinem Freund und Landsmann Wigbert, unter
dem sich das Kloster bald zu großer Blüte entfaltete. Abt Wigbert
haute alsbald an Stelle der von Bonifatius erbauten Holzkirche
ꝛine massive Peterskirche, die 132 von Bonifatius eingeweiht wurde.
Gleichzeitig errichtete Wigbert im Anschluß an das Peters-
kloster eine Klosterschule; diese Fritzlarer Klosterschule ist die
eeste Schule in Hessen, Abt Wigbert der erste hessische
Lehrer. Wenn diese Schule auch in erster Linie zur Heran—
hildung junger Priester diente, die das Werk des hl. Bonifatius
fortjeßen und erweitern sollten, so fanden auch Angehörige weltlichen
Standes in der Klosterschule Gelegenheit, sich eine höhere Bildung
anzueignen. Die Klosterschule Fritzlars gelangte unter dem Abt
Wigbert und seinen Nachfolgern Tatwin und Wigbert dem Jũngeren
zu großer Blüte. Im Jahre 135 übergab Bonijatius der Fritzlarer
Klosterschule seinen hoffnungsvollen Schüler, den jungen Bahern
Sturm zur Ausbildung, der im Jahre 1o0 in Fritzlar zum Priester
geweiht wurde und dann in der hessischen Seelsorge Verwendung
sand. 1483 sandte Bonifatius den seeleneifrigen Sturm aus, im
Bebiete des Fuldaer Waldes in größerer Entfernung von den
feindlichen Sachsen den Platz für ein großes Kloster ausfindig zu
mnachen. Sturm gründete zuerst eine Niederlassung in Herolfes-
feld (Hersfeld) und dann 144 das große Erlöser-Kloster in
Fulda. So wurde Fritzlar die Mutterstadt von Hersfeld
und Fulda. „Fritzlaär wurde nicht nur die Wiege des Christen-
ums, sondern auch die Wiege für Hessens wirtjschaftliche und
eistige Entwicklung. Ackerbau und Handwerb, Unterricht
ind christliche Sitte erstrahlten von hier nach allen Seiten. In
frißlars Klostergarten rankte die KRebe und reifte die Traube.
in der stillen Mönchsbehausung wurde gearbeitet an Tüchern und
zeräten, und allmählich entwickelte sich auch Sinn und Geschick
ir kirchliche Kunst. Die Schule von St. Meter qgenoß weiten
Zuf.“ (Flaskamp.)
Für die hessische Kirche hatte Bonifatius schon im Jahre
41 duf dem Büüraberg (drei Kilometer von Fritzlar), der da—
nals eine befestigte Stadt trug, das Bistum Büraburg errichtet
nd seinen Freund Witta zum Bischof daselbst gemacht. Damit
oar die Susammenfassung der hesjsischen Christengemeinden
ur hejssischen Kirche vollendet. Witta war der erste und
etzte hefsijche Bischof. Nach seinem Tode hat Lullus das Bistum
duraburg aufgehoben und mit seinem Erz-bisstum Mainz ver—
inigt.
Der heilige Bonifatius ist nicht nur der verdienstreiche
Apostel Deutschlands, sondern auch der bluge Organisator der
eutschen Kirche. Als päpstlicher Segat, und Primas
on Deutschland hat er die bkirchliche Hierarchie in Deutsch-
and fest gearündet und die deutsche Kirche fest mit Rom verbunden,
wodurch allein ihr
Fortbestand ge⸗
ichert werden bonnte
Durch die Begrün—
dung des Christen-
ums in Deutschland
pat er zugleich die
pichtigste Grund—
age für die da—
nalige politische
Finigung Deutsch—
ands geschaffen.
Er erlitt in hohem
Hreisenalter auf sei—
ner letzten Missions
reise zu den Friejen
am 5. Juni 754 den
Märtyrertod. Sei—
rem Wunsche gemäß
and er seine letzte
Kuhestättke in dem
»on ihm gegrüũndeten
Kloster Fulda. Über
seinem Grabe woölbt
sich die Dombkirche.
Serstörung
Freitzlars 114.
20 Jahre nach dem
Tode des hl. Boni—
fatius drohte seiner
hejsijschen Grũndung
fritßlar der Untergang. Die nördlich vom Hessenland wohnenden
zachsen hatten bis jetßt allen Bebehrungsversuchen hartnäckigen
Viderstand entgegengesetzt; da beschloß Karl der Große, sie mit
Oaffengewalt zur Annahme des Christentums zu zwingen. Im
ahre 712 eroberte er die stärkste sächsische Grenzfestung an der
Riemel, die Eresburg, und zerstörte das Nationalheiligtum der
zachsen, die Irmensul. Als er aber 114 nach Italien zog, da erhoben
h die Sachsen, vertrieben die christlichen Priester und fielen rache-
hnaubend in das benachbarte christliche Hessen ein. Ihr erster
Angriff war auf Fritzlar gerichtet, das für die Serstörung der
)onareiche bũßen sollte. Die bedrängten Bewohner von Fritzlar und
en umliegenden Dörfern flüchteten mit ihrer beweglichen Habe in die
efestigte Bũraburg; auch die Gebeine des heiligen Wigbert
»urden hier in Sicherheit gebracht. Mehrere Wochen belagerten
ie Sachsen Büraburg, aber alle Angereiffe scheiterten an der
jestigkeit des Ortes und an dem tapferen Widerstand der Ver—
eidiger. Da sollte Fritzlar ihre Kache fühlen: sie steckten die
Ȋuser in Brand; aber alle Versuche, die Petersbirche durch
euer zu zerstören, blieben erfolglos. Kaum waren die Fritzlarer
Zürger mit ihrer Habe in ihre zerstörte Stadt zurückgebehrt, da
eschien ein zweiter sächsischer Heerhaufen vor Fritzlar,
ztadt und Kloster wurden geplündert und angezündet; auch dies-
nal mißlang der Versuch, die Peterslirche in Flammen aufgehen
u lassen. Das war die erste Serstörung, die Fritzlar im
Nnittelalter betroffen hat. Die Gebeine des heiligen Wigbert
urden im Jahre 180 zum großen Bedauern Frißlars auf An—
Hofphotoaraph Eberth. Cassel.