Auf Heimatwegen.
Homberg an der Efze.
Mit Aufnahmen von Walther Goebel.
dinde steht, die in der heißen Jahreszeit fröhlich spielender Jugend
hre Schatten spendet. Dieser breite Plan dient gleichzeitig mehreren,
inter ihm eingebauten Wohnungen, die jedoch seit einer Keihe
»on Jahren nicht mehr bewohnt werden, als gemeinsames Dach.
Fin paar vergitterte, burze Schornsteine deuten auf die darunter—
iegenden, an Höhlenwohnungen erinnernden Behausungen hin.
5tfufen führen hinab zu dem erheblich tieferliegenden Marbtplatz,
em eigentlichen Mittelpunkt des Kreisstädtchens
Er bietet ganz beson-
dere Reize und mannig-
ache Motive, an denen der
Finheimijche infolge Macht
»er Gewohnheit zumeist
iemlich achtlos vorüber-
geht. Der Großstädter weiß
ie ganz anders zu würdigen
venn er den toten, gleich
õrmigen, schier endlosen
Steinhaufen vorübergehend
)»en Räücken gebehrt hat.
im sich hier, wo die Sonne
hiel goldener lacht und sich
her blaue Himmel vie'
vpeiter und tiefer wölbt
ejund zu baden nach
angen Wintermonaten, die
iur Lampen-Licht und
zimmerluft bieten bonnten
Weoenn mild die Abend
uft durch junge Blättchen
er alten Kirchplatz-Linde
treicht, wenn traulich hinter
leinen, halboffenen Fenstern
die Lampen brennen, wenn
ben am Schloßberg fröh⸗
iche Lenzlieder klingen, und
er Mond mittelalterlicher Dächer und Giebel mit bläulich weißem
zchimmer und groteskben Schatten überzieht, — die noch nicht wieder
ingeführte Straßenbeleuchtung der Vorkriegszeit raubt nichts von
iejsem Stück Komantikl — wenn Käuzchen und Ahu ihr Nacht-
uett beginnen und manch flüsterndes Pärchen der rinnenden Seit
Stilljstand gebieten möchte, dann ist die Stunde da, in der nicht
aur Phantasten und Träumer, sondern alle innerlichen Naturen,
die trotz aller Herbheit unserer Tage ja noch recht zahlreich zu
inden sind, ganz besonders auf ihre Kosten kommen.
Winbkelige Straßen, enge, steile Gassen mit zum Teil recht
inheimelnden Namen und winzige Gäßchen, in denen sich die oberen
Stockwerbe so nahe bommen, daß sie sich fast berühren, führen vom
Marbkt aus in alle Himmelsrichtungen.
Ganz heimlich und verschwiegen liegt Dithmars Gäßchen
Abb. 8) z3wischen Marktplatz und Kreuzgasse. Rechts im
Horderagarunde sieht man auf alfem Gemäuer über einem VKellor
Fremde, die mit sehendem Auge auf der Bahnstrecke Treysa—
Malsfeld das Efzetal durchreisen, heften jedesmal bezaubert den
Blick auf das malerische Städtchen am Bergesfuß, trinken sich satt
an den Farben, die je nach Jahreszeit und Beleuchtung in buntem
Wechsel das Bild immer wieder neu und eindrucksvoll gestalten.
Abb. 1: Pfarrlirche.
Schön ist es im Winterbleid, wenn es verschneit vor uns liegt,
wenn Baum und Strauch bis hinauf zum Wipfel bereift dastehen;
schön, wenn Tauwetter eingetreten ist und sich die alten, bemoosten
Ziegeldächer über den weißen Tupfen und Streifen, zwischen
jschwarzen Ackerschollen herausheben; schöner. noch und fröhlicher,
wenn Sturmwind dicke Wolkenballen und schleierhafte Kegenschauer
vom Kellerwald her über Berge und Ebenen treibt und Sonnen-
lichtblicke plötzlich die Stadt golden verklärt aus ihrer bläulich—
duftigen Umgebung herausheben; am allerschönsten jedoch, wenn im
Maien all die Hänge und Gäerten, Hecken und Wälder bis hinauf
zum alten Schloßgemäuer grünen und blühen. Aber auch Sommer
und Herbst mit ihrer Fülle von Farben und Lichtern lassen das
Bild niemals vorblassen und locken alliährlich viele Besucher heorbei.
Abb. 3 Difhmors Gußchon.
Abbh. 2 Kirchplak.
Aus zahlreichen alten, winzigen Giebeln bleiner und kleinster
Häuschen reckt sich hoch der breite, charabteristische Turm der
Pfarekirche (Abb. 1) heraus. Er ist schon im 14. Jahrhundert
erbaut, und manch wilder Sturm hat ihn seitdem umtobt. In den
Wierren des Dreißigjãhrigen Krieges wurde sein oberer Teil gesprengt.
Seine alte Höhe hat er dann nicht wiedererlangt. Im Februar 1648
diente er sogar hessischen Langrohrgeschützen als Feuerstellung.
um die Befestigungen oben auf der Burg, die von den Kaiserlichen
zäh verteidigt wurden, sturmreif zu machen. Ein interessanter
Kupferstich von Merian, von dem eine wohlgelungene Reprodubtion
als Postkarte am Ort käuflich ist, hat erwähnfte Belagerund des
Schlosses im BSilde festgehalten.
Vor dem Südportal der Kirche breitet sich der mit Gitterwerk
ꝛinagefaßte Kirchplatßz (Abb. 2) aus. in dessen Mitte eine uralte
Aphb. 4: Pfarrstroßo.
in Gärtchen. Die gleiche Erscheinung finden wir im Ort an
nehreren andern Stellen. Es handelt sich wohl um Reste alter
däujser, die uns von vielen verhecrenden Bränden und Plünderungen.
on Kriegsstürmen fernster Tage erzählen Lbönnen. Manch ein
Z3ebäude ist wiederbholt eingeäschert worden. Seine Bewohner