Full text: Heimatschollen 1921-1925 (1. Jahrgang - 5. Jahrgang, 1921-1925)

„eimat · Scholl 
Slätter zur Pflege hessischer Art. Geschichte und Heĩmatkunst 
N 9 / 1925 J Erscheint 2mal monatlich. Bezugspreis 1,20 Mb. im Vierteljahr, einschl. Porto. Frühere 
y. Jahrgange Lonnen, soweit noch vorrätig, vom Heimatschollen-Oerlag nachbezogen werden 
5. Jahrgang 
1200- Jahrfeier der Stadt Fritzlar. 
Aus Fritzlars vergangenen Tagen-Von Filthaut, Seminar-Studienrat in Melsungen 
Althessens Bonifatiusstadt Fritz lar rästet, sich, in 
der Pfingstwoche die Feier ihres 1200)jährigen Bestehens in 
würdiger Weise zu begehen. Anter den mitteldeutschen Städten ist 
Fritzlar eine der ältesten, und kaum wird man nördlich des Mains 
eine zweite Stadt finden, die mauer- und turmbewehrt jo trotzig 
und siolz sich über die umgebende Landschaft erhebt und auch in 
hrem Innern das Bild einer befestigten mittelalterlichen Kleinstadt 
jo treu bewahrt hat wie Fritzlar. — Als Mittelpunkt der —A 
zätigkeit des hl. Bonifatius ist Fritzlar der Ausgangspunbt 
des Christentums und der christlichen Kultur in Hejjen. 
Zur Seit der sächsischen und fränkischen Kaiser war Fritzlar der 
Schauplatß weltgeschichtlicher Geschehnisse; zahlreiche RKeichs⸗ 
und Kirchenverjammlungen tagten in jseinen Mauern; Wijjsen⸗ 
schaft und Kunst fanden hier reiche Pflege. Wanche mittel· 
alterliche Fehde, sowie die Schrecken des 8ojährigen und des 
tjahrigen Krieges sind ũber Fritßlar hinweggegangen; aber allem 
Vechsel des Geschicks zum Trotz hat die alke Hesenstadt sich mit 
unverwũstlicher Lebens kraft durch 3wööolf Jahrhunderte 
behauptet bis in unsere Tage. — Gern blicken wir Deutschen 
in der gegenwärtigen Seit der Not zurũck in die macht- 
und glanzvolle Ver⸗ 
gangenheit unseres 
VDolkes; so mögen 
auch die Leser der 
„Heimat - Schollen“ 
aus dem nachfolgen⸗ 
den burzen Rück- 
blick auf die 
mittelalterliche 
Geschichte unse- 
rer ehrwürdigen 
Nachbarstadt 
den festen Glauben 
schöpfen an eine 
bessere Sukbunft 
unseres deutschen 
Dolbes. 
Die Gründung Fritzlars. 
Fritzlar, Althessens älteste und bedeutendste Stadt, verdankt 
eine Gründung dem hl. Bonifatius, dem großen Npostel der 
deutschen. Er hat vom Jahre 122 an das fruchtbare und dicht⸗ 
ebolberte Gebiet der unteren Eder und ihrer Nebenflüsse der 
ẽlbe, Ems und Schwalm — das eigentliche Althessen — zum 
Nittelpunkt seiner Missionstätigkeit und damit Süraberg- Fritzlar 
sum Dusgangspunkt des Christentums in Hessen gemacht. 
Da, wo die Eder sich aus dem Waldecker Bergland hinaus⸗ 
vindet, erhebt sich ein Bergtor, die „Hessische Pforte“, durch welche 
er Fluß in Niederhessen eintritt; den süblichen Torpfeiler bildet 
er Büraberg, den nördlichen die Hardt mit dem dahinterliegenden 
ziegenberg. Der nach drei Seiten steil abfallende Bũraberg 
rug schon seit frũhbarolingischer Seit eine fränkbijche Grenzfestung 
egenũber den feindlichen Sachsen. Im Schutze der fränkischen 
Zzesahung hatten schon irijche Mönche ein kleines Kloster und 
ine bleine Kirche errichtet. Als der hl. Bonifatius 722 nach 
Zesjsen Lam, nahm auch er im Schutze der Bũraburg 
Hohnung undbegann von hier aus die Bebkehrung der Hessen. 
Wenn auch viele auf 
eine begeisternde 
Predigt hin das 
Lhristentum annah⸗ 
mnen, so lehnte doch 
der größte Teil den 
neuen Glauben ab. 
Noch stand Donars 
altehewürdiges 
Heiligtum, eine 
gewaltige Eiche, 
est und unbezwungen 
ruf dem jenseits 
der Eder über 
dem Dorf Geismar 
emporragenden Sie⸗ 
genberg, den reli- 
Stich von Bruyn-Hogenberg vom Jahre 1516. 
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