Dom Pulsschlag der Heimat.
Schnurrpfeijereien. Kindermund.
Zwischen Tag und Nacht. (Wahre Geschichtchen.)
Schulmãdchen laufen zur Seit der kurzen Tage gegen vier Uhr Mabkaroni.
im Dorf heruni und sehen den Pfarrer kLommen. Da fallt ihnen Als Karlchen zum ersten Male über einen Stoppelacker geht,
in, daß sie den Herrn Pfarrer grüßen müssen, und sie wissen nicht, agt er: „Da sind die Nudeln aus der Erde gewachsen.“
weicher Gruß jeßt, so zwischen Tag und Nacht, angebracht ist. Die Glatze
„Ach Gott, was wonn me dann sprech? Fer guren Tag eß es schon se m der M 3 — j tt Kopf.“
dãmérig, fer guren Owedd eß es noch se hell. Was wonn me dann Mama, der Mann hat einen baputtenen Kopf.
nur sprech?“ Da schlägt die Ahr vier. Das Trinchen, das nicht Das Vorrecht.
auf den Mund gefallen ist, sagt: „Ej Mäjen, was ech jetzt roff, Als er einmal ohne Grund brüllt, schneide ich — höchst
das rofft e me aͤll nochl“ Und beim Pfaerer angebommen, ruft mpädagogisch — ebensolche Gesichter wie er und ahme sein Brüllen
e8: ‚Vier Ühr'n, Herr Pfarr! Vier Uhr'n, Herr Pfarr!“ Die ach. Er hält inne und sagt ernsthaft: „Papa, nicht schreien! Ich!“
andern rufen ebenso. Verwundert ob dieses seltsamen Grußes, dann heult er weiter.
der auch eine Aufforderung zum Einnehmen des Vesperbrotes VDorahnung.
enthalten Lann (Dieruhren — Vesperbrot essen), fragt der Pfarrer, Es ist ihm etwas Menschliches passiert: Die Hose ist naß
wie sie dazu kamen. s Trinchen jagt ihm: „Wir wußten's net, eworden. Er läuft zu Mama: „Keine Haue geben! Er weint
wie me annersch sollten jprech — on da hon ech gedacht, jo wär's onst!“ Er erhält troßzdem einen Klaps. Va bricht er in Tränen
am rechtigsten. Der Exrbsenspalter. R. rus und jagt: „Siehst du, ich habs gleich gesagt!“
Eine Mutter gibt ihrem Sohn, der auf Freiersfüßen geht, . Freie Wahl.
Anweißung, wie er sich zu benehmen hat. Er bommt in ein Haus SBei gleichem Anlaß sage ich zu ihm: „Du Anartl. Ich
und wird zum Essen eingeladen. Es gibt Kartoffelblöße, jein Leib⸗ oill dich gar nicht mehr!“ Er sucht sich anzuschmiegen, aber so
utter. Er nimmt einen Kloß nach dem andern und verdrückt ihn chnell gebe ich nicht nach. Da jagt er, und das Stimmchen zittert
ganz. Als er nun heimkbommt, fragt ihn die Mutter: „Was gab hm vor Schmerz: „Geh fort! Ich such mir ein anderes Papachen!“
s denn?“ — „Heebes“. — „Wie hast du's denn gemacht!“ — Das Bürschchen.
„Ich hab' sie alle ganz verschluckt. Aber ich mußt fürchterlich In den Ferien Lommt er einmal schon angezogen an mein
wũrgen, daß ich sie runterbriegte.“ — „Ach, du Olwer, jchämst Sett und weckt mich: „Allo Bürschchen, es ist Seit!“
hdu dich denn gar net! Da nimmt me doch Messer on Gabel.“
Als er nun wieder einmal in das Haus bommt, gibt's Erbsen⸗ 9— Der Vorname.
suppe. Da ijöffelt er zuerst die Brühe. Dann schneidet er die „Die Apfelsine heißt mit Vornamen Orange.“ „So, so!“ „Ja,
Erbsen auseinander und spießt sie auf die Gabel. K. ind Meiers Hebtor heißt mit Vornamen Köter.“
Daterstolz. Die Geo⸗ 85 8 F F
Einem Sauhirten war soeben der erste Sprößling geboren, VDie Hroßmang hat eine westerchen bekommen.“ „Ach, es
und die Wöchnerin lag mit dem Kindchen im geräumigen Ehebett. t ja gar nicht wahr!“ „Doch, die Großmama hat ein Schwelterchen
Barüber hing an der Wand das blanbe Tuthorn als Seichen des ?bommen!“ Zlles Zureden hilft nichts, er bleibt bei seiner Se-
Amtes und auch so — als Simmerschmuck. Der Säugling blinzelt auptung. „Mein lieber Freund, du flunkerst! Sieh mich mal
hinüber, in die Kichtung, wo das Horn hängt. Da platzt der nl.. Jawohl, ich seh's an deinen Rugelchen, daß du flunberst!
egluckte Vater heraus Modder, gie doch nur, ons Jonge Der er vermeidet meinen Slick. Stille. Nach einiger Seit bewegt
vill geweß en Säuhirt werde. Hã gicket wahrhaftig schont nach'im er lebhaft die Augenlider: „Jetzt ist es aus den Nugelchen ge⸗
Tulbern.“ —* illen.“ „Was denn?“ „Das Flunbern.“ G. P.
Auf der Heimatwarte.
Das Jubiläum von Witzenhausen.
Wie aus einem Schreiben des Hauptausschusses zur Vor—
hereitung der Too-Jahrfeier der Stadt Witzenhausen ersichtlich ist,
ind die Vorbereitungen für das in der Seitf vom 15. bis 18. August
n Verbindung mit dem Erntefest vor sich gehende Jubiläum in
»ollem Gange. Es soll „ein Heimatfest werden, um der Liebe
aller derer, die mit Witzenhausen verbunden und verwachsen sind,
zur Heimaischolle Ausdruck zu geben. Allen denen, die im Lebens-
ampf die ihnen bis in das Innerste ihres Herzens liebgewordene
Heimat haben verlassen müssen und ihr Heim draußen in der Welt
nnerhalb und außerhalb der Grenzpfähle unseres Daterlandes und
iber das Meer hinweg aufgeschlagen haben, soll Gelegenheit
gegeben werden, wieder einmäl an frauter Heimatstätte zu weilen
ind sich echter heimatlicher Gefühle zu erfreuen.“ Als wichtigster
Teil der im allgemeinen auf dem 20000 qm großen Festplaß statt-
indenden Deranstaltungen ist ein historischLünstlerisch gediegener
Festzug in Aussicht genommen, der von Kunstmaler Gild-Cassel
entworfen und ausgestattet wird. Mit der Abfassung eines
historischen Festspiels ist Studienassessor RKöser-Cassel beauftragt
vporden. Dis Einleitung des Festes ist für den Sonnabend ein
Fackelzug durch die Straßen mit Illumination, der Stadt
geplant und anschließend daran ein Festkommers im Festzelt
juj den Ludrig'schen und Ris'schen Wiesen. Die Stadt selbst wird
eine des Festes wũrdige Ausschmückung erfahren, wobeĩ auch die
alten Stadtlore an den Eingängen der Stadt wieder aufleben
werden. Die Geschichte der Stadt Witzenhausen, verfaßt von
Pribatdozent Dr. jur. Karl NAugust Eckhardt, wird als
Festschrift, reichlich mit Bildern versehen, gewiß viel Freunde
und Abnehmer finden. Die gesamte Vorbereifung des Festes liegt
in den Händen des Jubiläumsausschusses, unter dem Vorsitßz des
Sürgermeisters. Das nähere Programm des Festes und des
Festzuges wird noch mitgeteilt werden
M. Herbert f.
Wenige Tage, nachdem die hessische Heimat durch das Ab⸗
ben Wilhelm Specks einen herben Verlujt erlitten hatte, wurde
rem geistigen Leben ein neuer, schwerer Schlag zugefügt: Frau
herese Keiter, als Verfasserin zahlreicher Dichterwerbe in Vers
nd Prosa unter dem Namen M. Herbert weiten Kreijen der
zutschen Lejerwelt bebannt, ist am 5. April, 65 Jahre alt, in
degensburg gestorben, wo sie, die am 20. Juni 1859 in Melsungen
eboren und dei früh erwachten Fähigbeiten ihrer inneren Bildung
zilhaftig geworden war, eine 3weite Heimat gefunden hatte. Ist
uch an ihrem Schaffen zu sehen, daß sie auch dort in Bayern
eiche und tiefe Anregung ersfahren hat, so läßt sich andererseĩts
och nicht verkennen, daß sie mit lebendigen Herzensfasern an der
ejsischen Heimat hing, die sie dann auch zum Gegenstand vieler
ehnjüchtiger Gedichte und zum Schauplatz wahrer Komane gemacht,
ie, wie „Die Wenderoths“ und „Die Bartenwetzer“, zu ihren
ãrsten Leistungen zu rechnen sind. Da im übrigen ihre an die
d Bãcher in rund 20000 Exemplaren verbreitet sind, darf M.
erbert als eine der fruchtbarsten und erfolgreichsten deutschen
chriftstellerinnen angesehen werden; weit entfernt aber davon,
eje Fruchtbarbeit und diesen Erfolg, wie etwa eine Courths-Mahler
der ähnliche Hyänen des Geistes, irgendwelchen Konzessionen an
en üblen Geschmack der Wasse zu danbken, ist sie in ihren
chöpfungen der Wahrheit des Lebens und einem tätigen Begriff
es Christentums als Leitsterne gefolgt, sodaß ihre bewußt
atholijche Gläubigkeit der menschlichen Wirbung ihres Schaffens
einen Abbruch tüt. Die gegenwärtige Ausgabe der „Heimat-
zchollen“ enthãlt ein noch underoffentlichtes Gedicht von M. Herbert,
wdem die Dichterin ihrer Heimatstadt Melsungen einen letzten
zruß gesendet hat. W. S.
nur nach Abereinbunft mit d aus e gestattet.
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