Fahrt durchs Frühlingstal õ Von Heinrich Ruppel.
Den Steilhang über dem Tale rollt Braunstämmige Föhren
Der Frühzug entlang. Und Birken mit wehenden Blätterflören
Die Tiefe leuchtet wie lauter Gold, Tanzen am hohen Bahndamm vorbei.
Vie Sonnengold und Blütengold; Mit jeiner Lerchenstimme jubilieret der Mai.
Dazwischen des BSächleins silberner Gang. Doch muß vor der Käder dröhnendem Kattern
Dort unten ins Gräsermeer zu sinben Sein sonnenseliger Sang zerflattern.
Und würzige Maienluft zu trinben, Junge Tannen mit zartgrünen Spitzen
Wie heilsam, wie hold! Winben, in ihrem Schatten zu sitzen
O Herz, du flatterst vergebens In friedsamer Waldeinsiedelei.
Ins Licht, in die Freiheit am blühenden Ort! O Herz, du sehnst dich vergebens
Denn unaufhaltsam reißt uns fort Nach dem Frieden am blühenden Ort!
Der rasende Sug des Lebens. Denn unaufhaltsam reißt uns fort
Der rasende ZSug des Lebens.
Auf Heimatwegen.
Goologische
— — *
Wanderung im Meißnerland“).
VODon H. Penndorf.
Das Dorf Velmeden liegt ungefähr auf der Längsachse des
großen Grabenbruches (sj. Anmerkbung), der von Altmorschen über
Spangenberg, Lichtenau⸗Walburg, Velmeden durch das Gelstertal
nach Eichenberg zieht. Bei Velmeden gleicht er einer geologischen
Mulde, die nur auf ihrem West-
lũgel gestört ist; denn hier sind
zwischen dem Horst des Steinholzes
und dem Güulsberg die Schichten des
unteren und mittleren Muschelbalbes
— Mu* u.? und Mm. abgejunken.
Wenn wir alle die Mulde zusam—
mensetzenden Schichten feststellen
vollen, mũssen wir die Senbe von
der Höhe des Gülsberges aus nach
Ofjten hin bis zum Meißner durch⸗
schreiten. Eigentlich haben wir sogar
in der schmalen Mm-RKinne am
Westfuße des Gülsberges zu begin⸗
nen; denn die Min.Mergel sind
die erste Schicht des wostlichen
Muldenflügels. Auf sie folgen die
»arten Trochitenbänke der unteren
Abteilung ⸗ Mot des oberen
Muschelbalbes. Infolge ihrer Festig⸗
zeit erscheinen sie als Steilhang des
Hũlsberges. Den Namen Trochiten⸗
zalk führt der Mo! nach den zahl⸗
ꝛeichen Stielgliedern — Trochiten —
»on Encrinus liliiformis Lam., die
n und auf den harten Kalken auf⸗
reten. Den breiten Rücken und
den oberen Teil des Osthanges
»om Gülsberg baut die obere
Abteilung — Mo? des oberen
Muschelkalkes auf, die wieder in
die unteren, mittleren und oberen
Tonplatten gegliedert wird. In
den beiden erstgenannten Sonen herrschen die festen Kalbbänke
gegenüber den tonigen Swischenlagen vor; sie tragen daher nur
teinige Huten. Die oberen Tonplatten dagegen, bei denen die
Tonlagen auf Kosten der Kalbbänke zunehmen, sind sanft geböscht
und dienen dem Ackerbau. Ohne äußerlich erbennbare Grenze
egt sich an den Mo? der untere Keuper — Ku!. Beide Schichten
sind ausgezeichnet zu beobachten im Anschnitt am Bahnhof Wal⸗
burg. Sie fallen hier wie dort nach Osten zum Grabentiefsten
ein. In der Höhe des Bahnhofs Velmeden etwa hört der Ku“
auf, und es folgt ein schmaler Streifen Grenzdolomit — Ku?, der
hier nicht aufgeschlosjen ist. Die Talsohle füllen rote und graue,
eils grusige, teils plastische Mergel aus, wie sie auf der Strecke
Delmeden —Laudenbach angeschnitten sind; sie zählen zur unteren
Abteilung des mittleren Keupers zum sogenannten Gipsbeuper —
) Aus dem im Heimatschollen⸗ODerlag demnächst erscheinenden Buch: Geologische
Wanderungen im Niederhessischen Berglände.
Zm!. Als leßte Reste früherer Gipscinlagerungen werden die
Nergel von feinen Gipsschnüren durchzogen. Mit dem Km! haben
vir die jũngste versenkte Schicht erreicht; sie liegt ungefähr in der
Mitte des Grabens. Dieser tritt hier als geomorphologisches Tal
n Erscheinung, weil die am tiefsten versenkten, in der Grabenmitte
jegenden Schichten — Km — Ku! — zugleich auch die lockersten
ind. Aus diesem Grunde wurden sie, als die allgemeine Ab-
ragung die Oberfläche der niedergebrochenen Schichten erreicht
atte, durch die fließenden Wässer rascher fortgeschafft (erodiert) als
die benachbarten Grabenschichten. —
Den Westflügel setzen also zu—
ammen: Mmm, Mol, Mo“, Ku!,
Ku? und Km. Haben wir das
Dorf V. hinter uns, so stehen wir
jchon auf dem Ost ˖Flũgel; denn der
untere Rand des Meinetsberges
einerseits und des Langen Stein-
berges anderseits weist wiederum
Ku! auf. Ku? zwischen Km!und
Ku! ist hier noch schwieriger als
drüben nachweisbar. Die Felder
des Ku'! führen in der Hauptjsache
dunkle und rötliche Schiefertone
und Mergel. Dazwischen finden sich
ils Lesesteine Kohlesandstein mit
Pflanzenresten, feste dolomitische
talbsteine und bunte Kalkmergel.
Die Zusammensetzung des Ku' ist
dier ganz ähnlich derjenigen am
Bremobahn ⸗Einschnitt und am Gũls⸗
»erg⸗ Anschnitt. Auch die gleichen
Oersteinerungen finden wir hier.
Hraue, feste Kalle des Kul am
Meinetsberg bergen sehr schöne
Steinerne von Gervillia costata
zchlotth, Knochen von Sauriern
und Fischzähne. Die nun folgenden
oberen und mittleren Tonplatten
des Moꝰ Lennzeichnen sich durch
die hellgraue Farbe des Acker⸗
»odens, auf dem zahlreiche hell⸗
graue, platte Kalbe liegen. Bald
ntdecken wir auch zahlreiche Versteinerungen. Die Tonplatten
eeten als leichte Bodenschwelle hervor. Der Feldweg, der
om Wege nach Hausen am unteren Hange des Meinetsberges
ach N. abzweigt, schneidet sie an. Die Böoschungen beider Wege
ijsen das Einfallen der Schichten nach W. zum Tale hin erbennen.
nit Beginn der unteren Tonplatten wird infolge der SZunahme
ester Bänke der Anstieg des Meinetsberges steiler. Bald treten
n Stelle der Felder steinige Huten; wir Lommen in den Bereich
er harten Trochitenbänke des Mol. Jenseits des Mol Rückens
iuft mit ihm eine schmale Mm⸗Senbe parallel, deren tiefgründiger
Nergelboden wieder Felder trägt. Nach O. wird sie ebenfalls
bgeschlojssen von einem jãhen Steinwall, den die harten Platten-
alke des Mud aufbauen; eine schwache Schaumbalbbank erhöht
woch seine Festiglkeit. An den Mu' legen sich die ähnlichen
Vellenballe des Mu'!. Nach O. hin fällt dieser Gdlandrücken, der
eilweise bewaldet ist, zu einer Feldsenke ab, deren Boden rote
Phot. H. Klein, Cassel.