Adolf Häger.
n der Höhle des Hausflurs. —
Zeingefegt sind die Gassen! —
da — aus ehrwũrd'ger Eichenpforte —
ãnzelt ein Lrausblondes Madel!
Flöckchen tũpfeln flirrend Gelock.
Und die Kleine
chwenkt ihre Mappe,
ind das Mäulchen — mit Schnappl und Happ!
ängt sich ein von dem losen Flockengesindel,
vas es erwischen bann!
So huscht sie vorbei. —
Doch ein Weilchen fangen sich unsere Blicke.
da lacht sie mir zu mit Schelmenaugen.
die jagen: Geltlwas will noch der Winter?
Das bißchen Schneien? — ein Spaß!
deut ist ja Frũhlingsanfangl —
Jäh, wie es kam,
ijt das Wetter verzogen.
Ein jeligblauer Himmel spannt
jich über First und Astefiligran.
Die späte Sonne strömt verschwendend
Hold in alle Gassen,
und aus dem höchsten Wipfel der Platane
wieft eine Amsel ihren Sehnsuchtsschrei.
..Das war Frühlingsanfang!
VDom Pulsschlag der Heimat.
Schnurrpfeifereien.
Der strenge Herr.
„Es ij' en strenger Herr ingetroffe“, so sprach Böttchers
henuer, als eremir dieser Tage einen burzen Besuch machte. Er
neinte damit den verspäteten, aber doch harten Winter. Er ist
a auch ganz eigenartig. Januar und Februar, die sonst eisige
Stürme über unsere Gauen fegen ließen, Täler und Höhen mit
hoher Schneedecke überzogen und Flüsse und Seen in Eis erstarren
lieben, brachten heuer die schönsten Frühlingstage. Dom Garten
er hörte man schon burz nach Neujahr das leise Klingen der
Schneeglockchen, und oben am Fuße des Landackers schloß das erste
Himmelsschlüsselchen den Boden zu neuem Leben auf. Die muntere
Schar der pfeiferiden Stare auf dem hohen Birnbaum im Garten,
die jubilierenden Lerchen über den grünenden Feldern und die in
der Abendsonne tanzenden Mächen bonnten den Glauben auf⸗-
rommen lasjen, daß wir den Winter schon hinter uns hätten.
Aber oft Lommt es anders, als man denkt. Kurz vor seinem
alendermãßigen Ende stellte sich der strenge Mann mit einem
zräftigen Nordost doch noch ein, und seine alte Großmutter, die Frau
Hoile, schüttelt jeitdem unverdrossen Tag für Tag ihr Bett.
„Enodͤlich Schnee!“ jauchzt die Jugend. Große Schneeball-
schlachten werden auf dem Schulhof ünd in den Dorfstraßen aus.
gefochten. Neue Rodelschlitten sausen die Abhänge hinab und
petteifern mit der großen Sahl der bleinen Kanissel (Schlitten).
Solche Winterfreuden stählen die Musbeln. roten die Wangen,
»aden und dehnen die Lungen.
Die Eller aber mit dem von ihr unzertrennlichen,Kopplappe“
ützt murrend in der Nähe des warmen Kachelofens, tritt ihr altes
Spinnrad und klagt über den bösen Winter.
ZIhr Nachbar, der Schosterpässers Hans aber sagt: „Doß d'r
Wänter noch kemmt, dos hon ich jchon immer gesogt. D'r Gäns-
eitter“) (Brustbein der Gans) war rot ere blou. Auf de Kermis
on vir de Chrestoa ware noch wiß. Do wußt ich, daß d'r Vir⸗
wenter geleng**) sein wird. Ober noch de hell' Toak*) ware rot,
on do hon ich glich gesoat: „D'r sträng Herr kemmt noch.“ On
ber dos net gleiht (glaubt), der probiers!“ Boist, Ausbach.
Das find' sin Plätzchen immer noch!
Eine (auch in der Sodener Gegend bebannte) Kedens
art: Das find' sin Plätzchen immer nochs verdankt folgender Be⸗
gebenheit ihre Entstehung: Die Sodener hatten (vor 60 Jahren)
durch die Salinen einen ungewöhnlichen DVerdienst und waren
infolgedessjen jehr übermũtig geworden, wie das leicht einer wird,
dem es zu wohl geht. Vor allem mit dem Essen und Trinken
lrieben es die Maͤnner geradezu toll: Das schönste und beste war
hnen nicht gut genug! So hatte auch einmal eine Frau des Mittags
Keissuppe auf den Tisch gesetzt mit Rindfleisch, Kartoffeln und
2) im Haungeund: Der Spränger. *) gelinde »9 de hell Toa — die
heiligen Tage (Weihnachten).
Frühlingsanfang 0 DVon
In die trübe Enge der Kleinstadtstraße,
vo graue Häãuser beisammen stehn
wie griesgrämliche Tanten,
vpirbeln die Flocken:
zierliche, weiße Winterflöckchen,
zin lustiger Keigen.
Sie bitzeln und necken die Häuserkanten,
venn auch die Würdigen
zrimmiger dreinschaun.
Unten, die sicheren Bürger
nit Schiem und Schlapphut,
chreiten geschwinder.
Behäbige Damen
chaun wũtend hinauf zu den Schneebobolden
uind schlagen einen
irkomisch lahmen Galopp an.
Der Meister
interm schũhßenden Vordach des Bäckerhauses
dohrt den rundlichen Finger ins Flockentreiben
ind schreit mit Entrũstung zu seinem Genũber:
„Das nennt man nun Frühlingsanfangl“ —
Da flabbt eine Böe,
vie flatterndes Fahnentuch
anters Vordach und stopft ihm den Mund,
daß der Dicke prustend verschwindet
Senf. Wie der Mann zum Essen heim bam und sah, daß das
fleijch sehr fett war, ward er zornig. Er machte seiner Frau die
röbsten Vorwürfe wegen des mijerablen Fleisches und schwor,
einen Brocken davon anzurühren. Die Frau ließ ihn schimpfen
ind wettern, erwiderte gar nichts darauf und löffelte die Suppe
uhig weiter. Das aber brachte ihn aus Rand und Band. Sie
olite antworten, sich verteidigen, ihm widersprechen! Und da sie
eharrlich schwieg, nahm er plötzlich das Fleisch und warf's zum
ffenstehenden Fenster hinaus. Am Hause aber wuchs ein Wein⸗
ock, und in dessen Kanken blieb das Fleisch hängen. Als die Frau
hre Suppe gegessen hatte, stand sie auf, sprach mit dem ruhigsten
ßesicht von der Welt so wie für sich: „Das Fleisch find' sin
atzchen immer nochl!“ und ging dann stilischweigend hinaus. Sie
olte das Fleisch aus den Reben hervor, nahm es mit hinein,
vusch es ad und legte es zurück. Am anderen Tag holte sie sich
och etwas Gehacktes, hackte das Rindfleisch drunter und briet
hrem Manne eine feine Fribadelle. Als der verschnippte Mann
im Mittag zum Essen erschien und die bnusperige Fribadelle jsah,
aßte er seine Frau um und meinte hocherfreut: „Das haste recht
emacht! So lob ich's mirl Das soll mir schmecken!“ Wie nun der
Nann die Frikadelle mit dem größten Wohlbehagen verzehrt
atte und auch die Frau mit Esjen sertig war, da sprach sie lachend:
So. nu haste das Fleisch, das du gestern zum Fenster naus ge⸗
vorsen hast, doch noch gegessen! Han ich's net gleich gesagt, das
ind sin Plaͤtzchen immer noch l“ K. Sangmeister
Eine gute Seele.
Eine Bauersfrau aus dem Knüll hatte sich mit einer schweren
Zöze auf den Weg nach KRemsfeld gemacht. AUnterwegs traf sie
inen BSauern, der mit jeinem Fuhrwerk dieselbe Straße zog. Das
oar ein gutmütiger Kerl, und wie der sah, daß es dem alten
undlichen Frauchen recht sauer ward, hielt er die Pferde an und
ieß sie hinten aufsihen. Wie sie bald an der Kemofelder Halte⸗
telie sind, dreht er sich mal nach ihr um und sieht, daß sie wahr⸗
zaftig ihre schwere Köze noch am Buckel hat! „Awer Frau“,
pricht er, „warom hodd dä denn eire Köze net ronner gedonn?“
Mo“, meint die gute Seele. „eire Päre honn doch on mä grode
genunq ze dinsen]“ K. Sangmeister.
Der Braten.
„Ja“, jagte der alte Kantor, die Welt
Ist nun mal verkehrt geraten.
Früher hatt' ich die schönen Sähne, doch nie
Einen knusprigen Schweinebraten.
Nun bin ich gelangt in der Sehnsucht Land,
Das mir so lang ward verheißen,
Und der Schweinebraten steht auf dem Tisch,
— Moch ich Lann ihn leider nicht beißen. Th. Endemann.
Ma c n berein it de a estattet.
depeg eee e e ehhungen.