Bremsberg überwunden, und endlos zieht sich der Stollen efwa Wir machen uns auf den Kũckweg, bei dem wir auf Seifen ⸗
zo m höher als vorher wieder in wagerechter Kichtung hin. Ein dangen noch einen Blick in die Entwässerungs · und Lüftungsanlage
Meter des Weges sieht aus wie der andere, und es gehört die versen. Hier befindet sich an bestimnter Stelle ein jenbrecht nach
ganze Ortsbenntnis des Eingeweihten dazu, um sich hier unten mten getriebener Schacht, der mit dem alten, tiefergelegenen Wil⸗
urechtzufinden, sobald man den Hauptstollen perläpt und sich in delmosfollen in Verbindung steht. Brausend stürzt das Wasser
Zas mehr und mehr zunehmende Gewirr der Vebengänge vperllert. urch ihn hinab, und guch die Luft nimmt durch ihn ihren Weg,
Nun müssen wir schon weit im Innern des Meißners jein. im am Ende jenes Stollens durch einen Entlüfter abgesaugt zu
Uber uns laslet jeine gewaltige Sasaltdecke, durch deren Kisse und verden, wãhrend die frische Luft durch den oberen —Ax
Spalten das Wasser in den Stollen herabsickert, der eine Ent⸗ indringt.
wãsserungsanlage des darüber lagernden Séergteiles bildet. Hoch Wir bommen auf unserem Rückwege bis zu jener anfangs er⸗
iber uns greifen die Tannen der Hochfläche mit ihren Wurzeln oähnten Gabelung. Nun jollen wir auch noch einen Besuch im
ins Geblüft, strecken sich die Schneisen auf, der Casseler Kuppe, Astfelde abstatten, der uns neue, ungeahnie Eindrũcke bringt. Im
iber die jeßt slüchtige Kehe wechjeln, und der Himmel mit dem zZuͤdfeld haben wir durchweg ———
ollen Monde hereinblickt. Aber ob die Sterne mederschauen duft gefunden, und außer der uͤnvermeidlichen Feuchtigkeit und der
der die Sonne im Mittagsglanze, für die Tiefe bleibt sich alles Zruchgefahr ist uns nichts weiter begegnet. Im Oufeld aber lernen
zleich mit ihrer ewigen Nacht und dem wir die eigentlichen Leiden des Berg⸗
rintönigen Ticken des Tropfenfalls. manns bennen. Es fällt uns schon auf,
Noch sind wir keinem lebenden Wesen daß die Temperatur, die im übrigen
auf unserer langen Wanderung begegnet Stollen bellerhaft bühl ist, hier mehr
und haben auch noch beinen Laut von und mehr zunimmt. Es wird immer
solchen vernommen. Endlich, am äußersten heißer, die Luft immer jtickiger, und
Ende der Wanderung, schätzungsweise endlich gelangen wir in eine ausge⸗-⸗
sooo m hinter der Verzweigung, blinkt mauerte Strecke, deren rissig zersprungenen
zinmal ein Lämpchen in der Ferne auf, Mände eine wahre Backofenglut aus-
und wir treffen auf einen der wenigen strahlen. Der Schweiß ergießt sich in
Bergleute, die heute, nur mit Aus- Stfrömen aus allen Poren, das Herz
esserungsarbeiten, im Stollen beschäftigt nopft rasend, und die Lunge atmet
sind. Es ist eine erregende Empfindung, cqhwer in einem widerlich stickigen Dunste.
hier in der grauenerweckenden, einsamen Heißes Wasser tropft von oben hernieder.
Nacht einem Menschen zu begegnen, der And hier treffen wir auf einen ganzen
da aällein und verloren seinem schweren Teupp Bergleute, die ermattet an den
Berufe nachgeht, und der alte Boerg Vaãnden kauorn und nur sich für kurze
nannsgruß „Glück auf!“ greift einem Spannen abldjend, arbeiten Lönnen. Im
vundersam ans Herz. hellen Lichte der vielen Lampen fällt
Hier sind wir nun in den Endbe— ns die Decke des Stollens auf, die auf
zirken des Stollens, vor den Orten, wo einmal wie abgeschnitten weit niedriger
die Kohlen abgebaut werden. Der Grund⸗ ais sonst zu sein scheint. Wie wir uns
jatß für den Betrieb des ganzen Berg- aͤber die Sache genauer besehen, ist
werbs ist folgender: Sunächst durchfährt die vermeintliche Decke nichts als ein
nan das gesamte Kohlenflöz bis an seine Schwaden gelbweißen, dicken Qualmes,
enseitige Grenze, wo man auf das Gestein, der sich langsam wälzend den Stollen
n diesem Falle auf Tone, trifft. Dort hinunterzieht. Gebückt unter ihm kbann
»eginnt man nun, indem man ein Netz man zur Not noch atmen, aufgerichtet
»on Quer- und Parallelgängen anlegt, wũrde man ersticken.
mit dem Herausräumen der Kohle. Ist Hier find wir an einem der Brand⸗
dies geschehen, so zieht man sich zurück herde, die seit undenklichen Seiten unter
ind läßi die ausgeräumten Orte in sich der Erde glimmen. Bejindet sich doch
usammenbrechen. Nun wird der nächste ein solcher auch heute noch oberhalb
Abschnitt ausgeräumt, und so zieht man pon Schwalbental in dem längst ver⸗
ich etappenweije zurück, bis man am assenen dortigen Bergwerbe, desjen
Sremsberge bzw. am Beginn des Stollens Daͤmpfe durch die Felsspalten an der
angebommen ijt. Dann beginnt man einen Stinbjieinswand zu Tage treten und
geuen Stollen, eine Sohle tiefer, vor⸗ hei gewissem Winde auf weite Strecken
zutreiben, wieder bis zum Ende des Flözes, hin wahrzunehmen sind. Diese Brand-
und hat nun die fruͤhere, zusammenge⸗ herde, unbekannter Entstehung, mõg⸗
brochene Sohle als Hangendes über sich, licherweise durch Selbstentzündung her⸗
während das Liegende in noch unbe- —EV—
rührter Kohle besteht. So wird nach und indem man den hmeinsführenden Stollen
nach das gesamte Flöz, das eine linsen- bermauert und sie im Bogen zu umgehen
sörmige Gestalt mit einer Stärke von jucht, sind aber dadurch nie zu ersticken,
lo m haben soll, abgebaut, indes sich der da sie durch Gesteinsspalten von obenher
dadurch entstandene Hohlraum, der aber immer noch etwas Luft erhalten.
nie höher ist als der jeweilige Stollen, So ist man denn auch hier dabei,
hurch Nachbrechen des Gebieges ohne Der Bär oder Todstein bei Abterode. den Siollen abzusperren. Suvor aber
nerbliche Bewegungen schließt. Das Oscar Tellgmann, Hotphotograph, Eschwege. wird noch an Maierial geborgen. was
ganze kLompliziert sich durch die mannigfachen Spuren und Keste nõglich ist. Damit sind die braven Sergleute. an dieser Stelle
zes alten Bergbaues, der bereits das Floz vielfoltig durchwühlt hat. in der Sonntagsnacht beschãftigt.
Wir dringen daunn bis ans Ende der Stollengänge vor, wo der Wahr lich, wenn man die Umstände und Verhãltnisse in Betracht
Ton ansteht, sehen auch einen alten, mit runden Saunstamm Ab ieht, unter denen diese Menschen ihr Brot verdienen müssen, so
chnitten abgedãmmten Stollen, der zu einem früheren Brandherd teht man erschũttert vor solcher Schwere des Dajseins. Es ist
ührte. Wir besuchen das Labyrinth der Querschläge, die mit schweren, chon beine Annehmlichkeit, in dem Lühlen Teile des, Stollens,
von jelbst schließenden Weiterlũren abgesperrt ind, die den Luft- ni triefender Nãsse, in Gefahr der Verschuttung und ewiger Finsternis
durchzug in den gewünschten Bahnen halten. Wir treffen auch bine Schicht von 2tiwa .jo Stunden, meist in gebückter Körper⸗
ochit bedenbliche Stellen, wo die Verzimmerung in wüstem Bruch lellung, zu verbringen. Was aber im Sereiche der Brandherde,
erniederhãngt und, manchmal ein Stempel mit Donnerkrach zer- n dörrender Glut uͤnd stickiger Luft, die zu den übrigen Gefahren
peingt. Nur einzelne Simmerleute gehen in diesen beängstigenden ind Anbilden hinzutreien, an Aufopferung von Gesundheit und
Sezirken ihrer Arbeit nach. Arbenskraft bei recht mahigen Löhnen verlangt wird, ijt erstaunlich.
Die Kohle selbit ist vor Ort nicht weiter mübsam zu gewinnen das Dasein des Bergmanns ist überhaupt hart. 210 Stunden
ind fällt eher zu lose als zu schwer beiĩ jedem Sioße herab. Die dauert seine Schicht, nach der er seinen oft jehr weiten Heimmarsch
ungeheueren herzförmigen Schaufeln aber setzen uns in Kespert n sein Dorf, 3. B. nach Hausen oder Franbenhain, antritt. Dieser
bor den Armen. die sie bedienen bLönnen. Peg. der Aufenthalt daheim. der zumeist notgedrungen der Kuhe