Aus alter Seit.
Das Rathaus und das Kaufhaus
zu Eschwege.
Das äãlteste Kathaus hatte noch verjchiedenen Swecken gedient.
In ihm wurde Gericht gehalten. Kats gepflogen, geschmaust und
etanzt. Auch das gesamte Geschäftsleben spielte sich hier ab.
Als die Stadt immer größere Bedeutung gewann, und der Handel
edeutender wurde, hai man gewiß aus Raumbedürfnis im Jahre
431 die Wage und die Weckebuden errichtet. Auch für Handels-
wecke mußte man größere KRäume haben. Man begann deshalb
m Jahre 1452 mit dem Bau eines großen massiven Gebäudes,
es Kaufhauses. Diese Jahreszahl befindet sich auf, einer noch
ꝛttt vorhandenen Tafel von 60)103 em mit der Inschrist:
Anno X dni Xx moxx
ccce X L I) ist x dit
werk X an-gericht
Zur Ausführung kam zunächst aber nur der Anterstock, welcher
nach Osten zu, vom alten Kathaus durch das Katsgäßchen getreunt,
en Stadtweinkbeller in zwei Gewolben ũbereinander und im Westen
die stãdtijche Garbüche enthielt. Der
Oberbau, das Kaufhaus, bam erst
pãter im Jahr 1588 zur Ausführung.
Suerst diente das Gebãude wohl all⸗
gemein dem Handel, später jedoch
diente es nur den Gewandschneidern
als Verkaufsraum, weshalb das
Kaufhaus nur noch als „Tuchboden“
bezeichnet wurde.
Sas Gebãäude hatte eine hervor⸗
ragend schoöne Westfassade, wie wir sie
nur noch an dem Eschweger Schloß
und dem neuen Haus antreffen.
Aber eine zweiläufige Freitreppe
jelangte man vor ein Kenaissance⸗
bortar mit dem hessischen und dem
Ejchweger Wappen unter dem Giebel
und der Jahreszahl 1588. Der Raum
des Kaufhauses ging durch zwei Ge—⸗
chojje und hatte jedenfalls Emporen.
Der Giebel ist besonders reich aus⸗
gestattet und erinnert an das Rat-
haus zu Münden und zu Hersfeld,
vährend man die schreitenden wappen⸗
halienden Löwen in gleicher Aus—
ũhrung an dem landgräflich hessischen
Marstall zu Cassel auf den Siergiebeln
ieht: Die Bekrõnung bildete auch
dier eine Kolandsfigur.
Die Uhr wurde 1760 angebracht,
ie war für ihre Seit ein bostspieliges
Kunstwerb, sie zeigte die Stunden auf
der West- Nord- und Güdseite an.
Im Jahre 1862 erhielt Hof⸗
Kammerräat von Feckenhofen den
Auftrag, für eine an Stelle der
Freitreppe anzulegende Hauptwache
inen Grundreiß anzufertigen. Für Keijekosten und Aufnahme
ines Teiles des aiten Tuchhauses, für Seichnung und Kosten-
inschlag wurden ihm 40 Taler 16 Albus gezahlt.
Voͤr dieser Zeit befand sich die Hauptwache in dem Kathaus, wo
ie 1799 an Stelle der alten Apothebe eingerichtet worden war.
die neue Hauptwache bestand aus dem Wachtlobal, einer Offizier⸗
ube und der Arrestantenstube. Auf einem alten Steindruck von
Kobling vom Jahre 1826 sieht man das höchst unschön wirbende
Vachthaus an Stelle der abgebrochenen Freitreppe, vor dem Wacht-
aus einen erhöhten Platz mit Gewehrstũtzen, Aber der Haupt⸗
pache waren zwei Eisenplatten angebracht mit einem von KHebtor
Kabanus Lukbas Ende des 16. Jahrhunderts verfaßten Distichon:
Das älteste Rathaus der Stadt Eschwege stand mitten auf dem
großen Marbt, seine erste Erwähnung geschieht als pretorium seu
onsistorium im Jahre 1303. Alber sein Aussehen und die Seit
eines Abbruches weiß man nichts. Nach Banges thüringischer
Lhronik wurde im Jahre 14831 nach dem Kohlmarkbkt zu in westlicher
Kichtung ein hölzernes Gebäude errichtet, das die Stadtwage und
ie Weckebuden im Untergeschoß enthielt. Das Gebäude war
ehr eng und niedrig. Auch dieser Bau ist verschwunden. Er
rannte bei dem großen Stadtbrande im Jahre 1031 ab. An
einer Stelle wurde im Jahre 1660 ein Neubau aufgeführt, der
noch heute steht. Gleich wie sein Vorgänger enthielt dieser Bau
m Antergejchoß die Stadtwage und die Weckebuden.
Wenngleich das Rathaus durch
leine Umbauten verändert worden
st, bLann man noch die alte Ein—
eilung der Geschosse erkbennen. Su
ebener Erde betrat man vom Marbt
aus durch eine breite hohe Tür den
Vageraum, wo eine Balbkenwage
nit 3wei Holzschalen an der Decke
»ing. Links davon lag, wie auch
roch jetzt, das Simmer des Wiege⸗
neisters, der von hier aus in seine
Uleine Wohnung gelangen kbonnte.
Auf der anderen Seite des Wage—
raumes zog sich ein langer Raum
mit einer langen Reihe Fenster hin,
in welchem die Bäcker ihre Ware
eil hielten, daher der Name „Wecke-
uden“. Nach der Stadtkämmerei-
Kechnung vom Jahre 1799 wurde
im Untergeschoß des Rathauses eine
Apotheke betrieben. Jetzt enthält
das AUntergeschoß die Brückenwage,
die Simmer des Eichmeisters und
einen Kaum für eine Feuerspritze.
Das Inventar vom Jahre 1884
peist als zur Wage gehörig z3wei
Magebretter auf mit Ketten und
Hewichte von ein Sentner, 56, 54,
12, 21, 21, 11, 4, 21/2 und 1/ Pfund.
Auf der Wessjseite führte die
Treppe zum Obergeschoß, welches in
rinen großen Vorplaßtz, eine Stube,
owie einen Saal eingeteilt ist. Die
gleiche Anordnung zeigt auch das
zweite Stockwerb.
Die Käume des ersten Stochk-
werbes bildesen die Arbeitsstube
des Stadtschreibers, jowie die Repositur, während im obersten
Stockwerke die große Ratsstube mit zwei Vorgemachen und die
Kämmerei sich befanden. Auch befand sich dajelbst ein leichteres
Befängnis, das sogenannte Jokskämmerchen, das Schreckgejpenst
aller unartigen Kinder.
Bemerbkenswert an dem Kathaus ist die Tür zur Wage mit
der Inschrift: ESCHVEGIAM 1660 zu beiden Seiten des Stadt-
vpappens. Uber dem Eingang zur Treppe befand sich die Inschrift:
a Fra XI neae le X sae Va VI ae
Desolationis Annus Cons VM serat aedes
Reparationis Aedes gparci hon
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DVrch Ra VCh und RacCh In
AsCh WVeg EsCh weg Ist gebracht
In LIeber FrleDenszelt Ist
Rathha Vs steht geMacht
Sum Bau des Rathaujses hatten nach einem Ratsbeschluß von
i650 jeder Brauer] Taler, andere Bürger, die beine Brauerei
hatten, !/ Taler, andere je nach Vermögen 1, 6 oder weniger
Albus zu zahlen.
Die ehedem von der Stadtverwaltung benußten Käume waren
zuletzt der Kreissparbasje eingeräumt.
Consulibus binis Schefiero lloretis arte,
Daedalus et Schreiben Curia fixa stetit.
uminibar faustis Heroldo Judice Taurus
7t Stango aedili molnia prima locat
Distichon ut nosoas, lector prins occulit annum
dignatur mensis posteriore tibi.
sRabenus Lucas, Rector scholar secit.
Debetur soli gloria, cuncta/Deo.
IJ.
Der Tuchboden, dessen Decke im Anfang des 10. Jahrhunderts
chon eingestũrzt war, wurde vorübergehend von Schauspielertruppen