Full text: Heimatschollen 1921-1925 (1. Jahrgang - 5. Jahrgang, 1921-1925)

„Modder, Modder, woas hun ich de Korl su geern ge⸗ „Nix, gornix!“ 
X8 nau doas?“ Schwer stapft Karl seinem Heim zu. In der Ferne 
ie weinte. erklingt das Kollen des Wagens. 
„Sannche, holl mer mei' Predigtbuch, ich kann doach Als Karl das Hofftor öffnet, ist er bestürzt. Es ist bis 
ait schlofel intenwider offen. Bedächtig schließt er es. Der Hofhund 
Die Stubendielen knarrten leije, wieder wimmerte das Kind. aunert leise. 
Dann raschelten Buchblätter. Er strebt nach der Türe. Auf der untersten Treppen- 
„Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete, tufe sitzt eine dunkele Gestalt. Er tastet mit den Händen. 
und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz „Sannchel“ 
und eine blingende Schelle, und wenn ich ..“ „Korll“ 
„Modderl“ zerknirscht, gequält kam das Wort. And Eine müde Hand recht sich ihm entgegen. Er faßt seine 
dann ein pfeifendes Geräusch, ein Nufschnellen des Kindes. Frau unter den Armen, hebt die Müde auf und geleitet sie 
„Sannchel Des Korlche sterbtl“ udie Küche. Da sitzt sie und schaut ihn aus aramzerrissenen 
Die Arme fest an den Leib gepreßt, sitzt die junge ugen au. 
Frau da. Kein BSlutstropfen ist in ihrem Gesicht. „Is des Korlche yr 7 24 
Coß en sterte Mododer! g39 waas nit Korll Ich waas nur, deß ich bei dich 
Sa hebt sich die Alte aus dem Bett. Der Schatten nuß, deß du un ich 36 . 
hrer I p̃ an der Wand. ch Mit einem jachen Außsschrei begrãbt sie das Gesicht in 
Mach dich enaus, Sannchel Die Mörderin zoum WMörder en Sanden. Ihr KTorper zittert wie in Krem bien Er steht 
F *8 —— — »Nieben ihr, hat ihre Schultern umspannt. Die freie Kechte 
48 treichelt ihe Haar. 
Schwer hebt sich die Junge vom Stuhl. Vor dem Ofen ß 
intt ie meder Ihre Hande vect sie empor⸗ „Gott Valer — 34 *87 ee des 
n —8 nemm mei' unschuldig Kinnche zu der un nemm inem Seufzer läßt sie die Arme fahren. „Mörder!“ Ihre 
z zãhne schlagen aufeinander. Sie hat die Augen geschlossen. 
sie 2 ene das Kind aus den Kissen. hastig tragt dun schlãgt sie sie wieder auf. Voll Haß treffen sie das 
„Korlche, mei' Korlche, wenn nur de Dobtor noch emol Angesicht des Ma nues. * 
do wär', wenn nur de Dobtor noch emol do wär'l!“ Leise, gütig fährt seine Hand uber ihr Haar. 
Wie Fieber überläuft es den lauschenden Mann. Leise 7* n er nia bbeʒ Wen feuchter Gl itei 
setzt er Fuß vor Fuß, wie eine Katze gleitet er durch das hnen eine Augen worden blar. Ein seuchtoer anz ijt in 
Dunkel. Nun hat er die Straße gewonnen. Er hörte . α. ¶, .14. Mi 
uuf dem harten Boden seine eigenen Schritte, als käme p Feree g* ie finsterer Haß 
inter i i jRZuͤpp! 
Moand hinter ihm drein. Klappl Klappl Klippl Klappk handelt sich in Tiebe Ihre Hugen wollen weinen. Da 
* enkt sie des Kindes, daß sie seinetwillen sterbend verließ. 
gn⸗ weiße, hochragende Gostalt erschrecht ihn. „Der Sie spürt es, wie ihr Herz versteint, fühlt wie ihr versteintes 
Tod!“ blitzt es durch sein Gehirn. Er schließt die Augen, — * sbansch acht si 
zffnet sie wieder. Ein Wegekreuz. Nach Wockenbacht örderherz zu dem einen pag * — ach sie auf. 
— .Ja, Karl Keckeroth, jetzt bin ich deiner wert! 
agt die gereckte Hand. Er rast durch die Nacht. Se, die e der Schule gelerne hat. Die 
J Das Doktorhaus. Eine heisere, kreischende Klingel. Munepuu 'jst Iet ba * “ 
Vueree eheltemnssstunbenoo Fragen. And dann Sie spürt, wie er ihre Stirn büßt. Sie windet sich 
R 2 7 b bel. 
Er sitzt auf der Treppe, das Haupt in den Händen or 8 michl“ 
— schwinden ihm die Sinne. Er ast Ber bieiche Schein des Küchenlichtes wird überstrahlt 
wo d n been uen rn rüttelt ihn von 73 rosigen Schimmer des erwachenden Tagesgestiens. 
llauv. 2 echanisch löscht sie die Lampe. 
Da rappelt er sich auf und sitzt neben dem Doktor im Er sitzt ihr gegenüber. Seine Lippen sind bleich. Wie 
ut ae Maͤner don Wachondor ener liegt es um seine Wangen. 
„Susanne! 
„Herr Dobtor, ich steie aus. Do is mei' Haus, un e Seine Stimme ist hart. Als ob eine Trompete zum 
Sauernhaus kann de Bauer nicht entbehrn. Noch aans, Angriff riefe. Sie richtet ihre haßschweren Augen auf ihn. 
Herr Dobtorl Soage se meiner Fraa und meiner Schwieger- Sie bann der blauen Güte seiner Augen nicht begegnen und 
Diser * c ich ohe Wob⸗ soage se, se hätte kaan zräbt ihren Blick in den Knoten des lose geschlungenen 
uh gehoabt wege dem Kind! dalstuches. 
—* groden eoen sieht ihn der Arzt an. Er greift ede reden, Susanne?“ 
einer Hand. ie nickt. 
„Kaerl, doas loas der sage: de bist e wunnerlicher Kauz! „Mit sechs Jahren verlor ich den Vater. Das war hart. 
Schickst dei Frau mit em schwerkranke Kind iwwer Land, Aber ich hatte eine gute Mutter. Mit vierzehn Jahren 
hoast, wie ich der anmerke, gelaustert, un läßt mich doa wie derlor ich die Mutter, denn sie glaubte anderen Leuten mehr 
de liebe Heregott noch Haßdorf kutschiern, un doa soll ich ils mir. Mit siebenundfünfzig Jahren gewann ich dich; mit 
ei wue Dir alte Spintisierer soll de Deuwel ins ieunundfünfzig Jahren verliere ich dich. Denn du wirst mir 
ippche gucke!“ iĩcht glauben, Susanne!“ 
Nun streckt Karl dem Arzte die Hand hin. Sie ist balt Sie sieht auf. sieht ihn sitzen wie einen Mann von achtzig 
wie · Eis. sahren mit seinem griesen Kopf. In ihren Augen ist Angst 
„Soll ich gornix bestelle?“ ind MNot. 
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