Auf der Heimatwarte.
Hauptversammlung des Knällgebirgsvereins in
Ziegenhain. Wenn die ersten warmen Strahlen der Vor—
rühlingssonne die Lust zum Wandern wecken, dann regt sich zugleich
n unsern Gebirgs- und Wandervereinen neue Schaffenslust auf
hrem Arbeitsfeld der Fürsorge für all' die Wanderer, die im Laufe
des Jahres unsere stillen Wälder durchstreifen und unsere umlaubten
Städtchen bejuchen wollen. Darum hatte der Knüllgebirgsverein
uuf Sonntag, den 27. Februar, zu einer außerordentlichen Mitglieder-
»ersammlung nach Siegenhain eingeladen, um laufende Geschäfte
u erledigen, namentlich aber um Richtlinien aufzustellen für die
Arbeit auf dem so wichtigen Gebiete der Jugendherbergen und
des Jugendwanderns. Bei dem zunächst erstatteten Kassenbericht
ronntke der Vorsitzende die mit freudiger Genugtuung aufgenommene
Mitteilung machen, daß in 1020 nicht nur die Schuld für den
Eijenbergtuerm bis auf den letzten Pfennig bezahlt, sondern auch
noch die 650 Mark betragenden Kosten für Fassung der „Christinen-
juelle‘“ auf dem Eisenberg gedeckt werden Lonnten. So werden
nuun Geldmittel frei für neue große Aufgaben des VDereins, und
iese bestehen vor allem in der Errichtung von Jugendherbergen.
Sevor man sich diesem Punbt der Tagesordnung zuwandte, sollte
noch die Frage entschieden werden, ob der Verein die Errichtung
eines Heimatmuseums in Siegenhain woeiterhin noch als seine
Aufgabe betrachten oder dieselbe einem besonderen, etwa noch zu
jründenden Museumsverein überlassen will. Die Verhandlung
arüber, an der auch der Landrat des Kreises Siegenhain, Herr
Freiherr von Steinau⸗Steinrück, teilnahm, gestaltete sich leider, sehr
zum Schaden für die übrigen Gegenstände, unerwartet langwierig.
Man fand schließlich einen Mittelweg, nämlich die Errichtung des
Museums dem Sweigberein Siegenhain und den übrigen Sweig—
vereinen im dortigen Kreise zu überlassen. Die nun solgende im
Mittelpunkte der Tagung stehende Verhandlung über die Fürsorge
für unsere jugendlichen Wanderer wurde eingeleitet durch eine
varmherzige Mahnung des Vorsitzenden des Homberger Wander⸗
hereins, Herrn Apotheber Hille, dieses Arbeitsgebiet mehr noch
ils sjeither in den Vordergrund der Vereinstätigbeit zu rücken.
Herr Hille mit seinem begeisterungsfähigen Herzen ist im Knüll—
gebirgsverein der Vorbämpfer für die Pflege des Jugendwanderns,
und die in Homberg bis jetzt erzielten Erfolge sind vorbildlich.
Seinen Tätigkleitsbericht ergänzte der als stets willlommener Gast
anwesende Vorsitzende des Hessischen Gebirgsvereins, Herr Justizrat
Wenning, der insbesondere noch das Verhälfnis des Hauptausschusses
für deutsche Jugendherbergen in Altena i. W. zu dem für unser
Hesfjen gebildeten Sweigausschuß erläuterte. Es besteht hier ein
Streitpunkt: Trotz der Gemeinsamkeit der Siele und trotzdem der
Kasseler SZweigausschuß sich aus den verschiedenartigsten Korporationen
ind VDereinen zusammensetzt, mithin sich nicht lediglich als ein
Voerkbzeug der Gebirgs- und Wandervereine betrachtet, versagt der
Hauptausschuß in engherziger Weise vorläufig noch unserm Sweig-
ausschuß die Anerbennung und droht damit, durch Gründung eines
desonderen Ausschusses Sersplitterung in unser Gebiet hinein-
zutragen. Der Knüllgebirgsverein mißbilligt dieses Vorgehen und
tellt sich auf den Boden des Kasseler Sweigausschusses, durch den
er für sein Gebiet schon mancherlei Unterstützung erfahren hat.
Daß die seither geleistete Arbeit der Regierung in Kassel nicht
inbebannt geblieben ist und von ihr gewürdigt wird, ging aus den
Worten des Vertreters der Kegierung, Herrn Assessor Lahmeyer,
»ervor, der dem für das Knüllgebiet gebildeten Unterausschuß
vpeitgehende Anterstützung in Aussicht stellte. Nach der allgemeinen
Aussprache ging man zur Besprechung des Arbeitsplans im
Finzelnen über. Die Aufgabe, das ganze Knüllgebiet mit einem
Netz von Herbergen zu überziehen, ist zu gewaltig, um sie mit
einem Schlage lösen zu Lönnen, zumal die Wohnungsnot vielfach
ein ernstes Hindernis bildet. Aber so viel muß und wird geschehen,
daß schon in diesem Jahre an verschiedenen Orten, 3. B. Kabolds-
»ausen, mit Betten und Gerät ausgestattete Herbergen erstehen
werden, denen dann mit der Seit immer neue folgen werden. Mit
diesem praktischen Ergebnis mußte der vorgerückten Seit wegen
die Verhandlung über diesen Punkt der Tagesordnung abgebrochen
werden, ohne daß es, wie sehr zu bedauern, möglich gewesen wäre,
die Bildung von Jugendwandergruppen, wie Homberg eine solche
besitzt, und die Veranstaltung von Wanderfahrten noch zu behandeln.
Der Vorsitzende legte zum Schluß den Teilnehmern noch ans Herz,
jür die „Heimat-Schollen“ zu werben, namentlich in den Zweig—
hereinen derienigen Kreise. in denen, wie 3. B. in Horsfold. das
Slatt den Kreisblättern nicht beigelegt wird. Wenn die Tagung
azu beitrug, die Teilnehmer mit neuer Schaffensfreude zu erfüllen.
o wurden sie in der Liebe zur Heimat und zu unserm Volkstum
ioch besonders gestärkt durch die am Nachmittag gebotene vor—
reffliche Aufführung des prächtigen Schwalmschen Volbsstückes
Kriegstrauung“. Ueber Inhalt und Spiel gab es nur eine
Stimme des Lobes und der Anerkennung.
Wegezeichen. Mit dem Frühling steigt wieder mancher
Vanderfreund auf einsamen Waldwegen in die Berge. Er läßt
ich von den Wegezeichen führen, die von den Gebirgs- und Wander-
ereinen angebracht werden. Bei den heutigen Preisen für Farbe
jst das ein bostspieliges Unternehmen, das noch bostjspieliger sein
oürde, wenn nicht einzelne eifrige Mitglieder ihre Seit opferten
ind mit Farbtopf und Pinsel in den Wäldern uümherliefen. Da
st es umso bedauerlicher, wenn böswillige Hände die Wegezeichen
erabreißen oder sonstwie zerstören. Das mußte ich auf einer
Närzwanderung Homberg — Wallenstein — Raboldshausen feststellen.
Am Ebig vor Wallenstein haben Bubenhände das frisch angebrachte
egende Kreuz durch Schläge mit dem Axthelm und mit der Axt-
hneide auf die dicke Borbe der Kiefernstämme an mehreren
5tellen entsernt. Mag sich der Kohling seiner Tat gefreut haben;
inst werden die Schläge auf ihn selbst zurückfallen. Alle Wander⸗
reunde aber mögen im Verein mit den Forstleuten, den treuen
dütern des Waldes, ihr Augenmerk auf solche Serstörungen
ichten und ihren Urhebern das Handwer! legen. 8.
Altertumsfunde. Schon in der jüngeren Steinzeit war die
ilte Marb Berezizun, das Bärenschießen (Allendorf i. Kr. Kirchhain).
n ihren höheren Teilen besiedelt. Das beweisen mehrere in den letzten
jahren gemachte Funde. In ihrem nördlichen Teile, der Wüstung
ẽmsdorf, fand vor einiger Seit der Landwirt Karl Lecher aus
ẽmsdorf in der hier befindlichen Sandgrube eine Steinaxt, die
urch Wossels Vormittelung in das Hessische Landesmuseum gelangt
ein soll. Auch einen Spinnwirtel aus Stein hat man hier gefunden.
Bei einem Spaziergang im letzten Sommer sah ich dort einen
chwarzen, glasartigen Stein am Wege liegen. Es war eine drei—
antig zugehauene Speerspitze aus Obsidian. Die beim Auffinden
ioch nadelscharfe Spitze ist leider in Länge von 8 mmim abgebrochen.
Dux.
Felsberger Festspiele. Am 26. und 21. Februar hatten
vir die Freude, der schon seit einiger Seit mit Spannung erwarteten
Aufführung des vaterländischen Festspiels „Im fremden Bann“
eizuwohnen. Sie ging bei schönstem Wetter vor sich. Und das
rhöhte die Feststimmung noch um ein erhebliches, wenn auch nicht
llein hierin der Grund lag, daß bei den Vorstellungen der Saal
berfüllt war, der immerhin 500 Menschen faßt. Die mitwirkenden
felsberger Bürger waren ihrem Spiele nach durch die vorjährige
Aufführung schon bekannt. Auch dieses neue Festjpiel spielt wieder
n Felsberg. Der Verfasser, unser hessischer Heimatdichter Georg
Nohr, führt uns wieder in die traurige und doch so große Seit
or 100 Jahren. Wieder ging der warme Hauch hessischer und
eutjcher Heimatliebe von den Künstlern aus, und immer wieder
außte man den Unterschied spüren zwischen dieser Heimattreue
ind dem landfremden egoistischen, eitlen und tückischen Wesen der
remden Unterdrücker. Und beim Vergleich zwischen damals und
eute packt wohl jeden der gesunde Haß gegen das fremde Wesen.
Ind eine Freude ist es zu sehen, wie man sich wieder solchen Auf-
ührungen zuwendet! Die Liebe zu Deutschland muß wieder siegen.
nd dieser einen Dienst erwiesen zu haben, ist das Verdienst der
darsteller. Jeder gab sein Bestes, und jedem mag auch der Dank
on Herzen gekommen jsein, den die Mitwirblenden am Schluß dem
dichter abstatteten. Der schönste Lohn für sie ist und bleibt der.
aß die Gedanben, denen sie Ausdruck verliehen, in offene Herzen
elen. Die beiden Gedanben: In engster Gemeinschaft alle Liebe
er großen deutschen Heimat, aber den Fremden erbhittertsten Haß
nit Worten und — Taten! Nur so werden wir denen gerecht, die
hr Leben gaben für Deutschland. Und Deutschland sind — wir!
Nan sollte sich überall jetzt jseiner vaterländischen Dichter erinnern:
Zleist, Heyse. Freitag, Wildenbruch usw. Man sollte überall deren
Verbe aufführen, wenn auch mit beschränkten Mitteln, so doch mit
eißem Herzen. AUnsere Künstler wollen der Heimat dienen.
Vir Felsberger danben den Darstellern aufs herzlichste und hoffen.
aß sie uns spätestens im Sommer mit der Aufführung eines anderen
atorlandischen Stückes erfreuen.
eneee Konrad Berenecker-Melsungen, unter besonderer Mitarbeit von: Kreisschulrat Sch walm-Obergrenzebach und Taubstummen-Lehrer H. K uꝑ pel-Homberg.
lle Heimatfreunde sind als Mitarbeiter willlommen. — VDerantwortlicher Schrijtleiter:; Paul Woiche-Melsungen. — Alle Suschriften an die „Heimat-Schollen“ sind an
die Schriftleitung in Melsungen zu richten. Unverwertete Manuskripte werden nur auf Verlangen zurückgesandt. Der Nachdeuück aller Arbeiten mit Namenszeichnung
ist nur nach Uebereinkunft mit dem Herausgeber gestattet. — Druck und Berlag: A. Bernecker in Melsungen.